Guarana: Wirkung des Koffeins aus dem Dschungel
Guarana (auch Guaraná) soll bei Müdigkeit als Wachmacher dienen. Die Samen der Pflanze, die ursprünglich aus dem Gebiet des Amazonas stammt, enthalten deutlich mehr Koffein als Kaffeebohnen. In Deutschland ist Guarana vor allem in Form von Pulver, Kapseln oder als Bestandteil von Tee oder Energydrinks bekannt und beliebt. Nebenwirkungen sind denen ähnlich, die auch beim Konsum von anderen Lebensmitteln mit Koffein auftreten können. Welche Wirkung haben die Samen und ist Guarana gesund?
Was ist Guarana?
Guarana (Paullinia cupana) ist eine Pflanze aus der Familie der Seifenbaumgewächse. Sie kommt hauptsächlich im Amazonasgebiet vor, wo sie sich als Kletterpflanze an anderen Bäumen emporrankt. Kultiviert man die Guaranapflanze, wächst sie in Strauchform.
Zur Weiterverarbeitung in Form von Kapseln, Pulver oder Tee wird aber nicht die Pflanze an sich genutzt. Es sind die kleinen, roten Früchte, die im Inneren die wertvollen Samen, auch Nüsse genannt, enthalten. Ist die Frucht reif, platzt sie auf und enthüllt ihr weißes Inneres mit den schwarzen Samen. Deren Wirkung wird sich bei Produkten mit Guarana zu Nutze gemacht. Dazu werden die Samen getrocknet und anschließend zu Pulver gemahlen oder mit weiteren Zutaten zu einer Paste angerührt. Der Geschmack von Guarana ist bitter.
Guarana: belebende Wirkung dank Koffein
Die Samen der Guarana sind nicht nur reich an Fetten, Protein sowie Stärke, sondern weisen ebenfalls eine hohe Konzentration an Koffein auf – diese ist je nach Sorte etwa drei- bis fünfmal höher als in einer vergleichbaren Menge Kaffeebohnen.
Im Gegensatz zum in Kaffee enthaltenen Koffein entfaltet sich das Koffein der Guaranasamen allerdings erst nach und nach, da es zugleich an Gerbstoffe gebunden ist. Damit sich das Koffein von Guarana freisetzen kann, müssen zuvor die Gerbstoffe abgebaut sein. Dies hat zur Folge, dass das Koffein vier bis sechs Stunden im Körper vorhanden sein und damit ebenso lange auch seine anregende Wirkung entfalten kann.
Durch das Koffein werden die Blutgefäße erweitert, was sich beispielsweise positiv bei Kopfschmerzen auswirkt. Auch die Psyche profitiert: So wird die Konzentration durch die Stimulierung bestimmter Nervenzellen angeregt und Müdigkeit nimmt ab. Darüber hinaus soll Koffein auch eine positive Wirkung auf die Haut haben. So wird dem Stoff ein durchblutungsfördernder, hautstraffender und abschwellender Effekt nachgesagt. Guarana ist deshalb auch in einigen Produkten zur Pflege der Haut enthalten.
Ob die Wirkung von Koffein in Guarana beim Abnehmen unterstützen kann, ist umstritten. Zwar kurbelt Koffein die Verdauung an, dies allein reicht aber nicht, um Pfunde zu verlieren. Dazu gehören Sport sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Neben Koffein enthalten die Guaranasamen weitere Inhaltsstoffe. Dazu gehören sekundäre Pflanzenstoffe, vor allem Tannine und in geringeren Mengen Saponine, Catechine und die auch in Tee enthaltenen Stoffe Theobromin und Theophyllin. Tanninen wird eine antimikrobielle sowie krebshemmende Wirkung nachgesagt. Sie können jedoch in höheren Mengen auch die Aufnahme von Mineralstoffen im Körper behindern. Der bittere Geschmack von Guarana wird durch die enthaltenen Saponine verursacht.
Nebenwirkungen von Guarana
Guarana wird von Herstellern entsprechender Produkte oft als schonende Alternative zu Kaffee bezeichnet. Im Gegensatz zum Kaffee soll das Koffein von Guarana weder die Magenschleimhäute angreifen noch andere Nebenwirkungen besitzen.
Doch bei übermäßigem Konsum kann Guarana durch das enthaltene Koffein ebenso wie Kaffee Nebenwirkungen auslösen. Dazu gehören:
- Schlafprobleme
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Zittern
- innere Unruhe
- Übelkeit
- Durchfall
Die eigentlich positiven Effekte auf die Psyche kehren sich bei übermäßigem Konsum also um.
Drei Gramm Guaranapulver (circa eineinhalb Teelöffel) in Wasser aufgelöst haben etwa einen Koffeingehalt von 100 Milligramm. 50 bis 200 Milligramm Koffein entsprechen ein bis vier Tassen Kaffee. Als unbedenklich gelten für gesunde Erwachsene Höchstmengen von 200 Milligramm Koffein als Einzel- beziehungsweise 400 Milligramm Koffein als Tagesdosis.
Schwangeren oder stillenden Frauen wird maximal der Konsum von 100 Milligramm Koffein als Einzel- oder 200 Milligramm Koffein als Tagesdosis empfohlen. Kinder und Jugendliche sollten auf guaranahaltige Produkte verzichten.
Da Koffein den Blutdruck kurzfristig steigert, sollten zudem Menschen mit Bluthochdruck beim Genuss von Guarana Vorsicht walten lassen. Auch muss beachtet werden, dass die Wirksamkeit bestimmter Medikamente, wie beispielsweise von Levothyroxin gegen Schilddrüsenüberfunktion, durch Guarana beeinflusst wird.
Guarana als Pulver, Kapseln, Tee oder in Energydrinks
In Form von Trinkampullen, Pulver, Tee oder Kapseln kann man Guarana online oder in Sport- oder Lebensmittelgeschäften kaufen. In den 1990er Jahren hat Guarana vor allem als Getränk in Form von Energydrinks sowie als Nahrungsergänzungsmittel für Sportler*innen an Popularität gewonnen. Bekannte Energydrinks beziehungsweise Erfrischungsgetränke mit Extrakt aus Guarana sind beispielsweise Antarctica® aus Brasilien, Kuat® aus den USA sowie Kicos® aus Deutschland. Energydrinks dürfen pro Liter maximal 320 Milligramm Koffein enthalten.
Übrigens: Wer in den Genuss von Guarana kommen will, muss dafür nicht unbedingt Getränke mit Guarana, Guaranapulver oder -kapseln zu sich nehmen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Lebensmittel, die Guarana als Extra-Zugabe enthalten, wie etwa Gummibärchen, Schokolade oder Kaugummis. Diese werden meist durch den Hinweis "enthält Guarana" versehen. Das eigentlich bittere Aroma von Guarana ist in diesen Lebensmitteln keineswegs zu bemerken – häufig ist dies, genau wie in Energydrinks, allerdings auf den hohen Gehalt an Zucker zurückzuführen.
Darüber hinaus ist Guarana aufgrund des enthaltenen Koffeins auch in Pflegeprodukten für Haut und Haare, wie Cremes, Lotionen und Shampoos, enthalten.
Der Ursprung von Guarana
Die Nutzung der Samen der aus dem Amazonasgebiet stammenden Guarana hat bei der dortigen indigenen Bevölkerung eine lange Tradition.
Guarana wird von ihnen als Energiereserve genutzt. Darüber hinaus soll Guarana auch das Gefühl von Hunger oder Durst dämpfen können sowie die Konzentration stärken. Üblicherweise wurden früher lange Stäbe getrockneter Guaranapaste auf größere Reisen mitgenommen. Bei Bedarf wurde ein Teil der Paste von den Stäben abgeschabt, in Wasser aufgelöst und zur Steigerung der Energie getrunken.
Auch zur Senkung von Fieber und zur Linderung von Kopfschmerzen wurde Guarana bereits in der traditionellen indigenen Medizin eingesetzt.