Herz und seine Arterien (Grafik)
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Bypass: So läuft die Herz-OP ab

Von: Dr. med. Olga Preukschas (geb. Reichold) (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 17.07.2020

Immer wieder hört man im Zusammenhang mit Herzoperationen die Begriffe Bypass oder Koronarbypass. Was Bypass-Operationen eigentlich sind, wann sie zum Einsatz kommen und welche Risiken sie mit sich bringen, erfahren Sie hier.

Was ist ein Bypass?

Das Wort Bypass (Aussprache: Bei-Pass) kommt aus dem Englischen und bedeutet Umgehung/Umleitung. Der Begriff bezeichnet in der Chirurgie meist ein therapeutisches Verfahren zur Umgehung einer Gefäßverengung. Bei einer solchen Gefäßverengung ist ein Abschnitt einer Arterie verengt, sodass nicht genug Sauerstoff und Nährstoffe zum nachliegenden Gewebe gelangen können.

Deshalb schließt man eine "Umleitung" an, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten. Diese besteht aus dem Teil eines Gefäßes (zum Beispiel einer Arterie), das an anderer Stelle aus dem Körper entnommen wurde.

Welche Bypässe gibt es?

Ist von einem Bypass oder einer Bypass-Operation die Rede, so ist meistens die koronararterielle Bypass-Chirurgie gemeint, also die Umgehung der Koronararterien am Herzen. Daneben gibt es aber auch andere Formen des Bypasses.

Bei den folgenden Krankheitsbildern kann ein Bypass erforderlich sein:

Im Folgenden stellen wir Ihnen diese Krankheitsbilder kurz vor. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt jedoch auf dem Bypass am Herzen.

Koronare Herzkrankheit

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine typische Alterskrankheit, bei der durch Ablagerungen und Verkalkungen die Herzkranzgefäße verengt sind (Arteriosklerose), sodass das Herz nicht mit genug Sauersoff versorgt werden kann. Angina Pectoris (Engegefühl und Schmerzen in der Brust) oder sogar ein Herzinfarkt können die Folgen sein.

Die Therapie der KHK besteht zuerst in Lebensstil-Änderungen und Medikamenten. Sollte dies nicht ausreichen, wird die Engstelle im Rahmen einer perkutanen Koronarintervention (PCI) entweder mit einer Ballondilatation (ein kleiner Ballon wird direkt in der Engstelle vorübergehend aufgeblasen und drückt somit die Ablagerungen einfach nach außen, wobei das Gefäß insgesamt aufgedehnt wird) oder der Implantation eines Stents (kleines Röhrchen zum Offenhalten des Gefäßes) beseitigt.

Verschaffen diese Methoden immer noch keine Abhilfe, wird eine koronararterielle Bypass-Operation in Erwägung gezogen.

Periphere arterielle Verschlusskrankheit

Ist eine Arterie nicht am Herzen, sondern am Bein verengt oder gar verstopft, wird dies als periphere arterielle Verschlusskrankheit bezeichnet. Auch in solchen Fällen ist eine Bypass-Operation möglich und hilfreich. Man spricht in dem Fall von einem autologen Venen-Bypass oder alloplastischem Bypass.

Adipositas

Des Weiteren bezeichnet man auch einen Eingriff aus der Adipositas-Chirurgie als Magen-Bypass (Englisch: Gastric Bypass) oder auch als Roux-en-Y-Magen-Bypass. Hierbei wird ein Teil des Magens vom restlichen Teil abgetrennt und direkt an den Dünndarm angenäht. Dadurch werden weniger Nährstoffe aufgenommen und das Magenvolumen wird verkleinert. In der Folge reduziert sich das Gewicht. Das heißt, bei diesem Bypass wird ein ganzes Organ samt seiner Funktion (in Teilen) umgangen.

Wann wird ein Koronararterien-Bypass durchgeführt?

Da eine Bypass-OP ein großer Eingriff ist und gefährliche Komplikationen nach sich ziehen kann, sollte die Notwendigkeit sorgfältig abgewogen werden. Daher wird sie nur durchgeführt, wenn trotz konservativer Therapie und Stenteinlage die Symptome weiterhin bestehen bleiben und die Koronargefäße zu mindestens 50 Prozent verengt sind.

Außerdem muss der Patient einen guten Allgemeinzustand und eine gute Herzfunktion aufweisen und darf nicht an Komorbiditäten, also einer anderen schweren Erkrankung, wie etwa Bluthochdruck oder COPD leiden.

Es ist wichtig zu wissen, dass eine Bypass-Operation lediglich eine symptomatische Therapie ist, das heißt, sie gibt dem Patienten durch Linderung der Symptome zwar mehr Lebensqualität, steigert aber vermutlich nicht die Lebenserwartung. Bisherige Studien geben keinen eindeutigen Aufschluss darüber, warum das so ist.

Ablauf: Wie wird eine Bypass-OP durchgeführt?

Bei einer Bypass-OP wird zuerst der Brustkorb des Patienten am Brustbein geöffnet und sein Kreislaufsystem an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, welche für die Zeitdauer des Eingriffs die lebenswichtigen Funktionen der beiden Organe übernimmt. Mit einer Kaliumlösung wird das Herz für einige Stunden stillgelegt. Ab hier gibt es prinzipiell drei verschiedene Möglichkeiten, einen Bypass anzulegen.

1) LIMA-Bypass: Bypass aus der linken Brustkorbarterie

Die erste und beliebteste Möglichkeit ist der LIMA-Bypass (left internal mammary artery), bei der die Arteria thoracica interna sinistra (linke Brustkorbarterie) als Bypass genutzt wird. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht zum einen darin, dass ein arterielles Gefäß für den Bypass verwendet wird, welches für Bypässe wegen seiner Stabilität grundsätzlich besser geeignet ist als ein venöses. Außerdem muss nur eine Seite der Arterie abgeschnitten und neu angelegt werden, was weniger Komplikationen bei der Heilung bedeutet.

Konkret bedeutet das, man legt die linke Brustkorbarterie, die entlang des Brustbeins verläuft, frei, schneidet sie am unteren Ende ab und näht sie direkt an die Koronararterie an. Somit wird das Herz direkt über die Unterschlüsselbeinarterie aus der Bruskorbarterie zusätzlich mit sauerstoffreichem Blut versorgt.

2) Bypass aus einer Unterarmarterie

Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass ein Stück aus der Arteria radialis aus dem Unterarm entnommen und für die Umleitung verwendet wird. Dabei wird ein Ende der Radialisarterie hinter der verengten Koronararterie angenäht und das andere Ende direkt an die Aorta (Hauptschlagader). So wird eine zusätzliche Verbindung geschaffen, durch die das Blut fließen kann. Allerdings muss vorher eine ausreichende arterielle Versorgung der Hand überprüft werden.

3) Bypass aus einer Beinvene

Bei der dritten Variante, dem aortokoronaren Venen-Bypass wird dasselbe Prinzip angewandt wie bei der zweiten Variante. Statt einem Arterienstück aus dem Arm wird jedoch ein Teil einer Beinvene entnommen und als Bypass vernäht. Da Venen weicher und instabiler sind als Arterien, wird diese Methode nur noch selten und ungern angewendet.

Die OP-Dauer liegt, je nach Methode und Komplikationen, bei circa zwei bis fünf Stunden.

Was sind die Risiken und Komplikationen einer Bypass-Operation?

Das Risiko, bei oder als Folge der Operation zu versterben, beträgt etwa ein bis zwei Prozent. Etwa genauso viele Patienten erleiden danach einen Schlaganfall. Auch wenn die Überlebensrate für einen so großen Eingriff auf den ersten Blick hoch zu sein scheint, sollten weitere Komplikationen nicht außer Acht gelassen werden.

Ein bis sechs Wochen später kann es nämlich zu einem sogenannten Postkardiotomie-Syndrom kommen. Dabei handelt es sich um eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung) mit stechenden Brustschmerzen und Fieber.

Ist der Bypass undicht, kann sich Blut zwischen dem Herzbeutel und dem Herzen ansammeln. Dieses kann allerdings nirgends abfließen und drückt somit auf das Herz. Man spricht in dem Fall von einer Herzbeuteltamponade. Dieser medizinische Notfall endet unbehandelt in einem kardiogenen Schock. Gerade nach venösen Bypässen besteht zudem immer die Möglichkeit, dass der Bypass sich wieder verschließen kann.

Aus diesen Gründen liegt es nahe, dass ein koronararterieller Bypass nur unter einer sehr sorgfältiger Kosten-Nutzen-Abwägung durchgeführt werden sollte.

Wie lange muss man nach einer Bypass-OP im Krankenhaus bleiben?

Die meisten Patienten kommen nach der Bypass-Operation für einige Tage auf die Intensivstation. Sind sie nach dieser Zeit stabil, werden sie auf die Normalstation verlegt. Insgesamt liegt die Dauer des Krankenhausaufenthalts etwa bei zwei bis drei Wochen.

Wie geht es nach dem Krankenhaus weiter?

Nach der Krankenhausentlassung schließt sich für einige Wochen oder Monate ein Rehabilitationsaufenthalt an. Wie lange die Reha dauert und wie lange die Patienten arbeitsunfähig sind, ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab.

Kann man nach einer Bypass-Operation wieder ein normales Leben führen?

Ob das Leben nach einer Bypass-OP wieder "normal" verlaufen kann, lässt sich nur schwer pauschal beantworten. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Lebensqualität umso höher ist, je kleiner die Risikofaktoren für Arteriosklerose sind. Das heißt, nach einer Bypass-OP sollte man einen eventuell vorhandenen Diabetes oder Bluthochdruck gut einstellen und unter allen Umständen fettige und ungesunde Mahlzeiten, Tabakkonsum und Alkohol meiden oder zumindest auf ein Minimum reduzieren. Unter diesen Voraussetzungen können Betroffene nach einer gelungenen Bypass-OP wieder eine gesteigerte Lebensqualität genießen.