Beeren einer Felsenbirne
© Getty Images/Irina

Felsenbirne: nicht nur essbar, sondern auch gesund?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.04.2022

Die Felsenbirne punktet mit unzähligen weißen Blüten im Frühling, leckeren Früchten im Sommer und einer prachtvollen Laubfärbung im Herbst. Der beliebte Zierstrauch bereichert viele Naturgärten, ist als Nutzpflanze jedoch etwas in Vergessenheit geraten. Dabei sind die gesunden Beeren der Felsenbirne nicht nur bei Vögeln als Leckerbissen beliebt. Sie lassen sich roh essen, eignen sich aber auch für die Zubereitung von Marmelade oder Felsenbirnenlikör. Wie schmecken die Früchte und welche Inhaltsstoffe stecken drin? Gibt es nur essbare Sorten der Felsenbirne oder kann sie auch giftig sein? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen erhalten Sie im folgenden Artikel.

Was ist eine Felsenbirne?

Die Felsenbirne (lateinischer Name: Amelanchier) ist ein Obstgehölz. Der sommergrüne, große Strauch hat ovale Blätter und wächst in der Regel mehrstämmig. Je nach Sorte erreicht die Felsenbirne eine Höhe von einem bis sechs Metern. Sie kann buschig und rundlich wachsen. Man kann sie aber auch schneiden und als Hochstamm wie einen Baum, also aufrecht und schmal, züchten. Häufig fällt die Felsenbirne durch ihre ausladenden Äste auf. Diese können im Sommer, wenn sie Früchte tragen, auch herabhängen.

Die Felsenbirnen gehören wie die Äpfel und Birnen zur Familie der Rosengewächse. Fast alle 25 Felsenbirnen-Arten stammen ursprünglich aus Nordamerika. Lediglich eine Sorte ist bei uns heimisch.

Kann man alle Felsenbirnen essen?

Alle Sorten der Felsenbirne tragen essbare Früchte, die vom Aussehen her an Heidelbeeren erinnern. Am häufigsten kommt die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) vor. Aber auch die einzige einheimische Sorte, die Gewöhnliche Felsenbirne oder Echte Felsenbirne (Amelanchier ovalis, Synonym: Amelanchier rotundifolia) ist in vielen Gärten zu finden.

Weitere essbare Sorten sind unter anderem:

  • Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia)
  • Säulen-Felsenbirne (Amelanchier alnifolia Obelisk)
  • Kanadische Felsenbirne (Amelanchier canadensis)
  • Zwerg-Felsenbirne (Amelanchier rotundifolia Helvetica)
  • Ährige Felsenbirne (Amelanchier spicata)

Früchte der Felsenbirne: klein, rund und saftig

Die kleinen Beeren der Felsenbirne sind kugelrund und haben einen Durchmesser von ungefähr einem Zentimeter. Reife Früchte haben eine dunkelrote bis blauschwarze Färbung.

Ihr Geschmack ist süß und saftig, manchmal können sie leicht herb schmecken oder etwas mehlig sein. Manche Menschen fühlen sich durch das Aroma auch an Heidelbeeren oder Marzipan erinnert. Man kann die Beeren roh oder gekocht essen. Meistens sind sie ab Juni oder Juli reif, je nach Standort der Pflanze.

Übrigens: Auch wenn ihr Name dies vermuten lässt, haben die Früchte der Felsenbirne von Aussehen und Geschmack her nichts mit einer Birne zu tun.

Felsenbirne: Welche Inhaltsstoffe stecken drin?

Die Beeren der Felsenbirne enthalten eine Reihe von Inhaltsstoffen, die zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung beitragen können. Hierzu gehören:

Außerdem sind in den Früchten Vitamin C und der Ballaststoff Pektin in nennenswerten Mengen enthalten.

Die Felsenbirne wird nicht als Heilpflanze angesehen. Die Beeren werden aber traditionell als Tee zur Förderung des Schlafs und bei Entzündungen im Hals- und Rachenbereich verwendet. Wissenschaftlich belegt sind diese Wirkungen auf die Gesundheit jedoch nicht.

Kann die Felsenbirne giftig sein?

Das Fruchtfleisch der Felsenbirne ist ungiftig. Die harten Kerne in den Früchten hingegen enthalten geringe Mengen an zuckergebundener Blausäure (cyanogenes Glykosid). Das ist ein Pflanzengift, das beispielsweise auch in Aprikosenkernen, Apfel- oder Traubenkernen sowie in Bittermandeln vorkommt. Es verleiht den Früchten ein sehr dezentes Marzipanaroma.

In großer Menge kann dieser Inhaltsstoff zu Vergiftungen führen, die sich in Form von Verdauungsbeschwerden oder Übelkeit zeigen können. Um das Gift in solchen Mengen freizusetzen, müssten aber sehr viele Kerne der rohen Beeren zerbissen werden. In der Regel kann man die Samen einfach mitessen, ohne sie zu zerkauen, dann werden diese unverdaut wieder ausgeschieden. Der maßvolle Verzehr der reifen Früchte ist also unbedenklich. Kinder sollten sicherheitshalber nicht zu viele der Früchte essen.

Zudem wird Blausäure durch Erhitzen zerstört. Das bedeutet, dass gekochte Zubereitungen aus der Felsenbirnen-Beere ohne Gefahr gegessen oder getrunken werden können.

Kann man die Felsenbirne verwechseln?

Die einzelnen Sorten der Felsenbirne können leicht miteinander verwechselt werden. Hier muss man sehr genau hinschauen, um beispielweise kleine Unterschiede in der Beschaffenheit der Blüten zu erkennen. Da aber die Früchte aller Sorten essbar sind, hat eine Verwechslung in der Regel keine negativen Folgen für die Gesundheit.

Eine Verwechslungsgefahr besteht auch zu anderen sommergrünen Sträuchern, die ovale Blätter tragen und kleine, hellrote, dunkelrote oder violette bis schwarze Früchte tragen. Hierzu zählen die Schwarze Apfelbeere und die Rote Heckenkirsche. Daher sollte auf diese Unterschiede geachtet werden:

  • Schwarze Apfelbeere (Aronia): Die essbare Aroniabeere hat eine ähnliche Farbe und Größe wie die Beere der Felsenbirne. Sie ist jedoch roh kaum genießbar, da sie sehr sauer ist. In verarbeiteter Form als Saft oder Marmelade ist sie schmackhaft und dazu noch sehr gesund.
  • Rote Heckenkirsche: Die Früchte dieser Pflanze sind giftig. Sie sind jedoch – im Gegensatz zu denen der Felsenbirne – auch im reifen Zustand leuchtend rot und haben eine glatte, glänzende Oberfläche. Nach genauer Betrachtung kann man die beiden Beeren also gut unterscheiden.

Wo kann man Felsenbirnen kaufen?

Der Zierstrauch ist in vielen Gärtnereien und Baumschulen erhältlich. Die Frucht der Felsenbirne hingegen kann man meist nicht kaufen. Steht eine Felsenbirne im eigenen Garten, sollte man sich zur Erntezeit beeilen, die leckeren Beeren zu ernten. Denn auch zahlreiche Vögel haben es auf die Früchte abgesehen und können eine Felsenbirne innerhalb kürzester Zeit leer fressen.

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Wie verarbeitet man Felsenbirne?

Man kann die Früchte einfach waschen und roh essen. Sie lassen sich prima als Snack naschen, schmecken aber auch in Müsli, Joghurt, Quark oder als Zutat in einem Obstsalat. Außerdem kann man sie gut zu Marmelade, Saft oder Likör verarbeiten.

Rezept für Gelee

Die Beeren der Felsenbirne enthalten viel Pektin, ein natürliches Geliermittel, das beispielweise auch in größeren Mengen in Quitten oder Äpfeln vorkommt. Das leichte Mandelaroma der Felsenbirne ist besonders lecker in einem süßen Brotaufstrich. Daher eignet sich die Felsenbirne bestens für die Zubereitung eines Gelees.

Zutaten

Für drei bis vier Gläser werden benötigt:

  • 500 Gramm Felsenbirnen-Beeren
  • 500 Gramm 1:1 Gelierzucker
  • Saft einer halben Zitrone

Zubereitung

So wird das Felsenbirnen-Gelee zubereitet:

  1. Zupfen Sie die frischen Früchte von den Stielen und geben Sie sie in ein Sieb. Waschen Sie sie kurz unter fließendem Wasser und lassen sie die Beeren etwas abtropfen.
  2. Vermischen Sie Beeren und Gelierzucker gemeinsam mit dem Zitronensaft in einem ausreichend großen Kochtopf und bringen die Masse zum Kochen, dabei sollten Sie regelmäßig umrühren. Anschließend lassen Sie das Gemisch 5 bis 8 Minuten sanft köcheln. Anschließend können Sie es mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken.
  3. Stellen Sie ein feines Sieb in einen zweiten Kochtopf und geben Sie die Mischung hinein. Mit leichtem Druck können Sie nun den Saft der Zucker-Beeren-Mischung durch das Sieb pressen. Das geht am einfachsten mit der Rückseite einer Schöpfkelle oder einem großen Löffel.
  4. Lassen Sie den Saft nochmal aufkochen, füllen Sie ihn in saubere Gläser und verschließen Sie ihn sofort.

Darüber hinaus eignen sich die frischen Felsenbirnen-Beeren, gern in Kombination mit schwarzen Johannisbeeren, zur Herstellung von Likör. Aus den getrockneten Früchten lässt sich zudem ein schmackhafter Früchtetee zubereiten.