älterer Mann
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Körperliche Veränderungen & typische Probleme im Alter

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2019

Während bis ca. zum 30. Lebensjahr das Zehnfache an Reserven vorhanden ist, um ein Funktionieren des Körpers zu gewährleisten, nehmen diese Reserven danach langsam ab, ohne dass deshalb sofort eine Krankheit ausbrechen müsste. Die Abnahme der Leistungsfähigkeit kann bei jedem Menschen und selbst jedem Organ oder Organsystem wie Herz und Kreislauf, Atemtrakt oder Verdauungssystem unterschiedlich schnell erfolgen – sie kann zum körperlichen Zusammenbruch führen, ohne dass eine spezifische Krankheit vorliegt, aber umgekehrt kann man sich auch bis ins hohe Alter vital und fit fühlen. Einige körperliche Veränderungen und Probleme sind im Alter ganz normal. Welche altersbedingten Körperveränderungen sind typische Alterserscheinungen?

Körperliche Veränderungen im Alter – die 10 häufigsten

Das Altern hat verschiedenste Auswirkungen auf den Körper. Körperliche Veränderungen betreffen unter anderem folgende Bereiche:

  1. Herz-Kreislauf-System
  2. Atemtrakt
  3. Magen-Darm-Trakt
  4. Nieren und Harnwege
  5. Blut und Immunsystem
  6. Hormone
  7. Gehirn und Nerven
  8. Sinnesorgane
  9. Knochen und Muskeln
  10. Haut

Welche Veränderungen sich mit dem Älterwerden einstellen, erfahren Sie im Folgenden.

1) Herz-Kreislauf-System

Während das Herz unter Belastung bei 20-Jährigen 200 Mal pro Minute schlägt, kann das Herz bei älteren Menschen nur noch deutlich langsamer schlagen. Daneben nimmt die Elastizität der Blutgefäße ab und der Blutdruck steigt leicht an. Auch Herzrhythmusstörungen werden häufiger, weil sich Kollagen in das Erregungsleitungssystem einlagert.

2) Atemtrakt

Die feine Struktur der Lungenbläschen wird im Alter gröber – dadurch wird das Lungengewebe weniger elastisch und die Atemwerte sowohl für die Ein- als auch für die Ausatmung verschlechtern sich. Das führt dazu, dass weniger Sauerstoff ins Blut aufgenommen wird und der Körper schlechter auf Belastungen reagieren kann. Das Lungengewebe wird anfälliger für Lungenentzündungen und die COPD.

3) Magen-Darm-Trakt

Der Schluckmechanismus und die Magenentleerung verschlechtern sich, die Darmwand im Dickdarm wird durchlässiger für Divertikel.

4) Nieren und Harnwege

Mit Mitte 80 hat ein Mensch 30 % weniger funktionstüchtiges Nierengewebe als ein jüngerer Mensch, was dazu führt, dass Giftstoffe langsamer ausgeschieden werden und auch Medikamente länger im Körper verweilen.

5) Blut und Immunsystem

Zwar wird das Knochenmark, das ja für die Blutbildung zuständig ist, im Alter zunehmend durch Bindegewebe ersetzt, rote Blutkörperchen werden aber trotzdem genügend gebildet. Anders sieht es mit einigen Immunzellen aus: Ihr Anteil sinkt im Alter um ca. ein Viertel, was sich negativ auf die Abwehrfunktionen auswirkt.

6) Hormone

Grundsätzlich scheinen bei allen Hormonen im Alter höhere Konzentrationen nötig zu sein, um die gleiche Wirkung wie in jüngeren Jahren zu erzielen.

7) Gehirn und Nerven

Nach dem 60. Lebensjahr schrumpft das Gehirn um bis zu 6 %, ausgeprägt sind Veränderungen in Bereichen, die für die Motorik, das Sehen und Sprechen zuständig sind. Während Gedächtnis, Merkfähigkeit und geistige Beweglichkeit abnehmen, nimmt die Fähigkeit der inhaltlichen Ausgestaltung des Denkens im Alter zu.

8) Sinnesorgane

Sowohl Geruch und Geschmack als auch Sehen, Hören und Gleichgewichtssinn nehmen im Alter ab. Auch Hunger und Durst werden weniger wahrgenommen.

9) Knochen und Muskeln

Knochen- und Knorpelstrukturen werden schlechter aufgebaut, die Knochenbrüchigkeit nimmt zu. Muskelmasse und damit auch Muskelkraft nehmen ab und führen zu verlangsamten Reaktionszeiten.

10) Haut

Die Haut wird im Alter schlechter durchblutet, Schweiß- und Talgdrüsen produzieren weniger Sekret. Dadurch wird die Haut anfälliger für Verletzungen und Infektionen und heilt nicht mehr gut ab.

Die 6 häufigsten Probleme im Alter

Die körperlichen Veränderungen, die im Alter auftreten, bringen auch gesundheitliche Probleme mit sich.

Viele Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall treten im Alter zwar häufiger auf als in jüngeren Jahren – sie sind aber keine typischen Alterserscheinungen. Anders sieht es mit Krankheitszeichen aus, die auftreten, wenn mehrere Organsysteme durch Alterserscheinungen in ihrer Funktion eingeschränkt sind und es am Zusammenspiel zwischen Gehirn, Nerven und Muskeln hapert.

Zu den häufigsten Problemen gehören beispielsweise Inkontinenz, Verletzungen durch Stürze oder die Entwicklung von Krankheiten wie Demenz. Diese und weitere typische Gesundheitsprobleme im Alter stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

1) Inkontinenz

Von den über 65-jährigen Frauen sind ca. 15 %, von den Männern ca. 7 % von einer Inkontinenz betroffen, bei den über 80-Jährigen sind es bereits 25 % – wenn sie zu Hause leben. Bei Pflegeheimbewohnern sind die Zahlen doppelt so hoch. Insgesamt sind in Deutschland ca. 5 Millionen Menschen inkontinent.

2) Sturzgefahr

Durch die Abnahme von Muskelmasse und Kraft, Verschlechterung des Sehvermögens und des Gleichgewichtssinn stürzen 30 % der über 65-Jährigen und 50 % der über 80-Jährigen mindestens einmal pro Jahr.

3) Gangstörungen

Mit zunehmendem Alter benötigen immer mehr Menschen eine Gehhilfe: Gangveränderungen sind die Folge der verschlechterten Bewegungsabläufe und der allgemeinen Gangunsicherheit durch die reduzierte Tätigkeit der Sinnesorgane. Die Gehgeschwindigkeit nimmt jährlich ab – wenn eine Geschwindigkeit von 1,4 Meter pro Sekunde unterschritten wird, entstehen z.B. während der Grünphase einer Ampel zunehmend alltägliche Schwierigkeiten.

4) Schwindel

Mehr als ein Viertel aller 65-Jährigen klagt über Schwindel, der oft durch das schlechte Zusammenspiel von Gleichgewichtsorgan, Augen und Bewegungsapparat bedingt ist.

5) Demenz

40% aller über 80-Jährigen leidet an einer Demenz, was insofern von Bedeutung ist, dass demente Menschen auf die Hilfe anderer angewiesen sind – zwei Drittel aller Abhängigkeiten alter Menschen werden durch Demenz verursacht.

6) Mangelernährung

Bei vielen älteren Menschen führen Schluckbeschwerden, Abnahme des Hungergefühls und Kauprobleme, zum Beispiel durch eine schlecht sitzende Prothese, langfristig zu einer Unterversorgung mit Proteinen und Mikronährstoffen. Während dieses Problem bei ca. 4 % aller alten Menschen auftritt, sind zwei Drittel aller Pflegeheimbewohner davon betroffen. Dauerhafte Mangelernährung führt zu einem Anstieg der Krankheits- und Sterbehäufigkeit.

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4 Tipps zum gesunden Älterwerden

Allen Einschränkungen zum Trotz geben viele ältere Menschen bis weit in die achte Lebensdekade an, dass sie grundsätzlich sehr zufrieden mit ihrem Leben sind, ihre Lebensqualität wenig zu wünschen übrig lässt und sie sich aktiv in den verschiedensten Bereichen engagieren, sodass wir Jüngeren optimistisch in die Zukunft blicken können!

Um gesund zu altern, sollten Sie folgende Tipps beachten:

  1. Wie heißt es so schön? Bewegung ist das halbe Leben. Und tatsächlich: Wenn Sie darauf achten, dass Sie sich täglich mindestens eine halbe Stunde so bewegen, dass Sie ins Schwitzen geraten, wird die Knochen- und Muskelmasse Ihres Körpers nicht so stark abgebaut und Ihre Muskelkraft bleibt erhalten – daneben schulen Sie Ihr Gleichgewichtsorgan.
  2. Essen Sie viel pflanzliche Kost mit reichlich Ballaststoffen – so helfen Sie Ihrem Darm bei der Verdauung, die Verweildauer des Speisebreis im Darms nimmt ab und Divertikel entstehen seltener.
  3. Achten Sie darauf, Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren zu verwenden – so schützen Sie Ihre Gefäße und helfen Ihrem Gehirn auf die Sprünge.
  4. Nehmen Sie täglich viel Flüssigkeit zu sich – so unterstützen Sie Ihre Nieren und die Hautalterung beginnt später.

Gerontologie: die Wissenschaft vom Altern

In der Gerontologie, der Alternswissenschaft, wird über aktuelle Probleme alter Menschen geforscht. Die Gerontologie ist ein noch recht junger Wissenschaftszweig – der erste deutsche Lehrstuhl wurde erst 1986 in Heidelberg gegründet. Da viele Problemstellungen des Alterns von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden müssen, gehören zur Gerontologie unterschiedliche Fachrichtungen:

  • Am bekanntesten ist sicherlich die Geriatrie, die sich um Krankheiten im Alter kümmert.
  • Daneben gibt es die Gerontopsychologie und -psychiatrie, die psychische Erkrankungen im Alter erforscht und behandelt.
  • Zudem gibt es die soziale Gerontologie und Gerontosoziologie, die sich vorrangig um soziale und soziologische Aspekte bemühen.
  • Eine weitere Fachrichtung ist die Altenhilfe, die mit ihren Institutionen ganz pragmatisch ältere Menschen unterstützt.

Aber auch andere Disziplinen wie Demografie, Biogerontologie, Psychotherapie, Seniorenmanagement sind in den vier Bereichen "Experimentelle Gerontologie", "geriatrische Medizin", "sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie" und "soziale Gerontologie und Altenarbeit" vertreten, die an den Universitäten gelehrt werden.