Moschus – König der Düfte
Moschus ist ein sagenumwobener Duftstoff, der zahlreichen Parfümen ihren besonderen Duft verleiht. Zudem ist Moschus ein begehrtes Naturprodukt für die chinesische Volksmedizin. Doch was genau steckt hinter dem Stoff? Wonach riecht Moschus und wo kommt Moschus eigentlich her? Und ist synthetischer Moschus schädlich für die Gesundheit? Wir liefern die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Moschus.
Was ist Moschus?
Moschus ist ein Duftstoff, der in dem Moschusbeutel – einer walnussgroßen Drüse – des männlichen Moschustieres produziert wird. Es handelt sich bei dem Stoff um ein getrocknetes, pulvriges und extrem riechendes Sekret, dass den Moschustieren dazu dient, Weibchen anzulocken.
Was bedeutet Moschus?
Hergeleitet werden kann das Wort aus dem Griechischen "moschos", aus dem Lateinischen "muscus" oder aus dem Persischen "musk" und bedeutet Hoden oder Hodensack. Mit diesem ist der Moschusbeutel verglichen worden – tatsächlich wird Moschus aber nicht aus dem Hoden des Moschustiers gewonnen.
Der Begriff wird zudem auch für Sekrete anderer Tiere und Pflanzen verwendet, die einen moschusähnlichen Duft haben. Bei den Tieren handelt es sich dabei unter anderem um den Moschusochsen, den Moschusbock, die Bisamratte und die Moschusente. Bei den Pflanzen sind es zum Beispiel die Gauklerblume, die Moschus-Malve, das Moschuskraut oder der Abelmoschus.
Wie wird der Duftstoff Moschus gewonnen?
Natürlicherweise entsteht Moschus in der Moschusdrüse des männlichen Moschustieres, früher auch als Moschushirsch bezeichnet.
Bis zum Ende der 70er Jahre hat man zur Herstellung von Parfümen auch noch diesen echten Moschus genutzt. Dies ist jedoch aus Gründen des Tierschutzes inzwischen nicht mehr erlaubt. Denn sehr viele Moschustiere mussten zur Gewinnung von Moschus ihr Leben lassen – eine Moschusdrüse enthält nämlich nur etwa 30 Gramm des Sekrets. Noch heute ist das Moschustier vom Aussterben bedroht.
Daher kommt Moschus heutzutage aus einer synthetischen Herstellung. Zudem kann künstlicher Moschus recht günstig produziert werden, wohingegen das Naturprodukt extrem teuer ist.
Im Wesentlichen lassen sich vier Sorten von synthetischem Moschus unterscheiden:
- Tonkin-Moschus aus Tibet und China
- Russischer Moschus
- Assam- oder Bengal-Moschus aus Indien
- Bucharischer Moschus
Insgesamt gibt es etwa 1.000 Substanzen, deren Geruch Moschus ähnelt – Verwendung als Moschus-Ersatz finden davon jedoch nur etwa 30.
Moschusduft: Wie riecht Moschus?
Sowohl als natürliches Sekret als auch in seiner synthetischen Herstellung weist Moschus einerseits einen herben animalischen und andererseits einen strahlend süßen Geruch auf. Die typische Geruchsbeschreibung charakterisiert den animalischen Moschusduft durch ledrige, haar- und urinähnliche Duftnoten.
Moschus als Parfüm
Eine besonders wichtige Rolle spielt Moschus in Parfümen. Der Duft kommt dort zwar meist nur als Unternote vor, doch ist er fast in jedem Parfüm enthalten. Moschusduft sollte niemals bewusst wahrnehmbar sein, da zu viel davon als aufdringlicher Körpergeruch empfunden wird. Vielen Parfümen verleiht ein leichter Moschusduft einen warmen Charakter, verstärkte die Düfte und rundet sie ab.
Zudem nimmt die menschliche Haut Moschus sehr gut auf, sodass der Geruch von Parfüms mit Moschus lange anhält – Moschus dient hier als sogenannter Fixateur. Der Moschusgeruch ist aber auch gut mit anderen Düften wie zum Beispiel Patchouli oder Ambra kombinierbar.
Moschusduft: Wirkung
Moschus-Parfüm oder Moschusöl erzeugt bei Menschen einerseits ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, andererseits aber auch sexuelle Erregung und Sinnlichkeit.
Dafür verantwortlich sind bestimmte aphrodisierende Komponenten von Moschus, die von der Struktur her Pheromonen ähneln. Pheromone sind ein Sekret, das von Wirbeltieren ausgeströmt wird, um das Verhalten anderer Individuen der gleichen Art beispielsweise beim Paarungsprozess zu beeinflussen.
Je nach Kombination mit anderen Düften kann Moschus aber verschiedene Effekte hervorrufen. So kann Moschus in Verbindung mit anderen Duftbestandteilen folgendermaßen wirken:
- erotisierend
- aufheiternd
- entspannend
- oder sogar konzentrationsfördernd
Übrigens: Moschus hat eine anziehende Wirkung auf Männer. Umfragen haben ergeben, dass Männer neben frischen Parfüms auch Düfte mit einer mochusartigen, würzigen oder hölzernen Note an Frauen mögen.
Bestimmte Musk-Parfüms wurden eigens für diese erotische Wirkung und Anziehungskraft entwickelt.
Ist synthetischer Moschus schädlich?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Wasch-, Putz- und Kosmetikmittel, die synthetische polyzyklische Moschusverbindungen enthalten. Doch diese künstlich hergestellten Stoffe sind biologisch nicht abbaubar und sammeln sich im menschlichen Fettgewebe an. Daher ist die kosmetische Verwendung von Moschus umstritten. Einige synthetische Moschusverbindungen sind innerhalb der Europäischen Union sogar verboten. Dazu gehören Moschus-Ambrette und die Nitromoschus-Verbindungen Moschus-Keton und Moschus-Xylol. Während Erstere schädigend auf Nerven und Erbgut wirken können, lösen Letztere allergische Reaktionen aus.
Wegen der schlechten Abbaubarkeit können künstliche Moschusstoffe in Kläranlagen nur zum Teil aus dem Abwasser entfernt werden. Forscher*innen suchen aus diesen Gründen nach gesundheits- und umweltfreundlicheren Moschusstoffen.
Für Verbraucher*innen ist es nicht leicht, Produkte mit polyzyklischen Moschusverbindungen zu erkennen, da diese nicht auf der Packung ausgewiesen werden müssen. Sie erscheinen deshalb meist nur unter Begriffen wie "Aroma" oder "Perfume". Teilweise wird der synthetische Moschus bei der genaueren Spezifizierung dieser Inhaltsstoffe von den Herstellern als "Galaxolide" oder "Celestolide" bezeichnet.
Moschus in der Medizin
Die Nachfrage nach natürlichem Moschus besteht noch heute, denn in der chinesischen Medizin gilt Moschus noch immer als krampflösendes, nervenstärkendes und belebendes Allheilmittel. Besonders bei Herzkreislauf-, Nerven- und Atemwegsbeschwerden soll Moschus helfen können. Auch soll Moschus förderlich für die Potenz sein.
Mit den Kreuzzügen kam Moschus auch nach Europa, wo der Duft als Aphrodisiakum Bekanntheit erlangte.
Das Moschustier
Lange hat man angenommen, dass die rehähnlich aussehenden Moschustiere Verwandte von Hirschen sind, daher wurden sie auch früher Moschushirsche genannt. Allerdings gibt es einige wesentliche anatomische Unterschiede: Moschustiere besitzen im Gegensatz zu Hirschen eine Gallenblase, zudem hat das Moschustier verlängerte obere Eckzähne, aber kein Geweih. Und natürlich unterscheidet die Moschusdrüse die beiden Tiere entscheidend voneinander.
Moschustiere leben in Herden, sind Pflanzenfresser und überwiegend in bewaldeten Berggebieten im Süden Asiens beheimatet, vor allem im Himalaya – in Europa sind sie bereits ausgestorben. Um auch an Blätter und Zweige zu kommen, sind Moschustiere gute Kletterer.