Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit – Klare Sicht ohne Brille und Kontaktlinsen?
Sehen ist einer der kompliziertesten Vorgänge in unserem Körper. Durch das perfekte Zusammenspiel von Hornhaut, Linse, Netzhaut, Glaskörper, Sehnerven und schließlich Gehirn sind wir in der Lage, ein Bild zu sehen und zu verstehen. Doch fast jeder zweite Deutsche hat beim Sehen Probleme. Lesen Sie, was Kurz- und Weitsichtigkeit sind und ob zum Beispiel die Laserchirurgie eine Alternative zu Brille und Kontaktlinsen ist.
Der gelbe Fleck
Auf der Netzhaut des Auges liegt der so genannte Brennpunkt, auch "gelber Fleck" oder Fovea centralis genannt. Genau dort treffen die Lichtstrahlen im Idealfall durch die Linse auf – man sieht alles scharf. Fast jeder zweite Deutsche jedoch hat ein eingeschränktes Sehvermögen, ist kurz- oder weitsichtig. Die Augenlinse kann sich nicht richtig von Nah- auf Fernsicht einstellen – oder umgekehrt.
Kurzsichtigkeit und Stabsichtigkeit
Wer Probleme mit dem Sehen in der Ferne hat, leidet an Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt. Die Ursache ist meistens ein zu langer Augapfel oder eine zu starke Brechkraft der Hornhaut: hier treffen sich die Lichtstrahlen vor der Netzhaut, deshalb kann auf der Netzhaut kein scharfes Bild entstehen. Entfernte Objekte werden weniger gut erkannt als nahe.
Auffällig ist, dass Kurzsichtige oft ihre Augen zusammenkneifen. Dadurch wird der Lidspalt enger und der Pupillendurchmesser kleiner und nur der zentrale Strahlengang kann durchgelassen werden.
Man unterscheidet zwei Arten von Kurzsichtigkeit:
- die so genannte Schulmyopie (Myopia simplex), die zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr auftritt. Sie kommt etwa um das 25. Lebensjahr zum Stillstand.
- Die fortschreitende Kurzsichtigkeit (Myopia progressiva) hingegen wird immer schlimmer und der Patient hat nicht selten starke Sehschwächen bis -15 Dioptrien und mehr. Auch wird die Netzhaut stark gedehnt, manchmal löst sie sich sogar ab.
Was ist eine Dioptrie?
Die physikalische Einheit Dioptrie bezeichnet dabei die Brechkraft einer optischen Linse, beispielsweise des Auges. Ist das Auge kurzsichtig, so steht vor den Dioptrienwerten ein Minuszeichen (-). Bei Weitsichtigkeit werden die Werte mit einem Pluszeichen (+) angegeben.
Stabsichtigkeit
Zusätzlich zur Kurzsichtigkeit besteht häufig ein Astigmatismus, auch Stabsichtigkeit genannt. Sie entsteht durch eine ungleichmäßige Krümmung der Hornhautoberfläche. Die normale Hornhaut ist – wie die Linse einer Photokamera – halbkugelförmig. Daher werden senkrechte wie waagerechte Linien scharf abgebildet.
Ist die Hornhaut nun nicht halbkugelförmig, sondern eher elliptisch geformt, wird das Bild verzerrt. Ein Punkt wird nicht als Punkt, sondern als kleiner Strich abgebildet.
Weitsichtigkeit
Bei der Weitsichtigkeit, Fachleute sagen auch Übersichtigkeit, Hyperopie oder Hypermetropie dazu, ist der Augapfel etwas zu kurz geraten, manchmal ist auch die Brechkraft der Augen zu gering.
Betrachtet man einen Gegenstand aus der Nähe, gelingt es dem weitsichtigen Auge nicht, das Licht stark genug zu bündeln. Die Brechkraft des Auges reicht nicht aus, erst hinter dem Brennpunkt entsteht das scharfe Bild. Auf der Netzhaut entsteht nur ein unscharfes Bild.
Das Licht, das das Auge aus der Ferne erreicht, kann dagegen normal gebündelt werden. Sobald man näher an Menschen oder Gegenstände herankommt, verschwimmt das Bild, das in der Ferne noch scharf war.
Bei der Weitsichtigkeit sind Augen- und Kopfschmerzen die häufigsten Beschwerden. Dies hängt mit der Dauerbeanspruchung des Ziliarmuskels zusammen: Der Ziliarmuskel steuert nämlich die Dehnung der Linse, wodurch die Brechkraft verändert wird. Hinzu kommen eine schnelle Ermüdung des Auges oder verschwommenes Sehen.
Alterssichtigkeit
Mit zunehmendem Alter haben viele Menschen das Gefühl, dass beim Lesen die Arme zu kurz geworden sind – die Buchstaben verschwimmen nah am Auge. Alterssichtigkeit, in der Fachsprache Presbyopie genannt, entsteht, wenn die Elastizität der Linse abnimmt. Etwa ab dem 40. bis 45. Lebensjahr verlieren die Linse und der Ringmuskel im Auge ihre Elastizität, das Scharfstellen wird ungenau. Eine Lesebrille ist nun unausweichlich.
Alternative zu Kontaktlinsen und Brille: Laser-OP
Kontaktlinsen und Brillen gleichen eine Fehlsichtigkeit vorübergehend aus, indem sie die Brechkraft des Auges durch Vorschalten des entsprechenden Korrekturwertes verringern oder erhöhen. Kurz- und Weitsichtigkeit lassen sich aber unter bestimmten Bedingungen mit Hilfe der so genannten refraktiven Augenchirurgie korrigieren, indem sie die Brechkraft des Auges um einen bestimmten Betrag verändert.
Refraktive Verfahren sind verschiedene Verfahren zur operativen Korrektur von Fehlsichtigkeit wie Kurz-, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung. Schon seit den frühen 60er Jahren setzten Augenärzte die Lasertechnik zur Behandlung der Fehlsichtigkeit ein.
Die Photorefraktive Keratektomie (PRK) ist ein Laserverfahren, mit dem die Hornhaut abgeschliffen wird. Das Zentrum der Hornhaut ist etwa 0.5 mm dick, ihr Rand circa 1 mm. Mittels des Lasers wird nun ein circa 0,1 mm dicker Teil der zentralen Hornhaut abgeschliffen, um die Fehlsichtigkeit auszugleichen. Ein Nachteil der PRK besteht in der langsamen Heilung und in den zum Teil deutlichen Schmerzen nach der Operation.
Die LASIK-Methode
1993 aber kam der Durchbruch mit der Erfindung der so genannten LASIK-Technik – eine Abkürzung für Laser in situ keratomileusis - zu deutsch "Laserabtrag im Inneren des Hornhautgewebes" – die wohl heute am meisten verwendete Laser-Technik.
Weit über 100.000 Patienten in Deutschland lassen sich jährlich mit der Methode operieren; die Erfolgsquote hängt von der Dioptriezahl ab. Desto niedriger die Zahl ist, desto höher ist die Erfolgsquote. Generell liegt die Erfolgsquote zwischen 97 und 99 Prozent. Sie ist wissenschaftlich anerkannt und nach Aussage von Dr. Martin vom Busch, leitender Arzt der Euro-Augen-Laser-Klinik (Privatklinik für Augenlaserchirurgie) in Fürth, als geeignetes operatives Korrekturverfahren eingestuft für Menschen, die an einer Kurzsichtigkeit bis -10 Dioptrien oder Hornhautverkrümmung bis 3 Dioptrien sowie Weitsichtigkeit bis + 3 Dioptrien korrigiert werden – die Alterssichtigkeit aber kann so nicht verbessert werden.
Vorgang bei der OP
Unter örtlicher Betäubung wird dabei die Hornhaut des Auges flach angeschnitten. So kann das obere, gewölbte Stück der Hornhaut wie ein kleiner Deckel zurückgeklappt werden. Hier beginnt die Arbeit mit dem Laser:
Der Excimer-Laser ist ein Kaltlichtlaser im unsichtbaren Ultraviolettspektrum, der nur wenige Tausendstelmillimeter in das Hornhautgewebe eindringt und dieses abträgt – das alles computergesteuert. Anschließend wird der Hornhautdeckel wieder zugeklappt und das Hornhautscheibchen schützt wie ein körpereigenes Pflaster die entstandene Wunde, die so ungestört heilen kann.
Die ganze Operation dauert maximal zehn Minuten. Allerdings zahlen Krankenkassen die recht hohen Kosten von rund 2.000 Euro pro Auge nur in besonderen Ausnahmefällen.
Von einer Laserkorrektur sollte aber grundsätzlich abgeraten werden, wenn der Patient unter 18 Jahre alt ist, wenn die Fehlsichtigkeit sich immer wieder stark verändert, bei grauem Star und bei chronischen Hornhauterkrankungen sowie systemischen Immunerkrankungen.
Operationen an der Linse
Auch die Augenlinse kann (ohne Laser) operiert werden – so werden in Deutschland jährlich etwa 800.000 Patienten am grauen Star, einer Trübung der Augenlinse meist ab dem 60. Lebensjahr behandelt. Hierbei wird die trübe Augenlinse entfernt und durch eine künstliche klare Augenlinse ersetzt.
Die implantierbare Kontaktlinse stellt eine Alternative bei hohen Brechkraftfehlern dar, also bei Kurzsichtigkeit von -10 bis -20 Dioptrien und bei Weitsichtigkeit von +5 bis +8 Dioptrien. Sie kommt besonders dann in Betracht, wenn die Hornhaut zu dünn ist.
Eine spezielle Kunstlinse wird in das Innere des Auges, zwischen die Iris und die Augenlinse, in die sogenannte Hinterkammer, eingesetzt. Die körpereigene Linse behält dabei auch weiterhin ihre Naheinstellungsfähigkeit. Die Hornhaut bleibt bei diesem Verfahren normalerweise unberührt.
Langzeiterfahrungen mit dieser Operationsmethode fehlen noch. In rund 90 Prozent der Fälle soll ein Leben im Alltag ohne Brille möglich werden. Diese Ergebnisse sind bei Korrekturen der Weitsichtigkeit oder der Hornhautverkrümmung zum Teil deutlich schlechter. Nach der Operation ist es für mehrere Monate erforderlich, Augentropfen zu nehmen, um Vernarbungen der Hornhaut vorzubeugen.