Borreliose rechtzeitig erkennen & richtig behandeln
Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Typisches Symptom ist eine kreisförmige Hautrötung, die einige Tage bis hin zu wenigen Wochen nach dem Zeckenstich an der Stichstelle auftreten kann. Später können sich weitere Symptome wie Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen bemerkbar machen. Wird eine Borreliose diagnostiziert, erfolgt im Anschluss in der Regel eine Behandlung mit Antibiotika. Meist kann die Erkrankung dadurch geheilt werden. Bleibt die Borreliose allerdings lange Zeit unentdeckt, sind Folgeschäden möglich.
Was ist Borreliose?
Borreliose (auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit) ist die in Deutschland am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung. Borreliose kann eine Vielzahl von Symptomen auslösen, die teils erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich auftreten können. Mögliche Folgen einer Borreliose betreffen unter anderem die Haut, das Herz, die Gelenke und die Nerven. Bei frühzeitiger Behandlung ist eine Borreliose in der Regel gut heilbar.
Borreliose: Zeckenbiss als Ursache
Borreliose wird durch spiralförmige Bakterien, sogenannte Borrelien (Borrelia burgdorferi), ausgelöst. Die Bakterien können durch verschiedene Zeckenarten übertragen werden, der häufigste Überträger in Europa ist der gemeine Holzbock. Allerdings trägt nicht jede Zecke Borrelien in sich – je nach Region sind bis zu einem Drittel der Zecken Träger des Erregers. Und auch nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt zu einer Ansteckung. Neben Zecken fungieren in seltenen Fällen auch blutsaugende Insekten, beispielsweise Bremsen, Mücken oder Kriebelmücken sowie Flöhe, als Überträger.
Borrelien leben im Darm der Zecken, deswegen dauert es bei einem Zeckenstich (umgangssprachlich auch als Zeckenbiss bezeichnet) eine gewisse Zeit, bis die Bakterien zuerst in den Speichel der Zecke und dann ins Blut des Opfers gelangen. Die Übertragung der Bakterien beginnt schätzungsweise erst circa zwölf bis 24 Stunden nach dem Stich. Deshalb ist ein schnelles Entfernen der Zecke – möglichst innerhalb von zwölf Stunden – besonders wichtig. Häufig kann dadurch eine Infektion verhindert werden.
Von Mensch zu Mensch kann Borreliose nicht übertragen werden, die Erkrankung ist also nicht ansteckend.
Borreliose erkennen: Wanderröte als Symptom
In vielen Fällen verursacht eine Borreliose keine Symptome. Treten Beschwerden auf, verläuft Borreliose mitunter sehr unterschiedlich und oft in verschiedenen Phasen, weshalb man zwischen frühen und späten Symptomen unterscheidet. Welche Anzeichen wann auftreten, kann individuell sehr unterschiedlich sein.
Typisches Symptom des frühen Borreliose-Stadiums ist eine ringförmige, im Durchmesser mindestens fünf Zentimeter große Rötung rund um die Stichstelle, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Dieser Hautausschlag breitet sich mit der Zeit kreisförmig aus, die Mitte verblasst langsam. Dieses Symptom kann drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich auftreten – man bezeichnet diesen Zeitraum als Inkubationszeit. Bei einigen Betroffenen tritt die Wanderröte aber auch in einer atypischen Form auf oder fehlt komplett.
Ohne Wanderröte ist Borreliose oftmals schwer zu erkennen. Denn die Erkrankung macht sich dann meist nur durch unspezifische Symptome bemerkbar. Dazu gehören:
- Abgeschlagenheit
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Schwellung der Lymphknoten
- Muskel- und Gelenkschmerzen
Leiden Sie nach einem Zeckenbiss an solchen unspezifischen Krankheitssymptomen, sollten Sie immer auch an eine Borreliose denken.
Weitere frühe Symptome von Borreliose
Ein weiteres seltenes Symptom im Frühstadium, das vor allem bei Kindern auftritt, ist das Borrelien-Lymphozytom. Es zeigt sich als rötliche oder blaurote, knotige Schwellung der Haut. Oft treten die Knötchen am Ohr, den Brustwarzen oder im Genitalbereich auf.
Daneben können Symptome wie brennende Nervenschmerzen (vor allem nachts), Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen auftreten. Von Lähmungserscheinungen ist besonders häufig das Gesicht betroffen. Diese sogenannte frühe Neuroborreliose kann nach einer Inkubationszeit von wenigen Wochen bis Monaten auftreten.
In seltenen Fällen können die Bakterien außerdem eine Gehirnhautentzündung oder eine Gehirnentzündung auslösen. Typische Symptome dafür sind Kopfschmerzen, Fieber und Nackensteifheit.
Wird das Herz durch die Erreger angegriffen, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen (Lyme-Karditis). Auch die Augen können in seltenen Fällen betroffen sein (Ophthalmoborreliose). Mögliche Anzeichen sind eine Bindehautentzündung oder andere Formen der Augenentzündung (Keratitis oder Uveitis) sowie eine Netzhautablösung.
Spätfolgen: Folgeschäden im späten Stadium
Typisch für die späten Symptome einer verschleppten Borreliose, die sich nach vielen Monaten oder Jahren einstellen können, sind Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis). Besonders häufig sind dabei die Knie betroffen, seltener auch Ellenbogen- oder Sprunggelenke.
Neben den Gelenken können auch die Haut (Acrodermatitis chronica atrophicans) und die Nerven Schäden aufweisen. Die Haut wird dabei an der Innenseite von Beinen, Armen, Nase, Zehen oder Fingern dünn und verfärbt sich bläulich. Ist als Folgeschaden das zentrale oder periphere Nervensystem befallen, spricht man von einer späten Neuroborreliose. Diese Symptomatik entwickelt sich nur in den seltensten Fällen, sie kann zu Gang- und Blasenstörungen führen.
Diagnose ist nicht immer leicht
Liegt rund um die Stichstelle die typische Wanderröte vor, genügt in der Regel dieses eine Symptom, um eine Borreliose-Therapie zu beginnen.
Fehlt die kreisförmige Rötung, kann der Test auf Antikörper im Blut auf verschiedenen Wegen erfolgen, die in der Regel stufenweise nacheinander durchgeführt werden. Diese Blutwerte der unterschiedlichen Blutuntersuchungen sind jedoch nicht immer eindeutig. Denn selbst, wenn spezifische Antikörper gegen Borrelien vorliegen, bedeutet dies nicht, dass eine Borreliose die Ursache der akuten Beschwerden ist. Entscheidende Blutwerte beim Test auf Borreliose sind Immunglobulin M (IgM) und Immunglobulin G (IgG).
Weitere Verfahren, die im Rahmen der Borreliose-Diagnose zum Einsatz kommen können, sind eine Untersuchung des Gehirnwassers und eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit.
Behandlung von Borreliose
Da Borreliose durch Bakterien ausgelöst wird, lässt sich die Erkrankung generell gut durch die Gabe von Antibiotika behandeln. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die Erkrankung noch in einem frühen Stadium befindet. Je früher eine Therapie erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Folgeschäden verhindert werden können. Verwendete Antibiotika sind in der Regel Doxycyclin oder Amoxicillin.
Bleibt die Erkrankung über einen langen Zeitraum unentdeckt, macht dies die Behandlung meist deutlich schwieriger. Oftmals sind mehrwöchige Antibiotikagaben – teilweise auch als Infusion – nötig, um einen Behandlungserfolg zu erzielen. Auch bei einer erfolgreichen Behandlung kann die Erkrankung Schäden zurücklassen.
Je nach Art, Dauer und Schwere der Borreliose werden die Antibiotika meist für eine Dauer von fünf bis 30 Tagen eingesetzt.
Achtung: Eine einmalige Infektion mit Borrelien macht nicht immun gegen die Bakterien. Es kann also immer wieder zu Neuansteckungen kommen.
Chronische Borreliose
Manche Betroffen berichten trotz Behandlung noch Monate oder Jahre nach einem Zeckenstich von Beschwerden wie Gedächtnisstörungen, Müdigkeit oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Manchmal bezeichnet man diese Symptomatik als chronische Borreliose oder Post-Lyme-Syndrom. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine offiziell anerkannte Diagnose und es ist umstritten, ob das Krankheitsbild tatsächlich auf die Spätfolgen eines Zeckenstichs zurückzuführen ist.
Borreliose vorbeugen
Eine Impfung gegen Borreliose gibt es leider nicht. Um Borreliose wirkungsvoll vorzubeugen, sollten Sie sich deshalb vor Zeckenstichen schützen. Zecken leben in erster Linie im Gras sowie in Büschen und Wäldern. Eine Infektion erfolgt daher meist bei Aktivitäten in der Natur, etwa beim Laufen, Wandern oder bei der Gartenarbeit.
Mit den folgenden Tipps können Sie sich vor einem Zeckenstich schützen:
- Bedecken Sie Ihre Haut so gut wie möglich mit Kleidung. Tragen Sie idealerweise leichte, lange Oberteile und Hosen. Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken oder Schuhe, wenn Sie durchs Gras gehen.
- Tragen Sie möglichst helle, glatte Kleidung. Auf dieser sind krabbelnde Zecken schneller zu erkennen.
- Ziehen Sie bei Ausflügen in die Natur feste Schuhe an und verzichten Sie auf FlipFlops, Sandalen und andere offene Schuhe.
- Sprühen Sie sich bei Ausflügen in die Natur mit einem Zeckenschutzmittel ein. Das Mittel kann einen Zeckenstich zwar nicht zu 100 Prozent verhindern, bietet für etwa zwei bis drei Stunden jedoch einen gewissen Schutz.
Besondere Vorsicht in der Zeckensaison
Trotz aller Schutzmaßnahmen kann es passieren, dass eine Zecke Sie sticht. Deswegen sollten Sie Ihren Körper im Anschluss an Outdoor-Aktivitäten gründlich absuchen. Besonders achtsam sollten Sie während der Zeckensaison von März bis Oktober sein. Doch auch den Rest des Jahres über ist Vorsicht geboten, denn vereinzelt können auch in der kalten Jahreszeit Zeckenstiche auftreten. Borreliose tritt gehäuft im Zeitraum von Juni bis August auf.
Wenn Sie bei sich eine Zecke entdeckt haben, entfernen Sie diese so schnell wie möglich, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Tipps zum richtigen Entfernen von Zecken finden Sie hier. Eine vorbeugende Gabe von Antibiotika zur Prophylaxe einer Borreliose nach einem Zeckenstich wird aus medizinischer Sicht nicht empfohlen.
Borreliose und FSME
Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind beide Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden. Während jedoch gegen FSME eine Impfung möglich ist, besteht ein solcher Schutz bei Borreliose nicht.
Eine FSME-Impfung ist vor allem für Personen ratsam, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder Urlaub machen. Die Impfung ist die einzige Möglichkeit, der Erkrankung vorzubeugen. Denn die Übertragung der FSME-Viren beginnt unmittelbar nach dem Zeckenstich. Somit kann durch ein schnelles Entfernen der Zecke zwar einer Borreliose-Erkrankung, nicht aber FSME vorgebeugt werden.