Ansteckung über Gegenstände: Wo überleben Coronaviren wie lange?
Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird nicht nur durch den direkten Kontakt zwischen Menschen übertragen, sondern auch der indirekte Kontakt über Gegenstände könnte Studien zufolge ansteckend sein. Doch wie lange überleben Coronaviren in der Wohnung? Wie die Ansteckung über Oberflächen möglich ist, wie lange Coronaviren auf verschiedenen Oberflächen überleben und wie man sich vor einer Übertragung schützen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie wird das Coronavirus übertragen?
Das Coronavirus wird durch den Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Aufnahme des Virus in den Körper und den ersten Symptomen, beträgt circa zwei bis vierzehn Tage.
Das Virus überträgt sich durch Tröpfcheninfektion. Das bedeutet, dass der Krankheitserreger durch feine Speichel- oder Schleimtröpfchen beim Niesen, Husten oder auch beim Sprechen oder Singen auf eine Person in der Nähe übertragen werden kann. Eine zentrale Rolle spielen dabei Aerosole, also kleinste Tröpfchen, die sich als Schwebeteilchen in der Luft verteilen und in einem geschlossenen Raum für einige Zeit in der Luft hängenbleiben können. Besonders einfach kann sich das Virus zudem bei direktem Schleimhautkontakt, wie beispielsweise beim Küssen, übertragen.
Zum Schutz vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 sollte man eineinhalb bis zwei Meter Abstand zu anderen Personen halten und gegebenenfalls eine Maske tragen. Auch ist es wichtig, Räume regelmäßig zu lüften, um die möglicherweise virenbelasteten Aerosole mit der Luft hinauszubefördern. Die Ansteckungsgefahr im Freien gilt als deutlich geringer, vor allem wenn entsprechender Abstand gehalten wird.
Wie kann sich das Coronavirus durch Kontakt mit Oberflächen übertragen?
Einen weiteren Übertragungsweg könnte die Schmierinfektion durch den Kontakt mit kontaminierten (also mit dem Virus behafteten) Händen oder Oberflächen darstellen. Eine solche Übertragung ist beispielsweise dann möglich, wenn eine erkrankte Person in ihre Hände niest, einer zweiten Person die Hand schüttelt und diese sich anschließend selbst an Nase, Augen oder Mund fasst und so das Virus in den Körper aufnimmt.
Statt des Händeschüttelns könnte die erkrankte Person die Erreger auch übertragen, indem sie mit ihren Händen beispielsweise eine Türklinke berührt, die später von einer zweiten Person angefasst wird.
Bisher geht man davon aus, dass de Übertragung über kontaminierte Oberflächen und Gegenstände sehr unwahrscheinlich ist, dennoch kann dieser Übertragungsweg nicht ausgeschlossen werden. Zum Schutz vor dieser Art der Übertragung ist es sehr wichtig, beim Einkaufen, auf Toilette oder allgemein dann, wenn man die gleichen Räumlichkeiten wie eine andere Person benutzt, auf regelmäßiges Händewaschen zu achten.
Wie lange können Coronaviren auf Gegenständen überleben?
Obwohl Viren zum Überleben auf Dauer einen Wirt, beispielsweise einen Menschen, benötigen, kann das Coronavirus auch eine Zeitlang auf Oberflächen überleben. Wie lange das Virus dort überleben kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur und der Beschaffenheit der Oberfläche. So unterscheidet sich die Überlebenszeit des Virus zum Beispiel auf Geldmünzen von der auf Pappkartons. Auch auf trockenen Oberflächen überlebt das Virus weniger gut als auf feuchten.
Außerdem ergibt sich ein Unterschied zwischen der Zeitspanne, in der man das Virus auf einer bestimmten Oberfläche nachweisen kann, und der Zeitspanne, in der es tatsächlich überlebensfähig und damit ansteckend für andere Menschen ist. So kann man das Virus beispielsweise auf Metall, Plastik oder Glas bis zu neun Tage lang nachweisen, infektiös (ansteckend) ist es jedoch deutlich kürzer.
SARS-CoV-2: Lebensdauer auf unterschiedlichen Oberflächen
Aktuell werden für die entsprechenden Oberflächen folgende Zeiten angenommen, in denen das Coronavirus noch infektiös ist:
- Aerosol (in der Luft): bis zu drei Stunden
- auf Kupferoberflächen (wie auf Euromünzen): bis zu vier Stunden
- auf Karton (wie auf Pizzakartons): bis zu 24 Stunden
- auf Edelstahl (wie auf einigen Waschbecken, Wasserhähnen oder Türgriffen): bis zu zwei oder drei Tage
- Plastik (wie auf einigen Türklinken, Lichtschaltern oder Verpackungen): bis zu zwei oder drei Tage
Wie sind diese Daten zu bewerten?
Bei der Bewertung dieser Zeitangaben ist es wichtig zu wissen, dass die Ergebnisse, die Forschende im Labor herausgefunden haben, nicht zwangsläufig auf die Realität übertragbar sind. Eine mögliche Verzerrung durch Laborarbeit ist möglich. Denn hier ist der Einfluss von Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Tageslicht oder Temperatur meist nicht mit den realen Bedingungen vergleichbar.
Insbesondere das Überleben als Aerosol, also als Schwebeteilchen in der Luft, wird viel diskutiert. Fachleuten zufolge sind Erkenntnisse aus dem Labor nicht zwangsläufig für den Alltag relevant. Denn wenn eine infizierte Person hustet, sinken die ausgehusteten Tröpfchen üblicherweise aufgrund ihres Gewichts schnell zu Boden. Im Experiment, auf dem diese Daten basieren, wurde jedoch ein viel feinerer Sprühnebel verwendet, der mit einem tatsächlichen Husten nicht vergleichbar ist.
Darüber hinaus kam eine andere Studie einer australischen Arbeitsgruppe zu ganz anderen Ergebnissen, bei denen das Virus auch nach 28 Tagen noch auf Edelstahl, Glas oder Papier nachweisbar war. Die Untersuchungen fanden jedoch unter Laborbedingungen statt und ihre Übertragbarkeit ist daher ebenfalls umstritten.
Außerdem bedeuten überlebende Viren nicht automatisch, dass die zweite Person sich mit ihnen infiziert. Eine gewisse Menge an Virusmaterial muss vorliegen, damit sie für die zweite Person überhaupt ansteckend wirken kann. Dennoch ist es ratsam, sich durch entsprechende Hygienemaßnahmen vor der Ansteckung durch Oberflächen zu schützen.
Sollte man Pizzakartons und Türklinken überhaupt noch berühren?
Wenn man einen gelieferten Pizzakarton oder eine Türklinke berührt hat, sollte man sich nicht ins Gesicht fassen und möglichst bald die Hände gründlich mit Seife waschen. Damit kann man das Virus relativ gut abtöten.
Außerdem sollte man versuchen, möglichst wenige möglicherweise kontaminierte Flächen zu berühren. So kann man die Türklinke auf öffentlichen Toiletten beispielsweise mit dem Ellenbogen betätigen, um die Hände keimfrei zu belassen.
Können Coronaviren durch Geschirr und Besteck übertragen werden?
Wie bei allen Oberflächen besteht grundsätzlich auch bei Tellern und Besteck das Risiko einer Übertragung, beispielsweise durch vorheriges Husten oder Niesen auf die jeweilige Oberfläche. Allerdings wird davon ausgegangen, dass sich das Virus durch Spülbalsam und Geschirrspülmittel gut abtöten lässt. Auch das Reinigen in der Spülmaschine ist ratsam, da diese durch das hohe Erhitzen Keime abtöten kann.
Kann man sich durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel anstecken?
Weder für andere Coronaviren, noch für das neuartige Coronavirus gibt es bislang Fälle, bei denen eine Ansteckung mit der Viruserkrankung durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel nachgewiesen werden konnte. Auch für Lebensmittel aus Risikogebieten gilt das als eher unwahrscheinlich, da Coronaviren nur geringfügig umweltstabil, also in der Umwelt überlebensfähig, sind.
Auch wenn eine Ansteckung über den Verzehr von Lebensmitteln eher unwahrscheinlich ist, kann man das Risiko einer solchen Übertragung durch folgende Maßnahmen noch weiter minimieren:
- Regelmäßig gründlich Händewaschen, vor allem auch vor der Essenszubereitung.
- Nicht in die Hände niesen oder husten, sondern in die Ellenbeuge und vom Essen abgewendet.
- Erhitzen der Lebensmittel kann die Viren möglicherweise abtöten.
- Gefrorene Lebensmittel sollte man vor dem Verzehr mindestens zwei Minuten lang bei mindestens 70 Grad Celsius erhitzen. Denn eine Studie konnte zeigen, dass Coronaviren auf tiefgefrorenem Fleisch mehrere Wochen lang überleben können. Für die Studie wurden allerdings sehr hohe Viruskonzentrationen verwendet.
Berichte aus China, laut denen sich eine Person durch importiertes Schweinefleisch angesteckt haben soll, werden von Fachleuten als zweifelhaft eingestuft.
Coronaviren im Haushalt
Ist eine Person im Haushalt an COVID-19 erkrankt, ist das Ansteckungsrisiko für andere Personen im Haushalt besonders hoch. Doch wo und wie lange überleben Coronaviren in der Wohnung? Eine klein angelegte, im Sommer 2020 veröffentlichte Studie der Universität Bonn untersuchte anhand von mehr als 20 Quarantäne-Haushalten im Landkreis Heinsberg, wo sich die Viren im Haushalt am meisten tummelten:
- in der Toilette: Coronaviren wurden bereits mehrfach im Urin und Stuhl von Infizierten nachgewiesen. So gelangen sie in die Toilette und ins Abwasser. Tägliches Reinigen reduziert die Virenlast.
- in Waschbecken und Dusche: Dorthin gelangen die Erreger vermutlich über die Hände, etwa beim Händewaschen und Duschen. Auch hier hilft gründliches Reinigen, das Ansteckungsrisiko zu reduzieren.
- auf Oberflächen: Nur in 3,36 Prozent der Fälle konnten die Viren in Proben von Türklinken, Möbeln oder Fernbedienung nachgewiesen werden. Das bestätigt die Vermutung, dass die Ansteckung in den meisten Fällen über Aerosole erfolgt. Dennoch ist das Desinfizieren von Oberflächen, die eine infizierte Person berührt hat, ratsam.
- auf Infizierten: Besonders im Rachen und an den Händen von infizierten Personen wurden die Erreger nachgewiesen. Direkter Kontakt gilt daher als einer der wichtigsten Übertragungswege.
Was tun, wenn man mit einer an Corona erkrankten Person zusammenlebt?
Wenn eine an COVID-19 erkrankte Person mit weiteren gesunden Personen in einem Haushalt zusammenlebt, sollte so gut es geht eine räumliche Trennung eingehalten werden. Es wird empfohlen, dass sich die betroffene Person in anderen Räumen aufhält als die Gesunden. Wenn die Möglichkeit besteht, dann sollten vor allem auch getrennte Bäder benutzt und die Mahlzeiten zu unterschiedlichen Uhrzeiten eingenommen werden.
Wenn die räumliche Trennung in der Wohnung nicht möglich ist, sollte wenigstens ein Abstand von zwei Metern zwischen den gesunden und der kranken Person eingehalten werden. Gegebenenfalls sollte ein Mundschutz getragen werden. In der Raumluft können Aerosole über einen längeren Zeitraum überleben. Regelmäßiges Lüften hilft, die Virenlast in der Raumluft zu reduzieren.
Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die erkrankte Person keine Gegenstände mit den anderen Personen teilt. Dazu zählen zum Beispiel Besteck, Geschirr und Handtücher. Oberflächen, die gemeinsam benutzt werden, sollten regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Dabei sollten vor allem Türklinken und Wasserhähne nicht vergessen werden.
Welches Desinfektionsmittel hilft gegen das Coronavirus?
Ein einfaches Mittel, um kontaminierte Oberflächen "unschädlich" zu machen, ist das Desinfektionsmittel. Beachten Sie dabei die angegebene Zeit, die das Mittel zum Wirken benötigt. Meist handelt es sich dabei um wenige Minuten.
Wichtig ist auch, dass das Desinfektionsmittel überhaupt gegen Viren wirkt. Dafür muss es als "begrenzt viruzid" gekennzeichnet sein. Das bedeutet, dass es gegen behüllte Viren, wie das Coronavirus, wirkt. Auch "begrenzt viruzid PLUS" oder "viruzide" Mittel können angewendet werden.
Zur Virenabtötung sind dabei beispielsweise Alkohole oder Formaldehyde in den Mitteln enthalten.
10 Tipps, um sich selbst und andere zu schützen
Folgende Maßnahmen können helfen, die Ausbreitung der Viruserkrankung einzudämmen und sowohl Sie als auch andere vor dem Coronavirus zu schützen:
- Reinigen Sie Gegenstände, die häufig berührt werden, wie beispielsweise das Handy oder Tastaturen, regelmäßig. Dafür können Sie ganz einfach leicht angefeuchtete Mikrofasertücher und Reinigungssprays verwenden. Auch Gegenstände, die an andere weitergegeben werden, sollten Sie vorab gründlich reinigen.
- Schutzfolien auf dem Smartphone schützen nicht nur vor Kratzern im Display, sondern sind auch leichter abwischbar und damit besser zu reinigen.
- Tauschen Sie möglichst keine Gegenstände mit anderen Personen aus oder benutzen Sie sie nicht gemeinsam. Das gilt beispielsweise auch für Zahnbürsten oder E-Zigaretten in einem gemeinsamen Haushalt.
- Beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sollten Sie möglichst wenig berühren und vor allem darauf achten, sich nicht ins eigene Gesicht zu fassen.
- Bei Kontakt mit möglicherweise kontaminierten Oberflächen sollten Sie die Hände für mindestens zwanzig Sekunden mit Seife waschen. Seife reicht dabei zur Entfernung des Virus vollkommen aus. In Situationen, in denen keine Möglichkeit besteht, sich die Hände zu waschen, können Sie auch auf Desinfektionsmittel zurückgreifen.
- Um den Kontakt mit möglicherweise kontaminiertem Geld zu vermeiden, sollten Sie beim Einkaufen möglichst mit der Karte, am besten kontaktlos, bezahlen.
- Husten oder niesen Sie in die Ellenbeuge oder ein Taschentuch, auf keinen Fall in die Hände oder einfach so in die Luft. Das Tuch sollten Sie anschließend entsorgen.
- Eine gründliche Reinigung von Oberflächen wie Türklinken oder Lichtschaltern ist auch zu Hause sinnvoll. Dafür können Sie normale Haushaltsreiniger verwenden. Desinfektionsmittel sind in der Regel nicht erforderlich.
- Wechseln Sie Putzlappen häufig und waschen Sie diese bei 60 °C.
- Lüften Sie in der Wohnung regelmäßig, damit die Zahl erregerhaltiger Tröpfchen, die sich später auf Oberflächen absetzen, in der Luft gesenkt wird.