Gallenblasenentzündung – Symptome & Behandlung einer Cholezystitis
Eine akute Gallenblasenentzündung – oder Cholezystitis, wie der medizinische Fachbegriff lautet – verursacht zu Beginn oft typische Symptome wie Schmerzen im oberen Bauchbereich oder Übelkeit. Eine Entzündung der Gallenblase ist ein ernsthaftes Krankheitsbild, das umgehend in einem Krankenhaus behandelt werden muss. Ohne entsprechende Therapie kann sich ansonsten eine chronische Gallenblasenentzündung entwickeln, die Leberschäden zur Folge haben kann. Ob Hausmittel bei der Behandlung zur Anwendung kommen können und mehr zu Symptomen, Verlauf und Therapie der Gallenblasenentzündung lesen Sie hier.
Was ist die Gallenblase?
Die Gallenblase ist ein kleines Organ im rechten Oberbauch. Sie dient der Speicherung und Freisetzung der Gallenflüssigkeit (umgangssprachlich "Gallensaft" oder einfach "Galle"). Diese wird von der Leber produziert, um unter anderem Fette zu verdauen und schwer lösliche Stoffe auszuscheiden. Bestandteile des Gallensaftes sind unter anderem Cholesterin, der Gallenfarbstoff Bilirubin und Gallensäuren.
Überschüssig produzierte Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase eingedickt und gespeichert, bis sie vom Körper benötigt wird. Essen wir beispielsweise eine besonders fettreiche Mahlzeit, dann wird die gespeicherte Galle zusammen mit frisch gebildeter Galle aus der Leber über den Gallengang (Ductus choledochus) in den Zwölffingerdarm (Duodenum) abgegeben.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Cholezystitis?
Normalerweise besteht die Galle aus einem Gleichgewicht an Substanzen, die steinbildend und steinlösend sind. Kommt es zu Verschiebungen dieses Gleichgewichts in Richtung der steinbildenden Stoffe, so wird der Gallensaft immer fester und es bilden sich Gallensteine, also feste, klumpenartige Ablagerungen. Am häufigsten handelt es sich um Cholesterinsteine.
Wenn sich Steine in der Gallenblase bilden, spricht man von einer Cholezystolithiasis oder auch Cholelithiasis (altgriechisch chole = "Galle", líthos = "Stein"). Vereinzelte Gallensteine sind ungefährlich und häufig nur ein Zufallsbefund. Sobald sich jedoch zu viele Steine angesammelt haben oder besonders große Steine gebildet werden, so besteht die Gefahr, dass ein zu hoher Druck in der Gallenblase oder den Gallenwegen entsteht. In vielen Fällen sitzt ein zu großer Stein an der Stelle, wo sich die Gallenblase zum Gallengang verengt. Dieser erhöhte Druck spiegelt sich wider in starken, kolikartigen Oberbauchschmerzen. Durch die dauerhafte Reizung kommt es zur Entzündung und zur Infektion mit Bakterien.
Eine Entzündung der Gallenblase kann allerdings auch ohne Stein entstehen. In diesem seltenen Fall spricht man umgangssprachlich von einer Stressgallenblase. Ursache ist eine verminderte Versorgung mit Blut, was Infektionen mit Bakterien begünstigt. Diese Minderversorgung kann nach großen Verletzungen im Bauchraum, infolge größerer Operationen oder auch bei schwerwiegenden Infektionen der Nachbarorgane entstehen. Daneben kann es bei einer Entzündung des Zwölffingerdarms zu einem Aufstieg von Bakterien kommen, die ebenfalls eine Gallenblasenentzündung verursachen können.
Risikofaktoren: Was begünstigt eine Gallenblasenentzündung?
Cholesterinsteine sind die Hauptursache von Gallenblasenentzündungen. Die Risikofaktoren für eine Steinbildung kann man mit der 6-F-Regel zusammenfassen:
- Fat (Adipositas beziehungsweise starkes Übergewicht)
- Female (weiblich, Frauen sind also häufiger betroffen)
- Fertile (Fruchtbarkeit, Schwangerschaft)
- Forty (Alter über 40 Jahre)
- Fair (hellhäutig)
- Family (genetische Vorbelastung)
Daneben stellt ein ungesunder Lebensstil mit einer fettreichen, fleischhaltigen Ernährung einen erheblichen Risikofaktor dar. Aber auch eine schnelle Gewichtsabnahme und längere Fastenperioden können durch Zurückhaltung der Gallenflüssigkeit das Risiko der Steinbildung erhöhen. Weiterhin gibt es bestimmte genetische Erkrankungen, die mit einer vermehrten Gallensteinbildung einhergehen, beispielsweise Mukoviszidose.
Symptome: Wie macht sich eine Cholezystitis bemerkbar?
Im Anfangsstadium zeigen Betroffene bei einer Gallenblasenentzündung häufig allgemeine Symptome wie Übelkeit und Erbrechen oder einen bitteren Geschmack im Mund. Des Weiteren kann es zu Blähungen und Durchfall kommen. Auch Fieber und Schüttelfrost sind möglich. Außerdem typisch sind starke Bauchschmerzen im oberen Bauch. Diese Schmerzen können ausschließlich auf der rechten Seite oder im gesamten Oberbauch auftreten. Auch ist es möglich, dass die Schmerzen bis in den Rücken, die Brust oder den Unterbauch ausstrahlen.
Je nach Entzündungsgeschehen treten entweder starke, krampfartige Schmerzen auf, die auch Gallenkolik genannt werden, oder dumpfe, langanhaltende Schmerzen. Sehr oft sind die Schmerzen verbunden mit Triggerfaktoren:
- Reizmahlzeit: Nach dem Essen von Mahlzeiten, die viel Fett enthalten, können die Symptome schlimmer werden.
- Vagotonus: Manchmal treten die Symptome nachts auf, wenn der Körper in einem entspannten Zustand ist.
In manchen Fällen kommt es durch den Rückstau der Gallenflüssigkeit und einen Austritt von Bilirubin zu einer Gelbfärbung der Haut und einer helleren Färbung des Stuhls.
Bei den Symptomen gibt es üblicherweise keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Im Gegensatz zu einer akuten Cholezystitis kann die chronische Form milder oder sogar zeitweise asymptomatisch, also ohne erkennbare Beschwerden, verlaufen.
Diagnostik: Welche Untersuchungen werden gemacht?
Die Anamnese ist der erste wichtige Schritt bei der Diagnose der Gallenblasenentzündung. Hierbei sprechen Arzt*Ärztin und Patient*in über die Krankengeschichte. Die Fragen konzentrieren sich auf folgende Punkte:
- Schmerzen: Ein andauernder Schmerz im rechten Oberbauch ist typisch für eine Gallenblasenentzündung. Kolikartige, stechende Schmerzen sprechen für einen Gallenstein als Ursache.
- Auffälligkeiten von Stuhlgang oder Wasserlassen (Miktion): Heller Stuhlgang oder rostrot gefärbter Urin können Anzeichen einer Entzündung der Gallenblase sein.
- Begleitsymptome: Dazu gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber.
In der anschließenden körperlichen Untersuchung kann der Bauch auf Schmerzen und Abwehrspannung untersucht werden. Charakteristisch für die Cholezystitis ist ein positives Murphy-Zeichen. Dies beschreibt den schmerzbedingten Abbruch der Atmung, wenn in den rechten Oberbauch gedrückt wird.
Es werden ebenfalls die Blutwerte überprüft. Im Blutbild sind bei einer Gallenblasenentzündung meist die Entzündungsparameter erhöht. Auch kann sich ein Anstieg der sogenannten Leberenzyme wie ALAT (Alanin-Aminotransferase) und ASAT (Aspartat-Aminotransferase) zeigen. Sollte der Gallengang mit betroffen sein, sind häufig die sogenannten Cholestaseparameter wie Gamma-GT und alkalische Phosphatase erhöht. Das sind Laborwerte, die häufig bei einem Rückstau von Gallenflüssigkeit (Cholestase) erhöht sind. Letzteres ist häufig die Folge eines Gallensteins.
Die finale Diagnose wird dann mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) gestellt. Sie ermöglicht die genaue Beurteilung der Gallenblase. Auch lassen sich sehr leicht Gallensteine nachweisen. Bei einer Entzündung der Gallenblase erscheint diese oft vergrößert und die Gallenblasenwand verdickt. Nicht selten zeigt sich auch freie Flüssigkeit in der Umgebung.
Behandlung: Kann eine Gallenblasenentzündung von selbst heilen?
Eine Entzündung der Gallenblase kann nicht von selbst heilen. Ohne Therapie besteht die Gefahr einer chronischen Gallenblasenentzündung, die durch wiederholte Infektionen zu einer Vernarbung des Organs führt und erhebliche Komplikationen wie ein Platzen der Gallenblase (Perforationen), Blutungen oder ein Absterben des Gewebes (Nekrose) im Rahmen einer gangränösen Cholezystitis mit sich bringen kann. Weitere mögliche Folgen einer chronischen Cholezystitis sind eine Verkleinerung der Gallenblase (Schrumpfgallenblase) oder eine Verdickung der Gallenblasenwand durch Verkalkungen (Porzellangallenblase).
Die häufig angewendete Therapie ist eine rasche Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) binnen 24 Stunden. Zeigt sich der*die Patient*in mit hohem Fieber und Zeichen einer massiven Infektion, muss vorher eine umfangreiche Behandlung mit Antibiotika erfolgen. Das Behandeln ohne OP wird nur in absoluten Ausnahmefällen, in denen eine Operation zu gefährlich ist, in Betracht gezogen.
Bis zur OP sind Betroffene mit einer Cholezystitis angehalten, auf Nahrung zu verzichten, um ein zusätzliches Absondern des Gallensaftes zu verhindern. Zusätzlich können muskelentspannende und schmerzhemmende Medikamente wie Ibuprofen die Beschwerden lindern. Unterstützend kann man auf pflanzliche Hausmittel wie Mariendistel oder Schafgarbe zurückgreifen. Als Hausmittel gegen die Schmerzen können warme Wickel oder eine Wärmflasche auf der rechten Bauchseite eingesetzt werden.
Die Cholezystektomie kann durch Eröffnung des Bauchraums oder minimal-invasiv durch eine Laparoskopie durchgeführt werden. Letzteres ist heutzutage das Standardverfahren. Dabei werden kleine Schnitte am Bauch gesetzt und feine Instrumente in den Bauch eingeführt, über die der*die Chirurg*in operieren kann. Vorteil dieses Verfahrens sind die kleineren OP-Narben und die kürzere Regenerationszeit nach dem Eingriff. Nach der Cholezystektomie sind Patient*innen von der Gallenblasenentzündung geheilt. Ein Leben ohne Gallenblase ist meist problemlos möglich, es kann aber eine Anpassung der Ernährung nötig werden.