Brustkorbschmerzen bei Herzmuskelentzündung
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Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Ursachen, Symptome, Behandlung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 27.04.2021

Mit einer Entzündung der Herzmuskeln ist nicht zu spaßen. Zwar verläuft sie vielfach unbemerkt, wird aber nicht selten bei der Autopsie von Menschen mit ungeklärter Todesursache gefunden. Die Symptome sind oft recht unspezifisch – gerade deshalb ist eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) so schwer zu erkennen. Wie häufig die Myokarditis wirklich vorkommt, weiß keiner so genau – die Dunkelziffer unerkannter Fälle ist sehr hoch. An welchen Symptomen kann man eine Herzmuskelentzündung erkennen, welche Ursachen liegen der Erkrankung zugrunde und wie wird sie behandelt?

Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Die Ursachen einer Herzmuskelentzündung sind vielfältig. Sie kann durch eine Infektion mit verschiedensten Erregern – Viren, Bakterien, Protozoen, Parasiten und Pilzen – ausgelöst werden. Man spricht dann von einer infektiösen Myokarditis. Besonders häufige Auslöser sind Viren. Ein bekanntes Beispiel sind etwa Erkältungserreger. Wer trotz Erkältung Sport treibt und sich nicht ausreichend schont, riskiert, dass die Erreger durch den Körper bis ins Herz wandern und dort eine Entzündung auslösen.

Eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung kann zudem durch eine überschießende Abwehrreaktion (Autoimmunreaktion), chemische, potenziell giftige Substanzen (zum Beispiel Drogen oder Medikamente wie Chemotherapeutika) oder auch physikalische Reize (zum Beispiel Strahlen) verursacht werden. Manchmal breitet sich die Entzündung auch auf den Herzbeutel (Perikard) aus – dann spricht man von Perimyokarditis. Im Rahmen einer Myokarditis kommt es zur durch die Entzündung zur Auflösung des betroffenen Muskelgewebes.

Symptome einer Herzmuskelentzündung erkennen

Die Symptome einer Myokarditis sind recht unspezifisch – das macht die Diagnose so schwierig. Die Betroffenen berichten häufig über einen vorausgegangenen Infekt der oberen Atemwege mit entsprechenden Beschwerden.

Nicht immer treten herzspezifische Beschwerden auf, die durch Herzrhythmusstörungen, Reizungen des Herzbeutels und eine eingeschränkte Herzleistung (Insuffizienz) hervorgerufen werden:

  • beschleunigter Puls (auch ohne körperliche Anstrengung)
  • Herzrasen oder -stolpern
  • Kurzatmigkeit bei Belastung
  • Druckgefühl oder Schmerzen im Brustkorb
  • Schwindel und Ohnmachtsanfälle

Die Herzmuskelentzündung selbst kann sich zudem durch allgemeine Symptome äußern:

  • Leistungsknick und Schwächegefühl
  • Ermüdbarkeit
  • Fieber
  • Unruhe
  • Gelenk- und Muskelschmerzen

Dies alles sind Beschwerden, die einer Grippe oder Erkältung ähneln und dann oft einem Atemwegsinfekt zugeschrieben werden. Daneben sind aber noch weitere Symptome möglich, welche das Herz betreffen. Die häufigsten dieser Beschwerden sind Müdigkeit und Luftnot, gefolgt von Herzklopfen und Brustschmerzen.

Myokarditis: Schwerer Verlauf möglich

Im schlimmsten Fall – bei einer sehr akuten Verlaufsform – kann sich innerhalb kurzer Zeit eine lebensbedrohliche Herzschwäche entwickeln; auch ausgeprägte Herzrhythmusstörungen können zum plötzlichen Herztod führen.

Bei einem weiteren Drittel geht die akute Form in eine chronische über, heilt also nicht ganz aus und beeinträchtigt die Herzfunktion dauerhaft. Die übrigen Betroffenen erholen sich komplett oder überwiegend von der Herzmuskelentzündung.

Diagnose einer Herzmuskelentzündung

Wichtige Untersuchungen zur Diagnose einer Myokarditis sind, neben der Untersuchung von Herz und Lunge beziehungsweise dem Messen von Puls und Blutdruck, auch das Elektrokardiogramm (EKG) und die Echokardiografie (Herzultraschall):

  • Im EKG zeigen sich insbesondere Herzrhythmusstörungen und andere Änderungen, die allerdings nicht spezifisch für die Myokarditis sind, sondern auch bei anderen Herzerkrankungen auftreten.
  • Mit der Echokardiografie lassen sich Ausweitungen der Herzhöhlen sowie Störungen der Koordination in der Herzbewegung nachweisen und die Leistung des Herzens messen; bei Entzündungen des Herzbeutels lässt sich eine dafür typische Flüssigkeitsansammlung zwischen Herzbeutel (Perikard) und Herzmuskel (Myokard) nachweisen, der sogenannte Perikarderguss. Doch auch die Ultraschallbefunde liefern nur Puzzleteile, sind aber nicht spezifisch.
  • Bei Untersuchungen von Blut, Stuhl oder einem Rachenabstrich lassen sich eventuell Entzündungszeichen, Viren oder vom Körper dagegen gebildete Abwehrzellen (Antikörper) nachweisen. Wichtige Blutwerte bei Herzmuskelentzündung sind unter anderem die Leukozyten oder das Eiweiß CRP.
  • Eine weitere Untersuchung ist die Szintigrafie, bei der entzündete Zellen weniger aktiv sind und deshalb weniger von einer gespritzten Substanz einlagern.
  • Mit einer Kernspintomografie (Kardio-MRT) lassen sich Entzündungsherde und Vernarbungen des Muskelgewebes gut darstellen.
  • Ist nach diesen Untersuchungen die Verdachtsdiagnose noch immer nicht gesichert, wird eine Gewebeprobe aus dem Herzmuskel (Myokardbiopsie) und/oder Flüssigkeit aus dem Herzbeutel entnommen.

Welche diagnostischen Maßnahmen getroffen werden, ist abhängig vom Zustand des Betroffenen, seinem Alter, den Begleiterkrankungen und den eventuellen Konsequenzen für die Therapie.

Behandlung einer Myokarditis

Mediziner*innen schätzen, dass eine Herzmuskelentzündung in einem Großteil der Fälle unbemerkt bleibt und von alleine wieder ausheilt. Doch bei den restlichen Fällen kann es mitunter zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen, weshalb die richtige Therapie entscheidend ist.

So wenig es spezifische Symptome gibt, so wenig kann die Myokarditis spezifisch behandelt werden. Stattdessen stehen im Vordergrund allgemeine Maßnahmen: Bettruhe, später körperliche Schonung (kein Sport, keine schwere körperliche Arbeit), bis sich die Befunde normalisiert haben. Dazu wird gegebenenfalls die zugrunde liegende Krankheit beziehungsweise Infektion behandelt.

Hat sich die Myokarditis auf die Herzfunktion ausgewirkt, werden diese Symptome mit Medikamenten gegen Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen therapiert. Bei schweren Verlaufsformen werden Behandlungsmethoden mit speziellen Medikamenten bis hin zur Herztransplantation durchgeführt – allerdings nur in darauf spezialisierten Kliniken.

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