Herzschrittmacher – kleines Gerät mit großer Wirkung
An viele medizinische Errungenschaften sind wir mittlerweile so gewöhnt, dass wir ihre Existenz als selbstverständlich hinnehmen: Künstliche Hüft- oder Kniegelenke, Hör- oder Sehhilfen und auch der Herzschrittmacher sind für uns heute Normalität. Hier erfahren Sie, was ein Herzschrittmacher genau ist und wann er eingesetzt wird.
Was ist ein Herzschrittmacher?
Ein Herzschrittmacher unterstützt das Herz, in seinem normalen, das heißt situationsangepassten Rhythmus zu schlagen. Ein moderner Herzschrittmacher ist kaum größer als eine Streichholzschachtel, besteht aus einer Lithiumjodidbatterie sowie raffinierter Elektronik und hat eine Umhüllung aus Titan. In der Regel wiegt ein Herzschrittmacher zwischen 20 und 30 Gramm. Er gibt über eine oder mehrere dünne Elektroden, die im Herzen verankert werden, elektrische Impulse an das Herzgewebe ab, um den Herzrhythmus zu unterstützen.
Was ist der Herzrhythmus?
Das Herz besteht aus Muskelgewebe, das sich nacheinander in einer bestimmten Reihenfolge zusammenzieht (kontrahiert) und so zu einer Bewegung des Blutes führt. Jede regelhaft ablaufende Kontraktion spüren wir normalerweise als Herzschlag. Die Weiterleitung kann man am Handgelenk als Puls ertasten. Die Kontraktion und der Herzschlag werden normalerweise von einem Nervenpunkt im Herzen – dem Sinusknoten – aus gesteuert. Von dort aus führen Nervenfasern in alle Regionen des Herzens.
Sobald der Sinusknoten einen Nervenimpuls abgibt, führen die Nervenfasern zu einer Kontraktion und Erschlaffung der verschiedenen Herzkammern, so dass das Herz seiner Pumpfunktion nachkommen kann. Diese Pumpfunktion kann aber nur geregelt ablaufen, wenn die Nerven, die das Muskelgewebe beeinflussen, funktionieren und auf Belastungen wie Treppensteigen oder Aufregung auch reagieren.
Unregelmäßigkeiten des Herzschlags
Mit fortschreitendem Lebensalter kommt es bei vielen Menschen zu Unregelmäßigkeiten des Herzschlags. Wenn beispielsweise beim Sick-Sinus-Syndrom der Sinusknoten zu wenig Impulse abgibt, kommt es zu einer Abnahme der Herzfrequenz (Bradykardie). Aber auch wenn die Impulsweiterleitung in den Nervenbahnen gestört ist – zum Beispiel durch Durchblutungsstörungen oder Nervenschäden – schlägt das Herz unregelmäßig oder zu selten.
Für den Betroffenen kann sich das in unangenehmem Herzstolpern oder Schwindelattacken äußern, die in ihrer extremsten Form zu Bewusstlosigkeit führen können (Morgagni-Stokes-Anfall). Oft kommt es allerdings "nur" zu einer zunehmend geringeren Belastbarkeit: Jede noch so kleine Anstrengung fällt schwer, man wird immer schlapper und gerät schnell außer Atem.
Wann wird ein Herzschrittmacher eingesetzt?
Ein Herzschrittmacher wird immer dann benötigt, wenn die Regulation des eigenen Herzrhythmus gestört ist, der Betroffene die oben genannten Symptome zeigt oder zu erwarten ist, dass durch die Unregelmäßigkeit des Herzschlags eine lebensbedrohliche Situation eintreten kann.
Dabei muss geklärt werden, weshalb genau der Herzrhythmus unregelmäßig ist: Arbeitet der Sinusknoten nicht mehr richtig, an welcher Stelle stimmt die Überleitung zu den Nervenfasern nicht oder liegt etwa eine andere Grunderkrankung vor (beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion), die den Herzschlag beeinträchtigt?
Auch Medikamente gegen zu hohen Blutdruck oder gegen Herzinsuffizienz können für die Rhythmusstörung verantwortlich sein. Mit dem Langzeit-EKG und verschiedenen anderen Testmethoden können die Nervenfasern stimuliert und ihre Funktion überprüft werden. Sobald die Ursache feststeht, wird der passende Schrittmacher ausgewählt.
Welche Arten von Herzschrittmachern gibt es?
Die Art des Herzschrittmachers, der eingesetzt wird, hängt von der Art der Erkrankung ab. Je nach Rhythmusstörung werden Elektroden eingesetzt, die in einer, zwei oder sogar drei Kammern Impulse abgeben.
Folgende Typen von Herzschrittmachern sind üblich:
- Einkammerschrittmacher: Hierbei wird eine Elektrode in die rechte Haupt- oder in die Vorkammer des Herzens geführt.
- Zweikammerschrittmacher: Eine Elektrode führt in die rechte Vorkammer und eine in die rechte Hauptkammer.
- Dreikammerschrittmacher: Eine Elektrode führt in die rechte Vorkammer, eine in die rechte Hauptkammer sowie eine in die linke Hauptkammer.
Zudem gibt es eine noch recht neue Art von Herzschrittmachern, nämlich sogenannte Mini-Herzschrittmacher. Sie sind deutlich kleiner und wiegen weniger als andere Herzschrittmacher, nämlich nur etwa zwei Gramm. Sie sind kabellos, stimulieren jedoch nur eine Herzkammer. Diese "Einkammersysteme" kommen deshalb weniger häufig zum Einsatz als andere Herzschrittmacher, beispielsweise bei Betroffenen mit permanentem Vorhofflimmern.
Neue Funktionen moderner Herzschrittmacher
Außerdem sind moderne Schrittmacher mittels Sensoren in der Lage, ihre Frequenz der Tätigkeit des Trägers anzupassen: Treppensteigen, Laufen, Arbeiten, und auch Aufregung führen zu einer Erhöhung des Herzschlags. Jeder Schrittmacher kann heute telemetrisch seine Daten an eine außerhalb des Körpers liegende Datenschnittstelle abgeben, sodass Wartung und Kontrolle des Schrittmachers relativ einfach geworden sind.
Das so genannte "Home Monitoring", das auch außerhalb der Kontrolltermine Daten an ein Terminal schickt und bei Abweichungen von der normalen Funktion den Arzt verständigt, ist heute schon bei einigen Implantaten möglich.
Wie wird ein Herzschrittmacher eingesetzt?
Ein Herzschrittmacher wird heute meist in einer kurzen Operation unter lokaler Betäubung eingesetzt. Dabei wird unterhalb des linken oder rechten Schlüsselbeins eine Tasche im Unterhautfettgewebe präpariert und das Schrittmacheraggregat dort platziert. Unter dem Schlüsselbein läuft eine größere Vene, in der die dünne Elektrode bis zum Herzen vorgeschoben werden kann.
Je nach Fabrikat wird die Elektrode mit einer Drehbewegung an der passenden Stelle im Herzen verschraubt oder durch kleine Widerhaken verankert. Danach wird sie an den Schrittmacher angeschlossen. Man kann sofort testen, ob der Schrittmacher einwandfrei funktioniert und Impulse ans Herz sendet. Falls das Modell zwei oder drei Elektroden benötigt, wird so auch mit den anderen Elektroden vorgegangen.
Wie lange hält ein Herzschrittmacher?
Während der erste implantierte Schrittmacher 1958 bereits nach einem Tag seinen Dienst quittierte, beträgt die durchschnittliche Lebensdauer der Batterien moderner Schrittmacher heute sechs bis zehn Jahre. Es ist leider nicht möglich, nur die Batterien zu tauschen, da diese fest mit dem Gerät verbunden sind.
Dank der technischen Fortschritte kann bei jeder Schrittmacherkontrolle geprüft werden, wie lange die Lithiumjodid-Akkumulatoren noch halten. Selbst wenn das Gerät signalisiert, dass sich die Leistung bald erschöpfen wird, bedeutet das nicht, dass notfallmäßig sofort ein neues Gerät eingesetzt werden muss. Die heutigen Geräte arbeiten in der Regel noch monatelang störungsfrei weiter, so dass eine Operation gut geplant erfolgen kann.
Worauf muss ein Herzschrittmacherpatient achten?
Nach der Operation wird der Schrittmacher so programmiert, dass er optimal zu den Bedürfnissen des Patienten passt. Die Daten werden in den Schrittmacherausweis eingetragen, den Sie nach der Implantation erhalten. Tragen Sie ihn immer bei sich – so kann bei unklaren Rhythmusstörungen genau kontrolliert werden, ob Ihr kleiner Helfer der Auslöser ist.
Unabhängig vom Einsetzen des Herzschrittmachers sollten Patienten mit Vorhofflimmern ihren Alkoholkonsum idealerweise einschränken. Regelmäßiger oder exzessiver Alkoholkonsum kann Vorhofflimmern nachweislich begünstigen.
Steigerung der Leistungsfähigkeit
Viele Patienten verspüren eine Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit. Während Sie in den ersten Wochen nach der OP noch durch etwas Wundschmerz körperlich eingeschränkt sein werden, können Sie später wieder fast jeder Sportart nachgehen – Kampfsport und Bogenschießen sollten Sie allerdings meiden.
Vorsicht mit elektronischen Geräten
Da Herzschrittmacher keinerlei Geräusche machen, wird Ihr kleines Zusatzgerät irgendwann für Sie immer mehr zur Selbstverständlichkeit. Trotzdem sollten Sie ihn gerade in der Nähe von bestimmten anderen elektronischen Geräten nicht ganz vergessen: Magnetresonanztomographen, die ein starkes elektromagnetisches Feld erzeugen, können Ihren Schrittmacher in seiner Funktion beeinflussen.
Weiterhin Vorsicht walten lassen sollten Herzschrittmacherpatienten beim Umgang mit folgenden Geräten:
- Handys: Handys stellen für Herzschrittmacherpatienten in der Regel kein Problem mehr dar. Dennoch sollte mit einem Handy aber immer ein Sicherheitsabstand von etwa 15 bis 20 Zentimetern zum Herzschrittmacher eingehalten werden.
- Küchen- und Haushaltsgeräte: Zu Maschinen wie Toaster, Herd oder der Waschmaschine sollten Betroffene einen Mindestabstand von 15 bis 30 Zentimetern nicht unterschreiten. Informationen zum Einfluss auf Ihren Herzschrittmacher erhalten Sie im Zweifelsfall über den Herstellerhinweis.
- Warensicherungsanlagen: Auch Warensicherungsanlagen,die sich in Kaufhäusern im Ein- und Ausgangsbereich befinden, können den Schrittmacher vorübergehend stören. Dieses Phänomen tritt allerdings selten auf.
Geräte zur Körperpflege wie der Rasierapparat, Föhn oder die elektrische Zahnbürste sind hingegen für Menschen mit Herzschrittmacher unbedenklich.
Gefahrenquellen beim Herzschrittmacher
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt über mögliche Gefahrenquellen aufklären. Auch Urlaub und selbst Flugzeugreisen sind problemlos möglich, doch vergessen Sie nicht Ihren Schrittmacherausweis.Im Flughäfen kann Ihr Schrittmacher die Metalldetektoren alarmieren und dann wird Ihr Ausweis zur Aufklärung beitragen.
Sorgen über einen plötzlichen Ausfall des Gerätes sind bei den heutigen Modellen unnötig. Bei regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen wird die Funktion des kleinen, aber äußerst leistungsfähigen Helfers überprüft. Freuen Sie sich über Ihren elektronischen Wunderapparat!