Kehlkopfkrebs – Symptome, Ursachen & Therapie
Kehlkopfkrebs ist eine bösartige Erkrankung des Rachens. Erste Symptome sind häufig Schluckbeschwerden, Heiserkeit und ein Völlegefühl im Hals. In Europa erkranken die meisten Menschen erst im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, insgesamt mehr Männer als Frauen. Die Krankheit ist sehr oft die Folge von jahrzehntelangem Rauchen oder Schadstoff-Kontakt. Welche Untersuchungen können gemacht werden und wie sieht die Therapie aus? Das und mehr lesen Sie hier.
Was ist Kehlkopfkrebs?
Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) ist ein bösartiger Tumor des Kehlkopfes (Larynx). Der Larynx befindet sich im Hals und beinhaltet den Stimmapparat mit Stimmbändern und Stimmlippen (Glottis) sowie den Kehldeckel (Epiglottis). In den meisten Fällen handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom. So nennt man die Oberfläche der Schleimhaut in der Mundhöhle und im Rachen.
Welche Arten von Kehlkopfkrebs gibt es?
Es gibt verschiedene Einteilungsmöglichkeiten des Kehlkopfkrebses. Die gängigste Unterscheidung erfolgt anhand der Lage. Dabei lassen sich vier Formen unterscheiden: Das Stimmbandkarzinom liegt im Bereich der Stimmlippen und hat die beste Heilungsaussicht. Des Weiteren unterscheidet man ein supraglottisches und ein infraglottisches Larynxkarzinom, welches sich ober- beziehungsweise unterhalb des Stimmapparats befindet. Ein transglottisches Karzinom breitet sich über den ganzen Kehlkopf aus und ist sehr selten. Die meisten Kehlkopfkarzinome sind Stimmbandkarzinome.
Ursachen: Wie entsteht Kehlkopfkrebs?
Krebs entsteht, weil Zellen des Körpers entarten. Ursache hierfür sind Schäden an der DNA, unserem genetischen Erbgut, welche dazu führen, dass diese Zellen sich schneller teilen und wachsen. Dabei entsteht ein Tumor (Schwellung), der gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein kann. Gutartige Tumoren sind in den meisten Fällen nicht gefährlich, wohingegen bösartiger Krebs streuen und dabei Lymphknoten und andere Organe befallen kann. Man spricht dann von Metastasen oder Tochtergeschwülsten.
Beim Kehlkopfkrebs entstehen diese DNA-Schäden vor allem durch sogenannte inhalative Noxen, also schädliche Stoffe wie Tabakrauch oder das Einatmen von anderen chemischen Schadstoffen. Die wichtigsten Auslöser stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
Risikofaktoren: Was begünstigt Kehlkopfkrebs?
Für die Entstehung von Kehlkopfkrebs sind bestimmte Risikofaktoren von besonderer Bedeutung:
- Rauchen, vor allem wenn es mit übermäßigem Alkoholkonsum einhergeht, stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren dar. Rauchen allein kann das Risiko für Kehlkopfkrebs bis um das 20-Fache erhöhen. Nichtraucher*innen entwickeln nur äußerst selten Kehlkopfkrebs.
- Ein weiterer relevanter Faktor sind wiederkehrende chronische Kehlkopfentzündungen. Diese Entzündungen können über längere Zeiträume hinweg das Risiko für Kehlkopfkrebs erhöhen.
- Ebenfalls bedeutsam ist der langjährige Kontakt mit Schadstoffen wie beispielsweise Asbest, Arsen oder Benzpyrenen. Diese Stoffe können das Gewebe im Kehlkopf schädigen und somit das Risiko für die Entwicklung von Krebs erhöhen.
- Neben diesen Faktoren ist auch die lokale Bestrahlung ein Risikofaktor für Kehlkopfkrebs. Menschen, die beispielsweise im Rahmen einer anderen Krebserkrankung eine Strahlentherapie erhalten haben, haben ein erhöhtes Risiko, an dieser Form von Krebs zu erkranken.
- Zusätzlich wurden auch Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV, unter anderem Ursache für Gebärmutterhalskrebs) durch Oralverkehr als Risikofaktor für Kehlkopfkrebs eingestuft.
Es ist wichtig, sich dieser möglichen Gefahren bewusst zu sein und gegebenenfalls entsprechende Schritte zur Prävention zu unternehmen. Rauchverzicht, die Vermeidung von dauerhaftem Alkoholkonsum, Schutz vor schädlichen Stoffen am Arbeitsplatz sowie eine gesunde Lebensweise können wesentlich dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung von Kehlkopfkrebs drastisch zu verringern.
Symptome: Was sind erste Anzeichen für Kehlkopfkrebs?
Die Symptome des Kehlkopfkrebses sind sehr vielfältig und durchlaufen verschiedene Stadien. Im Anfangsstadium des Kehlkopfkrebses können Patient*innen allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und dumpfe Schmerzen im Halsbereich entwickeln. Auch können die Lymphknoten am Hals geschwollen sein.
Drei allgemeine Symptome, die typisch für bösartige Krebserkrankungen sind, werden als B-Symptomatik zusammengefasst:
- Gewichtsverlust: Verlust von zehn Prozent des Körpergewichts in sechs Monaten
- Nachtschweiß: starkes Schwitzen, wodurch die Bettwäsche gewechselt werden muss
- Fieber: wiederholt auftretendes leichtes Fieber
Spezifischere Symptome für Kehlkopfkrebs können anhaltende Heiserkeit und Schluckbeschwerden sein, die länger als drei bis vier Wochen andauern. Daneben kann sich der Klang der Stimme verändern. Auch typisch ist der sogenannte "Räusperzwang", also das Bedürfnis, sich dauerhaft ständig räuspern zu müssen. Ein Fremdkörpergefühl, oft als "Kloß im Hals" beschrieben, oder Halsschmerzen können weitere Symptome sein, an denen man ein Larynxkarzinom erkennen kann.
Im fortgeschrittenen Stadium kann der Tumor Atemnot und blutigen Auswurf auslösen. Auch ist ein Ausstrahlen der Schmerzen in das Ohr oder den Kopf möglich. Daneben begünstigt der Kehlkopftumor wiederkehrende Infekte im Rachenraum, was sich durch Husten und festsitzenden Schleim im Kehlkopf zeigt.
Die Symptome und der Verlauf unterscheiden sich bei Mann und Frau nicht.
Diagnostik: Welche Untersuchungen werden gemacht?
Sofern die Beschwerden länger als vier Wochen anhalten, sollte ein Termin in einer Hals-Nasen-Ohren-Arztpraxis gemacht werden. Nach einem ausführlichen Erstgespräch führt der*die Arzt*Ärztin eine körperliche Untersuchung durch. Hierbei werden vor allem die Lymphknoten am Hals abgetastet. Schmerzlose, hart geschwollene und schlecht verschiebliche Halslymphknoten sprechen häufig für eine chronische und möglicherweise bösartige Erkrankung.
Daneben werden die Blutwerte auf erhöhte Entzündungswerte und weitere Auffälligkeiten untersucht. Sogenannte Tumormarker im Blut eignen sich weniger für die Diagnosestellung, dagegen aber für Verlaufskontrollen.
Um den Kehlkopf genauer beurteilen zu können, wird ein Laryngoskop verwendet. Das ist ein kleines Gerät, mit dem der Rachen begutachtet werden kann. Durch die Kehlkopfspiegelung können die Region der Stimmlippen und die Schleimhaut im Kehlkopf beurteilt werden. Wenn es einen Verdacht auf eine bösartige Veränderung gibt, wird in den meisten Fällen eine genauere Untersuchung des Kehlkopfes unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei wird auch eine kleine Gewebeprobe entnommen. Diese wird dann unter dem Mikroskop analysiert. Lassen sich in der Probe Tumorzellen finden, so kann die Diagnose Kehlkopfkrebs gestellt werden.
Um die Ausbreitung des Tumors und möglicher Fernmetastasen abschätzen zu können, werden bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT (Computertomografie) oder MRT (Kernspintomografie) durchgeführt.
Wurden alle Untersuchungsergebnisse zusammengetragen, so kann der sogenannte TNM-Status ermittelt werden. Dieser setzt sich zusammen aus den Eigenschaften des Tumors, dem Lymphknotenbefall (N für Nodus) und den Metastasen. Anhand des TNM-Status kann nun ein Therapieplan ausgewählt werden. Welche Behandlung letztlich durchgeführt wird, entscheidet das sogenannte Tumorboard. Das ist eine klinikinterne Zusammenkunft von Ärzten*Ärztinnen aus verschiedenen Fachrichtungen, wie der Onkologie, der Strahlenmedizin, der Radiologie und im Fall des Kehlkopfkrebses auch aus dem Bereich HNO.
Therapie: Ist Kehlkopfkrebs heilbar?
Behandlungsmöglichkeiten bei Kehlkopfkrebs hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel wie weit der Krebs fortgeschritten ist, wo er sich befindet, welche Art es ist und ob es Tochtergeschwülste gibt.
Grundlegend gibt es mit Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie drei Therapiesäulen, die entweder einzeln oder in Kombination angewendet werden können. Erste Wahl mit guter Prognose ist immer die komplette chirurgische Entfernung des Tumors.
OP zur Entfernung des Tumors
Wenn der Kehlkopfkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird, kann eine Operation erfolgen, bei der nur ein Teil des Kehlkopfes entfernt wird. Dies geschieht oft mithilfe eines Lasers unter mikroskopischer Sicht (also bei vergrößerter Betrachtung durch ein Mikroskop), um den Funktionserhalt des Kehlkopfes zu gewährleisten. Hierdurch können Schlucken, Atmen und vor allem die Fähigkeit zu sprechen weniger beeinträchtigt werden. Falls eine Laser-Operation nicht möglich ist, kann eine herkömmliche chirurgische Entfernung von außen durchgeführt werden.
In fortgeschrittenen Stadien kann es notwendig sein, den gesamten Kehlkopf zu entfernen (Laryngektomie). Nach diesem Eingriff ist normales Sprechen und Atmen durch den Mund nicht mehr möglich. Stattdessen wird ein künstlicher Luftweg, ein sogenanntes Tracheostoma, zwischen der Luftröhre und dem äußeren Halsbereich geschaffen. Danach muss das Sprechen neu erlernt werden, was durch verschiedene Techniken oder Hilfsmittel erreicht werden kann, wie zum Beispiel die Nutzung einer Speiseröhrenstimme (eine bestimmte Sprechtechnik) oder die Implantation einer Stimmprothese. Sofern die Speiseröhre nicht beeinträchtigt ist, kann man nach der OP in der Regel wieder normal essen. Es kann allerdings zu Schluckstörungen kommen.
In manchen Fällen müssen auch die Halslymphknoten entfernt werden, besonders wenn der Tumor sich nicht nur auf die Stimmbänder beschränkt.
Weitere Formen der Behandlung
Strahlen- und Chemotherapie können vor oder nach der Operation oder bei größeren nicht operablen Tumoren angewendet werden.
In den letzten Jahren wurden auch gezielte Medikamente entwickelt, die vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Kehlkopfkrebs zeigen können, darunter auch die Immuntherapie zur Unterstützung des Immunsystems bei der Bekämpfung von Krebszellen.
Befindet sich der Tumor im Endstadium und hat schon mehrere Metastasen ausgebildet, so besteht keine Hoffnung auf Heilung. Hier ist häufig nur noch eine palliative Therapie möglich, bei der versucht wird, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten.
Prognose: Wie lange kann man mit Kehlkopfkrebs leben?
Die Aussicht auf Genesung hängt davon ab, wie früh der Tumor entdeckt wird. Wenn der Krebs in den Stimmlippen sitzt, wird er oft schnell erkannt, weil die Heiserkeit zeitig auftritt. Deshalb liegen die Heilungschancen für solche Tumore bei 90 Prozent. Tumore über und unterhalb der Stimmritze werden meist erst in einem späteren Stadium bemerkt.
Je später der Tumor entdeckt wird, desto geringer ist die Überlebensrate. Hier spielen weitere Faktoren wie Metastasen und Lymphknotenbefall eine wichtige Rolle für die Lebenserwartung. Wichtigste "Therapie" beim Larynxkarzinom ist die Prävention, also der absolute Verzicht aufs Rauchen und die Vermeidung von chemischen Giftstoffen.