Lungenemphysem – was ist ein Emphysem der Lunge?
Das Lungenemphysem als Folge einer chronisch-entzündlichen Lungenerkrankung wie COPD oder chronischer Bronchitis ist ein häufiges Krankheitsbild in Deutschland. Hauptsymptome sind starker Husten mit Auswurf und Atemnot. Vorwiegend Menschen über 50 Jahre, die seit vielen Jahren rauchen oder anderen Schadstoffbelastungen ausgesetzt waren, sind betroffen. Was sind weitere Symptome? Wie sehen die Möglichkeiten der Therapie aus und wie steht es um die Prognose beim Emphysem der Lunge? Das und mehr lesen Sie hier.
Definition: Was ist ein Lungenemphysem?
Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung der unteren Atemwege. Dabei kommt es zur Überblähung und Zerstörung der kleinsten Strukturen der Lunge, den Lungenbläschen. Dadurch wird die maximale Fläche für den Luftaustausch stark verringert, sodass der Körper weniger Sauerstoff bekommt. Zudem verliert die Lunge einen Teil ihrer elastischen Rückstellkräfte (also ihrer Fähigkeit, sich nach der Ausdehnung wieder zusammenzuziehen), die in erster Linie für die Ausatmung wichtig sind.
Der Begriff Emphysem beschreibt in der Medizin generell das Auftreten von zu viel Luft (beziehungsweise Gas) an einer Stelle, an der sie nicht sein sollte. So bildet sich beim Hautemphysem beispielsweise eine Ansammlung von Gas in der Unterhaut.
Wie ist die Lunge aufgebaut?
Die Lunge ist paarig, also aus zwei zusammengehörigen Teilen bestehend, angelegt und lässt sich auf beiden Seiten in je einen Ober- und Unterlappen einteilen. Auf der rechten Seite gibt es dazwischen sogar noch einen Mittellappen.
In diesen zwei beziehungsweise drei Lappen verlaufen die Lungenräume, Bronchien genannt, die Luft von der Luftröhre bis zu den Lungenbläschen (Alveolen) leiten. Dort findet dann der Gasaustausch statt, bei dem Sauerstoff ins Blut gelangt und Kohlenstoffdioxid abgegeben wird.
Man kann sich die Bronchien wie ein riesiges Netz aus immer kleiner werdenden, empfindlichen Rohren vorstellen. Während die oberen Rohre noch von einem Gerüst aus Knorpel geschützt sind, sind die unteren alleine auf den Schutz durch die elastischen Fasern des Lungengewebes angewiesen. Ein intaktes Lungengewebe ist also Voraussetzung dafür, die kleinsten Anteile der Lunge offen zu halten und eine reibungslose Atmung zu gewährleisten.
Ursachen: Wie entsteht ein Lungenemphysem?
Ein Lungenemphysem entsteht niemals von alleine. Vielmehr ist es die Folge anderer chronisch-entzündlicher Lungenerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Asthma.
Durch chronische Entzündungsprozesse der kleinen Atemwege, also der kleinsten Bronchien und der noch kleineren Bronchiolen, kommt es zur Zerstörung und Vernarbung der elastischen Fasern des Lungengewebes. Diese sorgen normalerweise für die Ausdehnung der Lunge während der Einatmung, aber auch für das Offenhalten während der Ausatmung. Verlieren diese Fasern ihre Funktion, so kollabieren jene Lungenabschnitte (sie fallen also zusammen) und die Luft wird dort gefangen gehalten. Der Lunge fehlt nun die Kraft, diese Luft vollständig abzuatmen. Aus diesem Grund spricht man auch umgangssprachlich von einer Lungenüberblähung.
Diese Luftreserven verdrängen bei jeder Einatmung mehr Lungenbläschen, was schließlich zu deren Erweiterung und Zerstörung führt.
Risikofaktoren: Wodurch entzündet sich die Lunge?
Rauchen ist der häufigste Risikofaktor für das Entstehen eines Lungenemphysems. Die eingeatmeten Schadstoffe reizen die Schleimhäute. Das lockt Entzündungszellen an, welche wiederum Stoffe aktivieren, die am Umbau des Lungengewebes beteiligt sind (sogenannte Proteasen).
Neben dem Rauchen führt auch eine langjährige Feinstaubbelastung zu den gleichen Prozessen. Des Weiteren können wiederkehrende Infekte wie eine chronische Bronchitis oder Asthma zu einem Lungenemphysem führen. In seltenen Fällen ist der Auslöser ein genetisch bedingter Mangel eines Stoffes namens Alpha-1-Antitrypsin (AAT), der die beschriebenen Umbauprozesse der Lunge hemmen und die Lungenbläschen vor dem Abbau durch die Proteasen schützen soll.
Welche Formen des Lungenemphysems gibt es?
Man kann folgende Formen des Lungenemphysems unterscheiden:
- Die häufigste Form ist das zentrilobuläre Lungenemphysem. Dieses befindet sich hauptsächlich im Oberlappen und kommt insbesondere bei Menschen vor, die rauchen.
- Die zweite, weitaus seltenere Form ist das panlobuläre Lungenemphysem, welches überwiegend im Unterlappen zu finden ist.
- Zudem gibt es noch weitere Typen des Lungenemphysems, darunter das Narbenemphysem und das bullöse Lungenemphysem. Letzteres ist gekennzeichnet durch große Hohlräume in der Lunge, die einreißen und dann sehr gefährlich werden können.
Davon abzugrenzen ist das sogenannte Altersemphysem. Ursache für dieses Emphysem ist, dass die Elastizität des Bindegewebes (und damit auch der Wände der Lungenbläschen) im Alter natürlicherweise nachlässt. Es handelt sich hierbei aber nicht um eine Erkrankung, sondern um eine normale Alterserscheinung, die keine Beschwerden verursacht.
Symptome: Wie äußert sich ein Lungenemphysem?
Im Anfangsstadium zeigt sich beim Lungenemphysem eine erschwerte Atmung bei Belastung, welche im weiteren Verlauf, also in späteren Stadien, auch in Ruhe auftritt. Das Gefühl, schwer Luft zu bekommen, kann bei Patient*innen eine Atemnot auslösen.
Daneben kommt es in den meisten Fällen zu einem chronischen Husten. Dieser kann trocken sein oder produktiv (mit Auswurf). Da der Körper zu wenig Sauerstoff erhält, kann eine Blaufärbung der Lippen und Finger (Zyanose) sichtbar sein. Allgemein ist die körperliche Leistungsfähigkeit stark herabgesetzt, Betroffene fühlen sich oft müde und antriebslos. Charakteristisch für das Lungenemphysem ist außerdem ein verbreiterter Brustkorb (Thorax), der an ein Fass erinnert. Ein sogenannter Fassthorax entsteht durch die zu stark mit Luft gefüllte Lunge.
Weitere Symptome und Folgen sind:
- Ödeme (Wassereinlagerungen)
- gestaute Halsvenen
- Rechtsherzinsuffizienz
- Gewichtsabnahme
- Anfälligkeit für Atemwegsinfekte
Diagnostik: Welche Untersuchungen werden gemacht?
Wenn wiederkehrende, über mehrere Wochen verlaufende Hustenattacken mit Auswurf auftreten, sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen. Häufig lässt sich schon anhand des klinischen Erscheinungsbildes, also der Gesamtheit der Symptome und Beschwerden, die Verdachtsdiagnose stellen.
Nach der Inspektion mit Abhören und Abklopfen der Lunge erfolgt eine Blutuntersuchung. Dabei werden vor allem die Entzündungswerte sowie der Sauerstoff- und Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut kontrolliert. Typischer Befund ist hierbei ein niedriger Sauerstoffwert, wohingegen der Kohlenstoffdioxidwert erhöht ist.
Zur weiteren Abklärung und zur Sicherung der Diagnose erfolgt anschließend ein Lungenfunktionstest. Mit diesem kann man sehr genau das Luftvolumen in der Lunge messen. Klassisch für das Lungenemphysem ist ein erhöhtes Residualvolumen, das ist das Volumen, was nicht abgeatmet werden kann. Abschließend erfolgt noch eine Röntgen- oder CT-Untersuchung der Lunge. Mit dem Röntgenbild können die Vernarbung, auch Lungenfibrose genannt, und der Fassthorax beurteilt werden. Eine Lungenspiegelung (endoskopische Untersuchung) ist nur bei schweren Verläufen erforderlich.
Therapie: Ist das Lungenemphysem heilbar?
Das Lungenemphysem ist, wie alle chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen, nicht heilbar. Durch eine frühzeitige Therapie lässt sich allerdings das Fortschreiten der Krankheit verzögern.
Wichtigster Schritt ist der Rauchverzicht. Auch wenn die Schadstoffe aus der Zigarette nicht die Ursache sein müssen, verschlimmern sie in jedem Fall den Verlauf der Krankheit. Erkrankte sollten also das Rauchen sofort stoppen.
Daneben sollte man durch gezieltes Atemtraining lernen, effektiver Luft zu holen. Ein Beispiel für eine solche Atemübung ist die sogenannte Lippenbremse. Nach tiefem Einatmen wird langsam durch den behutsam geschlossenen Mund ausgeatmet. Dieser Vorgang erhöht den Druck in der Lunge, sodass die Lungenbläschen offengehalten werden und die Luft besser entweichen kann. Eine weitere Methode ist der Kutschersitz. Hier sitzt man mit nach vorne geneigtem Oberkörper und stützt während der Atmung seine Hände auf den Oberschenkeln ab. Diese Position entlastet die Atemhilfsmuskulatur.
Körperliche Bewegung und leichter Sport sind zur Behandlung ebenfalls zu empfehlen, auch wenn der Körper schnell erschöpft sein kann. Am Anfang sollte man allerdings nie alleine sportlich aktiv werden, da man sich eventuell überschätzt. Deshalb ist es sinnvoll, Rat bei anderen Betroffenen zu suchen, ärztlichen Rat einzuholen oder eine medizinisch Sportgruppe zu besuchen.
Medikamentös lassen sich vor allem die Symptome des Lungenemphysems behandeln. Hierbei kommen im Wesentlichen Inhalationsgeräte zum Einsatz. Die darin enthaltenen Stoffe erweitern die Lungenräume und wirken antientzündlich. Oft müssen mehrere Medikamente mehrmals am Tag inhaliert werden, um die Beschwerden zu lindern.
Verlauf: Lebensqualität mit Lungenemphysem?
Der Verlauf des Lungenemphysems ist langsam fortschreitend und führt auch bei entsprechender Behandlung zu einer verkürzten Lebenserwartung. Durch die erschwerte Atmung und den Mangel an Sauerstoff fühlen sich viele Patient*innen vor allem in fortgeschrittenen Stadien in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Gerade sehr aktive Menschen, die viel Sport treiben, erleben dabei einen Teilverlust ihrer Lebensqualität.
Im Endstadium häufen sich akute Ausbrüche der Krankheit, was zu immer wiederkehrender Atemnot führt. Eine solche akute Verschlechterung, beispielsweise infolge von Infektionen, wird als Exazerbation bezeichnet. Neben häufigen Krankenhausaufenthalten sind viele Betroffene auch dauerhaft auf Sauerstoff aus der Flasche angewiesen. Die wichtigste Maßnahme, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, ist und bleibt der vollständige Rauchverzicht.