Masern – Kein Kinderkram
Wer bei Masern nur an eine einfache Kinderkrankheit denkt, der irrt. Masern ist ein sehr ansteckender akuter Virusinfekt, der sich durch eine Erkrankung der oberen Atemwege und typische Hautveränderungen auszeichnet. Bei Masern handelt sich um eine schwere Erkrankung, die oft mit hohem Fieber, Husten, Schnupfen, Bindehautentzündung der Augen und möglichen Komplikationen durch eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), Mittelohrentzündung und Lungenentzündung einhergeht. In den Entwicklungsländern gehören Masern zu den zehn häufigsten und gefährlichsten Erkrankungen. In Deutschland ist es nach 1996 erstmals im Dezember 2001 wieder zu einem erheblichen Anstieg der Masern-Erkrankungen gekommen.
Masern: Mehrstufige Erkrankung
Eine Masern-Erkrankung läuft in drei Stufen ab. Ungefähr sieben bis 14 Tage nach der Ansteckung kommt es zunächst zu grippeähnlichen Symptomen mit Fieber, Schnupfen und Husten. Die Betroffenen sind häufig sehr lichtempfindlich und entwickeln auf der Mundschleimhaut, im Bereich der hinteren Backenzähne Flecken, die rot umrandet sind. Nach zwei bis drei Tagen gehen diese Flecken zurück. Insgesamt dauert diese Phase etwa drei bis fünf Tage.
In der zweiten Stufe der Erkrankung tritt ein Hautausschlag auf, der für Masern typisch ist. Er beginnt vor und unter den Ohren, und breitet sich dann unregelmäßig über den ganzen Körper aus. Die Flecken haben oft ein kleines Bläschen in der Mitte, von dem sich vermutlich auch der Name der Erkrankung ableitet. "Masern" geht auf den alten niederländischen Begriff "masele" zurück und bedeutet soviel wie Pustel.
Nach einiger Zeit verlaufen die Flecken ineinander. Diese Phase der Erkrankung wird von einem erneuten hohen Fieberanstieg begleitet. In der Regel dauert der Hautausschlag drei Tage an. In dieser Zeit ist die Erkrankung besonders ansteckend.
Während der anschließenden Erholungsphase sind die Patienten anfällig für andere Erkrankungen, weil sich das eigene Immunsystem erst wieder erholen muss. Wenn der Hautausschlag abklingt, schuppt sich die Haut. In diesem Stadium ist die Krankheit nicht mehr ansteckend.
Masern: 5 typische Anzeichen
Wenig Behandlungsmöglichkeiten
Eine Masern-Erkrankung kann nur symptomatisch behandelt werden, das heißt das Fieber wird gesenkt, Husten- und Schnupfenbeschwerden können durch Tee und kühle, befeuchtete Luft gelindert werden. Die Patienten müssen isoliert werden, um die Ansteckung anderer, nicht geimpfter Personen zu vermeiden. Die meisten Patienten fühlen sich so krank, dass sie Bettruhe und Erholung allen anderen Aktivitäten vorziehen.
Wegen der überhöhten Lichtempfindlichkeit empfiehlt sich, das Zimmer abzudunkeln. Mögliche Komplikationen müssen unter Umständen mit Antibiotika behandelt werden. Bei einer Masernerkrankung sollte immer ein Arzt konsultiert werden und auf die mögliche Ansteckung anderer Familienmitglieder geachtet werden.
Hohe Ansteckungsgefahr bei Masern
Masern werden durch die sogenannte Tröpfchen-Infektion, also durch Anniesen, Anhusten oder auch Keime in der Luft übertragen. Aufgrund dieser Übertragungsweise können Masern leicht weitergegeben werden. Obwohl heute genügend Impfstoff vorhanden ist, und in der Bundesrepublik Deutschland die Kosten der Masern-Impfung von den Krankenkassen übernommen werden, wird die Erkrankung hierzulande immer noch unterschätzt.
Durch veränderte Bedingungen in der Bevölkerungsstruktur – dazu gehört zum Beispiel der Anstieg der "Ein-Kind-Familien" – verschieben sich viele Kinderkrankheiten ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter. Damit erhöht sich aber gleichzeitig auch das Risiko schwerer Komplikationen wie Hirnentzündungen mit bleibenden Schäden oder Todesfolge. Nach Auskunft des Robert-Koch-Institutes in Berlin kommt es bei rund 20 % der Hirnerkrankungen nach Masern zu bleibenden Schäden. Etwa 15 % der Erkrankten sterben.
Eine durchgemachte Masern-Erkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Masern-Impfung hilft
Erfahrungen aus den USA, Großbritannien oder auch Finnland zeigen, dass Masern mit einem Impfprogramm vollständig zurückgedrängt werden können. Um die Zirkulation des Masernvirus zu unterbrechen, müssen 95 % der Bevölkerung gegen Masern geimpft sein – in vielen europäischen Ländern wird diese Impfquote allerdings nicht erreicht.
In Deutschland wird seit 1973 zwischen dem 12. und 15. Lebensmonat im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen mit einer Kombinationsimpfung Masern-Mumps-Röteln geimpft. Wirklich erfolgreich ist eine Masern-Impfung aber nur mit einer zweiten Impfung, die schon vier Wochen nach der ersten Impfung gegeben werden kann.
Impfpflicht seit März 2020
In Deutschland blieb vor allem diese zweite Impfung bei vielen Kindern oft aus, obwohl sie vor dem Eintritt in die Schule, also im Alter von fünf oder sechs Jahren, besonders sinnvoll ist. Aus diesem Grund trat am 1. März 2020 in Deutschland das Masernschutzgesetz in Kraft. Dadurch soll sichergestellt werden, dass alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einmalig sowie alle Kinder ab zwei Jahren zweimalig gegen Masern geimpft sind.
Beim Eintritt in den Kindergarten oder die Schule, aber auch bei der Betreuung durch eine Tagesmutter muss deshalb nachgewiesen werden, dass eine Masernimpfung durchgeführt wurde. Dieser Nachweis kann durch den entsprechenden Eintrag im Impfausweis oder ein ärztliches Attest erfolgen.
Die gleiche Regelung gilt für Asylbewerber und Flüchtlinge, auch wenn sie bereits erwachsen sind. Vom Masernschutzgesetz betroffen sind außerdem all diejenigen, die einen Beruf in einer Gemeinschaftseinrichtung oder medizinischen Einrichtung ausüben und nach 1970 geboren wurden. Hintergrund dieser Einschränkung ist, dass es bis 1970 keine Impfung gegen Masern gab. Erwachsene, die bis einschließlich 1970 geboren wurden, waren also in der Regel bereits an Masern erkrankt und sind deshalb jetzt dagegen immun.
Sinnvoll ist darüber hinaus eine Masern-Impfung für Erwachsene, die nicht geimpft sind oder keine Masern-Erkrankung durchgemacht haben, auch bei allen Reisen in Entwicklungsländer.
Impfung: So gut wie keine Nebenwirkungen
Der Impfstoff gegen Masern enthält abgeschwächte, lebende Erreger. Sie können die Krankheit nicht mehr auslösen, aber den Körper anregen, Abwehrstoffe zu bilden. In der Regel wird der Impfstoff gut vertragen. Gelegentlich treten ein bis zwei Wochen nach der Impfung leichte Masernsymptome auf, die aber nicht ansteckend sind. An der Stelle der Impfung, die meistens in den Muskel am Oberarm, Oberschenkel oder seitlich ins Gesäß gespritzt wird, kann es zu einer leichten Rötung und Schwellung kommen. Wer allergisch auf Hühnereiweiß reagiert, sollte diese und andere Impfungen vorher mit seinem Arzt besprechen.