Frau mit Mykoplasmeninfektion
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Mykoplasmeninfektionen

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 23.05.2012

Mykoplasmen sind winzige Bakterien, die beim Menschen eine Reihe von Erkrankungen des Urogenitaltraktes und der Atemwege verursachen. Ein Teil von ihnen lebt friedlich auf den Genitalschleimhäuten, ohne dass wir etwas davon merken. Manchmal lösen Mykoplasmen jedoch Krankheiten - Mykoplasmeninfektionen - aus.

Mykoplasmen

Mykoplasmen sind die kleinsten und einfachsten bekannten Organismen, die sich selbst vermehren. Anders als die übrigen Bakterien besitzen sie statt der Zellwand nur eine dünne Membran. Die Klasse, der sie zugehören, wird deshalb auch als Mollicutes ("Weichhäuter") bezeichnet. Sie sind auf Wirtsorganismen angewiesen.

Ihre winzige Größe, Einfachheit und fehlende Zellwand und damit Verformbarkeit rüsten sie optimal für ihr Parasitendasein aus und ermöglichen es ihnen, sich eng an die Membranen der Wirtszellen anzuheften, bei Bedarf aber auch durch Gleitbewegungen mobil zu werden. Diese Überlebensmechanismen scheinen sehr effektiv zu sein - die Mollicutes sind schätzungsweise bereits 65 Millionen Jahre alt.

Mykoplasmeninfektionen

Für den Menschen relevante Erreger sind die Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum für Urogenitalinfektionen sowie Mycoplasma pneumoniae für atypische Lungenentzündungen. Während letzterer Keim immer krankheitsauslösend ist, sind die beiden anderen sog. Kommensalen, d.h. sie leben normalerweise auf ihrem Wirt, ohne ihn zu schädigen. Manchmal jedoch lösen sie eine lokale Entzündung, v.a.

Auch fortschreitende Infektionen mit Fieber und Allgemeinsymptomen können auftreten und sogar für Gelenkentzündungen z.B. das Reiter-Syndrom scheinen die Erreger (z.B. Ureaplasma urealyticum) verantwortlich zu sein. Ursache ist vermutlich eine verminderte lokale oder allgemeine Schwäche der Immunabwehr z.B. im Rahmen einer Antibiotikatherapie, Krebserkrankung oder nach einer Operation oder Geburt.

Mykoplasmeninfektion sexuell übertragbar

Mykoplasmeninfektionen gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, werden also beim Geschlechtsverkehr weitergegeben. Zudem werden Ureaplasma urealyticum zu über 50 % während der Schwangerschaft bzw. Geburt auf das Kind übertragen. Mögliche Folgen sind niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt sowie Atemwegs- und Hirnhautinfektionen des Neugeborenen. Ob Mykoplasmen auch für Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht werden können, ist umstritten.

Ob und wie viele Mykoplasmen sich auf den Genitalschleimhäuten häuslich niederlassen, hängt stark von der sexuellen Aktivität und Anzahl der Geschlechtspartner ab. So sind sie bei bis zu drei Vierteln der Frauen und bis zu 45 % der Männer mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr zu finden. Im Laufe des Lebens scheinen die Meisten in Kontakt mit den Keimen gekommen zu sein - bei fast 95 % von Personen mittleren Alters sind im Blut Antikörper gegen Mykoplasmen nachweisbar.

Mykoplasmen-Infektion: Symptome und Anzeichen

Die Beschwerden sind meist gering und uncharakteristisch. Sie hängen davon ab, wo sich die Entzündung abspielt (Scheide, Blase, Harnleiter, Prostata, Nieren, Nierenbecken, Eileiter, Eierstöcke). Häufigste Symptome sind gesteigerter Harndrang, Beschwerden und Brennen beim Wasserlassen, gelblicher Ausfluss (Urethritis) und Schmerzen in der Nierengegend (Pyelonephritis).

Mykoplasmen: Therapie und Nachweis

Da Mykoplasmen auch bei vielen Gesunden vorkommen, ist es nicht immer einfach zu klären, ob sie wirklich die Krankheitsursache sind. Werden beim Kind Ureaplasma urealyticum nachgewiesen, kann dies ein Hinweis auf sexuellen Missbrauch sein. Nachweisbar sind die Keime durch Anzüchtung auf Nährböden. Als Untersuchungsmaterial dient dabei vom Mann Urin, Ejakulat, Prostatasekret oder ein Abstrich aus der Harnröhre, bei der Frau Urin oder Abstriche aus Scheide, Gebärmutterhals oder Harnröhre, bei Schwangeren auch Fruchtwasser oder Abstriche der Eihaut.

Das Ergebnis liegt nach spätestens 6 Tagen vor. Die Behandlung erfolgt bei Krankheitssymptomen mit Antibiotika. Allerdings sind nicht alle geeignet, da Mittel wie Penicillin die Zellwände angreifen. Da Mykoplasmen keine besitzen, muss auf Therapeutika mit anderen Wirkmechanismen zurückgegriffen werden (z.B. Erythromycin). Um eine erneute Infektion zu vermeiden, sollten die Sexualpartner mitbehandelt werden, auch wenn sie keine Beschwerden haben.

  • Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum siedeln auch bei Gesunden auf den Genitalschleimhäuten.
  • Mycoplasma hominis und Ureaplasma urealyticum können v.a. Entzündungen des Urogenitaltrakts auslösen.
  • Die Infektion erfolgt durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder in der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind.
  • Die Therapie erfolgt bei Krankheitssymptomen mit Antibiotika.
  • Die Sexualpartner sollten mitbehandelt werden.