Niedriger Blutdruck: Ursachen und Symptome von Hypotonie
Niedriger Blutdruck (Hypotonie) hat nicht unbedingt einen Krankheitswert. Viele Menschen, insbesondere junge, gesunde Personen, verfügen trotz eines niedrigen Blutdrucks über eine gute Gesundheit von Herz und Kreislauf. Solange keine Symptome auftreten, gilt ein niedriger Blutdruck oft als unproblematisch. Jedoch kann niedriger Blutdruck auch auf eine zugrundeliegende Erkrankung hindeuten. Welche Ursachen für einen niedrigen Blutdruck infrage kommen, wann genau man von Hypotonie spricht, welche Beschwerden im Zusammenhang auftreten können und was man gegen niedrigen Blutdruck tun kann, das und mehr erfahren Sie im folgenden Artikel.
Definition: Wann ist der Blutdruck zu niedrig?
Wenn von Hypotonie die Rede ist, dann ist meist die arterielle Hypotonie gemeint. Dabei handelt es sich um einen dauerhaft niedrigen Blutdruck in den Arterien.
Laut Definition spricht man von niedrigem Blutdruck bei folgenden Blutdruckwerten:
- Systolischer Druck (oberer Wert, Blutdruck während der Anspannungs- und Auswurfphase des Herzmuskels) unter 100 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) bei Frauen und unter 110 mmHg bei Männern
- Diastolischer Druck (unterer Wert, Blutdruck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels) unter 60 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule)
Allgemein wird also als niedriger Blutdruckwert ein Blutdruck von unter 100 zu 60 mmHg bezeichnet. Ein normaler Blutdruckwert wird definiert als ungefähr 120 zu 80 mmHg.
Welche Arten von niedrigem Blutdruck gibt es?
Je nachdem, ob und welche Ursachen dazu führen, dass der Blutdruck niedrig ist, werden verschiedene Arten von Hypotonie unterschieden:
- Primäre Hypotonie: Dieser Form des niedrigen Blutdrucks liegt keine erkennbare Ursache zugrunde. Häufig sind junge, schlanke Frauen davon betroffen. Die primäre Hypotonie scheint genetisch bedingt zu sein, denn sie tritt familiär gehäuft auf.
- Sekundäre Hypotonie: Der niedrige Blutdruck ist auf eine Erkrankung oder die Einnahme bestimmter Medikamente zurückzuführen.
- Orthostatische Hypotonie: Bei dieser besonderen Form des niedrigen Blutdrucks kommt es nach dem Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen zu einem plötzlichen Blutdruckabfall.
Symptome: Wie fühlt sich niedriger Blutdruck an?
Während viele Menschen keine Beschwerden haben, wenn der Blutdruck dauerhaft zu niedrig ist, können die Symptome bei anderen deutliche Beeinträchtigungen im Alltag verursachen.
Zu den Symptomen gehören:
- Schwindel und Benommenheit bis hin zur Ohnmacht
- Konzentrationsschwierigkeiten, Schwächegefühl und Müdigkeit
- kalte Hände und Füße sowie blasse Haut
- Übelkeit und Kopfschmerzen
- Sehstörungen, wie verschwommenes Sehen, Flimmern oder "Sternchen" vor den Augen
- beschleunigter Herzschlag, hoher Puls und innere Unruhe
Auch in der Schwangerschaft kann der Blutdruck niedriger sein als üblich, was zu Kopfschmerzen, Unwohlsein, Schwäche oder Herzklopfen führen kann.
Manchmal leidet sogar die Psyche unter einem niedrigen Blutdruck. Wenn die Beschwerden, die mit der Hypotonie einhergehen, dauerhaft den Alltag belasten, kann es zu depressiven Verstimmungen und Niedergeschlagenheit kommen.
Diagnose: Wie wird der Blutdruck bestimmt?
Der Blutdruck wird mit einem Blutdruckmessgerät bestimmt. Dies kann entweder eine klassische Blutdruckmanschette sein, die meist in der ärztlichen Praxis eingesetzt wird, oder ein digitales Blutdruckmessgerät, das sich sehr gut für die Anwendung zu Hause eignet.
Wie eine Blutdruckmessung mit einem digitalen Gerät durchgeführt wird, erfahren Sie im Folgenden.
Vorbereitung:
- Eine halbe Stunde vor der Messung sollten Sie nicht rauchen und keine koffeinhaltigen Getränke zu sich nehmen.
- Setzen Sie sich möglichst für etwa fünf Minuten ruhig und entspannt hin und stellen Sie die Füße flach auf den Boden.
- Legen Sie einen Arm auf eine Fläche, beispielsweise den Tisch, sodass sich der Oberarm auf Höhe des Herzens befindet.
Anlegen der Manschette:
- Legen Sie die Blutdruckmanschette um den nackten Oberarm, etwa zwei bis drei Zentimeter oberhalb der Ellenbeuge.
- Achten Sie darauf, dass die Manschette eng, aber nicht zu straff sitzt.
Das Luftschlauchende sollte mittig über der Ellenbeuge liegen.
Messung des Blutdrucks:
- Schalten Sie das Blutdruckmessgerät ein.
- Die Manschette pumpt sich nun automatisch auf und lässt die Luft auch wieder selbständig ab. Dies dauert einen kleinen Moment.
- Es werden dabei sowohl oberer als auch unterer Blutdruckwert (systolischer Wert und diastolischer Wert) und die Pulsfrequenz ermittelt. Diese werden im Display des Gerätes angezeigt.
Um genauere Ergebnisse zu erhalten, kann die Messung nach wenigen Minuten wiederholt werden. Bei einem dauerhaft zu niedrigen – oder zu hohen – Blutdruck kann es sinnvoll sein, die Blutdruckwerte zu notieren, zum Beispiel in einem Blutdrucktagebuch.
Besteht der Verdacht auf eine orthostatische Hypotonie (oder auch auf zu hohen Blutdruck), werden sich Ihr*e Arzt*Ärztin nach den genauen Symptomen und der Krankengeschichte erkundigen. Anschließend wird der Blutdruck und Puls im Liegen, Sitzen und kurz nach dem Aufstehen gemessen.
Zusätzlich kann eine sogenannte Kipptischuntersuchung durchgeführt werden: Dabei liegt der*die Patient*in auf einem speziellen Tisch, der langsam in eine stehende Position gekippt wird, während Blutdruck und Puls regelmäßig gemessen werden.
Ursachen: Was führt zu Hypotonie?
Abgesehen davon, dass einem niedrigen Blutdruck häufig keine spezielle Ursache zugrunde liegt, gibt es verschiedene Faktoren, die eine Hypotonie nach sich ziehen können. Dazu zählen verschiedene Krankheiten und bestimme Medikamente.
Zu den Erkrankungen, die einen niedrigen Blutdruck verursachen können, zählen:
- Diabetes mellitus
- Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
- Schilddrüsen- oder Nebennierenunterfunktion
- neurologische Erkrankungen
- Blutarmut (Anämie)
Von orthostatischer Hypotonie sind zudem oft ältere Menschen betroffen sowie junge Frauen und Personen, die an bestimmten Vorerkrankungen leiden oder die gewisse Medikamente – beispielsweise gegen Depressionen, Parkinson oder Bluthochdruck (Hypertonie) – einnehmen.
Auch ein erheblicher Verlust an Flüssigkeit, zum Beispiel nach starkem Erbrechen oder Durchfall, kann den Blutdruck sinken lassen, ebenso wie der Konsum von Alkohol und anderen Drogen.
Es ist wichtig, die genauen Ursachen der Hypotonie zu ermitteln, um geeignete Maßnahmen zur Behandlung zu treffen.
Therapie: Was hilft gegen niedrigen Blutdruck?
Niedriger Blutdruck sollte behandelt werden, wenn die Beschwerden den Alltag belasten. Liegt keine organische Ursache und keine Krankheit zugrunde, können einfache Maßnahmen und Hausmittel helfen, den Blutdruck zu erhöhen und das Wohlbefinden zu verbessern. Hierzu gehören beispielsweise:
- viel trinken, mindestens zwei bis drei Liter pro Tag, vor allem Wasser oder ungesüßter Tee
- vorsichtige Erhöhung der Kochsalzzufuhr, zum Beispiel, indem das Essen nachgesalzen oder kräftig gesalzene Brühe getrunken wird
- Kompressionsstrümpfe tragen, insbesondere bei Krampfadern an den Beinen
- körperlich aktiv sein, am besten Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Joggen
- ausreichend schlafen, sich für das Aufstehen genug Zeit nehmen
- den Kreislauf ankurbeln mit Wechselduschen, Sauna oder Kneippkuren
Liegt die Vermutung nahe, dass bestimmte Medikamente für den zu niedrigen Blutdruck verantwortlich sind (Nebenwirkungen beachten!), können diese abgesetzt und durch andere Präparate ausgetauscht werden. Die Änderungen einer medikamentösen Therapie darf jedoch nicht eigenmächtig durchgeführt werden, sondern muss immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Die Behandlung der Hypotonie kann auch auf die Grunderkrankung abzielen, die zu einer Senkung des Blutdrucks führt. Beispielsweise ist es sinnvoll, bei Diabetes mellitus auf eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels zu achten.
Daneben gibt es noch Medikamente, die bei starken Beschwerden vorübergehend zur Erhöhung des Blutdrucks gegeben werden können. Dazu gehört der Wirkstoff Etilefrin. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Magen-Darm-Probleme, Herzrasen und innere Unruhe. Auch Tropfen auf Basis von Weißdorn und D-Campher können eingenommen werden.
Ist niedriger Blutdruck gefährlich?
Ein niedriger Blutdruck ist für das Herz in der Regel unschädlich, im Gegensatz zum hohen Blutdruck, der die Gesundheit der Gefäße des Körpers auf Dauer beeinträchtigen kann.
Gefährlich werden kann die Hypotonie, wenn sie mit Schwindel oder Ohnmachtsanfällen einhergeht. Dann ist das Sturzrisiko erhöht und es kann zu Verletzungen kommen.