Mittelohrentzündung (Otitis media) – Symptome & was tun?
Stechend und klopfende Schmerzen im Ohr, meist nach einer vorherigen Erkältung – solche Symptome sprechen gerade bei jüngeren Kindern für eine akute Mittelohrentzündung. Oft helfen Hausmittel, die Ohrenschmerzen zu lindern und die Dauer der Mittelohrentzündung zu verkürzen. Zu den Risikofaktoren einer Mittelohrentzündung zählen unter anderem Zigarettenrauch oder anatomische Besonderheiten. Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend? Wir informieren über das Krankheitsbild.
Entstehung und Formen einer Mittelohrentzündung
Eine akute Mittelohrentzündung wird überwiegend durch Erkältungsviren ausgelöst. Sie wandern über den Verbindungsgang (Eustach-Röhre) aus dem Rachenraum ein und verursachen in der Schleimhaut des Mittelohres eine Entzündung. Nur wenn das Trommelfell ein Loch hat, können Keime auch von außen durch den Gehörgang eindringen, selten erfolgt ein Einwandern über den Blutweg. In etwa 10 Prozent der Fälle sind Bakterien wie Pneumokokken oder Hämophilus an einer Mittelohrentzündung beteiligt.
Manchmal kehrt die Mittelohrentzündung bei Kindern ständig wieder oder heilt nicht richtig aus. Solch eine chronische Mittelohrentzündung geht wiederholt mit Eiteransammlungen im Mittelohr einher, welche sich oft durch das – irgendwann gerissene – Trommelfell entleeren.
Mittelohrentzündung: Ursachen und Risikofaktoren
Warum einige Kinder immer wieder an Mittelohrentzündungen erkranken, andere dagegen kaum, ist nicht genau bekannt. Stillen in den ersten drei Lebensmonaten scheint gegen Mittelohrentzündungen zu schützen. Als Risikofaktoren und Ursachen für eine Mittelohrentzündung werden vermutet:
- Viel Kontakt mit anderen Kindern (Geschwister, Kindertagesstätte) und dadurch mit Erregern
- Ständiges Nuckeln am Schnuller
- Zigarettenrauch in Innenräumen
- Schadstoffe in der Außenluft
- Anatomische Besonderheiten, z.B. Gaumenspalten oder große Rachenmandeln
- Möglicherweise Allergien und der Rückfluss von Magensäure in den Rachen
Mittelohrentzündung: Symptome und Anzeichen
Durch die Entzündung bildet die Schleimhaut im Mittelohr vermehrt Sekret (Paukenerguss). In der Folge schwillt der bei Kindern noch sehr enge Verbindungsgang zum Rachenraum zu. Das Sekret kann nicht abfließen und drückt von innen gegen das Trommelfell. Das verursacht die starken Ohrenschmerzen, welche eines der typischen Symptome einer Mittelohrentzündung sind. Meist ist nur ein Ohr von einer Mittelohrentzündung und deren Symptomen betroffen.
Die akuten Schmerzen dauern wenige Stunden bis zu drei Tagen. Der Paukenerguss kann allerdings noch bis zu einem Monat bestehen bleiben und vorübergehende Schwerhörigkeit verursachen. Falls der Druck zu stark ist, kann das Trommelfell platzen und das Sekret abfließen. Dadurch lassen die Schmerzen abrupt nach. Der Riss heilt meist innerhalb von etwa zwei Wochen von selbst wieder zu.
Beim Kleinkind sind die Symptome der Mittelohrentzündung – Husten, Schnupfen, Ohrenschmerzen, eventuell Fieber – oft nicht so eindeutig. Stattdessen hat es möglicherweise Bauchweh und Durchfall. Babys sind unruhig, schreien und essen nicht, manchmal greifen sie sich ständig an das betroffene Ohr.
Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?
Eine Mittelohrentzündung selbst ist nicht ansteckend. Ansteckend ist allerdings die Erkältung, welche dieser in aller Regel vorausgeht. Ob diese Keime beim infizierten Kind nur Husten und Schnupfen oder dann wiederum eine Mittelohrentzündung hervorrufen, ist individuell unterschiedlich.
Was tun gegen eine Mittelohrentzündung?
Bei Ohrenschmerzen sollten Sie mit Ihrem Kind den Arzt aufsuchen. Der kann man einer einfachen Ohrenspiegelung feststellen, ob eine Mittelohrentzündung und ein Paukenerguss vorliegen. Das ist bei der Behandlung zu beachten:
- Ob zur Behandlung einer Mittelohrentzündung Antibiotika nötig sind, entscheidet der Arzt – je nach Untersuchungsbefund, Schmerzen, Alter und Allgemeinzustand. Man weiß mittlerweile, dass 4 von 5 akuten Mittelohrentzündungen von selbst abheilen. Studien haben gezeigt, dass Antibiotika zwar die Dauer der Schmerzen verkürzen (was auch mit Schmerzmitteln zu erreichen ist), den sonstigen Verlauf aber meist nicht nennenswert beeinflussen.
- Gegen Schmerzen und Fieber im Rahmen einer Mittelohrentzündung helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen-Saft oder Paracetamol-Zäpfchen.
- Abschwellende Nasentropfen werden zwar hin und wieder verordnet; Studien konnten jedoch keinen Effekt bei der Mittelohrentzündung nachweisen.
- Antibiotische Ohrentropfen sind bei intaktem Trommelfell wirkungslos, da sie nicht bis zum Mittelohr gelangen. Ist das Trommelfell entzündet, helfen allerdings betäubende Ohrentropfen gegen die Schmerzen.
Fragen Sie den Arzt, ob Ihr Kind dem Kindergarten oder der Schule fernbleiben muss. Auf Schwimmen sollte einige Wochen verzichtet werden. Treten Mittelohrentzündungen immer wieder auf, sollte Chlorwasser gemieden werden. Meist wird der Arzt nach einem Monat das Ohr noch einmal untersuchen, um bleibende Störungen auszuschließen.
Vom Fliegen während einer akuten Mittelohrentzündung wird abgeraten. Die Schleimhäute und der Verbindungsgang zwischen Nasenrachenraum sind geschwollen, wodurch der Druckausgleich nicht mehr möglich ist. Das führt zu starken Schmerzen, im schlimmsten Fall zum Hörsturz und bleibenden Beeinträchtigungen.
Hausmittel und Homöopathie bei Mittelohrentzündungen
Wie bei jeder fieberhaften Infektion sollte Ihr Kind sich auch bei einer Mittelohrentzündung schonen und ausreichend trinken. Geeignet sind Wasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte und Kräuter- oder auch Erkältungstees. Als Hausmittel bei Mittelohrentzündungen hat sich vor allem die Zwiebel bewährt; doch auch andere Maßnahmen aus Homöopathie und Hausmitteln kommen zum Einsatz.
- Heilpflanzen & Wickel: Warme Ohrenwickel haben bei vielen Kindern eine erstaunliche Wirkung gegen eine Mittelohrentzündung. Falls Sie der Geruch nicht stört, sind Zwiebelsäckchen besonders wirksam gegen die Schmerzen und Entzündung, ansonsten ist Kamille eine Alternative. Auch nur eine Wärmflasche lindert die Schmerzen.
- Homöopathie: Bei einer Mittelohrentzündung mit akutem Beginn mit hohem Fieber hilft möglicherweise Aconitum oder alternativ Belladonna. Bei weniger heftigem Beginn, ist möglicherweise Pulsatilla das Mittel der Wahl.
- In der Apotheke sind auch Kombinationspräparate (zum Beispiel Otovowen®) erhältlich, die das Immunsystem stimulieren und gegen die Entzündung, Schmerzen und den Schleim helfen.