Pfeiffersches Drüsenfieber: Symptome, Ansteckung & Behandlung
Der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers ist weltweit verbreitet. Der Erstkontakt mit dem Virus führt aber nicht immer zu einer Erkrankung oder löst nur leichte Symptome aus. Viele Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Erreger, meist merken sie es jedoch nicht einmal oder tun die Erkrankung als Halsentzündung ab. Nur sehr selten kommt es zu einem schweren Verlauf mit Komplikationen. Welche Symptome können beim Pfeifferschen Drüsenfieber auftreten, wie ansteckend ist die Erkrankung und wie wird sie behandelt? Das erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Pfeiffersches Drüsenfieber? Definition & Ursache
Küssen ist gesund – das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Doch dabei können auch Krankheiten übertragen werden. Die Infektion mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber verdankt diesem Umstand auch ihre volkstümlichen Namen: Kusskrankheit (Kissing Disease) oder, in der Annahme, dass Student*innen öfter engen Körperkontakt haben, Studentenfieber. Im medizinischen Bereich wird das Pfeiffersche Drüsenfieber auch "infektiöse Mononukleose" genannt.
Beim Pfeifferschen Drüsenfieber handelt es sich um eine virale Erkrankung. Sie wird durch das Epstein-Barr-Virus (kurz EBV) ausgelöst. Dieses gehört zur Gruppe der Herpesviren. Da die Viren weit verbreitet sind, kommen die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens mit dem Erreger in Kontakt – im Alter von 30 Jahren haben in Europa bereits 95 Prozent der Bevölkerung die Erkrankung durchgemacht.
Das Virus befällt vor allem die Schleimhäute in Nase, Mund und Rachen sowie eine Untergruppe weißer Blutkörperchen, die B-Lymphozyten. Häufig kommt es zu keinerlei oder nur leichten Symptomen, sodass die Infektion (nahezu) unbemerkt abläuft. Die Antikörper gegen das EB-Virus sind aber lebenslang im Blut nachweisbar. Entsprechende Personen bezeichnet man als "seropositiv".
Ist Pfeiffersches Drüsenfieber ansteckend?
Das EBV wird durch Speichel übertragen, was der Krankheit ihren umgangssprachlichen Namen Kusskrankheit verschafft hat. Aber auch durch Husten oder Niesen verstreute Tröpfchen können eine Ansteckung zur Folge haben.
Nach der Ansteckung dauert es noch eine Woche bis 50 Tage, bis die ersten Krankheitszeichen auftreten. Die Inkubationszeit kann also sehr unterschiedlich sein. Trotzdem kann man in dieser Zeit bereits ansteckend sein.
Während der Infektion bildet der Mensch Antikörper. Dadurch kommt es in der Regel zu keinem erneuten Ausbruch der Krankheit. Das Epstein-Barr-Virus verbleibt aber nach einer Infektion lebenslang im Körper und kann in selteneren Fällen auch wieder im Speichel auftreten. Insofern sind alle Personen, die einmal in Kontakt mit dem EBV gekommen sind, auch potenziell ein Leben lang ansteckend. Die Ansteckungsgefahr ist bei akut Erkrankten mit Symptomen aber deutlich höher, weil in dieser Zeit vermehrt Viren gebildet werden.
Welche Symptome verursacht Pfeiffersches Drüsenfieber?
Wie bereits erwähnt, löst bei vielen Menschen der Erstkontakt mit dem Epstein-Barr-Virus keinerlei Symptome aus. Insbesondere bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen können aber auch die typischen Anzeichen der Infektion auftreten. Bei kleinen Kindern sind dagegen oft überhaupt keine Krankheitszeichen vorhanden.
Zu den typischen Symptomen des Pfeifferschen Drüsenfiebers gehören:
- Müdigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit (häufig erste Anzeichen)
- Halsschmerzen
- Lymphknotenschwellungen am Hals (mit Druckempfindlichkeit der Lymphknoten)
- Fieber (meist bis 39 Grad) das wechselweise ansteigen und absinken kann
- Husten
- Übelkeit
- Schüttelfrost
- Ausschlag, der optisch an rote Flecken bei Masern, Scharlach oder Röteln erinnert
- Petechien (winzige Einblutungen) am Gaumen
- bei Entzündungen der Gaumenmandeln (Monozyten-Angina) Schmerzen beim Schlucken, Heiserkeit, Mundgeruch, grau-weißer Belag auf den Mandeln
Die Dauer der Erkrankung beträgt bis zu drei Wochen. Das Pfeiffersche Drüsenfieber heilt fast immer ohne Komplikation aus.
Pfeiffersches Drüsenfieber: Komplikationen
Bei einem normalen Verlauf heilt das Pfeiffersche Drüsenfieber in der Regel ohne Spätfolgen aus, auch wenn es im Nachgang zu monatelang anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung kommen kann. Ob die Krankheit im Zusammenhang mit der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (MECFS) steht, ist bisher noch nicht geklärt.
Selten nimmt die Infektion zudem einen schwereren Verlauf und befällt nicht nur die Lymphknoten in der Halsregion, sondern auch Leber und Milz. Das führt zu Übelkeit und Oberbauchbeschwerden sowie zur Beeinträchtigung der Leberfunktion bis hin zur Gelbsucht.
Die Milz schwillt an, was zu einem (lebensbedrohlichen) Milzriss führen kann. Sehr selten breitet sich die Infektion auch auf das Gehirn aus und ruft dort eine Entzündung (Enzephalitis) hervor. Auch andere Organe wie Lunge, Herz oder Nieren können von einer Entzündung betroffen sein und es kann einem Mangel an Blutzellen (beispielsweise Verringerung der Leukozyten oder der roten Blutkörperchen) kommen. Besonders schwer kann die Krankheit unter Umständen bei Patient*innen mit geschwächtem Immunsystem verlaufen.
Das Epstein-Barr-Virus wird auch mit bestimmten Krebsarten und anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht. So könnte das Vorliegen des Virus im Körper die Entstehung von Lymphomen und Multipler Sklerose fördern. Laut bisherigen Erkenntnissen spielen aber vermutlich noch andere Ursachen, wie genetische Faktoren, eine Rolle, sodass diese Erkrankungen keine alleinigen Spätfolgen einer EBV-Infektion sind.
Pfeiffersches Drüsenfieber: Diagnose
Neben den Krankheitsanzeichen sind Blutuntersuchungen bei der Diagnosestellung wegweisend. Insbesondere sogenannte Pfeiffer-Zellen (Drüsenfieberzellen) sind typisch. Dabei handelt es sich um veränderte weiße Blutzellen, genauer um veränderte T-Lymphozyten. Generell ist die Zahl der weißen Blutkörperchen beim Pfeifferschen Drüsenfieber erhöht.
In Zweifelsfällen kann mit dem Blutserum auch ein spezieller Antikörper-Test oder ein Test auf EBV-Antigene durchgeführt werden. Neben Schnelltests steht hier als sicherstes Verfahren die sogenannte "ELISA-Methode" ("Enzyme-Linked ImmunoSorbent Assay") zur Verfügung, bei der sogar die Menge der Antigene bestimmt werden kann.
Um den Zustand von Leber und Milz zu beurteilen, kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Auch die Leberenzyme können mittels einer Blutuntersuchung kontrolliert werden.
Welche Therapie gibt es beim Pfeifferschen Drüsenfieber?
Ein spezielles Medikament gegen das Epstein-Barr-Virus gibt es nicht. Deshalb können nur die Symptome der Erkrankung behandelt werden. Dazu gehören insbesondere das Fieber und die Schmerzen. Neben Mitteln zur Behandlung der Halsschmerzen und des Hustens, wie Lutschtabletten oder Rachenspray, helfen fiebersenkende, schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen gegen die Hauptsymptome. Da Paracetamol über die Leber abgebaut wird, sollte es bei Pfeifferschem Drüsenfieber sicherheitshalber nicht eingenommen werden.
Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen kommt es im Verlauf zusätzlich zu einer bakteriellen Entzündung der Mandeln, die mit Antibiotika therapiert wird. Dabei wird der*die Arzt*Ärztin Penicilline vermeiden, da sie speziell bei der Mononukleose zu Hautausschlägen führen können.
Treten Komplikationen auf, müssen diese ebenfalls symptomatisch behandelt werden; ein Milzriss erfordert eine Notfalloperation.
Was kann man selbst tun?
Bei einer akuten Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus ist es wichtig, ausreichend zu trinken, insbesondere, wenn Fieber auftritt. Da die Halsschmerzen das Schlucken erschweren können, sind beim Pfeifferschen Drüsenfieber besonders Kräutertees (zum Beispiel Salbei, Kamille, Thymian) empfehlenswert. Diese gleichen nicht nur den Flüssigkeitshaushalt aus, sondern hemmen gleichzeitig die Entzündung.
Die Halsschmerzen lassen sich auch mit warmen Halswickeln und Mundspülungen (zum Beispiel mit Salbei oder Thymian) lindern; in der Apotheke sind Fertigpräparate mit Kapuzinerkresse und Meerrettich erhältlich.
Das Wichtigste ist in jedem Fall körperliche Schonung, insbesondere in den ersten Wochen der Erkrankung. Die volle Belastungsfähigkeit ist häufig erst nach mehreren Monaten wieder hergestellt. Bei einer Milzschwellung können bereits körperliche Arbeit oder Sport zu einem Milzriss führen.
Wie kann man einer Ansteckung vorbeugen?
Da das Virus weit verbreitet ist, kann man sich kaum vor einer Ansteckung schützen. Die einzige Möglichkeit besteht darin, engen Körper- und vor allem Speichelkontakt mit Erkrankten zu vermeiden. Die erkrankte Person muss allerdings nicht isoliert werden.
Derzeit befindet sich ein Impfstoff in der Entwicklung, der mithilfe nachgebauter Viruspartikel vor einem Ausbruch des Pfeifferschen Drüsenfiebers schützen soll. Eine Überreaktion des Immunsystems auf den Erreger könnte so verhindert werden. Forschende vermuten in dieser Überreaktion einen der möglichen Gründe für die spätere Entstehung von Krebserkrankungen und Multipler Sklerose.