Typhus und Paratyphus
Sie heißen "Salmonella typhi" und "Salmonella enteridis" und stehen auf der Liste der üblichen Verdächtigen immer ganz oben, wenn eine Seuche ausbricht. Denn die Erreger von Typhus abdominalis und der abgeschwächten Form Paratyphus tummeln sich am liebsten im Kot – dort, wo die hygienischen Verhältnisse zu wünschen übrig lassen, können sich dann Typhus und Paratyphus ausbreiten. Die Krankheit wird durch mit Kot verunreinigte Lebensmittel und Getränke übertragen: regelmäßiges Händewaschen mit sauberem Wasser ist daher der beste Weg, eine Ansteckung zu vermeiden.
Typhus: Erkrankungen werden seltener
Jährlich erkranken ungefähr 17 Millionen Menschen an Typhus, davon sterben rund 600.000. In den Industrienationen ist Typhus eher selten geworden. Von den Dauerausscheidern, die ihre Erkrankung während der Typhusausbrüche direkt nach dem 2. Weltkrieg und in den fünfziger Jahren erworben haben, leben nur noch wenige. Vor allem aus Ländern mit mangelhaften hygienischen und sanitären Verhältnissen werden gehäuft und wiederholt Typhuserkrankungen gemeldet.
Vorsicht bei Reisen ins Ausland
80 bis 90 Prozent aller Typhus- und Paratyphusfälle in Deutschland heute werden nach Schätzungen von Reisemedizinern mittlerweile aus Reiseregionen mit unzureichendem Hygienestandard importiert. Dazu zählen Pakistan, Indien, Thailand, Indonesien, Ägypten, Türkei und Marokko. Laut Schätzungen importiert einer von 30.000 Fernreisenden eine Typhuserkrankung. Problematisch wird dabei die zunehmende Antibiotika-Resistenz der Erreger, die eine erfolgreiche Behandlung schwierig macht.
Symptome und Verlauf von Typhus
Typhus (griechisch typhos Dunst, Nebel, Schwindel) und Paratyphus sind bakterielle Infektionskrankheiten, die durch Salmonellen hervorgerufen werden. Es handelt sich um eine schwere Allgemeininfektion mit hohem Fieber um die 40 Grad Celsius, die sich etwa über drei Wochen hinzieht. Das Fieber kann aber auch länger anhalten. Zu den typischen Anfangsbeschwerden gehören neben dem Fieber auch starke Kopfschmerzen. Dazu kommen Durchfälle, Benommenheit sowie eine angeschwollene Milz oder Leber.
Weil die Symptome der Erkrankung relativ unspezifisch sind, wird Typhus oft erst spät erkannt. Bei Komplikationen wie Darmblutungen oder Lungentyphus kann die Krankheit auch tödlich verlaufen. Etwa zwei bis fünf Prozent der Typhus- und Paratyphuspatienten werden nach durchgemachter Erkrankung zu so genannten "Dauerausscheidern", das heißt, sie scheiden die Erreger noch Wochen nach der Erkrankung im Stuhl aus und können für ihr weiteres Leben ansteckend bleiben.
Allerdings muss nicht jeder, der Typhusbakterien aufnimmt, auch erkranken. Der Ausbruch der Krankheit hängt von der Infektionsdosis und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Diese Konstellation trifft auch auf andere Salmonellenerkrankungen zu, die in den Sommermonaten häufig zu epidemieartigen Durchfallerkrankungen vor allem in Einrichtungen mit Großküchen zu beobachten sind.
Behandlung von Typhus
In der ersten und oft auch noch in der zweiten Krankheitswoche können die Erreger im Blut nachgewiesen werden. Allerdings liegen die Ergebnisse der Blutkulturen frühestens nach 48 Stunden vor, sodass Patienten mit Verdacht auf Typhus oder Paratyphus sofort isoliert werden müssen, weil die Erreger bereits während dieser Phase ausgeschieden werden können. Ab der zweiten Krankheitswoche können die Erreger auch im Stuhl nachgewiesen werden, und im weiteren Verlauf der Erkrankung sind hohe Antikörperwerte im Serum des Patienten nachweisbar.
Typhus: Impfen zur Vorbeugung
Typhus und Paratyphus können mit Antibiotika behandelt werden, zusätzlich müssen in der Regel die hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch Durchfall und Erbrechen ausgeglichen werden. Ohne Behandlung mit Antibiotika sterben etwa 10 bis 15 Prozent der Erkrankten, mit Behandlung etwa ein bis zwei Prozent. Wer eine Fernreise plant, sollte sich gegen Typhus impfen lassen. Das gilt nicht nur für Trekking- oder Abenteuerurlauber: Auch Pauschaltouristen können sich durch verunreinigte Lebensmittel im Hotel mit dem Erreger infizieren.
Die Impfung kann als Schluckimpfung oder als Injektion gegeben werden. Beide Impfstoffe können sowohl für Erwachsene als auch für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr eingesetzt werden. Die Typhusimpfung kann gleichzeitig mit anderen Schutzimpfungen vorgenommen werden. Die Schluckimpfstoffe enthalten im Wesentlichen unschädlich gemachte, lebende Typhusbakterien.
Damit die Impfung ihre Wirkung voll entfalten kann, sollten Malariaprophylaxe, Abführmittel oder Antibiotika erst drei Tage nach Abschluss der kompletten Typhus-Immunisierung eingenommen werden. Da bei der Schluckimpfung drei Kapseln in Abstand von je zwei Tagen eingenommen werden, sollte hier die Impfplanung rechtzeitig und vorausschauend geschehen, um den Impferfolg dieser und anderer Impfungen nicht zu gefährden.
Nicht impfen: Schwangere und Kinder unter zwei Jahren
Auffrischungsimpfungen werden nach drei Jahren empfohlen, bei ständigem Aufenthalt in einer Gefahrenzone nach Absprache mit dem Arzt möglicherweise auch öfter. Wer an einem akuten Infekt leidet, sollte die Impfung bis zum Abklingen des Infektes aufschieben. Kinder unter zwei Jahren und Schwangere sollten auf Impfung und Reise verzichten. Während der Stillzeit kann eine Schluckimpfung verabreicht werden, weil die Salmonellen nicht in die Muttermilch übertreten.