Schmerzen in der Wade – was kann das sein?
Auslöser für Schmerzen in der Wade gibt es viele, denn die Wade wird täglich stark beansprucht. Wadenschmerzen können dabei sowohl auf harmlose Sportverletzungen hindeuten als auch ein Zeichen für Überlastung sein. Im Extremfall können sie aber auch ein Warnhinweis für gefährlichere Erkrankungen, wie eine Thrombose, darstellen. Auch wenn manchmal ärztlicher Rat gesucht werden muss, lässt sich ein Großteil der unterschiedlichen Ursachen für Wadenschmerzen aber durch einfache Maßnahmen selbst behandeln. Von Wadenschmerzen beim Gehen bis hin zu plötzlichen, stechenden Schmerzen: Wir geben Ihnen praktische Tipps, um herauszufinden, warum bei Ihnen die Wade schmerzt!
Ursachen von Wadenschmerzen
Wenn die Waden schmerzen, liegt das am häufigsten an den Wadenmuskeln. Die drei kräftigen Muskeln an der Rückseite des Unterschenkels sind bei jedem Schritt aktiv. Je nachdem, wann die Wadenschmerzen auftreten, kommen jedoch unterschiedliche Ursachen infrage:
- Wadenschmerzen beim Gehen können durch Muskelzerrungen, einen Muskelfaserriss oder Muskelverhärtungen ausgelöst werden.
- Auf ein Problem der zugehörigen Gefäße oder Nerven können Wadenschmerzen in Ruhe hinweisen.
- Bei Wadenschmerzen nachts oder Wadenkrämpfen sollte man an Störungen des Blutsalzhaushalts denken (eventuell Elektrolyt- oder Flüssigkeitsverlust).
Nächtliche Wadenkrämpfe sowie Schmerzen, Unruhegefühl und Kribbeln in der Wade können zudem Anzeichen für ein Restless Legs Syndrom. Die neurologische Erkrankung befällt die Waden und Beine in Ruhe- und Entspannungsphasen und somit vor allem nachts im Schlaf.
Auch Grunderkrankungen wie ein Diabetes mellitus können (nächtliche) Wadenkrämpfe begünstigen. Weitere mögliche Auslöser für Krämpfe in der Wade sind beispielsweise Erkrankungen der Schilddrüse oder der Nieren. Hinzu kommen bestimmte Medikamente, wie Betablocker oder künstliches Östrogen, die als Nebenwirkung Muskelkrämpfe verursachen können.
Wadenschmerzen nach Sport
Treten während oder nach dem Sport, zum Beispiel nach dem Joggen, plötzlich Wadenschmerzen auf, handelt es sich in vielen Fällen um einen harmlosen sogenannten Muskelkater. Der Muskel ist durch die Beanspruchung übersäuert, was Schmerzen verursacht. Manchmal kann eine richtige Muskelverhärtung getastet werden.
Typischerweise bahnen sich Schmerzen in der Wade durch einen Muskelkater ein bis zwei Tage nach einem intensiven Training an.
Abhilfe schaffen Schonung, Wärme, Warm-Heiß-Wechselduschen und durchblutungsfördernde Salben. Mit Sport sollte erst wieder begonnen werden, wenn die Beschwerden nachgelassen haben. Nur beim Muskelkater ist Wärme sinnvoll. Bei anderen Sportverletzungen ist sie eher kontraproduktiv.
Zur Vorbeugung ist es ratsam, ein Belastungsniveau zu wählen, welches dem Trainingszustand entspricht.
Neben Muskelkater können Wadenschmerzen beim oder nach dem Sport auch andere Ursachen haben. Diese stellen wir Ihnen im Folgenden vor.
Muskelzerrung verursacht Schmerzen in der Wade
Häufige Ursache von Wadenschmerzen im Zusammenhang mit Sport sind auch Muskelzerrungen. Die Schmerzen schießen klassischerweise plötzlich in die Wade, denn das Muskelgewebe wird durch zu starke Beanspruchung oder bestimmte Bewegungen, wie abruptes Abbremsen oder Sprinten, ruckartig gedehnt. Die Muskelzerrung ist somit eine typische Verletzung, die für Wadenschmerzen beim Sport verantwortlich sein kann.
Bei einer Zerrung muss der Muskel zunächst geschont werden. Kühlung verschafft Schmerzstillung und fährt die Durchblutung des Muskels zurück. Ob Muskelverletzungen durch Aufwärmen verhindert werden können, ist umstritten.
Wadenschmerzen nach Muskelfaserriss
Um eine ausgeprägtere Verletzung handelt es sich bei einem Muskelfaserriss. Dabei entstehen kleine Einrisse bis hin zum vollständigen Zerreißen von einer bis mehreren Muskelfasern. Treten plötzliche, stechende Wadenschmerzen infolge einer solchen Verletzung auf, hilft die sogenannte PECH-Regel:
- Pause: Das Training beenden, die Belastung des Beines vermeiden.
- Eis: Damit ist die Kühlung des verletzten Muskels gemeint, zum Beispiel durch ein Eispack, kühlende Sportsalben, Eisspray oder einfach kaltes Wasser aus dem Hahn.
- Compression (deutsch: Kompression): Durch eine elastische Wicklung wird von außen Druck auf die verletzten Muskelzellen ausgeübt, die Muskelblutung gestoppt und somit der Bildung eines schmerzhaften Blutergusses vorgebeugt. Eine solche Kompressionswicklung darf jedoch nicht bei bekannten Durchblutungsstörungen angewendet werden.
- Hochlagern: Auch das Hochlagern des Beines, zum Beispiel auf einem Kissen, dient der Verhinderung des weiteren Einblutens in den Muskel.
Zu vollständigen Rissen eines ganzen Muskels kommt es nur äußerst selten und eher im Zusammenhang mit Leistungssport oder sogenannten Hochrasanzunfällen, also zum Beispiel Verkehrsunfällen oder Stürzen beim Skifahren.
Krampf in der Wade
Sogenannte Wadenkrämpfe treten ebenfalls häufig nach dem Sport auf. Die plötzlich einschießenden, krampfartigen Schmerzen einseitig oder sogar beidseitig können durch Dehnung des Wadenmuskels durchbrochen werden. Dabei muss der Fuß passiv bei gestrecktem Knie nach oben Richtung Fußrücken gedrückt beziehungsweise gezogen werden.
Schuld an einem Wadenkrampf ist oftmals ein fehlerhafter Reflex des Rückenmarks, bei dem bestimmte Muskeln überaktiv und andere in ihrer Aktivität gehemmt sind. Andere Ursachen sind Durchblutungsstörungen, Engstellen des Rückenmarkskanals, Medikamente und viele weitere mögliche Auslöser, die zum unwillkürlichen Zusammenziehen des Muskels (Muskelkontraktion) führen.
Die Therapie von Wadenkrämpfen richtet sich nach der Ursache. Ob die Einnahme von Magnesium Muskelkrämpfen entgegen wirken kann, gilt als wissenschaftlich umstritten.
Bei regelmäßigen Krampfzuständen sollte ärztlicher Rat gesucht werden, um andere behandelbare Ursachen auszuschließen.
Bedeutung der Achillessehne bei starken Wadenschmerzen
Ein plötzlicher Knall im unteren Teil der Wade oder am Übergang zur Ferse weist auf einen Achillessehnenriss hin. Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenknochen und kann bei plötzlicher, sehr hoher Belastung oder aufgrund von Vorschäden reißen. Typische Verletzungsursachen sind schnelle Antrittsbewegungen, zum Beispiel beim Fußball.
Das Laufen ist danach fast nicht mehr möglich, es bilden sich ein blauer Fleck und eine Schwellung aus. Manchmal kann die Lücke in der Achillessehne von außen getastet werden. Im Regelfall kann durch die klinische Untersuchung, Ultraschall und manchmal MRT die Diagnose gestellt werden.
Je nach Ausmaß und Alter der Verletzung reicht die Therapie dann von einem Gips oder einer Orthese bis hin zu einer Operation.
Was tut da weh – Kniekehle oder Wade?
In einigen Fällen treten Wadenschmerzen auch bei Knieschmerzen auf. Denn manchmal gehen Schmerzen vom Knie in die Wade über beziehungsweise strahlen durch die gemeinsame Schmerzfaserversorgung aus. Bei Verletzungen des Kniegelenks ist vor allem das Beugen oder Strecken des Gelenks schmerzhaft, während Verletzungen der Wade eher beim Heben und Senken des Fußes Schmerzen verursachen.
Vor allem Schmerzen der Kniekehle können in die Wade wandern. Tastet man zusätzlich eine Schwellung der Kniekehle, könnte es sich um eine Aussackung der Kniegelenkskapsel handeln (Bakerzyste). Ein Druckschmerz in der Kniekehle und Wade kann in seltenen Fällen auf eine Thrombose hinweisen.
Wadenschmerzen bei Thrombose
Bei einer Thrombose handelt es sich um ein Blutgerinnsel in einer Vene, am häufigsten in den tiefen Beinvenen. Typische Symptome einer Thrombose sind Schmerzen und ein Schweregefühl in der Wade sowie eine Schwellung des Unterschenkels. Häufig kommt es zu einer Schwellung der betroffenen Wade um bis zu mehrere Zentimeter.
Eine Thrombose ist ein gefährliches Krankheitsbild, denn das Gerinnsel kann sich von der Gefäßwand lösen und mit dem Blutstrom in den Lungenkreislauf gelangen, wo es feststecken und eine Minderdurchblutung der Lunge verursachen kann (Lungenembolie). Bei Verdacht auf eine Thrombose sollte daher unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Die Diagnose wird durch eine klinische Untersuchung, einen Ultraschall und bestimmte Laborwerte gestellt.
Das Risiko einer Thrombose ist in bestimmen Fällen besonders erhöht:
- nach Operationen
- bei Krebserkrankungen
- bei Schwangeren
- bei jungen rauchenden Frauen, die gleichzeitig die Antibabypille einnehmen
- nach langer Ruhigstellung eines Beines
- zum Beispiel durch einen Gips
- nach einer langen Autofahrt
- nach einem langen Flug
Trifft einer der Risikofaktoren zu, sollten Wadenschmerzen besonders ernst genommen werden.
Unangenehme Krampfadern
Auch die sogenannten Krampfadern (Varizen) sind ein Gefäßproblem. Es gibt ein oberflächliches und ein tiefes Venensystem an den Unterschenkeln, deren Aufgabe es ist, das Blut aus den Beinen zurück zum Herzen zu transportieren. Versagt das tiefe Venensystem, staut sich das Blut in die oberflächlichen Venen zurück und diese treten sichtbar unter der Haut hervor.
Die Folgen sind ein Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen, Schwellungen und nächtliche Wadenkrämpfe. Die Beschwerden treten vor allem nach längerem Stehen oder abends auf.
Die Behandlungsmöglichkeiten erstrecken sich von konservativen Maßnahmen, wie zum Beispiel Kompressionsstrümpfen, bis hin zur Entfernung der Krampfadern durch bestimmte interventionelle Verfahren oder eine Operation.
Wadenschmerzen in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft beklagen viele Frauen starke Wadenschmerzen und ein Schweregefühl der Beine. Schuld ist das in die Beine absackende Blut, welches während der Schwangerschaft an Volumen zunimmt. Außerdem wird das Gewebe in Vorbereitung auf die Geburt weicher und die Gefäße können das Blut schlechter aus den Beinen zurück Richtung Körpermitte transportieren. Auch kann die größer werdende Gebärmutter Nerven abdrücken.
Es entstehen Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen, was ein Kribbeln, ein pelziges Gefühl und Schmerzen verursachen kann. Empfehlenswert sind Kompressionsstrümpfe und Kalt-Heiß-Wechselduschen. Langes Stehen oder Sitzen sollte vermieden werden.
Wade schmerzt bei einem Bandscheibenvorfall
Ein isolierter Schmerz in der Wade ist eher untypisch für einen Bandscheibenvorfall. Strahlen die Schmerzen aber vom Rücken über den Oberschenkel bis in die Wade, kann es sich um eine Vorwölbung oder einen Vorfall der Bandscheibe handeln. Dabei können sich die Schmerzen manchmal auch wie Muskelkater anfühlen.
Je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalls reichen die Schmerzen auch bis in die Füße. Die Bandscheibe drückt auf die Rückenmarksnerven, die die Sensibilität und die Muskeln des Beines versorgen. Betroffene beklagen Schmerzen, Taubheit, Kribbelgefühle und im schlimmsten Fall Lähmungen eines Beines oder beider Beine.
Einen Bandscheibenvorfall können Menschen jeden Alters erleiden. Auslöser sind oft eine Überbeanspruchung oder falsche Belastung des Rückens über längere Zeit oder schlicht und einfach altersbedingte Verschleißerscheinungen.
Bei einem Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollte zeitnah ärztlichen Rat suchen. Schnell muss es gehen, wenn Lähmungen oder Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang vorliegen.
Ursachen erkennen, Wadenschmerzen behandeln
Wie gezeigt, gibt es sehr viele verschiedene Auslöser für Schmerzen in der Wade. Um sie richtig zu behandeln, muss man die Ursache kennen. Hilfreich ist es hierfür auf die Begleitumstände zu schauen. Oftmals kann man sich durch einfache Maßnahmen selbst helfen. Nicht immer muss eine schlimme Erkrankung hinter Wadenschmerzen stecken. Stecken Muskelverspannungen hinter den Schmerzen in der Wade kann es helfen, die Wadenmuskulatur auf Spannung zu dehnen. Spezielle Bein- und Fußgymnastik kann hier ebenfalls hilfreich sein.