Intensivstation: Wissenswertes über Geräte, Besuche & Co.
Nicht nur eine intensive Betreuung, auch ein intensives Erlebnis für Betroffene und Angehörige: So beängstigend die Apparate erscheinen und störend die ständige Betriebsamkeit wirken, so überlebenswichtig sind die Überwachung und Therapie auf der Intensivstation für den Patienten. Wann der Aufenthalt auf einer Intensivstation erforderlich ist, wie es auf einer solchen Station aussieht und was Angehörige von Intensivpatienten außerdem wissen sollten, das erfahren Sie hier.
Intensivstation ermöglicht intensive Behandlung
"Er liegt jetzt auf Intensivstation" – bei den meisten, die solch einen Satz hören, werden Ängste, unangenehme Gefühle oder Fluchtreflexe geweckt. Verständlich – ist doch ein Aufenthalt dort nur bei einem starken (körperlichen) Ausnahmezustand nötig und deshalb für unser Empfinden mit der Bedrohung von Tod und unabwendbarer Krankheit geknüpft.
Doch so schrecklich die Situation dort zu sein scheint, ist sie zunächst vor allem eines: Die Möglichkeit, mittels intensiver Überwachung, Betreuung und Therapie den vielleicht lebensbedrohlichen Zustand eines Kranken zu stabilisieren und so zu verbessern. Die Intensivstation im Krankenhaus trägt dazu bei, dass Krankheit und schlimmstenfalls Tod abgewendet werden können.
Wann ist der Aufenthalt auf einer Intensivstation nötig?
Eine Aufnahme auf die Intensivstation (ICU vom englischen Begriff "Intensive Care Unit") ist dann angezeigt, wenn ein Patient eine besonders intensive Überwachung und Behandlung benötigt. Mögliche Gründe sind:
- ein akuter Notfall
- eine chronische Erkrankung sein, die sich akut verschlimmert (zum Beispiel eine Lungenembolie oder ein schwerer Asthmaanfall)
- eine ausgedehnte Verletzung, zum nach einem Autounfall (Polytrauma)
- die ersten Stunden bis Tage nach einer Operation
- bestimmte Therapien, die mit schweren Komplikationen einhergehen können (zum Beispiel die Auflösung von Blutgerinnseln)
Auch Patienten, die beatmet werden müssen, werden auf der Intensivstation betreut.
Gibt es nur eine Intensivstation?
In kleineren Krankenhäusern gibt es meist eine interdisziplinäre Station, auf der alle intensivmedizinischen Patienten liegen. In größeren oder Spezialkliniken gibt es oft mehrere spezifische ICUs oder zumindest mehrere Funktionseinheiten in einer Station – zum Beispiel:
- die CCU (Cardiac Care Unit) für Patienten mit akuten Herzproblemen
- die Stroke Unit für Patienten mit einem Schlaganfall oder
- Intensivstationen für chirurgische Patienten, die nach einer Operation dort weiter betreut werden
Zunehmend gibt es auch "Intermediate-Care-Stationen" (IMC), die bezüglich der Ausstattung und Betreuungsintensität zwischen den ICUs und Normalstationen liegen und in denen intensivpflichtige Patienten, die nicht ganz so schwer krank sind, betreut werden.
Wie sieht eine Intensivstation aus?
Eine Intensivstation wirkt auf viele Menschen beklemmend oder einschüchternd, denn die vielen Geräte und Monitore, an die ein Patient oftmals angeschlossen ist, lassen uns oft Schlimmes befürchten. Dabei dient all das nur der besseren Überwachung, um Kranke besonders gut umsorgen zu können.
So wie die Anforderungen von denen normaler Krankenhausstationen abweichen, unterscheiden sich auch Ausstattung und räumliche Gegebenheiten. Pro Patient stehen weitaus mehr Grundfläche, Geräte, Strom- und Sauerstoffanschlüsse und Betreuungspersonal zur Verfügung.
Wofür sind die Geräte auf der Intensivstation nötig?
Die Geräte auf der Intensivstation dienen dazu, die sogenannten Vitalparameter (also Zeichen, die die Körperfunktion spiegeln) wie Blutdruck, Herzrhythmus, Körpertemperatur, Sauerstoffgehalt im Blut sowie den Flüssigkeitshaushalt und Blutzucker kontinuierlich zu kontrollieren und gegebenenfalls schnell eingreifen zu können.
Die Messwerte werden an einem Monitor am Bett des Patienten und gleichzeitig im Überwachungsraum angezeigt. Dazu kommen:
- Beatmungsgeräte mit Schläuchen
- elektronisch gesteuerte Spritzenpumpen, über die Schmerzmittel und andere Medikamente direkt in die Blutgefäße gegeben werden
- Magensonden und
- weitere Geräte für Überwachung, Untersuchungen und Behandlung
Kein Wunder also, dass es blinkt, klingelt und piept und der Betroffene hinter all den "Maschinen" und Schläuchen verloren und klein wirkt.
Ständig wird am Bett des Kranken gearbeitet – er wird gebettet, gewaschen, abgeklopft und eingerieben, befragt, abgehört und betastet, mit Krankengymnastik und mit Blutabnahmen beschäftigt. Also auch kein Wunder, dass auf einer Intensivstation meist unheimliche Betriebsamkeit (und ziemliche Helligkeit) herrscht und man sich als Angehöriger fragt, wie der Kranke trotz Hektik und fehlender Privatsphäre gesund werden soll.
Aber vergessen Sie nicht: Dies alles dient dazu, die Gesundheit des Patienten zu verbessern.
Besondere Hygienemaßnahmen auf der Intensivstation
Intensivpatienten sind oft anfälliger für Infektionen – um möglichst wenigen Krankheitserregern eine Chance zum Eindringen zu geben, muss man vor dem Zutritt zur eigentlichen Intensiveinheit zunächst eine Schleuse durchlaufen.
Ausgedehntes Desinfizieren, Kleidungswechsel und Anlegen von Kittel, Mundschutz, Haube etc. sind zwar heute – außer in einem Isolierzimmer bei abwehrgeschwächten Patienten – oft nicht mehr nötig, aber zumindest die Hände werden desinfiziert.
Um auf eine Intensivstation zu gelangen, muss man in der Regel klingeln und man wird dann vom Pflegepersonal eingelassen. Beim ersten Besuch muss man sich gegebenenfalls ausweisen.
Wer arbeitet dort und wen kann ich ansprechen?
Interdisziplinäre Intensivstationen im Krankenhaus werden meist von einem Anästhesisten geleitet; spezifische Einheiten eventuell auch von Ärzten des jeweiligen Fachgebiets, zum Beispiel Kardiologen.
Neben den Ärzten gibt es speziell geschultes Pflegepersonal, das besondere Kenntnisse erworben hat und mit den speziellen Gegebenheiten auf einer Intensivstation besonders umgehen kann (Zusatzqualifikation "Fachkrankenschwester/ -pfleger für Anästhesie- und Intensivmedizin" oder "Fachkrankenschwester/ -pfleger für Intensivpflege").
Daneben haben auch andere Personen wie Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Röntgenassistenten etc. Zutritt. Da die verschiedenen Personen meist ähnlich gekleidet sind, wissen Angehörige oft nicht, wer wofür zuständig ist. Dann hilft nur eines: fragen.
Intensivstation: Wen können Angehörige fragen?
Fragen Sie – je mehr Sie wissen, desto weniger bedrohlich erscheint die Situation! Der zuständige Arzt wird Ihnen Genaueres über den Zustand des Betroffenen sagen und eventuell auch eine Prognose über den Zeitpunkt der Verlegung auf Normalstation geben können. Die Pflegenden haben ständig Kontakt zum Patienten, können Ihnen also auch erzählen, wie es ihm geht und was Sie vielleicht für ihn tun können.
Hilfreich sowohl für Sie als auch das Personal ist, wenn Sie innerhalb der Familie einen Hauptansprechpartner bestimmen, den das Personal kontaktieren kann, der auch Fragen (und Termine) etwas bündeln und wiederum Informationen weiterleiten kann.
Häufig gestellte Fragen zur Intensivstation
Oftmals stellen sich für Angehörige von Patienten auf der Intensivstation einige Fragen, beispielsweise zu
- Aufenthaltsdauer
- Besuch
- Mitbringseln und Blumen
- Kontakt
Im Folgenden finden Sie Antworten auf einige der häufigsten Fragen.
Aufenthaltsdauer: Wie lange bleibt man auf der Intensivstation?
Meist wird die Frage gestellt, wie lange der Betroffene auf der Intensivstation bleiben muss. Dafür gibt es keine allgemeingültige Antwort. Ein geplanter Aufenthalt nach einer Operation kann nur wenige Stunden dauern, aber auch Tage; ein lebensbedrohlicher Notfall kann sich ebenfalls bereits in kurzer Zeit in eine stabile Situation umgewandelt haben, sich aber auch durch Komplikationen verschlimmern.
Besuche: Kann man jemanden auf der Intensivstation besuchen?
Ob und wie viel Besuch sinnvoll ist, hängt vom Zustand des Betroffenen ab. Die Anzahl der Besucher wird meist auf 2 begrenzt, ob und ab welchem Alter Kinder erlaubt sind, muss mit dem Personal besprochen werden.
Oft werden Besuchszeiten angegeben, allerdings sind häufig auch davon abweichende Besuche erlaubt, wobei dann Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen (weil der Patient gerade behandelt wird).
Mitbringsel: Sind Geschenke oder Blumen erlaubt?
Persönliche Dinge wie Bücher, CDs, Hygieneartikel etc. sind meist kein Problem; falls der Patient selbst essen kann, sind auch Nahrungsmittel erlaubt. Diese werden oft sogar vom Personal gezielt nachgefragt, um den Appetit des Patienten mit seinem Lieblingsessen wieder anzuregen. Tabu sind Blumen.
Kontakt: Worüber sollte man sprechen?
Ist der Betroffene ansprechbar, richten Sie sich nach seinen Wünschen. Erzählen Sie aus dem Alltag, sprechen Sie auch über Ihre Ängste und die Situation. Fühlen Sie oder der Patient sich überfordert, können Sie auch das Personal nach einer Kontaktperson fragen, die Sie seelisch durch diese Zeit begleitet.
Ist Ihr Angehöriger bewusstlos, stellen Sie sich vor, er nimmt trotzdem alles wahr – über das Hören, Fühlen, Riechen. Gehen Sie entsprechend mit ihm um: Streicheln Sie ihn oder halten Sie seine Hand, sprechen Sie mit ihm oder lesen Sie etwas vor, legen Sie eine Kassette mit seiner Lieblingsmusik ein, erklären Sie ihm, was Sie tun beziehungsweise was getan wird.
Die Intensivstation hilft, Leben zu retten
Der Aufenthalt auf einer Intensivstation ist meist beängstigend und eine anstrengende Zeit für alle Beteiligten. Halten Sie sich immer das Ziel vor Augen: das Abwenden einer Situation, die sonst möglicherweise das Leben Ihres Angehörigen kostet. Vielleicht fällt es Ihnen dann etwas leichter, diese Tage zu überstehen.