Narkose: Wissenswertes über Vollnarkose & Co.
Ob in einer Zahnklinik, bei einer Magenspiegelung oder bei Operationen wie einem Kaiserschnitt: Eine Narkose kann dabei helfen, Behandlungen schmerzfrei und schlafend zu überstehen. Viele Menschen haben jedoch Angst vor einer Narkose oder sind unsicher, welche Folgen damit einhergehen. Im Folgenden erklären wir Ihnen den Ablauf einer Narkose sowie die möglichen Risiken und geben Ihnen weitere Tipps rund um Vollnarkose und Co.
Wie funktioniert eine Narkose?
Bei der Narkose unterscheidet man zwischen einer Sedierung und einer Vollnarkose.
Bei einer Magenspiegelung, einer Darmspiegelung oder anderen kurzen und schmerzlosen Behandlungen kommt meist nur eine Sedierung zum Einsatz. Hier wird nur ein Schlafmittel verabreicht, welches den Patienten die Behandlung stressfrei ertragen lässt.
Davon abzugrenzen ist eine Vollnarkose. Sie ist folgendermaßen charakterisiert:
- der Patient schläft durch Schlafmittel
- die Muskeln des Patienten sind schlaff aufgrund eines sogenannten Muskelrelaxans
- der Patient bekommt starke Schmerzmittel
Vorbereitung einer Narkose
In einem Krankenhaus oder in einer Zahnklinik ist die Abteilung der Anästhesie (altgriechisch für "Empfindungslosigkeit") für die Vollnarkosen zuständig. Die sogenannten Anästhesisten sind speziell ausgebildete Narkoseärzte, die auch für die Vorbereitung einer Narkose zuständig sind.
Vor einer Narkose wird der Patienten zur Vorbereitung vom Narkosearzt gründlich untersucht. Hier wird festgestellt, ob besondere Risiken wie ein Herzleiden oder eine Lungenerkrankung vorliegen, die zu Problemen während einer Vollnarkose führen könnten.
Zudem klärt der Anästhesist über Risiken und Vorbereitung der Narkose auf. Der Patient sollte bei der Narkose nüchtern sein, das heißt: Es darf sechs Stunden vor der Narkose nichts gegessen, kein Alkohol getrunken und zwei Stunden vorher gar nichts mehr getrunken werden. Sonst besteht das Risiko des Erbrechens während der Narkose. Es sollte zudem versucht werden, einige Stunden vorher nicht zu rauchen.
Ablauf: Was passiert bei einer Vollnarkose?
Die Narkoseeinleitung findet kurz vor der Operation statt. Der Patient bekommt die verschiedenen Narkosemittel durch eine Nadel in der Vene verabreicht.
Als erstes wird dem Patienten ein starkes Schmerzmittel gespritzt. Damit der Patient schläft, wird danach ein Schlafmittel gegeben. Hierfür wird das Medikament Propofol benutzt. Als letztes wird ein Mittel gegeben, welches die Muskeln erschlaffen lässt. Dies ist nötig, damit im nächsten Schritt ein Schlauch in die Luftröhre gelegt werden kann. Über diesen wird der Patient während der ganzen Behandlung beatmet.
Man unterscheidet folgende Narkosestadien:
- Stadium 1: Der Patient empfindet keine Schmerzen
- Stadium 2: Der Patient wird bewusstlos
- Stadium 3: Die Muskeln werden schwächer und der Blutdruck sinkt
- Stadium 4: Der Patient hört auf zu atmen und wird nun von der Maschine beatmet
Gibt es verschiedene Narkosearten?
Bei einer Vollnarkose gibt es zwei Arten, den Schlaf nach der Einleitung der Narkose aufrecht zu erhalten. Entweder wird nach dem Einbringen des Schlauches in die Luftröhre ein Gas, zum Beispiel Desfluran, in die Luft gemischt, welche der schlafende Patient atmet. Dieses Gas führt dazu, dass der Patient nicht aufwacht.
Alternativ wird das bereits genannte Propofol über den gesamten Behandlungszeitraum in das Blut verabreicht.
Beide Arten haben Vor- und Nachteile und sollten bei jeder Narkose gegeneinander abgewogen werden. So spricht beispielsweise für Propofol, dass nach der Narkose weniger Übelkeit auftritt, während ein Gas vom Körper weniger verstoffwechselt wird und die Organe somit weniger belastet. Der Anästhesist entscheidet, welches Narkosemittel jeweils am besten geeignet ist.
Wie lange dauert es, bis man aus der Narkose aufwacht?
Wenn die Behandlung abgeschlossen ist, lässt der Anästhesist die Narkose langsam "ausleiten". Das heißt, er lässt ihn wach werden. Es wird solange gewartet, bis der Patient selbstständig atmen kann und kurz die Augen geöffnet hat. Dann erst wird der Atemschlauch entfernt.
Es ist ganz unterschiedlich, wie lange ein Mensch braucht, um nach einer Vollnarkose aufzuwachen. Meistens ist dies aber bereits wenige Minuten nach Beendigung der Operation möglich.
Welche Nebenwirkungen hat eine Vollnarkose?
Man kann grob zwischen Problemen während und nach einer Narkose unterscheiden. Während einer Narkose kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass der Patient nicht genug Schlafmittel bekommt und ungewollt wach wird. Außerdem werden bei einer Vollnarkose mehrere Medikamente gegeben, auf deren Inhaltsstoffe man allergisch reagieren kann.
Die Medikamente bewirken auch, dass der Blutdruck sinkt. Manchmal müssen dann Medikamente gegeben werden, die den Blutdruck wieder anheben.
All diese Probleme sind aber in den meisten Fällen schnell zu beheben.
Nebenwirkungen nach einer Narkose
Die häufigsten Beschwerden nach einer Vollnarkose sind:
- Kreislaufprobleme
- Übelkeit
- Zittern und Unterkühlung
- Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
Normalerweise lassen diese Nachwirkungen innerhalb weniger Minuten oder Stunden nach. Solange wird man in der Regel noch überwacht.
10 Fragen und Antworten rund um das Thema Narkose
Im Zusammenhang mit einer Narkose ergeben sich häufig Fragen. Insbesondere wenn Kinder, Schwangere oder ältere Menschen betroffen sind, kommt es oftmals zu Unsicherheiten bezüglich einer anstehenden Narkose. Aber auch bezüglich der möglichen Folgen einer Vollnarkose besteht oft Klärungsbedarf.
Im Folgenden beantworten wir für Sie zehn häufige Fragen rund um das Thema Narkose und Vollnarkose.
1. Wie gefährlich ist die Vollnarkose?
Viele Menschen haben Angst vor einer Narkose. Dabei ist sie ein sehr sicheres medizinisches Verfahren.
Es kommt bei Narkosen nur in etwa 3 bis16 Prozent der Fälle zu Problemen, wobei diese oftmals nicht schwerwiegend sind.1
2. Wie kann man bei einer Narkose sterben?
Bei einer von einer Million Narkosen kommt es zu bleibenden Schäden oder zum Tod des Patienten. Schuld sind dann meist Nebenwirkungen der Medikamente oder die Überdosierung eines Medikamentes.1 Ein tödlicher Verlauf einer Narkose kann also als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden.
3. Was ist eine Maskennarkose und was heißt ITN?
Die Begriffe ITN und Maskennarkose bezeichnen unterschiedliche Formen der Beatmung, die währen einer Narkose zum Einsatz kommen können.
Die Maskennarkose wird häufig bei einer Kurznarkose benutzt, also bei Behandlungen, die weniger als 30 Minuten dauern. Hier reicht eine Maske für die Beatmung des Patienten aus. Dies ist ein trichterförmiger Plastikschlauch, welcher tief in den Rachen des Patienten geschoben wird.
Bei längeren Behandlungen wird ein Schlauch in der Luftröhre benötigt. Dies heißt Intubationsnarkose und wird ITN abgekürzt.
4. Was ist bei einer Narkose in der Schwangerschaft zu beachten?
Wenn eine Vollnarkose in der Schwangerschaft benötigt wird, gibt es spezielle Narkosemedikamente, welche sich besonders für Schwangere eignen. Bei einem Kaiserschnitt wird häufig versucht, auf eine Vollnarkose zu verzichten und stattdessen eine Spinalanästhesie durchzuführen. Hierbei wird ein Schmerzmittel in die Nähe des Rückenmarks gespritzt. Mit dieser Möglichkeit kann die Schwangere wach bleiben, verspürt jedoch keine Schmerzen während der OP.
5. Narkose bei Kindern – was muss man wissen?
Die Narkose bei Kindern oder Kleinkindern unterscheidet sich nicht viel von der bei Erwachsenen. Kinder haben oftmals noch größere Angst, wenn sie alleine in einen Operationssaal müssen.
Darum besteht die Möglichkeit, dem Kind schon einige Zeit vor der Narkose ein Beruhigungsmittel zu geben. Außerdem ist es bei Kindern üblich, die Narkose mit einem Gas zum Einatmen zu beginnen und nicht mit einem Schlafmittel über das Blut.
Bezüglich der Risiken einer Vollnarkose bei Kindern wird der Anästhesist Sie bei der Vorbesprechung ausführlich informieren.
6. Was bedeutet eine Vollnarkose für Demenzkranke?
Gerade bei älteren Menschen und bei Menschen mit Demenz ist es möglich, dass die Narkose Nachwirkungen in Form von Verwirrtheit oder Denkstörungen nach sich zieht. Es können in seltenen Fällen aber auch Gedächtnisstörungen als Spätfolge auftreten.2 Ist eine Narkose nötig, sollte sie aber trotz der möglichen Nebenwirkungen durchgeführt werden.
7. Zahnbehandlung unter Vollnarkose – geht das?
Auch bei größeren zahnärztlichen Eingriffen, wie Wurzelbehandlungen oder einer Weisheitszahn-OP, gibt es die Möglichkeit einer Narkose. Eine Narkose beim Zahnarzt wird besonders von Menschen gewünscht, die Angst vorm Zahnarzt haben. Mit einer entsprechenden Narkose kann der Patient die Zahnbehandlung meist komplett schmerzfrei überstehen – trotzdem sollte man dies gegen die Risiken einer Narkose abwägen.
Die Kosten der Vollnarkose werden in begründeten Fällen, wie zum Beispiel bei nachgewiesener Zahnarztangst, von der Krankenkasse übernommen. Andernfalls ist der Preis von verschiedenen Faktoren abhängig, bewegt sich aber meist im Bereich von mehreren hundert Euro.
8. Wann darf ich nach einer Narkose essen und Autofahren?
Wann nach einer Narkose wieder gegessen werden darf und wann wieder ein Auto gefahren werden darf, sollte unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Meistens darf man einige Stunden nach einer Vollnarkose wieder essen. Vom Autofahren wird in der Regel am selben Tag abgeraten.
9. Wie lange bleibt eine Vollnarkose im Körper?
Die Medikamente, die für eine Narkose genutzt werden, sind dafür ausgelegt, schnell zu wirken und schnell ihre Wirkung zu verlieren. Sie werden innerhalb kürzester Zeit vom Körper verarbeitet und dann über die Leber oder die Nieren ausgeschieden.
Trotzdem ist eine Erholungszeit nach einer Vollnarkose ratsam: Gönnen Sie sich einige Tage Schonung und verzichten Sie nach einer Narkose auf sportliche Aktivitäten, Saunabesuche und große Hitze.
10. Was ist eine CO2-Narkose?
Eine sogenannte CO2-Narkose tritt ein, wenn ein Mensch nicht genügend atmet. Dadurch steigt das CO2 im Körper und der Mensch verliert sein Bewusstsein. Auch wenn der Name darauf hindeutet, sollte man eine CO2-Narkose also nicht mit einer medizinisch angewandten Narkose verwechseln.