Verhaltenstherapie
Während vor wenigen Jahren psychische Erkrankungen noch ein Tabuthema darstellten, wird heute zunehmend offener über psychische Probleme und Psychotherapien berichtet. Bei psychischen Erkrankungen wird häufig zu Kognitiver Verhaltenstherapie geraten. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter Verhaltenstherapie?
Verhaltenstherapie als Teil der Psychotherapie
Eine unüberschaubare Vielzahl therapeutischer Angebote verspricht heutzutage Hilfe bei der Linderung psychischer Beschwerden. Doch nicht alle psychotherapeutischen Behandlungsangebote, die man in Anspruch nehmen kann, sind als Heilbehandlung anerkannt. Die Verhaltenstherapie gehört zu den wenigen Richtungen der Psychotherapie, deren Wirksamkeit vielfach wissenschaftlich belegt wurde. Die Verhaltenstherapie ist, neben psychoanalytischer Psychotherapie und tiefenpsychologischer Psychotherapie, eine von drei psychotherapeutischen Richtungen, deren Behandlungskosten in Deutschland von den Krankenkassen übernommen werden.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die Verhaltenstherapie entstand etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts und orientierte sich zu Beginn stark an äußerlich sichtbarem, „gestörtem“ Verhalten der Patienten. Schnell wurde jedoch klar, dass nicht nur das Verhalten, sondern auch Gedanken und Gefühle eines Patienten verändert werden müssen, um eine psychische Erkrankung langfristig zu therapieren. Im Laufe der Zeit wurde somit die Veränderung ungünstiger Denkstile (Kognitionen) als fester Therapiebestandteil integriert. Daher spricht man heute auch von Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT). Die Kognitive Verhaltenstherapie vereint inzwischen eine Vielzahl störungsspezifischer und störungsübergreifender Übungen, Techniken und Methoden, die für jeden Patienten individuell zusammengestellt werden.
Verhaltenstherapie bei psychischen Erkrankungen
Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen Jahren die Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Behandlungen für viele psychische Erkrankungen belegt. Zu diesen psychische Erkrankungen, die vorrangig mit Kognitiver Verhaltenstherapie behandelt werden, zählen zum Beispiel:
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Depression
- Essstörungen
- ADHS
Zu Beginn einer Verhaltenstherapie entwickelt der Therapeut mit dem Patienten gemeinsam ein Störungsmodell, das beschreibt, wie die Störung entstand und aufrechterhalten wird. Anschließend wird ein Therapieplan zusammengestellt, in dem verschiedene therapeutische Elemente flexibel zum Einsatz kommen können.
Methoden der Verhaltenstherapie
Die bekanntesten Methoden der Verhaltenstherapie sind wohl die Expositions- und Konfrontationsmethoden, die zum Beispiel bei Angst- und Panikstörungen und Zwängen häufig eingesetzt werden. Dabei sucht der Patient die Situationen, vor denen er sich am meisten fürchtet, ganz bewusst auf. Zum Beispiel steigt ein Patient mit Höhenangst auf einen sehr hohen Turm, eine Patientin mit Spinnenangst nimmt eine Vogelspinne in die Hand oder ein Patient mit Waschzwang wäscht sich für mehrere Stunden nicht die Hände. Weitere Methoden der Verhaltenstherapie sind zum Beispiel systematische Desensibilisierung, Entspannungsverfahren, Methoden der kognitiven Umstrukturierung, Problemlösetrainings oder soziale Kompetenztrainings. Im Unterschied zu anderen Therapierichtungen ist die Kognitive Verhaltenstherapie in erster Linie problem- und zielorientiert. Auch arbeiten die Patienten in der Therapie aktiv mit. Häufig werden sie gebeten Tagebücher und Protokolle zu führen oder einige Expositionen und Übungen eigenständig durchzuführen.
Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen
Auch bei Kindern und Jugendlichen können mit Verhaltenstherapie sehr gute Behandlungserfolge erzielt werden. Eine häufig im Kindesalter auftretende Störung, bei der Verhaltenstherapie indiziert ist, ist beispielsweise ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom). Kennzeichen von ADHS sind Unaufmerksamkeit, Konzentrationsschwächen, Hyperaktivität und Impulsivität. Eine Verhaltenstherapie kann Kindern auf spielerische Weise helfen, Methoden zu erlernen, mit denen sie ihr Verhalten besser kontrollieren und bewusster steuern können. Auch andere Störungen im Jugendalter, wie zum Beispiel nächtliches Einnässen, aggressive und oppositionelle Verhaltensstörungen, Depressionen oder Anorexie (Magersucht) können mit Verhaltenstherapie behandelt werden.
Verhaltenstherapie: Ausbildung zum Therapeut
Wie wird man Verhaltenstherapeut? Eine Approbation als Verhaltenstherapeut erlangen Psychologen und Mediziner, die nach ihrem Psychologie- oder Medizinstudium eine mehrjährige Weiterbildung zum Verhaltenstherapeuten absolviert haben. Eine Ausbildung in Verhaltenstherapie wird von vielen privaten Ausbildungsinstituten in den meisten deutschen Großstädten, wie Berlin, Hamburg oder Köln angeboten.