Ranitidin: rezeptfreier H2-Blocker zum Schutz des Magens
Ranitidin ist ein Wirkstoff zum Magenschutz. Er gehört zur Gruppe der H2-Rezeptor-Antagonisten. Das bedeutet, dass Ranitidin im Magen an den Rezeptoren namens "H2" ansetzt und diese blockiert. Zur gleichen Wirkstoffgruppe gehören außerdem noch Famotidin, Roxatidin, Nizatidin und das früher verwendete Cimetidin. Nur Ranitidin und Famotidin sind niedrig dosiert rezeptfrei erhältlich. Für höhere Dosierungen mit diesem Wirkstoff sind die Medikamente rezeptpflichtig. Aktuell sind die Zulassung und der Verkauf von Ranitidin in Deutschland jedoch ausgesetzt. Mehr dazu sowie zur Wirkung, Anwendung und Dosierung von Ranitidin lesen Sie im Folgenden.
Ranitidin: Wirkung des H2-Blockers
Die Magensäure ist Bestandteil des Magensaftes und wird in den Belegzellen des Magens produziert. Wirkstoffe wie Ranitidin unterdrücken die Bildung von Magensäure, indem sie an den H2-Rezeptoren, den sogenannten Histamin-2-Rezeptoren, mit dem Histamin konkurrieren. Histamin aktiviert die Säurebildung und das Freisetzen von Verdauungsenzymen. Die H2-Blocker hemmen hingegen die Säurebildung und damit die Verdauung. Das schützt den Magen.
Ranitidin wirkt also entgegengesetzt (antagonistisch) zum Histamin am H2-Rezeptor des Magens. Deshalb wird das Medikament auch H2-Rezeptor-Antagonist oder H2-Antihistaminikum genannt.
Mithilfe von Ranitidin neutralisiert sich auf diese Weise der Magensaft. Das macht ihn weniger gefährlich und aggressiv gegenüber dem Magen und den angrenzenden Organen wie der Speiseröhre und dem Dünndarm.
Wann kommt es zur Anwendung?
Durch die Hemmung der Magensäureproduktion können einerseits bereits bestehende Schleimhautentzündungen oder Schleimhautverletzungen besser heilen. Zusätzlich kann der Magen in Ausnahmesituationen, in denen der Körper unter starkem Stress steht, vor dem Entstehen solcher Entzündungen geschützt werden.
In welchen Situationen kann das der Fall sein? Steht unser Körper zum Beispiel wegen einer Operation oder während eines langen Krankenhausaufenthaltes unter Stress, neigt der Magen dazu, mehr Säure zu produzieren. Das wird mithilfe von Ranitidin verhindert. Weitere Anwendungsfälle sind unter anderem eine Entzündung der Speiseröhre, Sodbrennen, die Refluxkrankheit sowie die Behandlung und Prophylaxe von Zwölffingerdarmgeschwüren und gutartigen Magengeschwüren.
Nebenwirkungen einer Therapie mit Ranitidin
Ranitidin weist nur wenige Nebenwirkungen auf. Gelegentlich kommt es bei der Anwendung zu Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit und Durchfall, oder Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Schwindel oder Hautausschlag.
Zu beachten ist aber, dass bei schweren Leberfunktionsstörungen, Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und der Krankheit namens Porphyrie kein Ranitidin eingenommen werden darf.
Wechselwirkungen mit dem H2-Rezeptor-Antagonisten
Ranitidin wird über die Magenschleimhaut aufgenommen. Wenn eine Magenschleimhautentzündung gleichzeitig mit Antazida oder Sucralfat behandelt wird, kann das die Aufnahme von Ranitidin verschlechtern. Deshalb muss Ranitidin zwei Stunden vor den genannten Medikamenten eingenommen werden.
Da Ranitidin die Magensäureproduktion vermindert, verändert sich dadurch der pH-Wert im Magen. Andere Medikamente, die pH-abhängig im Magen aufgenommen werden, wie zum Beispiel das Pilzmittel Ketoconazol, können deshalb eine andere Dosierung benötigen.
Darüber hinaus kann die gleichzeitige Einnahme von Ranitidin mit Midazolam, Triazolam oder Glipizid deren Wirkung verstärken. Auch der Theophyllin-Spiegel kann sich erhöhen, wenn der Wirkstoff zur gleichen Zeit wie Ranitidin angewendet wird.
Da Ranitidin die Wirkung von Alkohol verstärken kann, sollte auf den Konsum des Genussmittels während der Einnahme verzichtet werden.
Alternativen zu Ranitidin
Trotz der guten Verträglichkeit von Ranitidin ist es nur das Mittel der zweiten Wahl zum Magenschutz außerhalb des Krankenhauses. Das liegt zum einen daran, dass die Wirkung von Ranitidin deutlich geringer ist als die von den häufiger verwendeten Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Außerdem gibt es nach dem Absetzen von Ranitidin häufig das Problem, dass der Magen dann umso mehr Säure produziert und bereits abgeheilte Entzündungen wieder aufflammen.
Alternativen zu Ranitidin und H2-Rezeptor-Antagonisten sind:
- Protonenpumpeninhibitoren wie Pantoprazol oder Omeprazol
- M1-Rezeptor-Antagonisten (auch sie hemmen die Säureproduktion, aber mithilfe eines anderen Mechanismus)
- Schleimhautschützende Mittel, die vermehrt Schleim produzieren, der den Magen vor der Säure schützen soll, beispielsweise Sucralfat
- Antazida, die die Magensäure neutralisieren – dazu gehört auch das bekannte Hausmittel Natron (Natriumhydrogencarbonat), dessen Anwendung mittlerweile aber nicht mehr empfohlen wird
Richtige Dosierung und Einnahme
Ranitidin darf nach ärztlicher Rücksprache auch für Kinder verwendet werden. Je nach Herstellerinformation werden Altersangaben für Kinder ab zwei, ab drei oder ab zehn Jahren gemacht.
Bei Erwachsenen sind übliche Dosierungen von Ranitidin eine Tablette à 300 mg vor dem Schlafengehen bei bestehendem Magen- oder Dünndarmgeschwür. Alternativ können morgens und abends je 150 mg eingenommen werden. Um den Magen und Dünndarm bei einem bereits abgeheilten Geschwür vorsorglich zu schützen, reichen 150 mg Ranitidin am Abend.
Da Ranitidin vor allem über die Niere ausgeschieden wird, muss besondere Vorsicht bei Menschen mit chronischem Nierenversagen gewahrt werden. Wenn die Niere nicht mehr gut arbeitet oder sogar kurz vor dem Versagen steht, muss die Menge Ranitidin deshalb deutlich vermindert werden. Genaue Dosierungen sollten ärztlich abgesprochen werden.
Ranitidin in Schwangerschaft und Stillzeit
Ranitidin ist plazentagängig. Das bedeutet, dass bei Einnahme des Wirkstoffs in der Schwangerschaft auch das ungeborene Kind davon beeinflusst werden kann. Auch wenn bisherige Untersuchungen zu Ranitidin während der Schwangerschaft keine schädlichen Wirkungen auf das Ungeborene ergeben haben, sollte vor der Einnahme in der Schwangerschaft immer ein ausführliches Gespräch zur Risiko-Nutzen-Abwägung mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin geführt werden.
Da Ranitidin in die Muttermilch übergeht, sollte eine Einnahme während des Stillens vermieden werden, da eine Beeinflussung der Magensäureproduktion des Säuglings durch den Wirkstoff nicht ausgeschlossen werden kann.
Zulassung von Ranitidin in Deutschland ausgesetzt
Aktuell sind die Zulassung und der Verkauf von Ranitidin in Deutschland ausgesetzt. Grund dafür ist der Nachweis eines vermutlich krebserregenden Stoffes in Arzneimitteln auf Basis von Ranitidin. Konkret handelt es sich dabei um N-Nitrosodi-methylaminin (NDMA), ein Nitrosamin. Diese chemischen Verbindungen gelten auch in Lebensmitteln als bedenklich. Vermutlich ist NDMA aufgrund von Verunreinigungen während der Herstellung in die Medikamente gelangt.
Vorläufig wurde das sogenannte "Ruhen" der Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bis zum 2. Januar 2025 befristet. Während dieser Zeit dürfen keine Präparate mit Ranitidin in Deutschland verkauft werden. Sollte man noch ranitidinhaltige Arzneimittel zu Hause haben, lautet die Empfehlung, diese zu entsorgen.