Rosuvastatin – Anwendung & Nebenwirkungen des Wirkstoffs
Rosuvastatin ist ein wichtiger Vertreter der Wirkstoffklasse der Statine. Wofür diese Medikamente angewendet werden, wie Rosuvastatin im Speziellen seine Wirkung entfaltet und mit welchen Nebenwirkungen man bei der Einnahme rechnen muss, lesen Sie hier. Außerdem erfahren Sie, was bei der Einnahme des Wirkstoffs zu beachten ist und ob die Anwendung des Arzneimittels auch gefährlich werden kann.
Was ist Rosuvastatin?
Rosuvastatin ist ein Wirkstoff aus der Familie der Statine, der sogenannten "Cholesterinsenker" oder auch Lipidsenker. Ihre Wirkung erzielen die Statine, indem sie die sogenannte HMG-CoA-Reduktase hemmen. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle in der Herstellung des körpereigenen Cholesterins. Bei einer Hemmung dieses Stoffs wird entsprechend weniger Cholesterin im Körper produziert.
Warum nimmt man Rosuvastatin?
Rosuvastatin nimmt man, so wie alle Statine, zur Senkung des Cholesterinspiegels ein. Bei einem erhöhten Cholesterinspiegel spricht man von einer Hypercholesterinämie. Es handelt sich dabei um eine Fettstoffwechselstörung oder Dyslipidämie. Den Cholesterinspiegel kann man durch eine Blutentnahme bestimmen. Erhöht ist er bei einem Cholesterinwert über 200 Milligramm pro Deziliter.
Liegt ein erhöhter Spiegel vor, dann ist nicht immer eine Therapie erforderlich. Vielmehr ist die Hypercholesterinämie ein Risikofaktor für die Entwicklung bestimmter Gesundheitsgefahren, wie eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts. Andere begünstigende Faktoren hierfür sind zum Beispiel die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), eine Gewichtszunahme mit daraus folgendem Übergewicht (Adipositas) oder Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Je nachdem, wie viele Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, muss eine Therapie mit einem Cholesterinsenker eingeleitet werden. In vielen Fällen werden zunächst Verhaltensänderungen vorgeschlagen – zu diesen Maßnahmen zählen die Gewichtsabnahme durch Sport und eine gesunde Ernährung.
Ist bereits ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt aufgetreten, dann wird in der Regel direkt eine medikamentöse cholesterinsenkende Therapie begonnen.
Warum ist Cholesterin gefährlich?
Wenn man vom körpereigenen Cholesterin spricht, dann muss man zwischen dem HDL-Cholesterin, dem sogenannten "guten Cholesterin", und dem LDL-Cholesterin, dem "bösen Cholesterin", unterscheiden.
Das LDL-Cholesterin ist ein wichtiger Risikofaktor bei der Entstehung der Atherosklerose. Dieser Name beschreibt einen Krankheitsprozess, bei dem es zur Einlagerung von fetthaltigen Plaques (Ablagerungen) in den Gefäßen kommt. Diese Plaques können die Gefäße verengen. Hierdurch kann es zum Beispiel zu einer Minderdurchblutung der Herzkranzgefäße (Koronararterien) kommen und damit zu der koronaren Herzkrankheit (KHK) oder auch zu einer Minderdurchblutung der Beine und damit zu der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK, "Schaufensterkrankheit").
Im schlimmsten Fall kann es zu einer Ruptur, also einem Einreißen der Plaques und infolge der dadurch ausgelösten körperlichen Reaktion zu einem akuten Gefäßverschluss (Thrombose) kommen. Diesen Mechanismus kann man zum Beispiel bei einem Herzinfarkt beobachten.
Welche anderen Statine gibt es?
Es gibt verschiedene Statine – sie alle wirken, indem sie die HMG-CoA-Reduktase und damit die körpereigene Herstellung von Cholesterin hemmen. Zu den anderen Statinen zählen unter anderem:
- Simvastatin
- Atorvastatin
- Fluvastatin
- Pravastatin
- Lovastatin
Handelsnamen für Rosuvastatin-Filmtabletten sind übrigens unter anderem Axiromed® oder Crestor®.
Ist Rosuvastatin ein guter Cholesterinsenker?
Die Wirkung der verschiedenen Cholesterinsenker ist unterschiedlich stark und auch von der entsprechenden Dosierung abhängig.
Während von dem Wirkstoff Simvastatin beispielsweise 20 bis 40 Milligramm für eine mittlere Wirkstärke benötigt werden, muss man für dieselbe Wirkstärke nur fünf bis zehn Milligramm Rosuvastatin einnehmen. Rosuvastatin wirkt dementsprechend deutlich stärker als Vergleichspräparate und kann bereits in einer niedrigeren Dosierung gleich gute oder sogar bessere Effekte erzielen als andere Präparate in hoher Dosierung.
Eine so starke Cholesterinsenkung ist jedoch nicht immer notwendig. Es gibt entsprechende Zielwerte für Betroffene mit Diabetes mellitus oder einem zurückliegenden Herzinfarkt. Dann sollten die Messwerte für das "böse" LDL-Cholesterin unter 55 Milligramm pro Deziliter betragen.
In einigen Fällen werden die Lipidsenker außerdem um Ezetimib ergänzt. Das ist ein Wirkstoff, der die Aufnahme von Cholesterin im Darm reduziert und somit zu einer zusätzlichen Senkung des Cholesterinspiegels führt.
Dosierung: Wie viel Rosuvastatin muss man einnehmen?
In der Regel beginnt man mit einer Dosierung von 5 mg oder 10 mg bis 20 mg. Die Tageshöchstdosis liegt bei 40 mg. Bei der ärztlichen Check-up-Untersuchung ab 35 Jahren wird der Lipidstatus mitbestimmt und es kann gegebenenfalls eine entsprechende Erhöhung der Dosis eingeleitet werden, wenn sich das Cholesterin noch nicht im Zielbereich befindet und die Therapie bisher gut vertragen wurde.
Rosuvastatin – wie lange einnehmen?
Rosuvastatin wird, wie die anderen Cholesterinsenker auch, meist lebenslang eingenommen. Im höheren Alter steht der Einsatz in der Kritik, da der Nutzen der Einnahme kontrovers diskutiert wird. Deshalb erfolgt bei älteren Menschen oft keine erstmalige Verschreibung von Lipidsenkern mehr oder die Medikamente werden in einigen Fällen sogar abgesetzt. Eine klare Altersgrenze hierfür kann aufgrund der kontroversen Ansichten in der Fachliteratur nicht angegeben werden. Es wird jedoch häufig von einem Alter über 75 Jahren gesprochen.
Warum sollte man Rosuvastatin abends einnehmen?
Statine, wie Rosuvastatin, werden für gewöhnlich abends eingenommen. Das liegt daran, dass die körpereigene Cholesterinproduktion am größten ist, wenn man keine Nahrung zu sich nimmt, demnach vor allem nachts. Genau diese Produktion wird durch Statine gehemmt.
Besonders bei hochwirksamen Wirkstoffen, deren Wirkung lange anhält, wie dem Rosuvastatin und dem Atorvastatin, erbringt die abendliche Einnahme im Vergleich zu einer Einnahme zu einem anderen Tageszeitpunkt jedoch nur wenig Vorteile. Der Wirkstoff könnte theoretisch also auch zu einer anderen Tageszeit eingenommen werden.
Was für Nebenwirkungen hat Rosuvastatin?
Wie jedes Medikament hat auch Rosuvastatin mögliche Nebenwirkungen. Diese Nebenwirkungen betreffen ebenso die anderen Vertreter der Statine. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen:
- allgemeine Symptome, wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel
- Bauchschmerzen und Verstopfung (Obstipation)
- Muskelschmerzen
- Erhöhung der Leberwerte im Blut
Seltener kann es nicht nur zu Muskelschmerzen, sondern zu einer echten Muskelschwäche durch die Einnahme kommen. Insbesondere schmerzende Muskeln sind eine häufige Nebenwirkung, die auch des Öfteren zum Therapieabbruch führt. Gefährlicher wird es dagegen, wenn eine Muskelschwäche auftritt. Dann sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Blutuntersuchungen (die Bestimmung der CK, Kreatinkinase) und die Symptomatik ergeben dann, ob das Medikament weiter eingenommen werden darf oder nicht. Häufig wird es probeweise für einige Zeit pausiert, um zu überprüfen, ob die Symptome dann verschwinden.
Seltener kann Rosuvastatin außerdem zu Nebenwirkungen der Augen mit verschwommenem Sehen führen. Dies ist die Folge einer Schwellung der Makula, dem schärfsten Punkt des Sehens.
Es besteht außerdem ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus. Dieses lässt sich dadurch erklären, dass durch die Statine die Ausschüttung des körpereigenen Hormons Insulin (Blutzuckersenker) gehemmt wird, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Damit einhergehend kommt es zu einer vermehrten "Insulinresistenz". Das bedeutet, dass das Insulin seine Wirkung nicht mehr wie üblich im Körper entfalten kann. Es kann also den Blutzuckerspiegel nicht mehr wie erforderlich senken. Dadurch kommt es zur Entstehung des Diabetes mellitus Typ 2. In Studien ist das Risiko für die Entstehung dieser Erkrankung geringfügig erhöht.
Insbesondere nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall oder bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit müssen Nutzen und Risiken des Medikaments gegeneinander abgewogen werden. Die cholesterinsenkende Therapie dient schließlich dazu, die Blutgefäße vor einem erneuten Auftreten eines solchen Ereignisses zu schützen.
Sehr selten kann eine Rhabdomyolyse auftreten. Hierbei kommt es zum Zerfall von Muskelzellen. Durch die freigesetzten Muskelbestandteile kann ein akutes Nierenversagen ausgelöst werden. Dieses kann man unter anderem daran erkennen, dass die Urinausscheidung zurückgeht. Außerdem kann der Urin durch die Muskelbestandteile rotbräunlich verfärbt sein.
Was tun bei Muskelschmerzen durch Rosuvastatin?
Die Muskelschmerzen unter der Einnahme von Cholesterinsenkern sind meist zeitlich begrenzt. Sie treten oftmals im ersten Jahr bei einem Neuansetzen oder im Rahmen einer Dosiserhöhung auf und können sich auch von allein wieder zurückbilden.
Statine wie das Rosuvastatin können jedoch nicht nur den Cholesterinspiegel im Blut senken, sondern auch zu einer Abnahme des Coenzyms Q10 führen. Es wird vermutet, dass dies zu Muskelschmerzen führen kann. Es wird daher der Verzehr von Lebensmitteln empfohlen, die Coenzym Q10 enthalten. Zu diesen zählen unter anderem Hülsenfrüchte und Nüsse, es sollten außerdem Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Fleisch, Nudeln, Getreideprodukte und Hartkäse sollten reduziert werden.
Bei anhaltenden Beschwerden trotz Ernährungsumstellung können Coenzym-Q10-Kapseln eingenommen werden.
Welche Wechselwirkungen gibt es bei Rosuvastatin?
Rosuvastatin kann zu Wechselwirkungen mit verschiedenen Präparaten führen. Unter anderem bei der gleichzeitigen Einnahme folgender Substanzen kann die Konzentration von Rosuvastatin im Blut erhöht sein und damit auch das Risiko für beispielsweise eine Muskelschwäche unter der Therapie steigen:
- Ciclosporin, das man unter anderem nach einer Organtransplantation einnehmen kann
- Prostasehemmer, wie sie in der Therapie von HIV zum Einsatz kommen
- andere Cholesterinsenker, wie Ezetimib oder Gemfibrozil
Bei einer Kombinationstherapie eines Statins und Ezetimib ist die Wechselwirkung aber sogar von Vorteil, da die zweite Substanz die Wirkung nicht nur ergänzt, sondern sogar die Wirkstärke des Statins im Körper erhöhen kann.
Gemfibrozil interagiert dagegen mit Rosuvastatin: Bei einer Kombination der beiden Präparate ist Vorsicht geboten, da das Risiko für eine Muskelschwäche erhöht ist.
Andere Wirkstoffe können die Wirkung von Rosuvastatin dagegen abschwächen. Beispiele hierfür sind:
- das Antibiotikum Erythromycin
- Antazida wie Magaldrat – dies sind Medikamente zur Neutralisierung der Magensäure
Wie gefährlich ist Rosuvastatin?
Wie die anderen Statine dient Rosuvastatin dazu, die Gefäße und damit auch das Herz und Gehirn zu schützen. Dennoch können vor allem Muskelschmerzen oder Muskelschwäche das Wohlbefinden beeinträchtigen. Dann muss der Abbruch der Behandlung oder der Wechsel des Arzneimittels erwogen werden.
Eine gefährliche Nebenwirkung ist der bereits erläuterte Muskelzellzerfall (Rhabdomyolyse), der zum (meist vorübergehenden) Versagen der Nieren führen kann. In diesem Fall ist das Absetzen des Medikaments notwendig. Bei einem akuten Nierenversagen erfolgt in der Regel eine Therapie im Krankenhaus, bei der Flüssigkeit über die Venen gegeben wird, um die Nieren durchzuspülen und die Nierenfunktion wiederzuerlangen. Gegebenenfalls muss ein Nierenersatzverfahren (Dialyse) eingeleitet werden.