Schwarzkümmelöl – Heilmittel mit umstrittener Wirkung
Schwarzkümmelöl gilt als altes Heilmittel, das schon vor Jahrtausenden gegen eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt wurde. So soll das Öl, das aus dem Echten Schwarzkümmel (Nigella sativa) gewonnen wird, unter anderem zu schöner Haut und Haaren beitragen sowie gegen Zecken, Heuschnupfen und andere Allergien helfen. Doch die Wirkung der traditionellen Heilpflanze ist umstritten. Hier finden Sie Infos über Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Schwarzkümmelöl.
Schwarzkümmelöl: Heilmittel mit Tradition
Schwarzkümmelöl blickt auf eine lange Geschichte als Heilmittel zurück. So fand es sich nicht nur als Grabbeigabe des ägyptischen Pharao Tutanchamun, sondern hat auch im Islam eine ganz besondere Bedeutung. Denn schon der Prophet Mohammed soll gesagt haben, Schwarzkümmel helfe gegen jede Krankheit, außer gegen den Tod.
Als heilsames Gewürz war Schwarzkümmel, der übrigens nichts mit Kümmel oder Kreuzkümmel zu tun hat, bereits vor mehr als 2.000 Jahren beliebt. Schwarzkümmelsamen (Nigella sativa Samen) sollten die Verdauung und die Bekömmlichkeit verschiedener Speisen unterstützen und die Haltbarkeit von eingelegtem Gemüse verlängern. Ein Schwarzkümmeltee soll dem Volksglauben nach harntreibend wirken und Blähungen lindern.
Die Samen werden bis heute auf Fladenbrot gestreut und sind ein Bestandteil von Curry. In Indien wird Schwarzkümmelöl als Speiseöl genutzt. Aber das Öl eignet sich nicht nur zum Kochen, sondern soll auch viele verschiedene Effekte auf die Gesundheit besitzen.
Zwei Öle – viele Wirkungen
Unterschieden werden zwei Arten von Schwarzkümmelöl: ein durch Pressen oder chemisches Extrahieren der Samen gewonnenes fettes Öl und ein ätherisches Öl, dem ein Verdampfungsprozess vorausgeht. Beiden Ölen werden zahlreiche positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt.
So soll Schwarzkümmelöl unter anderem folgende Eigenschaften besitzen:
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd
- entkrampfend
- antibakteriell
- fungizid (pilztötend)
- blutdrucksenkend
- antioxidativ
Schwarzkümmelöl als Naturheilmittel
Besonders in der ägyptischen Volksmedizin und im Ayurveda, aber auch in der hiesigen Naturheilkunde findet Schwarzkümmelöl häufig Anwendung. Aufgrund seiner Heilwirkung soll es verschiedenste Beschwerden lindern. Dazu gehören unter anderem:
- Blähungen und andere Verdauungsbeschwerden
- Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte
- Schnupfen und andere Erkrankungen der Atemwege
- Rheumatoide Arthritis
- Hautprobleme wie Schuppenflechte, Akne, trockene Haut oder Fußpilz
- Schlafstörungen und ADHS
- Diabetes mellitus
- geringe Milchproduktion bei stillenden Müttern
In Gesichtsmasken, Lotionen, Seife, Badezusätzen und als Haarkur soll das Öl zudem die Schönheit fördern und zu gepflegter Haut und glänzenden Haaren verhelfen. Auch beim Abnehmen soll die Einnahme des Öls unterstützend wirken und den Fettstoffwechsel ankurbeln.
Weitere Anwendungsgebiete von Schwarzkümmelöl
Schwarzkümmelöl ist, entgegen einer teils verbreiteten Annahme, nicht krebserregend. Im Gegenteil soll das Öl auch dazu beitragen können, das Risiko der Entstehung von Krebs, insbesondere Darmkrebs, zu reduzieren. Zudem soll das Lebensmittel die leberschädigende Wirkung einer Chemotherapie abmildern. Diese Erkenntnisse beruhen aber lediglich auf Erkenntnissen aus Tierversuchen.
Auch zur unterstützenden Behandlung von Asthma bronchiale, Neurodermitis, Heuschnupfen und anderen Allergien kommt das Öl zum Einsatz: Denn Schwarzkümmelöl enthält unterschiedliche Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend wirken und die Produktion verschiedener Prostaglandine (Gewebshormone) ankurbeln. Diese Hormone können unter anderem die Ausschüttung des Botenstoffes Histamin hemmen, der im Körper allergische Beschwerden auslöst.
Übrigens: Auch bei Tieren findet Schwarzkümmelöl Anwendung. So werden beispielsweise Pferde mit dem Öl eingerieben, um Stechmücken, Fliegen und Parasiten abzuwehren. Schwarzkümmelöl im Hundefutter kann nachweislich helfen, Zecken, Milben und anderes Ungeziefer fernzuhalten. Für Katzen ist das Öl jedoch giftig. Sie sollten es also auf keinen Fall zu fressen bekommen.
Was steckt in Schwarzkümmelöl?
Für die Herstellung von Schwarzkümmelöl gibt es keine standardisierten Qualitätskriterien. Die genaue Zusammensetzung der über 100 Inhaltsstoffe des Öls kann daher je nach Hersteller und Anbaugebiet variieren.
Fettes Schwarzkümmelöl ist gelblich oder rötlich bis bräunlich gefärbt und weist einen aromatischen, pfefferartigen Geruch auf. Es besteht aus verschiedenen Fetten und Fettsäuren. Bei entsprechender schonender Herstellung enthält es etwa 55 bis 60 Prozent Linolsäure, welche zu den zweifach ungesättigten Fettsäuren gehört und als sehr gesund gilt. Insbesondere Gamma-Linolsäure wird für die vielfältigen gesundheitsfördernden Effekte von Schwarzkümmelöl verantwortlich gemacht.
Das flüchtige ätherische Schwarzkümmelöl ist für Geruch und Geschmack verantwortlich. Es ist hellgelb, wird aber durch Lagerung rötlich. Das ätherische Öl wird durch Dampfdestillation aus den Samen des Schwarzkümmels gewonnen, steckt jedoch auch in dem durch Pressung der Samen gewonnenen fetten Öl.
Inhaltsstoffe mit gesunder Wirkung
Beide Arten von Schwarzkümmelöl enthalten – in unterschiedlicher Menge – den keimtötenden und entzündungshemmenden Stoff Thymochinon (auch Thymoquinon), der regulierend auf allergische Symptome wirken kann, sowie Gerbstoffe und verschiedene Saponine, die beispielsweise helfen sollen, die Beschwerden bei Asthma bronchiale zu lindern.
Außerdem stecken in Schwarzkümmelöl die Mineralstoffe Selen, Zink, Magnesium und Kupfer sowie fast alle essenziellen Aminosäuren. Zudem finden sich mehrere Vitamine und Provitamine in dem Öl: Beta-Carotin, verschiedene B-Vitamine – unter anderem B1, Folsäure und Biotin – sowie Vitamin C und Vitamin E.
Anwendung und Dosierung
Die Anwendung von Schwarzkümmelöl kann auf verschiedene Weisen erfolgen. So kann es nicht nur zum Kochen und Backen eingesetzt, sondern auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Menschen mit Heuschnupfen wird beispielsweise empfohlen, über mehrere Monate hinweg täglich einen Esslöffel des Öls vor oder während des Essens einzunehmen. Wem der Geschmack zu stark ist, der kann Schwarzkümmelöl auch mit Honig oder Saft mischen.
Die Frage, ob man Schwarzkümmelöl morgens oder abends einnehmen sollte, wird unterschiedlich beantwortet. Viele Quellen empfehlen die Einnahme eines halben Esslöffels morgens sowie eines halben Esslöffels abends. Nimmt man das Öl morgens zu sich, sollte man beachten, dass es auf leeren Magen eingenommen zu Beschwerden im Magen-Darm-Bereich führen kann.
Neben der Einnahme ist auch eine äußere Anwendung möglich, etwa durch Einreiben (zum Beispiel bei Neurodermitis) oder Auftupfen, beispielsweise auf die Haut rund um die Nase bei Heuschnupfen. Zum Inhalieren werden ein bis zwei Esslöffel fettes Schwarzkümmelöl in einen Liter heißes Wasser gegeben. Auch für Ölziehkuren ("Ölschlürfen") wird häufig Schwarzkümmelöl verwendet.
Bei der Verwendung als Nahrungsergänzungsmittel, beispielsweise in Form von Kapseln, beachten Sie bitte die Hinweise zu Anwendung und Dosierung des Herstellers oder lassen Sie sich ärztlich oder in der Apotheke beraten. Insbesondere, wenn Sie an einer Erkrankung leiden, ist es ratsam, vor der Einnahme von Schwarzkümmelöl Ihre*n behandelnde*n Ärztin*Arzt zurate zu ziehen. Schwarzkümmelöl ist ein Hausmittel, das die Behandlung einer Krankheit höchstens unterstützen, nicht aber ersetzen kann.
Nebenwirkungen von Schwarzkümmelöl
Während viele Menschen auf die gesunde Wirkung des Produkts schwören, haben einige auch schlechte Erfahrungen mit Schwarzkümmelöl gemacht. Denn das Lebensmittel kann auch Nebenwirkungen auslösen.
Zum einen kann Schwarzkümmelöl die Magenschleimhaut reizen. Es ist daher ratsam, das Öl nicht auf nüchternen Magen einzunehmen sowie mit einer kleinen Dosierung zu beginnen und diese langsam zu steigern. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Schwarzkümmelöl gehört außerdem vermehrtes Aufstoßen, vor allem zu Beginn der Einnahme. Bei Menschen, die das Öl aufgrund von Magen- oder Verdauungsproblemen einnehmen, können diese Nebenwirkungen wie eine Art "Erstverschlimmerung" ihrer Beschwerden wirken. Normalerweise legen sich diese aber recht schnell. Falls nicht, sollte man besser auf die Einnahme des Öls verzichten, um bestehende Symptome nicht zu verschlimmern.
Kaltgepresstes Öl hat in Bezug auf Magen-Darm-Beschwerden weniger Nebenwirkungen als durch chemische Destillation erzeugtes Öl, denn bei diesem Verfahren entstehen Terpene, die Magenschmerzen hervorrufen können.
Auch eine Allergie, insbesondere eine Kontaktallergie bei Anwendung auf der Haut, ist möglich. Typische Symptome sind dann Rötungen, Juckreiz sowie bisweilen auch Pusteln oder Bläschen an der betroffenen Stelle.
Während einer Schwangerschaft sollte man grundsätzlich bei der Anwendung ätherischer Öle Vorsicht walten lassen, da manche dieser Öle vorzeitige Wehen oder Fehlgeburten auslösen können.
Ist Schwarzkümmelöl leberschädigend?
In normalen Mengen verzehrt, wirkt Schwarzkümmelöl nicht leberschädigend. Eine Überdosierung führte aber im Tierversuch zu Leber- und Nierenschäden.
Eine konkrete Empfehlung dazu, in welchen Mengen Schwarzkümmelöl unbedenklich ist, gibt es nicht. Bei einem Esslöffel pro Tag sind bei Erwachsenen aber im Normalfall keine gesundheitlichen Schäden zu erwarten. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis von Schwarzkümmelöl sollten die Verzehrempfehlungen auf dem Produkt beachtet werden.
Schwarzkümmelöl kaufen
Schwarzkümmelöl ist in der Apotheke, im Bioladen, in der Drogerie, im Reformhaus oder im Internet erhältlich – oft auch unter der Bezeichnung Nigella sativa Öl. Kaufen Sie im Idealfall nur kaltgepresstes Schwarzkümmelöl in kontrollierter Bio-Qualität, das frei von Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffen ist. So vermeiden Sie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und unnötige Zusatzstoffe. Darüber hinaus sind die wertvollen Inhaltsstoffe in kaltgepresstem Öl noch besonders gut erhalten.
Ob Sie das Schwarzkümmelöl gefiltert oder ungefiltert kaufen, bleibt Ihnen überlassen: Ungefiltertes Schwarzkümmelöl enthält mehr Schweb- und Trübstoffe sowie kleine Reste der Schwarzkümmelsamen. Damit ist das Öl in dieser Form naturbelassener und enthält im Vergleich zu gefiltertem Schwarzkümmelöl mehr gesunde sekundäre Pflanzenstoffe. Auch ist es dunkler und schärfer sowie etwas herber im Geschmack. Gefiltertes Schwarzkümmelöl schmeckt dagegen etwas milder und wird deshalb von vielen Menschen bevorzugt.
Achten Sie auch auf die Herkunft: Syrisches oder ägyptisches Schwarzkümmelöl der Sorte "Kara siva" gilt als besonders hochwertig. Aufgrund der hohen Nachfrage wird das Öl besonders im Nahen und Mittleren Osten jedoch manchmal verfälscht, indem es mit billigeren Ölen gestreckt wird.
Für eine lange Haltbarkeit der gesunden Wirkstoffe lagern Sie das Öl am besten kühl und dunkel, idealerweise im Kühlschrank.
Wissenschaftlicher Beweis der Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Schwarzkümmelöl ist stark umstritten, denn wissenschaftliche Studien zu den zahlreichen angepriesenen Wirkungen von Schwarzkümmelöl stehen häufig noch aus. In den letzten Jahren wurde allerdings vermehrt dazu geforscht und es fanden sich erste Belege für einige der Wirkungen:
- Als wissenschaftlich erwiesen gilt die antibakterielle Wirkung, vor allem die des ätherischen Öls.
- Eine Laborstudie lieferte Hinweise auf eine pilztötende Wirkung von Schwarzkümmelöl.
- Die T-Helferzellen können sich nachweislich schneller und häufiger teilen, ihre Anzahl nimmt zu. Damit wirkt sich das Öl positiv auf das Immunsystem aus.
- Auch auf die Besserung der Symptome von rheumatoider Arthritis sowie auf die Senkung des Blutdrucks lieferten Studien mit Patient*innen erste Hinweise.
- Die Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes mellitus konnte in Tierversuchen nachgewiesen werden.
Im Laborversuch zeigte sich das Öl außerdem wirksam gegen Wurmparasiten. In Tierversuchen wurde eine entzündungshemmende, krampflösende und möglicherweise sogar krebshemmende Wirkung von Schwarzkümmelöl beobachtet – breitangelegte medizinische Studien mit Menschen stehen dazu aber noch aus.
Fazit: nur eine Nahrungsergänzung
Glaubt man den verschiedenen Verkaufsversprechen, soll Schwarzkümmelöl fast wie ein Allheilmittel gegen diverse Krankheiten helfen. Zu diesem Zweck wird es als – bisweilen sehr teures – Nahrungsergänzungsmittel, unter anderem auch in Form von Kapseln, angeboten.
Dass es sich bei Schwarzkümmelöl tatsächlich um ein wirksames Heilmittel handelt, ist jedoch weiterhin umstritten. Denn auch wenn erste Studien hinsichtlich bestimmter Aspekte Hinweise auf die Wirksamkeit von Schwarzkümmel oder Schwarzkümmelöl liefern konnten, gibt es bisher keine umfassenden wissenschaftlichen Belege in Bezug auf viele der angepriesenen Effekte.
Ein besonderer Vorzug des Öls, die Linolsäure, findet sich auch in anderen, meist kostengünstigeren Speisefetten, beispielsweise in Sonnenblumenöl oder Distelöl. Kapseln mit Schwarzkümmelöl enthalten zudem meistens eine zu geringe Menge an Nährstoffen, als dass ihre Wirkung tatsächlich ins Gewicht fallen würde.
Wer Schwarzkümmelöl verwenden möchte, sollte sich bewusst sein, dass dieses nicht als Arzneimittel zugelassen ist und die Behandlung einer Erkrankung nur unterstützen, aber niemals ersetzen kann. Schwarzkümmelöl ist daher zwar ein gesundes Lebensmittel, aber keine Allzweckwaffe gegen unterschiedliche Erkrankungen.