Meerrettichwurzel und geriebener Meerrettich
© Getty Images/Lena_Zajchikova

Meerrettich – so gesund ist die Wurzel

Von: Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2023

Meerrettich macht aufgrund seines scharfen Geschmacks nicht nur in der Küche viel her, sondern hat auch etliche gesundheitsfördernde Eigenschaften. So wirkt die Wurzel unter anderem antibakteriell und entzündungshemmend und wird daher häufig bei Erkältungskrankheiten und Blasenentzündungen eingesetzt. Wir verraten, wie gesund frischer Meerrettich ist und bei welchen Beschwerden das Wurzelgemüse Linderung verschaffen kann.

Wie gesund ist Meerrettich?

Meerrettich ist dafür bekannt, Speisen aller Art einen würzigen, scharfen Geschmack zu verleihen. Doch liegt der Vorteil der Wurzel nicht nur in ihrem kulinarischen Nutzen als Gewürz, sondern vielmehr in ihren Nährstoffen. Diese machen Meerrettich zu einem rundum gesunden Nahrungsmittel. Er enthält mehr als doppelt so viel Vitamin C wie eine Zitrone und ist außerdem reich an:

Zudem stecken in der gesunden Wurzel Scharfstoffe und Senföle (Isothiocyanate). Konkret zu nennen sind hier unter anderem Allylsenföl und Phenylethylsenföl, die auch als Allyl- und Phenylethylisothiocyanat bezeichnet werden. Diese Inhaltsstoffe sind der Grund dafür, dass Meerrettich auch als Heilpflanze gilt und unter anderem bei Erkältungen oder Harnwegsinfekten helfen kann. Im Jahr 2021 wurde Meerrettich durch den Naturheilkundeverein Theophrastus sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Der Meerrettichwurzel werden zahlreiche Heilkräfte nachgesagt. So soll sie unter anderem krebshemmend wirken und gegen Arteriosklerose, Diabetes oder Adipositas helfen. Viele dieser vermuteten Effekte auf die Gesundheit wurden jedoch bislang nicht oder nur in Tierversuchen bestätigt.

Wirkung von Meerrettich bei Erkältungskrankheiten

Wer schon einmal Meerrettich klein geschnitten oder geraspelt hat, kennt es: Ein scharfer Geruch entsteht, der die Augen tränen und die Nase laufen lässt. Diese schleimlösende Wirkung ist der Grund dafür, dass die geriebene Wurzel bei Erkältungskrankheiten entweder innerlich als Saft oder äußerlich als Kompresse auf Stirn oder Nasennebenhöhlen zum Einsatz kommt. Anwendungsfälle sind neben Schnupfen und normalen Erkältungen auch Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bronchitis. Darüber hinaus können die Senföle der Wurzeln die Vermehrung von Grippeviren hemmen. Der hohe Vitamin-C-Gehalt des Hausmittels kann zusätzlich die Abwehrkräfte stärken.

Meerrettich bei Blasenentzündungen

Die gesunde Wurzel verfügt über eine entzündungshemmende und vor allem stark antibakterielle Wirkung. Diese umfasst sogar auch multiresistente Bakterien, gegen die Antibiotika immer öfter wirkungslos sind. Die Senföle verhindern die Ausbreitung von Bakterien und werden hauptsächlich über die Nieren vom Körper ausgeschieden, weshalb sie besonders in der Blasenschleimhaut der Vermehrung von Keimen entgegenwirken können. Entsprechend kann Meerrettich auch bei einer Blasenentzündung helfen. Hierzu kann man täglich zwei Teelöffel frisch geriebenen Meerrettich einnehmen. Wem das zu scharf ist, der kann zum Ausgleich die gleiche Menge Honig oder Joghurt dazugeben.

Meerrettich und Kapuzinerkresse in Kombination

Bereits seit vielen Jahren findet die Kombination aus Meerrettich und Kapuzinerkresse in der Medizin Anwendung. Beide Pflanzen enthalten wertvolle Senföle, die zusammen eine breite hemmende Wirkung gegen zahlreiche Bakterien, Pilze und Viren entwickeln und deren Kombination vor allem bei Infektionen der Atem- und Harnwege eingesetzt wird. Die Anwendung von Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel wird bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen sogar in der dazugehörigen medizinischen Leitlinie empfohlen.

Das pflanzliche Mittel Angocin® und verschiedene andere Mittel basieren beispielsweise auf diesen beiden Wirkstoffen.

Durchblutungsfördernde Wirkung von Meerrettich

Meerrettich regt auch die Durchblutung an und kann daher frisch gerieben als Wickel oder Kompresse Verspannungen, Muskelschmerzen und Gelenkbeschwerden beispielsweise bei Rheuma oder Gicht lindern. Dazu legt man ein Stofftuch auf die schmerzende Stelle, verteilt darauf den frisch geriebenen Meerrettich, deckt das Ganze ab und lässt es für fünf bis zehn Minuten einwirken.

Wann darf man Meerrettich (nicht) essen?

Der Verzehr von Meerrettich ist unbedenklich, das Lebensmittel darf also jederzeit gegessen werden. Wird die Wurzel jedoch zu medizinischen Zwecken über einen längeren Zeitraum angewandt, kann es zu einer Reizung der Schleimhäute oder Verdauungsbeschwerden kommen. Dann sollte die Dosierung reduziert oder pausiert werden. Bei Magen- und/oder Darmgeschwüren und bei Nierenleiden ist von einem therapeutischen Einsatz besser abzusehen. Das gilt ebenso für Kinder unter vier Jahren.

Meerrettich in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist eine gesunde Ernährung besonders wichtig und gewiss gibt es dabei einige Dinge zu beachten. Hin und wieder stößt man auch auf das Gerücht, dass die Senföle in Meerrettich vorzeitige Wehen auslösen könnten. Dies ist jedoch widerlegt und die gesunde Wurzel kann – natürlich gut abgewaschen – bedenkenlos auf den Teller von Schwangeren kommen.

Eine mögliche Gefahr besteht nur, wenn die Senföle von Meerrettich während der Schwangerschaft in hochkonzentrierter Form eingenommen werden. Das ist beispielsweise der Fall bei einigen frei verkäuflichen Mitteln, die den Wirkstoff Radix Armoraciae enthalten.

Wie viel Meerrettich am Tag ist gesund?

Es wird empfohlen, am Tag nicht mehr als 20 Gramm frischen Meerrettich zu sich zu nehmen. Bei Meerrettichpulver beträgt die empfohlene Tagesmenge circa ein Gramm. Bei frisch gepresstem Pflanzensaft eignet sich als Tagesdosis zweimal ein Esslöffel.

Ist Meerrettich aus dem Glas auch gesund?

Industriell verarbeiteter Meerrettich aus dem Glas ist nicht so gesund wie frischer Meerrettich. Denn nur frischer Meerrettich enthält all seine gesunden Nährstoffe und Aromastoffe und entfaltet geschnitten oder gerieben seine pikante Schärfe. Zudem sind dem weiterverarbeiteten Meerrettich im Glas in der Regel weitere Zutaten zugesetzt, wie beispielsweise Sahne, Zucker, Branntweinessig, Salz, Öl, Stabilisatoren, Säuerungsmittel, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker.

Wann kann man Meerrettich frisch kaufen?

Meerrettich ist ein klassisches Wintergemüse und hat von Oktober bis April Saison. Somit ist frischer Meerrettich vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu kaufen. Weiterverarbeiteter und im Glas haltbar gemachter Meerrettich ist das ganze Jahr erhältlich. Möchte man frischen Meerrettich kaufen, sollte man darauf achten, dass die Wurzel sauber und ganz ist und keine Verfärbungen aufweist.

Meerrettich haltbar machen

Frischer Meerrettich hält sich im Gemüsefach des Kühlschranks mehrere Wochen und lässt sich dann nach Belieben in unterschiedlichen Gerichten verarbeiten.

Möchte man Meerrettich einfrieren und seine gesunden Inhaltsstoffe sowie das Aroma bestmöglich erhalten, lässt man ihn an einem Stück und legt ihn in einem Gefrierbeutel oder einer Gefrierdose in das Tiefkühlfach. Allerdings sollte der Meerrettich vorher gewaschen und wieder gut getrocknet werden. Handelt es sich um eine sehr große Wurzel, kann man diese nach dem Waschen und Trocknen auch in kleinere Stücke schneiden und dann einfrieren. Eine weitere Möglichkeit ist, den Meerrettich klein zu raspeln und mit etwas Zitronensaft portioniert einzufrieren. Hierbei kann allerdings der unverkennbare Geschmack etwas verloren gehen. Tiefgefrorener Meerrettich sollte innerhalb von sechs Monaten aufgebraucht werden.

Alternativ zum Einfrieren kann man Meerrettich auch mit Essig und Salz haltbar machen: Zuerst muss die Wurzel gewaschen, geschält und mit einer Reibe geraspelt werden. Nun kommen auf 200 Gramm geraspelten Meerrettich je ein Teelöffel Salz und ein Spritzer Essig hinzu. Die vermischte Masse wird dann in ein sauberes Glas mit Schraubverschluss gegeben und mit Essig angereichert, bis der Meerrettich ganz davon bedeckt ist. Im Kühlschrank gelagert, halten sich die verschlossenen Gläser etwa vier Wochen lang.

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Rezepte mit Meerrettich

Was wären Tafelspitz, Roastbeef oder Karpfen ohne Meerrettich? Meerrettich passt gut zu herzhaften Speisen – allen voran Fleisch- und Fischgerichten – und verleiht diesen eine besonders würzige Note. Bekannte und beliebte Rezepte mit Meerrettich sind zum Beispiel:

  • Tafelspitz mit Meerrettich
  • Rindfleisch mit Meerrettich
  • Rote Bete mit Meerrettich
  • Meerrettich-Suppe
  • Meerrettich-Sauce
  • Meerrettich-Dip
  • Meerrettich-Senf
  • Meerrettich mit Honig
  • Apfel-Meerrettich
  • Wasabi-Meerrettich

Wasabi (Eutrema japonicum) ist auch als japanischer Meerrettich bekannt und wird klassischerweise zu Sushi serviert. Genau wie der Rettich gehören Wasabi und Meerrettich (Amoratia rusticana) zwar zu den Kreuzblütengewächsen, sind jedoch nur entfernt miteinander verwandt. Aus Kostengründen besteht hierzulande das Wasabi in der Gastronomie dennoch in der Regel nicht aus dem sehr teuren und seltenen Meerrettich aus Japan, sondern aus grün gefärbtem heimischem Meerrettich oder einer Mischung aus Meerrettich und Senf.

Übrigens: Die beiden Wörter "Wasabi" und "Kren" sind die Lösungen für die häufig in Kreuzworträtseln gestellten Fragen zu japanischem Meerrettich beziehungsweise der österreichischen Bezeichnung für Meerrettich.

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Meerrettich-Pflanze anbauen und ernten

Meerrettich kann man einfach im eigenen Garten anbauen. Oftmals findet man aber auch wilden Meerrettich entlang von Wegen, den man ernten kann. Die Wurzel mag tiefgründige Böden und wächst im Gemüsebeet zu einer ausladenden Meerrettich-Pflanze mit länglichen Blättern. Um Meerrettich anzubauen, benötigt man eine ein bis zwei Zentimeter dicke und etwa 30 Zentimeter lange Seitenwurzel der Meerrettich-Pflanze als sogenannten Fechser (Wurzelsteckling). Diesen pflanzt man zwischen April und Mai rund 15 Zentimeter tief und leicht schräg in den Boden und bedeckt die Stelle mit Gartenerde oder Kompost.

Da Meerrettich Temperaturen von bis zu minus fünf Grad nichts ausmachen, kann das Gemüse von Oktober bis April geerntet werden – mit dem November als Haupterntezeit. Zum Ernten hebt man die Wurzel aus der Erde und entfernt die Blätter sowie die anhaftende Erde. Jetzt heißt es nur noch: Guten Appetit!

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