Frau mit Sexualkopfschmerz
© Getty Images/Witthaya Prasongsin

Sexualkopfschmerz - Tabuthema mit hohem Erregungsgrad

Von: Susanne Köhler
Letzte Aktualisierung: 31.05.2012

Der Satz "Liebling, heute nicht – Ich habe Kopfschmerzen" klingt reichlich abgedroschen. Zudem soll er angeblich als Ausrede für die "schönste Nebensache der Welt" herhalten. Doch die heftigsten Kopfschmerzen entstehen für viele Menschen während des Geschlechtsverkehrs, und nicht schon vorher.

Männer sind häufiger betroffen

Auch sind es im Allgemeinen nicht die Frauen, die mit Kopfschmerzen beim Sex zu kämpfen haben. Vor allem Männer zwischen dem 25. und 50. Lebensjahr sind drei bis vier Mal häufiger betroffen als Frauen. Meistens kommt der Kopfschmerz explosionsartig während des Orgasmus.

Rund 70% der Betroffenen berichten, dass sie von dieser schmerzhaften Begleiterscheinung "blitzartig" attaktiert wurden. Bei anderen Patienten breitet sich ein dumpfer Schmerz in Kopf und Nacken aus, der mit steigender Erregung stärker wird und eher einem Spannungskopfschmerz gleicht.

Bei den meisten Patienten tritt der Sexualkofpschmerz nur über einige Monate auf und verschwindet dann. Die Beschwerden können jedoch auch nach Jahren noch zurückkehren. Untersuchungen zeigen, dass Migräne-Patienten besonders betroffen sind. Bei rund einem Viertel der Patienten können die Ärzte eine familiär bedingte Veranlagung zu attacken-artigen Kopfschmerzen feststellen. Bluthochdruck und veränderte Sexualpraktiken erhöhen das Risiko ebenfalls.

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Ursache und Wirkung

Wer beim Geschlechtsverkehr eine schwere Kopfschmerzattacke erleidet, der muss zunächst dringend abklären, ob unter Umständen eine Hirnblutung oder ein Schlaganfall die Ursache sind. In den meisten Fällen können derart lebensbedrohliche Auslöser des Kopfschmerzes ausgeschlossen werden.

Ganz eindeutige Hinweise auf die Entstehung der Beschwerden gibt es noch nicht, Stressforscher gehen aber davon aus, dass die Verarbeitung der Stressreize im Gehirn bei den betroffenen Patienten nicht optimal arbeitet.

Davon ist auch die Regulierung der Arterien im Gehirn betroffen. Die Gefäße können sich nicht richtig auf den Blutdruckanstieg einstellen und bewirken so eine Fehlversorgung des Gehirns. Ähnliche Mechanismen sind auch von Migräne-Patienten bekannt.

Abstinenz ist nicht notwendig

Explosionsartige Kopfschmerzen während des Geschlechtsverkehrs sind schmerzhaft und unangenehm. Für den Betroffenen sind sie besorgniserregend, aber im Allgemeinen harmlos. Wer häufiger unter diesen Attacken leidet, muss deshalb aber nicht auf den Geschlechtsverkehr verzichten.

Etwas Disziplin aber kann helfen, die Kopfschmerzen einzuschränken oder ganz zu verhindern. Quickies oder allzu große Aufregung sollte man deshalb vermeiden. Die "Kuschel-Variante" mit langsam ansteigender Erregung hilft, die Reizverarbeitung im Gehirn nicht zu überlasten.

Prophylaktisch kann nach Absprache mit dem Arzt eine Stunde vor dem Geschlechtsverkehr Acetylsalicylsäure eingenommen werden. Bei langfristigem Sexualkopfschmerz können auch Betablocker und andere blutdrucksenkende Mittel eingesetzt werden. Auf jeden Fall ist eine gründliche medizinische Abklärung notwendig, damit man den Satz "Liebling, hör’ auf. Ich kriege Kopfschmerzen" aus seinem Vokabular streichen kann.