Hormone: Küssendes Pärchen
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Hormone – Taktgeber für Lust, Liebe und Sex

Von: Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
Letzte Aktualisierung: 07.01.2019

Sie gehören zu den Dauerbrennern unserer Medienlandschaft und erreichen ein Millionenpublikum in kaum zu überbietender Offenheit: Die zahllosen Berichte, Talkrunden und Darstellungen um Liebe, Lust und Sex. Was in den Medien oft so einfach klingt, führt in der Realität bei vielen Paaren zu Streit und Unmut, denn gerade bei Frauen stellt sich die Lust nicht immer dann ein, wenn der Partner gerade Lust auf Zweisamkeit empfindet – doch mangelnde Liebe ist in der Regel nicht die Ursache. Ist die Vorstellung Liebe = Sex eine Gleichung mit vielen Unbekannten und die weibliche Lust unberechenbar?

Liebe = Lust ein Mythos

Auch wenn eine Frau einen Mann liebt, heißt das noch lange nicht, dass sie immer Lust auf Sex mit ihm hat. Kopfschmerzen, Migräne oder der Waschtag waren einst für unsere Urgroßmütter geeignete Entschuldigungen, sich zu verweigern.

Heute spüren die meisten Frauen, dass der Zyklus mit seinen Hormonschwankungen die Stimmung und das Wohlbefinden beeinflusst. Oberflächlich betrachtet heißt das: Lust um den Eisprung, Unlust vor der Regel. Wie ist das zu erklären?

Wie der Zyklus die weibliche Lust beeinflusst

Im Verlauf der ersten zwei Wochen des Zyklus reift im Eierstock ein Eibläschen heran. Während dieser Zeit verzehnfacht sich der Östrogenspiegel. Östrogene sind für die gute Stimmung, Elan und Wohlbefinden verantwortlich. Zur Zyklusmitte platzt das Ei aus seinem Bläschen, wird freigesetzt und wandert durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Der sogenannte Gelbkörper entsteht aus der zerfallenden Hülle des Eibläschens. Er bildet das Gelbkörperhormon Progesteron. Wird das Ei nicht befruchtet, bildet sich der Gelbkörper zurück, die Hormon-Produktion bricht zusammen und es kommt zur Monatsblutung.

Das Gelbkörperhormon ist ein Gegenspieler der Östrogene. Es wirkt bei den meisten Frauen beruhigend, schlaffördernd und angstlösend. Fallen nun um die Menstruation Östrogene und Gelbkörperhormon ab, wird von Hormonentzugssymptomen gesprochen. Diese sind unter anderem durch depressive Verstimmungen, Anspannung und Gereiztheit gekennzeichnet, von Lust auf Sex ist keine Rede.

In dieser Phase leiden viele Frauen unter Kopfschmerzen und Migräne und neigen zu Heißhungerattacken. Reift dann das nächste Eibläschen heran und werden erneut Östrogene gebildet, verschwinden diese Symptome.

Um den Eisprung ist die Lust auf Sex vermutlich durch die Einwirkung männlicher Hormone am größten.

Wie wirken die männlichen Hormone?

Taktgeber für die sexuelle Lust der Frau sind auch die männlichen Hormone (Androgene). Sie überrunden sogar in ihrer Wirkung die Östrogene. Es handelt sich um Testosteron und DHEA/-S (Dehydroepiandrosteron/-sulfat). Testosteron entsteht in den Eierstöcken, der Nebennierenrinde und in anderen Organen, zum Beispiel im Fettgewebe. DHEA/-S wird fast ausschließlich in der Nebennierenrinde gebildet und zum Teil auch vom Organismus zu Testosteron umgebaut. Zum Zeitpunkt des Eisprungs nimmt dieses kurzfristig um rund 30 % zu.

Was die männlichen Hormone bei Frauen bewirken und wozu sie gebraucht werden, war lange Zeit unklar. Selbst wenn es kein eindeutiges "Androgen-Mangelsyndrom" gibt, werden bestimmte Anzeichen in engem Zusammenhang mit einem Defizit an männlichen Hormonen gebracht. Dazu zählen:

  • sexuelle Lustlosigkeit
  • Müdigkeit ohne erkennbare Ursache
  • Minderung des Wohlbefindens
  • Abnahme der Schambehaarung
  • Rückbildung der Muskulatur

Derzeit wird intensiv an der Entwicklung von Präparaten geforscht, die einen "Androgen-Mangel" ausgleichen sollen.

Wenn statt Lust Frust herrscht

Probleme rund um die Sexualität sind durchaus keine Seltenheit und noch immer fällt es vielen Paaren schwer, über Sex zu sprechen. Offensichtlich bestehen Hemmungen, bedingt durch Scham oder Furcht vor Zurückweisung, sich darüber auszutauschen, wozu und wann sie Lust haben und wann nicht.

Sexuelle Unlust, Schmerzen beim Sex, Orgasmusprobleme und Schwierigkeiten mit der sexuellen Erregbarkeit sind durchaus nicht nur Probleme älterer Frauen in den Wechseljahren. Jüngere Frauen sind genauso betroffen und auch sie sprechen nur selten offen über ihre Probleme.

Die Initiative "female affairs"will dazu beitragen, das Gespräch über Sex aus der Tabuzone zu holen. Dazu sagt Prof. Dr. Elisabeth Merkle, Gynäkologin in Bad Reichenhall: "Unser Expertenteam möchte Wissenslücken schließen und die Aufklärung verbessern".

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Stolpersteine erkennen

"Nach wie vor hält sich der hartnäckige Mythos: Wenn Mann und Frau sich lieben, stimmt auch der Sex." Dieser verbreitete Irrglaube wischt physische und psychische Hindernisse kurzerhand unter den Tisch, schürt Verunsicherung und Minderwertigkeitsgefühle.

Nicht nur der Mangel an Wissen darüber, dass Hormone den Takt angeben, sondern auch Alltagsstress, Haushalt und Berufstätigkeit, Kindererziehung, Arbeitslosigkeit und Existenzsorgen sowie die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft machen die Lust auf Sex häufig zunichte.

Zudem leiden nach neuen Erkenntnissen Frauen mit Diabetes, metabolischem Syndrom und Raucherinnen häufig unter mangelnder Libido. Auch eine mögliche Blasenschwäche sollte nicht unterschätzt werden.

Vor allem wenn bestimmte Lust-Normen dem partnerschaftlichen Begehren vorschreiben wollen, was normal sei und was nicht, verliert die Lust auf Sex ihre Individualität. Dann wird aus Freiwilligkeit und Spontanität ein Muss oder Lustdiktat und die Probleme um Liebe und Lust verhärten sich durch Resignation und Sprachlosigkeit.

Rat vom Gynäkologen einholen

Der Berufsverband der Frauenärzte rät, über den eigenen Schatten zu springen und die individuellen Probleme auszusprechen. Gynäkologinnen und Gynäkologen sind darauf vorbereitet, Lösungen für Frauen und auch ihre Partner in Fragen der Sexualität anzubieten.