Schlafender Mann
© Olichel

Warum schlafen wir?

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Im Durchschnitt schlafen wir Menschen jede Nacht zwischen sieben und acht Stunden – und verschlafen damit etwa ein Drittel unseres Lebens. Zeit, die man gut für andere Dinge nutzen könnte, doch ohne ausreichend Schlaf fühlen wir uns müde und zerschlagen. Aber warum müssen wir überhaupt schlafen? Eine Frage, die bis heute noch nicht endgültig geklärt ist – fest steht nur, dass der Schlaf für uns eine lebenswichtige Funktion hat. Doch nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Tiere ist Schlaf von hoher Bedeutung: Denn obwohl es für einige Tiere lebensgefährlich werden kann, legen sie sich regelmäßig schlafen.

Funktionen des Schlafes

Abend für Abend gehen wir Menschen ins Bett und schlafen – doch warum schlafen wir eigentlich? Lange Zeit wurde angenommen, dass der Schlaf keine wichtige Funktion habe – er wurde als totenähnliche Ruhe angesehen und deshalb im Volksmund auch als ‚kleiner Bruder des Todes‘ bezeichnet. Die genaue Funktion des Schlafes ist auch heute noch nicht sicher erforscht. Es steht jedoch mittlerweile fest, dass genügend Schlaf unverzichtbar für die Entwicklung und Gesundheit des Menschen ist.

Früher wurde das nächtliche Schlafen oft damit erklärt, dass der Körper im Schlaf weniger Energie verbrauche. Doch tatsächlich ist unser Körper nachts aktiver als man denkt, deswegen ist der Kalorienverbrauch im Schlaf auch kaum geringer als tagsüber. Wer acht Stunden schläft, spart im Vergleich zum Wachzustand nur etwa so viele Kalorien, wie ein Glas Milch enthält.

Heute gibt es verschiedene Vermutungen darüber, welche Funktion der Schlaf für uns Menschen hat.

Erlebnisse des Tages werden verarbeitet

Auch wenn unser Körper beim Schlafen äußerlich ruhig und entspannt aussieht, bewegt sich in unserem Gehirn einiges: Dort werden nachts die Erlebnisse des Tages ausgewertet: Wichtige Informationen werden in bereits bestehende Kategorien eingeordnet, überflüssige werden dagegen entsorgt. Diese Sortierarbeiten können im Wachzustand nicht stattfinden, da ansonsten die Reizverarbeitung gestört und es zu Halluzinationen kommen würde. Erst im Schlaf, wenn wir von den Reizen der Außenwelt abgekoppelt sind, können wir den Datenstrom des Tages in Ruhe sortieren.

Dass das Gehirn über Nacht die Informationen des Vortages verarbeitet, kommt uns auch beim Lernen zugute. Denn im Schlaf wird über Tag Gelerntes im Gedächtnis verankert. Die neuen Informationen werden über Nacht geordnet und gespeichert und sind am nächsten Tag besser abrufbar. Besonders gut kann man sich Inhalte behalten, die man sich kurz vor dem Einschlafen einprägt.

Das Immunsystem wird gestärkt

Während wir schlafen, arbeitet unser Immunsystem auf Hochtouren: Es schüttet nachts nämlich besonders viele immunaktive Stoffe aus. Wer viel schläft stärkt also seine Abwehrkräfte, wer zu wenig schläft ist dagegen häufiger krank. Auf lange Sicht kann zu wenig Schlaf sogar Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Magen-Darm-Beschwerden nach sich ziehen. Da sich unser Körper im Schlaf besonders gut regenerieren kann, ist es kein Wunder, dass wir so viel schlafen, wenn wir krank sind: Unser Körper sorgt dafür, dass wir in einen Zustand versetzt werden, in dem das Immunsystem besonders gut arbeiten kann.

Der Stoffwechsel reguliert sich im Schlaf

Im Schlaf werden die Stoffwechselprodukte, die sich über Tag im Körper angesammelt haben, abgebaut. Schläft man zu wenig, können diese nicht vollständig abgebaut werden und der Stoffwechsel gerät aus dem Takt. Dadurch kann das Risiko, an Zivilisationskrankheiten wie Diabetes zu erkranken oder übergewichtig zu werden, steigen.

Wachstumshormone werden ausgeschüttet

Während der Nacht arbeitet auch unser Hormonhaushalt besonders hart: So wir beispielsweise das Hormon Leptin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass wir im Schlaf keinen Hunger und keinen Durst verspüren. Erst wenn wir wach werden, übernimmt sein Gegenspieler, das Ghrelin, wieder die Kontrolle und wir bekommen Hunger. Nachts werden außerdem besonders viele Wachstumshormone freigesetzt, Kinder wachsen also tatsächlich im Schlaf. Die Wachstumshormone sorgen darüber hinaus auch dafür, dass die Wundheilung im Schlaf besonders schnell voranschreitet. Deswegen regeneriert sich geschädigtes Gewebe über Nacht schneller als über Tag.

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Die Psyche erholt sich im Schlaf

Nicht nur der Körper kommt im Schlaf zur Ruhe, sondern auch die Psyche kann sich erholen. Deswegen leiden Menschen, die häufig mit Schlafstörungen zu kämpfen haben, deutlich häufiger an Depressionen als Menschen, die einen gesunden Schlaf haben.

Schlafmangel: Symptome und Folgen

Wer über einen längeren Zeitraum zu wenig schläft, setzt seinen Körper einem erhöhten gesundheitlichen Risiko aus. So können Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht durch Schlafmangel verursacht werden. Ebenso können Angstzuständen und Depressionen zu den Folgen von Schlafmangel gehören.

Zu den typische Symptomen von Schlafmangel gehören unter anderem

  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • geringe Konzentrationsfähigkeit
  • Reizbarkeit
  • Frieren und
  • allgemeines Unwohlsein

Wer über 24 Stunden am Stück nicht schläft, hat eine stark eingeschränkte kognitive Leistung. Sie entspricht etwa einem Alkoholpegel von 0,85 Promille. Bei einem Schlafentzug von über 48 Stunden kann es außerdem zu Halluzinationen und Gedächtnislücken kommen. Zudem wird auch ein Zusammenhang zwischen chronischem Schlafmangel und einem frühen Tod vermutet.