Vorbereitung eines Abstrichs bei der Frauenärztin
© Getty Images/Tatiana Buzmakova (Symbolfoto)

Chlamydien bei Frau & Mann: Symptome, Test & Behandlung

Von: Miriam Kunz (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 05.02.2024

Die Chlamydien-Infektion zählt zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen der Welt. Die Erkrankung kann sowohl bei Männern als auch Frauen unangenehme Symptome im Intimbereich verursachen. Doch nicht immer zeigt sich eine Infektion gleich – manchmal bleibt sie auch jahrelang unbemerkt. Wie äußern sich die Anzeichen, wie erfolgt der Test auf die Erreger und wie sieht die Behandlung aus? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie im Folgenden.

Was sind Chlamydien?

Infektionen durch Chlamydien gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland. Die Bakterien werden vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Chlamydien infizieren Schleimhäute – am häufigsten sind die Harnröhre, der Gebärmutterhals, der Enddarm oder auch die Rachenschleimhaut betroffen. Im Rachen lösen Chlamydien allerdings meistens keine Entzündung aus und verschwinden von selbst wieder.

Je nach Art und Typ der Chlamydien sind allerdings unterschiedliche Wege und Formen der Infektionen möglich. So können Chlamydien beispielsweise auch eine Lungenentzündung verursachen, die aber nicht durch Geschlechtsverkehr übertragen wird.

Welche Arten von Chlamydien gibt es?

Es gibt hauptsächlich drei Arten von Chlamydien, die den Menschen befallen:

  • Chlamydia trachomatis – dieser Erreger wird in Deutschland meist sexuell übertragen
  • Chlamydia pneumoniae – Verantwortlich für Lungenentzündungen, wird durch feine Speicheltröpfchen in der Luft übertragen
  • Chlamydia psittaci – Verantwortlich für Lungenentzündungen, Erreger der Papageienkrankheit, nicht von Mensch zu Mensch übertragbar

In Deutschland am häufigsten ist das Bakterium Chlamydia trachomatis, das daher in diesem Artikel hauptsächlich thematisiert wird. Es wird in drei Typen eingeteilt (sogenannte Serovare), die unterschiedliche Systeme des menschlichen Körpers befallen:

  • Typ A-C: befallen die Augen und lösen das sogenannte Trachom aus, eine chronische Bindehautentzündung durch Chlamydien, die häufig Kinder betrifft. Sie werden durch Fliegen auf den Menschen übertragen und kommen vor allem in tropischen Ländern vor.
  • Typ D-K: verursachen Geschlechtskrankheiten sowie das sogenannte Paratrachom. Dieser Typ wird beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Das Paratrachom ist ebenfalls eine Form der Bindehautentzündung und entsteht durch das Berühren infizierter Körperteile und dann der Augen (sogenannte okulogenitale Übertragung).
  • Typ L1-L3: verursachen das sogenannte Lymphogranuloma inguinale, auch Lymphogranuloma venerum (LGV). Diese Chlamydien-Infektion betrifft die Lymphknoten in der Leiste und wird sexuell übertragen. Die Geschlechtskrankheit kommt vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten vor.

Was sind die Symptome einer Geschlechtskrankheit durch Chlamydien?

Häufig verursachen Chlamydien zunächst gar keine Symptome und können auch jahrelang unbemerkt bleiben. Solche stummen Infektionen sind bei Mann und Frau möglich. Wenn Symptome auftreten, bestehen diese bei einer Infektion der Geschlechtsorgane oder der Harnröhre (Urethritis) meistens aus:

  • Brennen beim Wasserlassen
  • einem eitrigen Ausfluss aus Scheide und Harnröhre
  • Jucken und Schmerzen

Zusätzlich kann es bei allen Geschlechtern zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei Frauen zu Unregelmäßigkeiten bei der Monatsblutung kommen. Bei starken Symptomen mit hohem Fieber, Übelkeit und Erbrechen sollte bei bekannter Infektion umgehend medizinische Hilfe aufgesucht werden.

Die Inkubationszeit (die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) beträgt ungefähr ein bis drei Wochen, sofern die Infektion überhaupt Anzeichen verursacht. 

Wie bekommt man Chlamydien?

Die Ansteckung mit Chlamydien erfolgt durch Körperflüssigkeiten, die aus infizierten Körperteilen stammen. Daher sind die Übertragungswege vielfältig und durch alle Sexualpraktiken möglich, die den Kontakt von Schleimhaut zu Schleimhaut der betroffenen Bereiche herstellen. Am häufigsten erfolgt die Infektion allerdings durch ungeschützten Vaginal- oder Analverkehr. Durch Oralverkehr können Chlamydien auch in den Mund-Rachenraum gelangen, wo sie jedoch meistens keine Entzündung auslösen und von selbst ausheilen. Eine Pharyngitis (Entzündung im Rachenraum) ist allerdings auch möglich.

Die Benutzung von Kondomen oder Femidomen kann eine Infektion weitgehend verhindern. Eine hundertprozentige Sicherheit kann jedoch kein Verhütungsmittel bieten, selbst wenn es während des gesamten Geschlechtsakts genutzt wird. So kann es beispielsweise auch bei Verwendung eines Kondoms zum Kontakt mit der umliegenden Schleimhaut kommen. Eine Ansteckung ohne Geschlechtsverkehr, beispielsweise eine Übertragung durch die gemeinsame Nutzung einer Toilette, ist sehr unwahrscheinlich. 

Wie erfolgt der Test auf Chlamydien?

Ein Test auf Chlamydien ist bei der gynäkologischen, hausärztlichen, urologischen oder venerologischen Untersuchung möglich. Den Test beim Mann führen also unter anderem Hausärzt*innen, Urolog*innen oder Venerolog*innen (Fachleute für sexuell übertragbare Krankheiten) durch. Frauen können sich auch an ihre gynäkologische Praxis wenden.

Für den Test wird ein Abstrich von den betroffenen Schleimhautarealen angefertigt und dann zur Untersuchung ins Labor geschickt. Es wird die Chlamydien-DNA mittels verschiedener Verfahren nachgewiesen (Polymerase-Ketten-Reaktion, PCR und enzyme-linked immunosorbend assay, ELISA oder Immunfluoreszenztests, IFT). Zusätzlich kommen das Anzüchten der Bakterien in einer Zellkultur oder ein Antigennachweis in Betracht. Alternativ zum Abstrich kann auch eine Harnprobe verwendet werden, sofern der Harntrakt von der Entzündung betroffen ist.

Der Test ist erst nach wenigen Tagen bis Wochen sinnvoll, da vorher kein Nachweis der Erreger möglich ist. Schnelltests auf Chlamydien gelten als sehr unsicher.

Wer einen Arzttermin scheut, für den liefern verschiedene Vorsorge-Organisationen Selbsttests mit Beratung und Anleitung nach Hause, die man dann selbst ins Labor schicken kann. Hierbei gibt es auch Testkits für Gonorrhoe ("Tripper") und Syphilis, zwei weitere Geschlechtskrankheiten.

Bis zum 25. Lebensjahr gehört der Test auf Chlamydien zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung und wird einmal jährlich auch ohne Symptome von der gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland übernommen.

Wie behandelt man Chlamydien? Können Chlamydien von selbst heilen?

Chlamydien werden durch Antibiotika behandelt. Hierbei wird am häufigsten Doxycyclin verwendet, das bei richtiger und ausreichender Anwendung gut wirksam gegen diese Bakterien ist. Alternativ kann ein sogenanntes Makrolid-Antibiotikum verwendet werden.

Dass Chlamydien-Infektionen durch das körpereigene Immunsystem von selbst verschwinden, ist eher unwahrscheinlich. Zudem können auch bei einer symptomarmen (stummen) Infektion Komplikationen wie beispielsweise Unfruchtbarkeit auftreten. Im Zweifelsfall ist es daher immer ratsam, medizinische Hilfe zu suchen und die Infektion professionell behandeln zu lassen.

Chlamydien in der Schwangerschaft

Da viele Chlamydien-Infektionen zunächst ohne Beschwerden verlaufen, kann es durchaus vorkommen, dass man eine Entzündung auch in der Schwangerschaft nicht bemerkt. Bei einer Geburt kommt es dann aber in über der Hälfte der Fälle (60 bis 70 Prozent) zu einer Übertragung auf das Neugeborene, dessen unausgereiftes Immunsystem eine Infektion nicht ausreichend in Schach halten kann. Die Folgen können von einer Bindehautentzündung bis hin zur Lungenentzündung oder Sepsis reichen. Seit 1995 ist ein Chlamydien-Test bei Feststellung der Schwangerschaft daher eine Kassenleistung. Da man sich jedoch auch während der Schwangerschaft mit Chlamydien anstecken kann, ist auch ein Test kurz vor dem errechneten Geburtstermin sinnvoll.

Chlamydien lösen vor allem eine lokale, also örtlich begrenzte, Infektion aus. Dass es durch eine Infektion, die vor der Entbindung erkannt und behandelt wurde, zu Schäden des Kindes kommt, ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich. 

Chlamydien vor Schwangerschaftsabbruch

Vor einem Schwangerschaftsabbruch sollte unbedingt ein Test auf Chlamydien durchgeführt werden, da eine unentdeckte Infektion dadurch aufflammen und zu sehr ernsten Komplikationen führen kann (in bis zu der Hälfte der Fälle kommt es zu schweren Beckenentzündungen "pelvic inflammatory disease"). 

Diagnose Chlamydien – was nun?

Chlamydien sind gut behandelbar und heilbar. Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Geschlechtskrankheit. Wichtig ist nun, dass jeweilige Sexualpartner*innen mitbehandelt werden, um eine weitere oder wiederholte Ansteckung zu verhindern. Daher sollten mindestens alle Partner*innen der letzten zwei Monate kontaktiert werden. Sexualkontakte sollten bis zum Ende der Therapie gemieden werden.

Hinweis: Geschlechtskrankheiten kommen oft nicht allein: Eine Testung auf andere Geschlechtskrankheiten ist sinnvoll.

Komplikationen durch Chlamydien

Häufig verlaufen Infektionen mit Chlamydien symptomarm bis symptomlos und völlig komplikationsfrei. Wie bei allen Entzündungen kann es aber zu schwerwiegenden Folgen kommen. Dazu gehören:

  • Unfruchtbarkeit durch Verklebungen im Urogenitaltrakt, zum Beispiel der Eileiter, oder durch Entzündungen der Nebenhoden
  • Verengung der Harnröhre
  • erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft
  • Beckenentzündungen
  • Perihepatitis (Entzündung im Umgebungsbereich der Leber) durch eine aufsteigende Infektion, die zu Verklebungen im Bauchraum führt (auch bekannt als Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom)
  • Arthritis (Gelenkentzündungen)
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