Eingewachsener Zehennagel – was tun?
Wenn am großen Zeh ein Nagel eingewachsen ist, kann das Laufen in Schuhen zur Qual werden. Denn bei jedem Schritt drückt sich der Zehennagel in die Haut. Das kann starke Schmerzen verursachen, besonders dann, wenn zusätzlich eine Entzündung an der betroffenen Stelle vorliegt. Aber wie kommt es eigentlich zu einem eingewachsenen Zehennagel? Was kann man dagegen tun, welche Hausmittel gibt es und ab wann kann eine OP notwendig werden? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen erhalten Sie hier.
Was ist ein eingewachsener Zehennagel?
Ein eingewachsener Nagel (lateinisch: Unguis incarnatus) kann grundsätzlich an allen Fingern und Zehen entstehen. Am häufigsten ist jedoch der große Zeh betroffen. Wächst der Nagel an einer Nagelecke in die Haut, die ihn seitlich begrenzt, kommt es zu einer schmerzhaften Verletzung. Diese kann sich im Verlauf entzünden, wodurch der Schmerz noch stärker wird.
Symptome: Wie sieht ein eingewachsener Nagel aus?
Das Einwachsen eines Zehennagels passiert nicht von heute auf morgen. Meist entwickeln sich die Beschwerden langsam und schleichend über mehrere Wochen. Ist ein Zehennagel eingewachsen, macht sich die betroffene Hautstelle in der Regel durch folgende Symptome bemerkbar:
- Schmerzen
- Überwärmung
- Rötung
- Schwellung
Bei Druck auf den Nagel, beispielsweise beim Laufen in engen Schuhen, verstärkt sich der Schmerz.
Schreitet die Entzündung weiter voran, dann fängt der eingewachsene Nagel mitunter an zu bluten, zu nässen oder es bildet sich Eiter. Zudem kann sich neues, wucherndes Gewebe an der Seite des Nagels bilden, das als "wildes Fleisch" oder auch Granulationsgewebe bezeichnet wird.
Ursachen: Wie bekommt man einen eingewachsenen Zehennagel?
Der eingewachsene Zehennagel entsteht, wenn der Nagel in die Haut des seitlichen Nagelbetts drückt und dabei weiterwächst. Bestimmte Bedingungen begünstigen das Einwachsen eines Zehennagels. Dazu gehören beispielsweise folgende Ursachen:
- falsches Schneiden der Zehennägel (zu kurz oder rund geschnitten oder mit stehengelassenem seitlichem Sporn)
- falsches Schuhwerk, vor allem enge Schuhe, die Druck auf die Zehen ausüben
- starke Schweißfüße, da die Haut durch die Feuchtigkeit empfindlicher für Verletzungen wird
- bestimmte Wuchsformen der Nägel, zum Beispiel gewölbte oder röhrenartige Nägel, die von Natur aus in den Nagelwall drücken
- Erkrankungen wie Diabetes, Nieren- oder Herzleiden oder auch Übergewicht
- höheres Alter, wenn die Pflege der Füße aufgrund einer eingeschränkten Beweglichkeit oder dicker Nägel schwierig wird
Eingewachsener Zehennagel: Stadium entscheidet über Behandlung
Je länger ein eingewachsener Zehennagel nicht erkannt oder behandelt wird, desto größer können die damit verbundenen Beschwerden werden. Es werden drei Schweregrade, sogenannte Stadien, unterschieden:
- Stadium 1: Im ersten Stadium ist der Nagel in die Haut eingewachsen, die ihn seitlich umgibt. Es kommt zu Schmerzen und einer Entzündung.
- Stadium 2: Es bildet sich neues Gewebe an der Seite des Nagels, das wilde Fleisch. Dieses kann bluten, nässen und eitern.
- Stadium 3: Die Entzündung besteht dauerhaft und es tritt immer wieder Eiter aus. Das wilde Fleisch wächst teilweise über den Nagel.
Je nach Schweregrad und Stärke der Symptome kann man einen eingewachsenen Zehennagel entweder selbst behandeln, oder man sollte eine medizinische Fußpflege beziehungsweise ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Eingewachsenen Nagel selbst behandeln
Befindet sich der eingewachsene Zehennagel im frühen Stadium 1, wenn noch kein neues Gewebe entstanden ist, ist es möglich, ihn selbst mit diversen Hausmitteln zu behandeln.
Dafür sollte der Fuß täglich in warmem Seifenwasser, am besten mit Kernseife, für zehn bis zwanzig Minuten eingeweicht werden. Nach dem Fußbad ist es wichtig, den Fuß gründlich abzutrocknen. Nun kann man die weiche Haut vorsichtig ein wenig vom eingewachsenen Nagel wegschieben.
Anschließend kann die entzündete Stelle mit einer desinfizierenden (antiseptischen) oder entzündungshemmenden Salbe, wie Zugsalbe und Jodsalbe, versorgt werden. Es wird jedoch davon abgeraten, größere Stücke der Haut oder Teile des Nagels selber zu entfernen.
Nach der Behandlung ist darauf zu achten, möglichst locker sitzende, offene oder leichte Schuhe zu tragen, die dem eingewachsenen Nagel ausreichend Platz lassen und nicht auf die Wunde drücken.
In der Apotheke sind zudem spezielle Hilfsmittel erhältlich, die für die Selbstanwendung geeignet sind. Dazu gehören Nagelpflaster oder ein Zehennagel-Clip. Der Clip soll den Nagel aufrichten, damit dieser gerade herauswachsen kann. So kann ein eingewachsener Zehennagel auch von alleine heilen.
Eingewachsener Zehennagel: medizinische Fußpflege
Die medizinische Fußpflege (Podologie) ist die richtige Anlaufstelle bei leichten bis mäßigen Beschwerden, wenn man sich unsicher fühlt oder sich nicht selbst behandeln kann oder möchte. Hier stehen den Betroffenen verschiedenen Möglichkeiten zur Behandlung eines eingewachsenen Zehennagels zur Verfügung. Der*die Podologe*Podologin kann unter anderem folgende Maßnahmen ergreifen:
- den Fußnagel richtig schneiden
- schmale Streifen steriler Kompressen zwischen Nagelrand und Haut legen
- den Nagel so tapen, dass das Pflaster die entzündete Hautstelle vom Nagelrand wegzieht
- eine Kunststoffschiene anbringen, die für einen Abstand zwischen Nagel und Nagelwall sorgt
- eine Nagelspange aufsetzen
Die Nagelspange oder Nagelkorrekturspange (Orthonyxiespange) wird individuell an den Zehennagel angepasst und an den Rändern eingehakt oder aufgeklebt. Sie soll den Nagel an den Seiten etwas anheben und damit zur Linderung der Beschwerden beitragen. Mit der Spange kann das Wachstum des Nagels langsam korrigiert werden, sodass er nicht mehr an den Seiten einwächst.
Insbesondere Nagelkorrekturspange und Kunststoffschiene sind aber nicht für alle Betroffenen geeignet – etwa wenn aufgrund von Diabetes ein erhöhtes Risiko für Fußprobleme besteht. Vor der Anwendung dieser Hilfsmittel sollte daher gegebenenfalls ärztlicher Rat eingeholt werden.
Eingewachsener Zehennagel: wann zum Arzt und welcher Arzt?
Wenn die Entzündung sehr hartnäckig ist und nicht durch die eigene oder podologische Behandlung in den Griff zu bekommen ist, wird ein Arztbesuch erforderlich. Das ist beispielsweise auch empfehlenswert, wenn der eingewachsene Nagel stark entzündet ist und eitert. Denn dann besteht die Gefahr, dass sich die Infektion auf den gesamten Nagel und das Nagelbett mit Nagelfalz und Nagelwall ausbreitet (Nagelbettentzündung).
In einem solchen Fall kann eine Operation notwendig werden. Meist erfolgt der Eingriff unter örtlicher Betäubung. Folgende OP-Techniken kommen infrage:
- Emmert-Plastik (Nagelkeilexzision): Der eingewachsene Nagelrand wird keilförmig an der entzündeten Stelle zurückgeschnitten.
- Erweiterte Emmert-Plastik: Auch hier wird ein Nagelkeil herausgeschnitten. Zusätzlich werden die gesamte benachbarte Haut sowie im entzündeten Bereich ein Teil des Nagelbetts entfernt.
- Komplette Entfernung des Zehennagels: Diese Operation ist nur selten erforderlich. Nach der Entfernung des Nagels klingt die Entzündung rasch ab und der neue Zehennagel kann wieder nachwachsen.
Für Personen mit einem geschwächten Immunsystem kann ein eingewachsener Nagel gefährlich werden. Wenn Bakterien in die Wunde gelangen, kann sich die Entzündung auf die gesamte Zehe und darüber hinaus ausbreiten. Eine solche Hautinfektion wird Phlegmone genannt. Sie ist häufig mit Fieber und Abgeschlagenheit verbunden. Treten diese Symptome im Zusammenhang mit einem eingewachsenen Zehennagel auf, sollte dringend ärztliche Hilfe gesucht werden.
Die erste Anlaufstelle kann die Hausarztpraxis sein, doch auch ein*e Hautarzt*Hautärztin oder Fußchirurg* Fußchirurgin kann die Behandlung vornehmen.
Einem eingewachsenen Zehennagel vorbeugen
Am besten ist es, die Füße und Fußnägel so zu pflegen, dass es gar nicht erst zu einem eingewachsenen Zehennagel kommen kann. Diese Tipps können helfen, einen eingewachsenen Nagel zu vermeiden:
- Führen Sie das Nagelschneiden nach dem Duschen oder Baden durch, wenn Haut und Nägel weich sind. Alternativ können Sie vor dem Schneiden der Fußnägel die Füße auf die Pflege vorbereiten und für zehn Minuten ein Fußbad durchführen.
- Die Zehennägel, insbesondere am großen Zeh, sollte man gerade und nicht zu kurz (nicht kürzer als das seitliche Nagelbett) schneiden. Achten Sie dabei darauf, dass an den Ecken kein Dorn zurückbleibt.
- Suchen Sie regelmäßig eine medizinische Fußpflege auf. Das gilt insbesondere für Personen, die ein erhöhtes Risiko für Fußprobleme haben, wie Ältere oder Menschen mit Diabetes.
- Cremen Sie die Füße täglich ein, damit die Haut geschmeidig bleibt.
- Tragen Sie bequeme oder offene Schuhe, die keinen Druck auf die Zehen ausüben.