Gürtelrose (Herpes zoster)
Die Gürtelrose kann zwar in jedem Lebensalter auftreten, befällt jedoch meistens Menschen jenseits der Lebensmitte. Das die Gürtelrose auslösende Virus (Varizella zoster) verursacht während der Kindheit die Windpocken und verbleibt dann inaktiv in den Nervenbahnen. Unter bestimmten Bedingungen kann es wieder reaktiviert werden – es kommt zu einer Gürtelrose, auch Herpes zoster genannt. Die Gürtelrose ist eine akute Infektion von Nerven und Haut, die mit stark infektiösen Bläschen und Schmerzen einhergeht. An welchen Symptomen erkennt man Gürtelrose noch, wie wird sie behandelt und gibt es eine Gürtelrose-Impfung?
Entstehung: von Windpocken zur Gürtelrose
Die Erstinfektion mit dem Varizella-zoster-Virus erfolgt meist im Kindesalter und äußert sich als stark juckende Windpocken. Da die Viren sehr infektiös sind, ist auch die Durchseuchungsrate sehr hoch: nach dem elften Lebensjahr haben 94 Prozent der Bevölkerung diese Infektion durchgemacht.
Mittlerweile gibt es für Kleinkinder die Möglichkeit einer Windpockenimpfung. Die Erstimpfung erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten, die Zweitimpfung im Alter von 15 bis 23 Monaten.
Die Windpocken verschwinden nach überstandener Erkrankung nicht vollständig aus dem Körper. Einige Varizella-zoster-Viren bleiben – sozusagen "schlafend" und vom Immunsystem in Schach gehalten – lebenslang in den Ganglienzellen der Nervenbahnen.
Unter bestimmten Bedingungen können die Viren wieder aktiviert werden und zur unangenehmen Gürtelrose führen. Im Rahmen dieser Erkrankung kommt es zu einer Entzündung von Nerven. Je nachdem, welche Nervenbahnen betroffen sind, zieht sich die Zosterinfektion halbseitig und gürtelförmig von der Wirbelsäule um den Körper, daher auch der Name Gürtelrose.
Ursachen von Gürtelrose
Die Ursachen einer Reaktivierung der Viren sind normalerweise unbekannt, aber es scheint, dass mit zunehmendem Alter oder zum Beispiel bei starkem Stress der Immunstatus herabgesetzt wird – das Virus kann dann entlang der Nervenbahnen in die Haut zurückwandern und Gürtelrose auslösen. Eine Gürtelrose tritt also im Alter gehäuft auf.
Auch ein aufgrund einer Erkrankung geschwächtes Immunsystem, bestimmte Medikamente sowie intensive UV-Strahlung können die Entstehung einer Gürtelrose begünstigen.
Gürtelrose: Symptome und Verlauf
Eine Infektion mit Gürtelrose zeigt sich am Anfang zunächst mit eher unspezifischen Symptomen, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl. Zudem können brennende und stechende Nervenschmerzen sowie Taubheitsgefühle und Kribbeln an den betroffenen Körperstellen auftreten. Häufig ist der Rücken betroffen. Grundsätzlich kann Gürtelrose aber auch an vielen anderen Körperstellen, wie dem Gesicht, am Auge, oder an Armen und Beinen auftreten.
Der typische Hautausschlag als eines der Symptome erscheint erst später – etwa ein bis drei Tage nachdem das Virus die Haut erreicht hat. Dieser Ausschlag besteht aus roten Flecken auf der Haut, auf denen sich kleine Bläschen bilden, die eine virusbelastete, infektiöse Flüssigkeit enthalten. Eine Gürtelrose kann aber auch ohne Ausschlag auftreten.
Nach weiteren drei bis fünf Tagen brechen die Bläschen auf und bilden allmählich Krusten, die nach zwei bis drei Wochen abfallen. Eine Gürtelrose heilt in den meisten Fällen nach einer Dauer von wenigen Wochen wieder folgenlos aus, es kann aber auch zu Komplikationen, wie langanhaltenden Nervenschmerzen, Hirn- oder Rückenmarksentzündung kommen.
Ist Gürtelrose ansteckend?
Ansteckend ist Gürtelrose nur für Menschen, die keine Windpocken hatten, da bei allen anderen der Virus ohnehin schon inaktiv im Körper vorhanden ist. Bei direktem Kontakt mit dem Sekret der Bläschen ist es möglich, dass es in der Folge zu einem Ausbruch der Windpocken kommt. Auch bei einer erfolgten Impfung gegen Windpocken ist eine Ansteckung mit dem Wildtyp der Varizella-zoster-Virus nicht komplett ausgeschlossen.
Die Frage, wie lange Gürtelrose ansteckend ist, ist abhängig davon, wie lange die Bläschen bestehen bleiben. Sobald die Flüssigkeit in den Bläschen abgetrocknet ist und sich die Krusten abgelöst haben, ist Gürtelrose nicht mehr ansteckend.
Wie wird Gürtelrose diagnostiziert?
Aufgrund der unspezifischen Symptome ist die Diagnose bei Ausbleiben des Ausschlags oder vor dessen Auftreten häufig schwierig. Gerade wenn die Nervenschmerzen im Bereich des Rückens auftreten, wird Gürtelrose zunächst häufig mit anderen Rückenleiden, wie einem Bandscheibenvorfall verwechselt.
Bei Verdacht auf Gürtelrose kann das Blut der betroffenen Person auf Antikörper untersucht werden. Tritt bereits der typische Hautausschlag auf, kann auch die Bläschenflüssigkeit auf Viren getestet werden.
Gürtelrose: Behandlung frühzeitig starten
Die frühzeitige Behandlung der Gürtelrose ist wichtig, um den Viren möglichst früh Einhalt zu gebieten und einer weiteren Schädigung der Nerven – der sogenannten Post-Zoster-Neuralgie – vorzubeugen.
Wird bei über 50-Jährigen und bei Befall im Kopf- oder Halsbereich eine frühzeitige Behandlung verpasst, kann dies zu monatelang anhaltenden chronischen Schmerzen führen. Auch Sehprobleme oder eine Hirnhautentzündung sind infolge der Erkrankung möglich. Deshalb sollten Sie bei Verdacht auf eine Gürtelrose umgehend ärztlichen Rat.
Die sofort eingeleitete Akut-Behandlung besteht aus zwei Säulen:
- Zum einen aus der Medikation mit antiviralen Medikamenten.
- Zum anderen aus der konsequenten Behandlung der Schmerzen, die die Gürtelrose verursacht.
Eine rasche Virushemmung ist die Basis zum Vermeiden von Komplikationen bei einer Gürtelrose. Schnelle Schmerzbefreiung in den ersten Tagen kann einer postzosterischen Neuralgie als Folge einer Gürtelrose vorbeugen.
Zusätzlich kann der Hautausschlag je nach Stadium mit feuchten Umschlägen oder krustenlösenden Mitteln behandelt werden.
Gürtelrose-Komplikationen: Post-Zoster-Neuralgie (PZN)
Vor allem ältere Menschen können noch Monate oder sogar Jahre nach der eigentlichen Erkrankung Schmerzen an den von Gürtelrose betroffenen Stellen spüren, die schwer zu behandeln sind und chronifizieren können. Bestehen die Nervenschmerzen länger als drei Monate, spricht man nicht mehr von Gürtelrose, sondern von einer postzosterischen Neuralgie (PZN). Sind die Schmerzen erst einmal chronisch geworden, so lassen sie sich oft nur noch schwer beeinflussen.
Das Risiko für diese Komplikation als Folge einer Gürtelrose steigt mit zunehmendem Alter. Bei circa 20 Prozent der Betroffenen über 60 Jahre bestehen die Schmerzen länger als ein Jahr. Eine Post-ZosterNeuralgie (PZN) kann im schlimmsten Fall sogar lebenslang fortbestehen und ist für die Betroffenen zum Teil unerträglich. Eine möglichst schnelle und konsequent durchgeführte Behandlung kann das Risiko für eine PZN als Folge von Gürtelrose herabsetzen.
Weitere mögliche Komplikationen sind Lähmungserscheinungen im Gesicht und Sehstörungen (Zoster ophthalmicus), eine Hirnhautentzündung (Zoster-Meningitis) oder eine Entzündung des Rückenmarks (Zoster-Myelitis).
Impfung gegen Gürtelrose
Seit 2013 ist in Deutschland ein Impfstoff gegen Herpes zoster zugelassen. Der Lebendimpfstoff ist unter dem Handelsnamen Zostavax® für Menschen ab 50 Jahren verfügbar. Die Impfung reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Gürtelrose-Infektion und senkt das Risiko für schwere Verläufe der Erkrankung, wobei die Schutzwirkung mit steigendem Alter abnimmt.
Ein weiterer Impfstoff, der seit 2018 für Personen ab 50 Jahren zugelassen ist, trägt den Handelsnamen Shingrix® und ist ein sogenannter rekombinanter Totimpfstoff, der unter anderem auf einem Antigen des Varizella-zoster-Virus basiert. Er gilt auch bei älteren Menschen als wirksam, wenngleich nach der Gürtelrose-Impfung Nebenwirkungen wie Schwellungen, Juckreiz, Muskelschmerzen, Kopfweh, Fieber oder Müdigkeit auftreten, die jedoch noch ein bis drei Tagen wieder abklingen.
Wer sollte sich gegen Herpes zoster impfen lassen?
Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist die zweifache Impfung gegen Herpes zoster mit einem Totimpfstoff empfehlenswert für
- Personen ab einem Alter von 60 Jahren
- Personen ab einem Alter von 50 Jahren, deren Immunsystem geschwächt ist (zum Beispiel infolge einer Organtransplantation)
- Personen ab einem Alter von 50 Jahren, die eine schwere Grunderkrankung haben (zum Beispiel rheumatische Arthritis, chronische Erkrankungen des Darms, der Lunge oder der Nieren oder Diabetes mellitus
Die beiden Impfungen sollten in einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erfolgen.
Sollten Sie an einer Impfung gegen Gürtelrose interessiert sein, besprechen Sie bitte mit Ihrem*Ihrer Arzt*Ärztin, ob eine solche Impfung für Sie infrage kommt. Die Kosten für die Gürtelrose-Impfung werden von den gesetzlichen Krankenversicherungen für die genannten Personengruppen übernommen.
Ist Gürtelrose meldepflichtig?
Gürtelrose ist in bestimmten Fällen meldepflichtig. Wurde das Varizella-zoster-Virus nachgewiesen, muss der*die behandelnde Arzt*Ärztin dem Gesundheitsamt innerhalb von 24 Stunden den Fall melden. Dasselbe gilt beispielsweise für Leiter*innen von Gemeinschaftseinrichtungen, in denen mehrere Fälle von Gürtelrose aufgetreten sind. Genauere Informationen zu meldepflichtigen Personen sind in § 8 des Infektionsschutzgesetzes festgelegt.