Frau mit Neuropathie bei Ärztin
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Neuropathie, Neuritis & Neuralgie – Symptome & Behandlung

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 26.09.2017

Nerven leiten Informationen ans Gehirn und regen die Muskeln an, passend zu reagieren. Ohne Nerven würden wir nicht von der heißen Kerzenflamme zurückzucken oder die entspannende Wirkung warmen Wassers fühlen. Doch wie alle anderen Körperteile können auch Nerven geschädigt werden. Was ist eine Neuritis, wo ist der Unterschied zwischen Neuralgie und Neuropathie? Wir informieren über Symptome und Behandlung der Nervenbeschwerden.

Was sind Neuropathie, Neuritis und Neuralgie?

Eine Schädigung der Nerven wird als Neuropathie bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen. Dazu zählen beispielsweise eine Nervenentzündung (Neuritis) oder auch eine Verletzung der Nerven. Mögliche Folgen sind ein vorübergehender Funktionsverlust oder eine dauerhafte Zerstörung des Nervs sowie Nervenschmerzen (Neuralgie).

Funktion unseres Nervensystems

Zum Nervensystem des Menschen gehören unzählige kleine und große Nervenfasern, die von Messfühlern aufgenommene Informationen an übergeordnete Zentren übermitteln, wo diese Reize verarbeitet werden.

Die Antworten werden wiederum von Nerven an die Orte weitergeleitet, wo sie bestimmte Aktionen auslösen sollen. Ohne Nerven könnten wir weder angemessen auf die Außenwelt reagieren, noch könnten die verschiedenen Teile des Organismus miteinander kommunizieren.

Ursachen: Wie entsteht eine Nervenschädigung?

Das sind mögliche Ursachen für eine Neuropathie:

  • Oft wird der Nerv durch Druckeinwirkung beeinträchtigt – typisches Beispiel sind die Funktionsausfälle bei einem Bandscheibenvorfall oder einem Karpaltunnelsyndrom; seltener kann auch ein Tumor einen Nerv quetschen.
  • (Stoffwechsel-)Gifte können den Nerv schädigen; sie entstehen zum Beispiel bei der Zucker- oder Alkoholkrankheit oder gelangen durch Medikamente oder die Nahrung (zum Beispiel Schwermetalle) in den Körper. Auch ein Mangel an Vitaminen, insbesondere Folsäure, oder eine Multiple Sklerose kann die Nervenfunktion beeinträchtigen. Sind mehrere Nerven betroffen, spricht man auch von Polyneuropathie beziehungsweise – wenn entzündliche Prozesse dabei eine Rolle spielen – auch von Polyneuritis.
  • Nervenverletzungen oder -durchtrennungen entstehen zum Beispiel bei Verkehrsunfällen oder durch Schnittwunden und sind auch eine mögliche Komplikation von operativen Eingriffen.
  • Nervenentzündungen (Neuritis) können auch durch Infektionen hervorgerufen werden. So können Windpockenviren im Körper überdauern und in bestimmten Situationen eine Gürtelrose auslösen, die mit typischen Nervenschmerzen einhergeht (Zosterneuralgie). Auch eine HIV-Infektion und eine Borreliose können von einer Neuralgie begleitet sein.

Symptome: Wie äußert sich eine Neuropathie?

Die Hauptsymptome einer Neuropathie äußern sich an den Körperstellen, die vom betroffenen Nerv versorgt werden: Funktionsbeeinträchtigungen von Muskeln bis hin zur Lähmung, Empfindungsstörungen, Regulationsstörungen der Haut und Nervenschmerzen; daneben können auch die Reflexe verändert sein. Art, Ort und Ausmaß der Beschwerden hängen vor allem von den betroffenen Nerven und vom Auslöser ab.

Anzeichen einer Polyneuropathie

Die Polyneuropathie beginnt typischerweise mit Missempfindungen der Haut (vor allem Ameisenlaufen) und Sensibilitätsstörungen, die symmetrisch und eher – sockenförmig – an den Beinen lokalisiert sind. Lähmungen und Muskelschwund treten erst später auf.

Ein Ischiassyndrom äußert sich dagegen oft vor allem durch die ins Bein ziehenden Nervenschmerzen, ein Bandscheibenvorfall weist häufig bereits frühzeitig Muskellähmungen und taube Stellen an der Haut auf.

Welche Symptome sind typisch für eine Neuralgie?

Nervenschmerzen schießen plötzlich ein, steigen wellenförmig an und ab oder existieren als Dauerschmerz. Manche treten spontan, also ohne erkennbaren Auslöser auf, andere werden durch bestimmte Faktoren "getriggert" (zum Beispiel: Kälte, Berührung). Nervenschmerzen entstehen nicht an der Stelle, wo der Nerv geschädigt wird, sondern in seinem Verlauf.

Das liegt daran, dass das Gehirn Nervenschmerzen den Körperregionen zuordnet, wo die Messfühler der Nervenfasern liegen, um Schmerz zu registrieren. Drückt also beispielsweise eine Bandscheibe auf den Ischiasnerv an seinem Durchtritt durch die Wirbellöcher, tut es nicht dort weh (die Rückenschmerzen entstehen durch die Muskelverkrampfungen), sondern vor allem an der Rückseite des Oberschenkels, wo die Schmerzrezeptoren des Ischiasnervs liegen. So kommt es übrigens auch zu den Phantomschmerzen nach Amputationen.

Trigeminusneuralgie und Morton-Neuralgie

Im Kopfbereich treten Nervenschmerzen oft in Form einer Trigeminusneuralgie auf. Diese blitzartig einschießenden stechenden oder brennenden, meist auf eine Gesichtshälfte begrenzten Schmerzen sind äußerst heftig und werden oft durch Aktivitäten wie Sprechen, Kauen oder Zähneputzen ausgelöst. Vermutlich wird die Trigeminusneuralgie in den meisten Fällen durch Druckschädigung durch ein nahe liegendes Blutgefäß verursacht.

Ähnliche Schmerzen im Bereich des Mittelfußes (meist zwischen dem dritten und vierten Zeh), die zum Beispiel durch Berührung ausgelöst werden, werden als Morton-Neuralgie bezeichnet. Sie wird durch eine Nervenschädigung wahrscheinlich infolge chronischer Druckbelastung bei einem Spreizfuß verursacht.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Infolge der typischen Symptome ist der betroffene Nerv meist schnell identifiziert. Die Ursachenforschung ist dagegen häufig langwieriger und führt nicht immer zum Erfolg. Je nach Ergebnissen der körperlichen Untersuchung und vermutetem Auslöser folgen weitere Tests wie Blutuntersuchungen, Computer- oder Kernspintomografie, Untersuchungen der Funktion von Muskeln und Nerven, elektrophysiologische Diagnostik oder Röntgenuntersuchungen der Gefäße.

Welche Therapie gibt es?

So zahlreich wie die Auslöser sind auch die Behandlungsmethoden – deshalb kann hier nur ein grober Überblick gegeben werden. Wo möglich, wird die Ursache angegangen; daneben wird versucht, die Beschwerden zu lindern. In manchen Fällen muss auch ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.

Gegen die akuten oder chronischen Schmerzen werden vor allem Medikamente eingesetzt – neben den üblichen schwachen bis starken Schmerzmitteln auch Antidepressiva, Antiepileptika, Radikalfänger (Alpha-Liponsäure) und Lokalanästhetika. Je nach Nervenschmerzen wird auch die Therapie mittels Strom (TENS = transkutane elektrische Nervenstimulation) erfolgreich angewendet.

Daneben kommen physiotherapeutische Maßnahmen, Entspannungs- und psychotherapeutische Verfahren zum Einsatz.

Alternative Behandlungsmethoden

Häufig sind besonders bei chronischen Nervenschmerzen mithilfe von alternativen Methoden gute Erfolge zu erzielen. Typischerweise werden folgende Methoden angewandt:

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