Hantavirus: Grippeähnliche Symptome
Die kleine Rötelmaus, ein häufiger aber unauffälliger Vertreter der Wühlmaus, ist gefährlicher, als viele glauben: Sie überträgt nämlich die gefährlichen Hantaviren. In Deutschland ist der Virus erst seit 2001 meldepflichtig, besonders viele gemeldete Infektionen gab es in den Jahren 2007 (1.688) und 2010 (2.017). Im Rekordjahr 2012 wurden dem Robert-Koch-Institut 2.824 Fälle gemeldet. Danach sanken die Zahlen jedoch wieder; 2016 waren es nur noch 278 gemeldete Fälle. Experten schätzen jedoch, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.
Was sind Hantaviren?
Eine Infektion mit dem Hantavirus kann eine mitunter schwere Erkrankung hervorrufen. Die Krankheitserreger gehören zur Virus-Gruppe der Bunyaviridae.
Der Begriff Hantavirus stammt aus der Zeit des Korea-Krieges 1950-53. Dort litten mehrere Tausend Soldaten am sogenannten Korea-Fieber, begleitet von inneren Blutungen und Nierenversagen. Auslöser war der bis dato unbekannte Hantavirus, der nach dem koreanischen Fluss Hantaan benannt wurde, an dem der Ausbruch der schweren Erkrankung begann.
Die Krankheitserreger sind heute weltweit verbreitet. Vor allem in Südostasien sind Hantaviren häufige Erreger. Doch auch in Europa ist die Infektionskrankheit keine Seltenheit.
Symptome einer Hantavirus-Infektion
Wer über einen Zeitraum von mehr als drei Tagen grippeähnliche Symptome aufweist, könnte sich mit dem Hantavirus vom Typ Puumala angesteckt haben. Besonders charackteristische für die Hantavirus-Infektion sind Anzeichen wie:
- hohes Fieber über 38 Grad Celsius
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- Rückenschmerzen
- Schüttelfrost
- Übelkeit
- eventuell eine Bindehautentzündung
- Blut im Urin
Krankheitsverlauf einer Infektion mit Hantaviren
Der überwiegende Teil der Virusinfektionen verläuft unbemerkt, das heißt der Krankheitsverlauf ist asymptomatisch oder so leicht, dass die Infektion dem Betroffenen gar nicht auffällt.
Ein schwerer Verlauf, das sind Erkrankungen mit ausgeprägten Symptomen, wird unter dem Begriff "Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom" (HFRS) zusammengefasst: Das bedeutet im schlimmsten Fall, dass die Nierenfunktion gestört ist oder die Nieren akut versagen. Außerdem ist die Leber vergrößert. In Ausnahmefällen kann es zu einer lebensbedrohlichen Blutungsneigung kommen.
Übertragung von Hantaviren
Ein gehäuftes Auftreten von Hantavirus-Infektionen steht meist in Zusammenhang mit einer starken Vermehrung von Nagetieren. Die natürlichen Wirte der Hantaviren sind Mäuse und Ratten. Die Viren werden von infizierten Mäusen über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Als Hauptüberträger kommen in Mitteleuropa die Rötelmaus, Brandmaus und Wanderratte vor. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder eine Ansteckung über Haustiere und Insekten gilt als unwahrscheinlich.
Das Puumalavirus breitet sich immer dann aus, wenn die Zahl der Rötelmäuse ansteigt – das ist der Fall, wenn es reichlich Nahrung gibt. Als besonders gefährdet gelten Personen, die sich viel im Freien aufhalten, etwa Förster, Waldarbeiter, Landwirte, Pilze- und Beerensammler, aber auch Gäste und Besitzer von waldnahen Ferienwohnungen, die längere Zeit leer gestanden haben.
Da das Virus über Urin und Kot übertragen wird, kann getrockneter staubiger Kot, der beim Fegen aufgewirbelt wird, in die Atemwege kommen. Das gleiche kann passieren, wenn man Holz einsammelt oder spaltet oder Schuppen, Garagen und Kellerräume reinigt, in die sich die kleinen Nager mit dem rötlichen Fell eingenistet haben.
Diagnose einer Hantavirus-Infektion
Zur Gruppe der Hantaviren zählen rund 30 Serotypen. Das sind unterscheidbare Variationen von Bakterien oder Viren. In Mittel- und Nordeuropa ist hauptsächlich das Puumala-Virus verbreitet, benannt nach der finnischen Stadt Puumala, wo dieser Typ zum ersten Mal aufgetreten ist.
Nachgewiesen werden Hantaviren durch Antikörper im Blut des Kranken. Spezialtests in Laboren ergeben, um welche Serotypen es sich handelt. Nach Angaben des Deutschen Grünen Kreuzes entwickeln nur 60 bis 70 Prozent der Patienten in der akuten Phase nachweisbare, spezifische Antikörper.
Problematisch ist, dass wegen des geringen Bekanntheitsgrades von Hantavirus-Infektionen unter Ärzten in Europa die Erkrankungen teilweise sogar mit Blinddarm- und mit Leberentzündung verwechselt oder als "Nierenversagen unklarer Herkunft" oder schwere Grippe verkannt werden.
Eine Infektion mit Hantaviren behandeln
Einen Impfstoff gegen Hantaviren gib es bisher nicht. Eine Erkrankung kann man allenfalls symptomatisch behandeln: Treten beispielsweise Schmerzen oder Fieber auf, können diese mit Medikamenten gelindert werden.
Schwere Fälle behandelt der Arzt mit Ribavirin, das unter anderem bei AIDS und Hepatitis C eingesetzt wird, da es die Virenvermehrung hemmt. Wird eine Hantavirus-Infektion festgestellt, muss sie dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden.
Vorbeugung von Hantavirus-Infektionen
Zur Vorbeugung empfiehlt das Robert-Koch-Institut, beim Reinigen lange nicht genutzter Räume, in denen sich gehäuft Mäuse aufhalten – etwa Scheunen, Dachböden, Garagen, Lagerräume, Werkstätten, aber auch Terrassen – einiges zu beachten:
- Sorgen Sie für ausreichend Belüftung und tragen Sie beim Putzen einen Atemschutz.
- Putzen Sie mit feuchten Tüchern, um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln.
- Besprühen Sie Kotreste mit Desinfektionsmittel.
- Waschen Sie sich nach dem Putzen gründlich die Hände.
Tote Mäuse sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden, sondern mit Einmalhandschuhen. Man sollte sie mit einem Desinfektionsmittel besprühen, in eine Plastiktüte legen und mit einer weiteren Plastiktüte gut verschließen, dann kann man sie über den Hausmüll entsorgen.