Mann mit Rückenschmerzen
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Rückenschmerzen: Woher kommen Schmerzen im oberen, mittleren und unteren Rücken?

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.10.2022

Rückenschmerzen sind ein häufiges gesundheitliches Problem. Meist stecken mangelnde Bewegung, Fehlhaltungen oder Überbeanspruchung hinter den Beschwerden. In einigen Fällen können aber auch Erkrankungen des Rückens oder organische Ursachen die Auslöser darstellen. Dabei kann es am oberen, mittleren oder unteren Rücken zu Schmerzen kommen. Was steckt hinter diesen verschiedenen Arten von Rückenschmerzen, worauf deuten Begleitsymptome wie Übelkeit, Schwindel oder Brustschmerzen hin und was hilft?

Rückenschmerzen am unteren Rücken

Treten die Rückenschmerzen eher unten auf, ist in der Regel die Lendenwirbelsäule von den Schmerzen betroffen. Man spricht deshalb auch vom Lendenwirbelsäulensyndrom (kurz: LWS-Syndrom). Die Lendenwirbelsäule reicht vom Kreuzbein hoch bis zu den unteren Rippen und umfasst fünf Lendenwirbel. Umgangssprachlich wird für Schmerzen, die unten am Rücken auftreten, auch der Begriff "Kreuzschmerzen" verwendet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Beschwerden auch oftmals am Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein verortet sind.

Rückenschmerzen am unteren Rücken kommen besonders oft vor, da die Wirbelsäule in diesem Bereich sehr empfindlich auf Einflüsse von außen reagiert und die Lendenwirbel im Vergleich zu anderen Bereichen der Wirbelsäule eher klein sind. Häufige Ursachen von Schmerzen im unteren Rücken sind:

Strahlen die Schmerzen vom unteren Rücken nach vorne bis in die Leiste oder die Beine aus und fühlen sie sich stechend an, ist häufig ein Bandscheibenvorfall die Ursache.

Daneben können auch in der Nähe liegende Organe wie beispielsweise die Nieren (etwa im Rahmen einer Nierenbeckenentzündung) Schmerzen auslösen, die leicht mit Schmerzen des unteren Rückens verwechselt werden. Auch kann es bei Frauen zum Beispiel während der Periode zu Unterleibsschmerzen kommen, die bis in den unteren Rücken ausstrahlen.

In sehr seltenen Fällen kann auch ein Tumor der Wirbelsäule untere Rückenschmerzen auslösen.

Unterer Rücken schmerzt in der Schwangerschaft

Eine weitere Ursache für Rückenschmerzen in diesem Bereich ist eine Schwangerschaft. Durch das Gewicht des Fötus kippt das Becken im Laufe der Schwangerschaft nach vorne, wodurch es zu einem Hohlkreuz kommt. Dies wiederum löst Schmerzen im unteren Rücken aus. Ist die Schwangerschaft weiter fortgeschritten, können zudem Kontraktionen der Gebärmutter, Druck durch den Fötus auf Nerven oder ein Harnwegsstau hinter den Beschwerden stecken.

Treten die Rückenschmerzen bereits in der Frühschwangerschaft auf, ist dies auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen, die zu Lockerungen der Muskulatur im Becken und am Schambein sowie der Bandscheiben führen.

Rückenschmerzen am mittleren und oberen Rücken

Die Brustwirbelsäule bezeichnet den Bereich zwischen den unteren Rippen bis zu den Schultern. Sie besteht aus zwölf Brustwirbeln. Beschwerden am mittleren und oberen Rücken werden deshalb auch unter der Bezeichnung Brustwirbel-Syndrom (BWS-Syndrom) oder Dorsalgie ("dorsal" = "zum Rücken hin", was sich auf die Krümmung der Brustwirbelsäule bezieht) zusammengefasst.

Treten Schmerzen am mittleren und oberen Rücken auf, können ebenfalls zahlreiche Ursachen dahinterstecken, die sich teilweise mit den Auslösern von Beschwerden in anderen Bereichen des Rückens überschneiden. Unter anderem kommen als Ursachen infrage:

  • langes Sitzen und unzureichende Bewegung
  • Übergewicht
  • Morbus Scheuermann
  • Skoliose
  • Kostotransversalgelenk-Syndrom
  • Osteoporose
  • rheumatische Arthritis
  • Frakturen an den Brustwirbeln

Ein Bandscheibenvorfall tritt im Bereich der Brustwirbelsäule sehr selten auf – in nur circa zwei Prozent aller Fälle. Auch bei Schmerzen am mittleren und oberen Rücken kann in sehr seltenen Fällen ein Tumor im Bereich der Wirbelsäule oder des Rückenmarks vorliegen. Die Schmerzen nehmen dann meist nachts und im Liegen zu.

Rückenschmerzen mit weiteren Schmerzen

Kommt es zu Rückenschmerzen in Kombination mit Schmerzen im Brustkorb, im Bauchraum oder in der Nierengegend, können auch organische Ursachen dahinterstecken. Welche das sind, lesen Sie im Folgenden.

Brust- und Rückenschmerzen – Schäden an Lunge oder Herz?

Gerade bei Schmerzen an der Brustwirbelsäule fällt es vielen Betroffenen schwer, diese Rückenschmerzen von Brustschmerzen zu unterscheiden. Auch Erkrankungen der Lunge werden vermutet.

Tatsächlich können einige Lungenerkrankungen Symptome wie Rückenschmerzen mit sich bringen. Dazu gehört die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei dieser Erkrankung, die unter anderem durch chronischen Husten und Atemnot gekennzeichnet ist, ist das Zwerchfell während der Atmung viel stärker beansprucht als dies normalerweise der Fall ist. Dadurch kann es keine rumpfstabilisierende Wirkung entfalten und die Bandscheiben werden stärker belastet. Das wiederum hat Rückenschmerzen zur Folge.

Aber auch akute Infektionen, wie eine Bronchitis, eine Entzündung des Rippenfells oder eine Lungenentzündung, können Schmerzen im mittleren Rücken auslösen. Wichtig ist dann, auf charakteristische Begleitsymptome wie Husten, allgemeines Krankheitsgefühl, Probleme beim Atmen oder Fieber zu achten. Bei einer Rippenfellentzündung verstärken sich die Rückenschmerzen häufig beim Atmen.

Treten Schmerzen im Rücken und in der Brust auf, kann dies auch auf eine Herzerkrankung hindeuten, bei der die Schmerzen in den Rücken ausstrahlen. Aber auch umgekehrt können natürlich Rückenschmerzen im Brustraum spürbar sein. Ein Unterscheidungsmerkmal ist, dass Rückenschmerzen in der Regel in Ruhe zunehmen, während durch das Herz ausgelöste Beschwerden sich bei Aktivität verschlechtern.

Mögliche Erkrankungen des Herzens, die Rücken- und Brustschmerzen auslösen können, sind eine Herzmuskelentzündung, eine Angina pectoris oder ein Herzinfarkt. Typische Begleitsymptome sind hierbei je nach Erkrankung ein Engegefühl in der Brust, Müdigkeit, Übelkeit, Oberbauchschmerzen oder Schwindelgefühle.

Generell gilt: Bei starken Schmerzen und akuten Begleitsymptomen, wie Atemnot, Übelkeit oder Todesangst, sollte immer der Notruf verständigt werden.

Bauchschmerzen und Rückenschmerzen gleichzeitig

Bei gleichzeitig auftretenden Bauch- und Rückenschmerzen wird häufig eine gemeinsame Ursache vermutet. Das kann, muss aber nicht der Fall sein. Mögliche gemeinsame Auslöser sind Erkrankungen der Galle, insbesondere Gallensteine, sowie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Bei beiden Erkrankungen kommt es neben den starken Schmerzen unter anderem häufig zu Übelkeit und Erbrechen. Bei Gallensteinen kann auch auffällig heller Stuhl auftreten.

Daneben können auch bestimmte Erkrankungen der Nieren Schmerzen im Rücken zur Folge haben.

Rückenschmerzen bei Nieren- oder Blasenerkrankungen

Schmerzen im mittleren oder unteren Rücken können auch ein Hinweis auf eine fortgeschrittene Blasenentzündung (Zystitis) sein. Zusätzlich treten dann für eine Blasenentzündung typische Symptome, wie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder ein verfärbter Urin auf. In der Regel kommt es bei einer Zystitis zu Rückenschmerzen, wenn sich die Infektion auf die Nieren ausgeweitet hat. Dann sollte dringend ärztlicher Rat gesucht werden.

Bei Nierenerkrankungen, wie Nierensteinen oder einer Nierenbeckenentzündung, können von den Nieren Schmerzen ausstrahlen, die sich wie Rückenschmerzen anfühlen. Ob es sich um Nieren- oder Rückenschmerzen handelt, lässt sich häufig anhand dieser Kriterien bestimmen: Zum einen schränken Nierenschmerzen in der Regel nicht die Bewegungsfähigkeit ein. Zum anderen löst ein leichter Schlag mit der Handkante auf Höhe der Nieren (circa zwei bis drei Finger oberhalb des Beckens) bei einem Nierenleiden üblicherweise Schmerzen aus.

Rücken- und Nackenschmerzen

Den obersten Teil der Wirbelsäule bildet die sogenannte Halswirbelsäule. Sie liegt zwischen Schultern und Schädel und besteht aus sieben Halswirbeln. Erkrankungen der Halswirbelsäule und die damit in Zusammenhang stehenden Beschwerden, wie Arm- oder Kopfschmerzen, werden auch als Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) oder Zervikalsyndrom bezeichnet.

Folgenende Ursachen können unter anderem hinter einem HWS-Syndrom stecken:

  • schlechte Haltung und langes Sitzen
  • Verschleiß an Bandscheiben, Bändern oder Wirbeln
  • Block- oder Keilwirbel
  • Morbus Scheuermann
  • rheumatoide Arthritis
  • Entzündungen der Halswirbel durch bakterielle Infektionen
  • Tumor (in seltenen Fällen)
  • Osteoporose
  • Schleudertrauma

Bei einem HWS-Syndrom ist häufig die angrenzende Muskulatur im Nacken verspannt. Bei besonders starken Verspannungen können Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Schwindelanfällen oder Ohrgeräusche auftreten. Dies liegt vermutlich daran, dass die verspannten Muskeln auf Nerven drücken, die aus der Wirbelsäule austreten. Auch Einengungen der Blutgefäße durch die Muskulatur könnten Schwindelgefühle und Tinnitus begünstigen.

Je nachdem, ob die Probleme im unteren, mittleren oder oberen Teil der Halswirbelsäule auftreten, können die Schmerzen in unterschiedliche Bereiche des Körpers ausstrahlen. Ist der untere Teil der Halswirbelsäule betroffen, sind die Beschwerden oft als ziehende Schmerzen bis in die Arme hinein spürbar (Zervikobrachialgie). Bei Problemen im mittleren Bereich kommt es in den Schulterblättern zu Beschwerden, beim oberen Teil hingegen im Hinterkopf.

Chronische Rückenschmerzen

Rückenschmerzen gelten als chronisch, wenn die Beschwerden seit mindestens zwölf Wochen bestehen und in dieser Zeit nahezu täglich auftreten.

Chronische Rückenschmerzen können für betroffene Personen eine große Belastung darstellen. Häufig führen sie zu einer Einschränkung von alltäglichen Aktivitäten, die nicht mehr schmerzfrei ausgeführt werden können. Auch sind sie häufig Anlass für eine Berufsunfähigkeit oder einen Eintritt in die Frührente.

Tritt keine Besserung der Beschwerden ein, können chronische Rückenschmerzen auch zu psychischen Problemen bis hin zu Depressionen führen. Bei anhaltenden Beschwerden sollte also in jedem Fall ärztlicher Rat gesucht werden.

Diagnose bei Rückenschmerzen

Die erste Anlaufstelle bei Rückenschmerzen ist in der Regel die Hausarztpraxis. Von hier aus kann dann, je nach Auslöser der Rückenschmerzen, eine Überweisung in eine orthopädische, neurologische oder rheumatologische Facharztpraxis erfolgen.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnose von Rückenschmerzen ist zunächst das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Hierbei wird der*die Arzt*Ärztin zunächst nach der Art und der genauen Verortung der Beschwerden fragen. Treten die Schmerzen beispielsweise nur links oder rechts neben der Wirbelsäule auf, kann beispielsweise eine schiefe Sitzhaltung oder ein Bandscheibenvorfall aus Auslöser infrage kommen, wenn die Bandscheibe in die linke oder rechte Rückenhälfte gerutscht ist. Auch ob sich die Beschwerden bei Bewegung bessern oder im Liegen verschlimmern, kann ein Hinweis auf die zugrunde liegende Ursache sein. Zudem sind die Lebensumstände, wie die berufliche Tätigkeit, für die Diagnose wichtig.

Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, in deren Rahmen die Haltung sowie eventuelle Bewegungseinschränkungen und Schmerzpunkte kontrolliert werden.

Falls notwendig, können Blutwerte oder bildgebende Verfahren zur weiteren Diagnostik hinzugezogen werden. Zu Letzterem gehören das Röntgen, eine Knochendichtemessung, eine Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT).

Was hilft bei Rückenschmerzen?

Leidet man häufig an Rückenschmerzen, können unterschiedliche Verhaltensweisen dabei helfen, die Beschwerden zu bessern.

Stress führt häufig zu muskulärer Verspannung und damit auch zu Rückenschmerzen. Lange Arbeitszeiten bewirken bei Schreibtischjobs zusätzlich eine Belastung der Wirbelsäule. In diesen Fällen können gezielte Rückenübungen und Entspannungstechniken dabei helfen, die seelische und körperliche Anspannung zu lösen und Schäden durch Fehlhaltungen und langes Sitzen entgegenzuwirken.

Falls aus ärztlicher Sicht nichts dagegenspricht, sollten rückenschonende Sportarten betrieben werden, da ausreichend Bewegung ein hilfreiches Mittel gegen Stress und gegen Rückenschmerzen sein kann. Passende Sportarten sind beispielsweise Rückenschwimmen, Yoga oder Fahrradfahren. Auch ein leichter Spaziergang kann bereits unterstützen.

Ebenfalls zur körperlichen und emotionalen Entspannung tragen warme Bäder und Massagen bei. Letztere sollten zumindest bei Verdacht auf eine zugrundeliegende Rückenerkrankung immer nur durch eine*n professionelle Masseur*in durchgeführt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Behandlung in Form einer Physiotherapie, bei der unter professioneller Anleitung Muskeln gestärkt oder Fehlhaltungen korrigiert werden können.

Operationen am Rücken wurden früher besonders häufig bei Bandscheibenvorfällen durchgeführt. Mittlerweile wird bei Rückenbeschwerden jedoch meist eine konservative Therapie mit Wärme, Massagen oder Physiotherapie bevorzugt. Erst, wenn dieses Vorgehen keine Besserung der Beschwerden bringt oder wenn Symptome wie extrem starke Rückenschmerzen, Lähmungen oder Blasen- und Darmstörungen auftreten, ist eine OP häufig die letzte Option.

Medikamente bei schmerzendem Rücken?

Bei akuten Rückenschmerzen kann es sinnvoll sein, diese mit Medikamenten zu lindern. Insbesondere, wenn die Schmerzen durch Verspannungen oder Fehlhaltungen ausgelöst wurden, kann die Einnahme von Schmerzmitteln ratsam sein, da sich dann fehlerhafte Schonhaltungen leichter lösen und die Beweglichkeit wieder vollumfänglich möglich ist.

Geeignete Schmerzmittel sind beispielsweise Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Alle diese Mittel können jedoch auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Zur dauerhaften Therapie sind sie nicht geeignet. Bei länger anhaltenden Rückenschmerzen sollte deshalb in jedem Fall ärztlicher Rat gesucht werden.

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