Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs, auch Pankreaskarzinom genannt, ist eine Krebserkrankung, die insbesondere bei Patient*innen im höheren Lebensalter zwischen 60 und 80 Jahren auftritt. Meist verursacht ein Tumor der Bauchspeicheldrüse über lange Zeit keine Symptome und löst erst in fortgeschrittenen Stadien Probleme aus. Wie sich Bauchspeicheldrüsenkrebs bemerkbar macht, wie er behandelt wird und wo die Lebenserwartung mit Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Welche Funktion hat die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse, in der Fachsprache als Pankreas bezeichnet, ist – wie der Name schon sagt – eine große Drüse, die zwischen Magen und Wirbelsäule im Oberbauch liegt. Sie wird in Pankreaskopf, -körper und -schwanz unterteilt.
Ihre Funktion ist es zum einen, Enzyme zu produzieren, die in den Dünndarm geleitet werden, um dort die Zerkleinerung der Nahrungsbestandteile zu unterstützen. Diese Aufgabe übernimmt der sogenannte exokrine Teil der Bauchspeicheldrüse.
Zum anderem spielt die Bauchspeicheldrüse eine wichtige bei der Regulation des Blutzuckerspiegels. Der sogenannte endokrine Anteil der Bauchspeicheldrüse produziert unter anderem die Hormone Insulin und Glucagon, die helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken oder zu erhöhen.
Ursachen: Wie entsteht Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Warum genau ein Pankreaskrebs entsteht, ist bis heute immer noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass es eine gewisse genetische Veranlagung bei Teilen der Bevölkerung zur Entwicklung eines Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt – das bedeutet, die Veranlagung ist vererbbar. Des Weiteren sind einige Risikofaktoren bekannt, die die Entstehung begünstigen können. Hierzu zählen:
- Rauchen
- Übergewicht
- starker Alkoholkonsum
- eine bereits bestehende chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (sogenannte Pankreatitis)
- ein bereits bestehender langjähriger Diabetes Typ 2
Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs vermehrt sich meist das exokrine Gewebe des Pankreas sehr stark und breitet sich nicht nur im Pankreas, sondern auch im umliegenden Gewebe aus. Dies passiert in den meisten Fällen im Bereich des Bauchspeicheldrüsenkopfes, der direkt neben dem Zwölffingerdarm liegt – dies wird als Pankreaskopfkarzinom bezeichnet.
Die bösartigen Zellen können sich, wenn der Krebs nicht behandelt wird, im ganzen Körper ausbreiten und Metastasen bilden. Solche Tochtergeschwülste können beispielsweise in den Lymphknoten, der Milz oder dem Darm entstehen. Häufig befallen die Krebszellen auch die Lunge, die Knochen oder es bilden sich Lebermetastasen.
Was sind die Symptome bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht im Anfangsstadium keinerlei Beschwerden oder Symptome. Dies macht ihn für viele zu einer gefürchteten Erkrankung.
In späteren Stadien kann der Krebs Bauchschmerzen im Oberbauch verursachen. Diese Schmerzen können gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen und auch als reiner Rückenschmerz erscheinen.
Ein Tumor des Pankreaskopfes, ein Pankreaskopfkarzinom, macht sich am häufigsten durch eine Gelbsucht bemerkbar. Eine Gelbsucht bedeutet, dass sich die Haut der Betroffenen gelb verfärbt. Dieses Symptom tritt häufig zunächst an den Augen auf, wo sich das Weiß der Augen gelblich verfärbt. Eine Gelbsucht kann allerdings auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten und ist kein Beweis für das Vorliegen eines Bauchspeicheldrüsenkrebses.
Weitere Anzeichen eines Pankreaskarzinoms können Übelkeit und Erbrechen sein, sowie allgemeine Symptome wie Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Bei dem Gewichtsverlust gilt als Kriterium eine ungewollte Abnahme von mehr als zehn Prozent des ursprünglichen Körpergewichtes in den letzten sechs Monaten.
In selteneren Fällen kann sich beim Bauchspeicheldrüsenkrebs ein sogenanntes paraneoplastisches Syndrom entwickeln. Hierbei neigt das Blut dazu, stärker zu verklumpen sodass Betroffene (wiederholt) Thrombosen bekommen, also Blutgerinnsel, die die Venen blockieren.
Wie wird ein Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert?
Stellen Patient*innen an sich Symptome fest, die auch bei Bauchspeicheldrüsenkrebs auftreten, sollten sie sich zunächst an ihre*n Hausärztin*Hausarzt wenden. Die Symptome eines Pankreastumors sind sehr unspezifisch und können auch ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein, weswegen in der Hausarztpraxis vermutlich zunächst einmal allgemeine Untersuchungen durchgeführt werden. Dazu zählen eine körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung und eventuell eine Ultraschalluntersuchung des Bauches.
Besteht nach den ersten Untersuchungen in der hausärztlichen Praxis weiterhin der Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs, werden Betroffene üblicherweise ins Krankenhaus auf eine gastroenterologische Station überwiesen, die sich mit Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes genau auskennt. Auch hier wird zunächst noch einmal ein Ultraschall durchgeführt, denn mittels eines Ultraschalls kann das Pankreas sehr einfach und gut untersucht werden – eventuelle Veränderungen können so gut festgestellt werden.
Ist im Ultraschall eine Raumforderung (also eine Gewebeansammlung) zu sehen, werden meist weitere bildgebende Verfahren durchgeführt, um die Größe und Ausdehnung des Tumors besser beurteilen zu können. Zu diesen weiteren bildgebenden Verfahren zählen zum Beispiel eine Endosonographie, das heißt eine Ultraschalluntersuchung, die internal durch den Magen durchgeführt wird, oder eine Computertomografie (CT). Eventuell wird während der Endosonographie auch Gewebe der verdächtigen Struktur in der Bauchspeicheldrüse entnommen, um unter dem Mikroskop besser beurteilen zu können, um welche Art Krebs es sich handelt.
Auch bestimmte Blutwerte können bei einem Pankreaskarzinom erhöht sein. So gibt es spezielle Tumormarker, die im Verlauf der Erkrankung immer wieder bestimmt werden können und Hinweise geben, ob zum Beispiel Metastasen vorliegen.
Nachdem all diese Untersuchungen durchgeführt wurden und die Diagnose mit Sicherheit gestellt wurde, wird der Krebs einem bestimmten Stadium zugeordnet. Behandlung und Prognose des Bauchspeicheldrüsenkrebses richten sich unter anderem nach diesem Stadium.
Wie wird Bauchspeicheldrüsenkrebs behandelt?
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in verschiedene Stadien von eins bis vier unterteilt. Die Therapie hängt unter anderem vom bisherigen Verlauf der Tumorerkrankung ab, also wie weit diese bereits fortgeschritten ist. Doch auch andere Faktoren können dabei eine Rolle spielen.
Stadien 1 bis 3: Pankreaskrebs mitunter heilbar
In den Stadien 1 bis 3 wird meist ein kurativer therapeutischer Ansatz gewählt. Das heißt es wird ein Behandlungsplan verfolgt, welcher das Ziel hat, den Krebs zu heilen. Zunächst wird der vom Tumor befallene Teil der Bauchspeicheldrüse operativ entfernt. Je nachdem, wie groß der Tumor ist, müssen hierfür möglicherweise zusätzlich Teile des Zwölffingerdarms oder des Magens wegoperiert werden. Wenn es gelingt, den Tumor durch die Operation restlos zu entfernen (eine sogenannte R0-Resktion), wird Patient*innen empfohlen, anschließend eine Chemotherapie durchzuführen.
Der alleinige Einsatz einer Chemotherapie, also eine Behandlung ohne OP, ist zur kurativen Therapie des Tumors nicht geeignet.
Palliativtherapie bei Pankreastumor
Hat der Bauchspeicheldrüsenkrebs bereits Metastasen gebildet, das heißt Betroffene befinden sich im Stadium 4, wird ein palliativer Behandlungsplan gewählt. Das bedeutet, das Ziel der Behandlung ist nun nicht mehr den Krebs zu besiegen, sondern die Lebenszeit der Erkrankten zu verlängern und gleichzeitig eine möglichst hohe Lebensqualität aufrecht zu erhalten.
Bei Menschen, die bereits sehr alt und schwach sind oder bei denen der Krebs zurückkehrt, kann eine palliative Therapie auch in niedrigeren Krebsstadien sinnvoll sein. Zu einer palliativen Therapie des Bauchspeicheldrüsentumors zählen als Mittel die Chemotherapie, eine Strahlentherapie (Bestrahlung) im Falle von Knochenmetastasen und verschiedene Verfahren zur Reduktion von Schmerzen (beispielsweise durch Medikamente) sowie zur Verbesserung und Aufrechterhaltung der Verdauung.
Fettstuhl als Folge: Was steckt dahinter?
Da die Bauchspeicheldrüse ein wichtiges Organ des Verdauungssystems ist, können sowohl durch einen fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs als auch durch eine operative Entfernung des Organs Verdauungsschwierigkeiten auftreten. Typischerweise treten bei Patient*innen sogenannte Fettstühle auf, also ein heller, fast gelber Stuhlgang, der die Konsistenz von Durchfall hat. Dies liegt daran, dass dem Körper die Enzyme der Bauchspeicheldrüse fehlen, die normalerweise beim Verdauen von Nahrungsfetten helfen.
Betroffene sollten am besten viele kleine und kohlenhydratreiche Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. Zusätzlich kann auch eine Ergänzung der fehlenden Pankreas-Enzyme mittels Tabletten sinnvoll sein.
Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Eine Prognose zur Lebenserwartung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs lässt sich nicht so einfach angeben, da individuelle Faktoren eine große Rolle spielen. Grundsätzlich handelt es sich beim Pankreaskarzinom meist leider um eine aggressive Krebserkrankung.
Die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem Pankreaskarzinom wird in Deutschland bei Männern mit acht Prozent und Frauen mit neun Prozent angegeben. Das heißt, dass fünf Jahre nach der Diagnose noch acht Prozent der diagnostizierten Männer beziehungsweise neun Prozent der Frauen am Leben sind.
Doch die genaue Prognose richtet sich nach vielen Faktoren und variiert daher bei den Betroffenen. Faktoren, die die Überlebenszeit beeinflussen, sind zum Beispiel:
- Krebsstadium
- Aggressivität des Tumors
- Alter
- Ernährungs- und Allgemeinzustand
Wie stirbt man an Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht im Endstadium vielfältige Beschwerden. Betroffene werden zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung meist von einem Palliativteam betreut, das sich mit der Begleitung von sterbenskranken Patient*innen gut auskennt. Wenn Betroffene oder ihre Angehörigen es wünschen, kann für die letzten Lebenswochen beziehungsweise die Sterbephase eine Verlegung in ein Hospiz sinnvoll sein.
Hier oder in der Betreuung wird versucht, die Lebensqualität der Erkrankten bis zum Schluss möglichst hochzuhalten und Symptome bestmöglich zu lindern. Ein wichtiger Teil der Therapie ist daher eine ausreichende Schmerzmittelgabe, beispielsweise von Morphin. Sowohl der Bauchspeicheldrüsenkrebs selbst, als auch Metastasen verursachen nämlich starke Schmerzen. Allmählich werden Betroffene aber trotz guter Pflege und Schmerztherapie schwächer werden. Viele Patient*innen verlieren ihren Appetit und somit auch stark an Gewicht. Wie der individuelle Sterbeprozess genau aussieht, kann allerdings nicht vorausgesagt werden.
Um den Betroffenen und ihren Angehörigen mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs zu helfen und den Umgang mit einer Krebserkrankung im Endstadium zu erleichtern, gibt es psychologische Beratungsangebote. Eine Gesprächstherapie oder eine Selbsthilfegruppe können Betroffenen helfen, ihre Diagnose besser anzunehmen und mit ihr umzugehen.