Ohrenschmalz entfernen: Ohren richtig reinigen
Ohrenschmalz ist ein natürlicher Bestandteil des äußeren Ohres und dient als Schutz vor Infektionen. Es handelt sich dabei um ein Sekret, welches aus den Ohrenschmalzdrüsen des äußeren Gehörganges abgesondert wird. Je nachdem, wie lange sich das Ohrenschmalz bereits im Gehörgang befindet, kann es in Farbe, Konsistenz und Menge variieren. Aber auch der Gesundheitszustand einer Person kann sich in der Beschaffenheit des Ohrenschmalzes widerspiegeln. Am häufigsten stört es Betroffene, wenn sich zu viel Ohrenschmalz bildet und dieses im Ohr sichtbar abgelagert wird. Hier erfahren Sie, wie es zu einer Überproduktion von Ohrenschmalz kommt und welche Mittel dabei helfen, die Ohren richtig zu reinigen.
Wie entsteht Ohrenschmalz und welche Funktion hat es?
Ohrenschmalz (Cerumen) bildet sich ausschließlich in den Ohren und erfüllt dort wichtige Aufgaben:
- Schutz vor Austrocknung: Das Ohr wird über das Sekret feucht gehalten und kann so nicht austrocknen. Dadurch wird das Hörorgan vor Entzündungen geschützt.
- Schutz vor Umwelteinflüssen: Durch das Ohrenschmalz besteht ein gewisser Schutz vor Umwelteinflüssen, wie Wind und Kälte.
- Abwehr von Pilzen und Bakterien: Zusätzlich enthält das Ohrenschmalz Enzyme des Immunsystems, die Bakterien und Pilze abwehren, damit diese nicht weiter in das Ohr eindringen können.
- Abwehr von Insekten: Viele Leute haben das Gefühl, dass Ohrenschmalz stinkt. Sein eher unangenehmer Geruch erfüllt jedoch einen Zweck: Er hält Insekten davon ab, in den Gehörgang hineinzukrabbeln und Beschwerden zu verursachen.
Somit bietet die Produktion und Absonderung von Ohrenschmalz ein Schutzschild gegenüber der Außenwelt und dient gleichzeitig der Eigenreinigung des Ohres von Innen.
Das Ohrenschmalz wird vom Gehörgang aus über kleine Ohrhärchen und Kaubewegungen des Kiefers nach außen transportiert und enthält neben den Bestandteilen des Immunsystems auch Staubpartikel, abgestorbene Hautzellen und Härchen. Letztendlich landet das überschüssige Ohrenschmalz in der Ohrmuschel und kann von dort leicht entfernt werden.
Ohrenschmalz ohne Hilfsmittel entfernen
Das Ohr führt durch die Produktion von Ohrenschmalz selbst einen Reinigungsmechanismus durch, wobei das Sekret letztendlich in der Ohrmuschel landet. Von dort kann das Ohrenschmalz dann entfernt werden. Dies kann man einfach unter der Dusche mit einem feuchten Tuch durchführen und anschließend die Ohrmuschel sanft abtrocknen.
Theoretisch reichen diese Maßnahmen aus, um das überschüssige Sekret zu entfernen. Sollte diese Methode jedoch nicht ausreichen und es kommt zu Beschwerden durch zu viel Ohrenschmalz, gibt es verschiedene Hilfsmittel, dieses zu entfernen.
Wie kann man Ohrenschmalz noch selbst entfernen?
Neben der Reinigung der Ohrmuscheln mit einem feuchten Tuch gibt es noch weitere Methoden, mit denen man das Ohrenschmalz schonend entfernen kann.
Ohren ausspülen
Eine Methode, um die Ohren sanft zu reinigen, ist das Ausspülen. Hierfür kann man in Apotheken sogenannte Ohrenspritzen besorgen, die mit einer Spülflüssigkeit gefüllt werden. Diese Spülflüssigkeit kann auch in der Apotheke erworben werden – entweder separat oder in Kombination mit der Ohrenspritze. Bei der Spülflüssigkeit handelt es sich um ein spezielles Mittel zur Ohrenreinigung, das unter anderem aus Ethanol und destilliertem Wasser besteht.
Bei der Anwendung sollte der Kopf zur Seite geneigt werden, sodass die Spülflüssigkeit ohne Hindernisse wieder hinauslaufen kann. Nun wird auf die Spritze oder einen gefüllten Ballon gedrückt und das Ohr mit der Flüssigkeit gespült. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Spülflüssigkeit körperwarm ist und entsprechend nicht zu heiß oder zu kalt, denn ansonsten kann es durch die Temperaturschwankungen kurzfristig zu Gleichgewichtsstörungen kommen.
Ausgelöst werden die Gleichgewichtsstörungen durch den kalten oder warmen Reiz im Ohr, denn durch diesen wird das Gleichgewichtsorgan stimuliert. Dies erzeugt kurzfristig Schwindel und unwillkürliches Augenzittern. Bei intensiver Reizung kann es sogar zu Erbrechen und Übelkeit kommen.
Sollte das Ohrenschmalz festsitzen, kann das Ohr mehrmals hintereinander gespült werden. Man sollte jedoch nicht mit Gewalt versuchen das Ohrenschmalz zu entfernen, da es ansonsten zu Verletzungen kommen kann.
Ohrreiniger
In Apotheken gibt es außerdem die Möglichkeit, Ohrreiniger mit einem Aufsatz in Form einer Spirale zu kaufen. Diese wird vorsichtig in das Ohr eingeführt und gedreht, sodass das Ohrenschmalz darin hängen bleibt und hinausgezogen werden kann.
Ohrentropfen oder -sprays
Eine weitere Option ist das Verwenden spezieller Ohrentropfen oder Ohrensprays, die gerne bei Kindern angewendet werden. Vor allem Babys und Kinder neigen zu einer vermehrten Produktion von Ohrenschmalz, welches häufiger das Ohr verstopft. Die Tropfen oder Sprays können das Sekret im Ohr aufweichen, sodass es nach außen befördert wird und gegebenenfalls sogar von selbst aus dem Ohr fällt.
Hierfür werden je nach Produkt wenige Sprühstöße oder Tropfen in das Ohr gegeben und für etwa zehn Minuten Einwirkdauer im Ohr belassen. Um die Tropfen für diese Zeit im Gehörgang zu behalten, kann das Ohr locker von außen mit einem Wattebausch verschlossen werden. Nach der Einwirkzeit kann das Ohr dann mit lauwarmem Wasser ausgespült werden.
Weitere Möglichkeiten, um festsitzenden Ohrenschmalz zu lösen, sind heiße Dampfbäder oder Saunabesuche, die zudem mit ätherischen Ölen angereichert sind.
Hausmittel, um Ohrenschmalz zu entfernen
Einige Hausmittel sind ebenfalls eine gute Methode, um festen Ohrenschmalz zu lösen und ihn anschließend selber zu entfernen.
Geeignete Mittel gegen Ohrenschmalz sind Öle mit fettlösenden Eigenschaften wie zum Beispiel Mandel-, Walnuss- oder Olivenöl. Die Wirkung des Öls kann mit der Zugabe von etwas Zitronensaft bei Bedarf gesteigert werden. Das Öl sollte ebenfalls ganz leichterwärmt werden. Anschließend kann man mithilfe einer Spritze, Pipette oder auch eines Löffels wenige Tropfen in das Ohr träufeln. Das gewünschte Mittel kann man dann einfach über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Tag sollte man das Ohr ausspülen.
Besser nicht: Ohrenkerze oder Wattestäbchen nutzen
Eindeutig abgeraten wird von der Verwendung von Wattestäbchen im Gehörgang (auch von den Herstellern selbst). Diese sind ausschließlich für die Reinigung der Ohrmuschel gedacht. Leider wird diese Empfehlung oft missachtet, sodass der Gebrauch von Wattestäbchen im Gehörgang dazu führt, dass Ohrenschmalz nach hinten geschoben und zusammengedrückt wird. So kann ein Pfropf im Inneren des Ohres entstehen und den Gehörgang vor dem Trommelfell verstopfen. Wattestäbchen sind mitunter die häufigste Ursache für die Entstehung eines Pfropfens.
Ohrenkerzen sind eine bekannte Anwendungsmöglichkeit, von der Expert*innen ebenfalls abraten. Ohrkerzen haben eine dünne, längliche Form, sodass man sie im Ohr positionieren kann und die Kerze dann am äußeren Ende anzündet. Es entsteht ein Unterdruck, der dazu führen soll, dass das Ohrenschmalz nach außen transportiert wird. In der Umsetzung kann es jedoch zu Verbrennungen im Bereich des Ohres oder Gesichts kommen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Kerzenwachs in das Ohr hinein bis hin zum Trommelfell fließt und hier zu Verletzungen führt. Eine Wirkung der Ohrkerzen ist bisher nicht erwiesen, sodass die möglichen Komplikationen in diesem Fall den Nutzen überwiegen.
Veränderter Ohrenschmalz – das sind mögliche Ursachen
Wenn Ohrenschmalz frisch gebildet wird, ist es gelblich und von dickflüssiger, zäher Konsistenz. Nach längerer Zeit im Ohr verliert das Ohrenschmalz an Flüssigkeit und wird dadurch dunkler und härter. Der Grund für das dunkle Ohrenschmalz sind die Fette, die im Ohrenschmalz enthalten sind und die mit Sauerstoff reagieren. Je länger die Verweildauer im Ohr, desto dunkler der Farbton. So kann auch schwarzer Ohrenschmalz auftreten.
Auch roter Ohrenschmalz kann durch eine lange Verweildauer des Sekrets im Ohr entstehen. Eine weitere mögliche Ursache sind leichte Verletzungen im Inneren des Ohres, wodurch sich Blut ansammelt und mit dem Schmalz abtransportiert wird. Blutiges Ohrenschmalz sollte sich jedoch nach wenigen Wochen von selbst regulieren und ausheilen.
Brauner Ohrenschmalz ist ebenfalls möglich und in der Regel nicht bedenklich. Bei erhöhter Schweißsekretion oder in stressigen Lebensphasen produzieren die Drüsen mehr Sekret, welches etwas dunkler ist.
Verfärbtes Ohrenschmalz ist also erstmal kein Grund zur Sorge. Sollten jedoch zusätzlich zu einer Verfärbung des Ohrenschmalzes weitere Symptome auftreten, wie Juckreiz oder Schmerzen im Ohr, sollte ärztlicher Rat gesucht werden. Dann könnte eine Infektion vorliegen.
Neben der Farbe kann auch die Konsistenz des Ohrenschmalzes verändert sein. In höherem Alter können eine verminderte Produktion des Ohrenschmalzes und trockene Haut im Gehörgang dazu führen, dass das Ohrenschmalz insgesamt trockener und damit härter wird. So kann auch der Gehörgang leichter verstopfen.
Riecht das Ohrenschmalz anders als sonst, kann auch dies ein Hinweis auf eine Erkrankung, wie eine Mittelohrentzündung sein.
Beschwerden bei zu viel Ohrenschmalz
Eine Überproduktion von Ohrenschmalz kann durch Stress im Alltag zustande kommen, da die für die Produktion zuständigen Drüsen bei Stress angeregt werden. In vielen Fällen ist die Überproduktion jedoch auf die Veranlagung des Einzelnen zurückzuführen und hat somit auch keinen Krankheitswert. Zu viel Ohrenschmalz oder ein verminderter Abfluss können aber zu einem Verschluss des äußeren Gehörgangs führen.
Auch durch unsachgemäße Reinigung des Ohres sowie häufiges Tragen von In-Ear-Kopfhörern, Ohrstöpseln oder Hörgeräten kann die Entstehung eines Pfropfens begünstigt werden. Kommt dieser Ohrenschmalz-Pfropf im Ohr dann in Berührung mit Wasser, kann er aufquellen und den Gehörgang verschließen. Das Ohrenschmalz setzt das Ohr gewissermaßen zu. Ein Verschluss des Gehörganges führt zu einer sogenannten Schallweiterleitungsstörung, die mit unangenehmem Druckgefühl und Schwerhörigkeit einhergeht. Mögliche Begleitsymptome sind Tinnitus, Schwindel oder Juckreiz.
Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Sollte das Ohrenschmalz an sich verändert sein, zum Beispiel in dem es eine andere Farbe bekommen hat oder deutlich mehr ist als gewöhnlich, ist das noch kein Grund zur Sorge. Kommt es allerdings zusätzlich zu Ohrenschmerzen oder Austritt eines flüssigen Sekretes, wie Eiter oder Blut, sollten Sie entweder Ihren*Ihre Hausarzt*Hausärztin oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt*Hals-Nasen-Ohren-Ärztin aufsuchen. Es könnte eine Entzündung mit Austritt von Eiter oder ein verletztes Trommelfell vorliegen. Hier sollten eigene Therapieversuche unterlassen und eine ärztliche Behandlung durchgeführt werden.
Hat sich zu viel Ohrenschmalz angesammelt und Ihr Ohr ist verstopft, kann im Rahmen eines Arzttermins mithilfe eines Häkchens das Ohr von dem lästigen Pfropf befreit werden. Danach wird das Ohr gründlich gespült. Die Ohrreinigung könnte etwas kitzeln, ist allerdings nicht schmerzhaft. Die Kosten der Behandlung werden zudem in aller Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Auf die Frage, wie man Ohrenschmalz am besten aus dem Ohr bekommen kann, lässt sich abschließend antworten, dass man auf die Selbstreinigung des Organs vertrauen und überschüssiges Ohrenschmalz erst entfernen sollte, wenn es bis zur Ohrmuschel gelangt ist.
Sollte man an einer Überproduktion des Sekretes leiden, können verschiedene Entferner in der Selbstbehandlung angewendet werden. Ist das Ohr allerdings verstopft und das Hörvermögen eingeschränkt oder treten andere auffällige Symptome auf, lohnt es sich, ärztlichen Rat einzuholen.