Ohrspeicheldrüse geschwollen – was steckt dahinter?
Ist die Ohrspeicheldrüse geschwollen, kann das viele unterschiedliche Ursachen haben. Besonders häufig geht die Schwellung mit einer Entzündung einher, die wiederum verschiedene Auslöser haben kann. In seltenen Fällen kann auch ein Tumor der Ohrspeicheldrüse hinter den Beschwerden stecken. Wann die Ohrspeicheldrüse anschwillt, wie sie anhand zusätzlicher Symptome wie Schmerzen die Ursachen deuten können und was man tun kann, wenn die Ohrspeicheldrüse geschwollen ist, erfahren Sie hier.
Wo sitzt die Ohrspeicheldrüse?
Jeder Mensch besitzt zwei Ohrspeicheldrüsen (Glandula parotis oder auch nur Parotis). Diese sitzen beidseitig im Gesicht direkt vor den Ohren. Sie reichen etwa von der Stelle der obersten Verbindung zwischen Kopf und Ohr bis zum unteren Rand des Kiefers.
Die Ohrspeicheldrüse ist die größte der sogenannten Kopfspeicheldrüsen. Zu diesen gehören außerdem noch die Unterzungenspeicheldrüse und die Unterkieferspeicheldrüse.
Aufgabe all dieser Drüsen ist es, Speichel zu produzieren. Mit diesem wird Nahrung im Mund vorverdaut und gleitfähiger gemacht, sodass sie besser durch die Speiseröhre in den Magen gelangen kann.
Innerhalb der Ohrspeicheldrüse verläuft ein Teil des Gesichtsnervs (Nervus facialis). Dieser unterteilt die Drüse in einen tiefen und einen oberflächlichen Lappen.
Auslöser und Verhalten bei geschwollener Ohrspeicheldrüse
Ohrspeicheldrüse geschwollen – welche Ursachen gibt es?
Ist die Ohrspeicheldrüse geschwollen, können verschiedene Auslöser dahinterstecken. Auch wenn in seltenen Fällen ein bösartiger Tumor der Grund sein kann, gibt es in der Regel deutlich harmlosere Ursachen für die Schwellung.
Ohrspeicheldrüse geschwollen: Entzündung durch Infektionen
Eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse wird häufig durch bakterielle oder virale Infektionen ausgelöst. In diesen Fällen kommt es zu einer – meist einseitigen – Ohrspeicheldrüsenentzündung (Parotitis) und die Drüse schwillt an. In selteneren Fällen können auch beide Ohrspeicheldrüsen von den Viren oder Bakterien befallen sein.
Häufige Auslöser für eine bakterielle Speicheldrüsenentzündung sind Streptokokken oder Staphylokokken. Virale Infekte der Ohrspeicheldrüsen können unter anderem durch das Influenza-Virus (den Erreger der Grippe) oder das Epstein-Barr-Virus verursacht werden. Auch das Coronavirus SARS-CoV-2 kann die Speicheldrüsen befallen und dort zu Entzündungen und Schwellungen führen.
Ein typisches Merkmal sind entzündete und geschwollene Ohrspeicheldrüsen darüber hinaus bei der durch Viren verursachten Krankheit Mumps.
Neben dem Befall mit Krankheitserregern können Ohrspeicheldrüsenentzündungen auch als Folge von Operationen, einer Strahlentherapie oder einer systemischen Erkrankung (also einer Krankheit, die den gesamten Körper oder mehrere Organe betrifft) auftreten. Beispiele für solche systemischen Erkrankungen sind beispielsweise Diabetes mellitus sowie HIV.
Verminderte Speichelproduktion und Speichelsteine als Auslöser
Bestimmte Medikamente und Erkrankungen können eine verminderte Speichelproduktion zur Folge haben. Dazu gehören unter anderem Antihistaminika (Allergiemittel), Betablocker gegen Bluthochdruck und Antidepressiva sowie als Erkrankungen HIV-Infektionen oder das Sjögren-Syndrom.
Durch die verminderte Bildung von Speichel können sich Bakterien leichter in den Speicheldrüsen ansammeln und vermehren, was die Entstehung bakterieller Infektionen begünstigt.
Zudem kann eine reduzierte Produktion von Speichel die Bildung von Speichelsteinen (Sialolithen) begünstigen. Dabei handelt es sich um feste Ablagerungen, die in den Drüsen oder deren sogenannten Ausführungsgängen sitzen können. Sie bestehen aus Calciumphosphat und Calciumcarbonat sowie aus Proteinen (Eiweißen) und Kohlenhydraten. Die Steine können dafür sorgen, dass die Ohrspeicheldrüse verstopft, beziehungsweise deren Ausführungsgänge. Der Speichel kann dann nicht mehr richtig abfließen und staut sich, was wiederum zu Schwellungen führt und ebenfalls die Entstehung bakterieller Infektionen fördert.
Geschwollene Ohrspeicheldrüse durch Sialedenose
Als Sialedenose bezeichnet man eine Erkrankung des Gewebes der Speicheldrüsen, bei der es zu einer Schwellung, aber nicht zu einer Entzündung kommt. Welche Ursachen hinter einer Sialedenose stecken, ist bisher nicht genau geklärt. Vermutlich wird ihre Entstehung aber begünstigt durch Verletzungen bestimmter Hirnnerven (Nervus facialis oder Nervus glossopharyngeus), Krankheiten wie Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion sowie hormonelle Veränderungen in der Menopause, Schwangerschaft oder Pubertät.
Auch im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch oder Essstörungen wird von geschwollenen Ohrspeicheldrüsen berichtet. Zudem stehen Betablocker sowie der Wirkstoff Clonidin im Verdacht, eine Sialedenose auslösen zu können.
Tumor als Ursache
Selten kann ein Tumor eine geschwollene Ohrspeicheldrüse verursachen. Die Schwellung entsteht dann aus unterschiedlichen Gründen: Ein größerer Tumor nimmt Raum in der Speicheldrüse ein und erzeugt damit eine nach außen hin sichtbare Schwellung. Zudem kann er, je nach Lage, die Ausführungsgänge der Ohrspeicheldrüse verstopfen oder blockieren. Der Speichel kann nicht mehr richtig abfließen und die Drüse schwillt an. Zusätzlich kann es durch den Tumor zu einer Entzündung im betroffenen Bereich kommen.
Ohrspeicheldrüsentumoren sind im Großteil der Fälle (etwa 80 Prozent) gutartig. Die seltenen bösartigen Tumoren streuen jedoch recht häufig in benachbartes Gewebe, etwa am Hals oder im Gesicht, und in die benachbarten Lymphknoten. Ein Tumor in der Ohrspeicheldrüse sollte daher schnellstmöglich untersucht und behandelt werden.
Schwellung schmerzlos oder mit Schmerzen – Symptome deuten
Je nach Ursache können sich die Symptome unterscheiden, die mit einer geschwollenen Ohrspeicheldrüse einhergehen. Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick über die häufigsten Beschwerden je Ursache und ob die Schwellung dann schmerzlos oder mit Schmerzen verläuft:
- Entzündungen: Ist eine Speicheldrüsenentzündung die Ursache, geht die Schwellung der Ohrspeicheldrüse in der Regel mit einer Rötung und Erwärmung der Haut sowie mit Schmerzen einher. Diese verstärken sich meist beim Kauen, da die Speicheldrüse dabei bewegt wird und zudem mehr Speichel produziert. Auch Schmerzen beim Öffnen des Kiefers können vorkommen. Steckt eine Infektion hinter der Entzündung, sind Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl häufige Begleitsymptome. Bei bakteriellen Infekten kann es zum Austritt von Eiter in die Mundhöhle kommen. Zudem tritt die Schwellung bei bakteriellen Infekten meist einseitig auf, bei viralen Auslösern oft beidseitig.
- Speichelsteine: Kommt es aufgrund von Speichelsteinen zu einer geschwollenen Ohrspeicheldrüse, kann diese Schwellung schmerzlos oder schmerzhaft sein. Häufiger gehen Steine, die bereits Schwellungen ausgelöst haben, aber mit Schmerzen einher. Denn sowohl eine Blockade der Ausführungsgänge mit Speichelstau als auch eine bakterielle Entzündung, die dadurch ausgelöst werden kann, sind schmerzhaft. Ein Speichelstein kann als Knubbel in der Ohrspeicheldrüse tastbar sein.
- Sialedenose: Bei einer Sialedenose kommt es typischerweise beidseitig zu einer Schwellung der Ohrspeicheldrüsen. Diese ist normalerweise schmerzlos, da keine Entzündungen oder ein Sekretstau die Auslöser sind. Ist die Sialedenose ein Symptom einer Erkrankung, können deren jeweilige Anzeichen begleitend auftreten.
- Tumoren: Bei Tumoren kann die Schwellung der Ohrspeicheldrüse zunächst schmerzlos sein. Erst im späteren Verlauf kann es zu Schmerzen kommen, wenn der Tumor den Abfluss von Speichel verhindert oder wenn als Reaktion auf den Tumor beziehungsweise die Ansammlung von Bakterien eine Entzündung in der Drüse entsteht. Tumoren können als Knoten tastbar sein. Breitet sich der Tumor in den Rachenraum aus, kann es auch dort zu sichtbaren Vorwölbungen kommen. Bei bösartigen Tumoren können im späteren Verlauf Lähmungen im Gesicht auftreten, sofern sich der Tumor auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat.
Ohrspeicheldrüse geschwollen – was tun?
Stellen Sie bei sich eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse fest, die nach einigen Tagen nicht zurückgeht, ist es immer sinnvoll, ärztlichen Rat zu suchen. Die richtige Anlaufstelle ist dabei die Hausarzt- oder eine Hals-Nasen-Ohren-Arzt-Praxis. Auch bei starken Beschwerden oder Problemen beim Schlucken und Sprechen ist ein Arztbesuch ratsam. Der*die Arzt*Ärztin kann feststellen, welcher Auslöser hinter den Beschwerden steckt und je nachdem eine passende Behandlung beginnen.
Um die Diagnose zu stellen, wird zunächst im gemeinsamen Gespräch (Anamnese) geklärt, welche Beschwerden genau vorliegen, wann sich diese eventuell verstärken, ob Vorerkrankungen bekannt sind und ob regelmäßig Medikamente eingenommen werden.
Danach erfolgt in der Regel eine Tastuntersuchung der betroffenen Drüsen sowie eine Untersuchung des Mund- und Rachenraums, um Veränderungen und Entzündungen erkennen zu können.
Stehen Speichelsteine oder Tumoren als Auslöser im Verdacht, erfolgt eine Ultraschalluntersuchung. Ergibt diese kein klares Ergebnis, können auch andere bildgebende Verfahren, genauer eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT), eingesetzt werden. Auch eine Untersuchung der Drüse mit einem Endoskop, also einem flexiblen Schlauch mit einer Kamera, ist möglich. Man spricht dann von einer Sialendoskopie. Dabei können auch gleichzeitig Gewebeproben genommen werden, falls diese im Labor untersucht werden sollen.
Welche Therapien gibt es?
Die Therapie einer geschwollenen Ohrspeicheldrüse ist immer abhängig von der Ursache. Liegt eine Krankheit zugrunde, sollte diese entsprechend behandelt werden.
So ist bei bakteriellen Infektionen gegebenenfalls die Einnahme von Antibiotika nötig. Zudem kann der*die Arzt*Ärztin Eiteransammlungen in der Ohrspeicheldrüse ausstreichen, also aus der Ohrspeicheldrüse in den Mundraum drücken.
Beim Befall mit Viren können in der Regel nur die Symptome, nicht aber die Infektion selbst behandelt werden. Dazu werden beispielsweise fiebersenkende Schmerzmittel eingesetzt.
Auch Speichelsteine lassen sich im Bestfall in die Mundhöhle ausstreichen. Dies hängt aber von der Lage und Größe der Steine ab. Ist diese Art der Entfernung nicht möglich, können Speichelsteine entweder mittels Ultraschallwellen in kleinste Teile zerbrochen (Stoßwellentherapie) oder mithilfe einer Endoskopie entfernt werden. Dieser kleine operative Eingriff geschieht in aller Regel unter örtlicher Betäubung, nur sehr selten ist eine Vollnarkose nötig.
Entfernung der Speicheldrüse bei Tumoren
Ist die Ohrspeicheldrüse aufgrund eines Tumors geschwollen, muss dieser in jedem Fall operativ entfernt werden. Bei gutartigen Tumoren ist dieser Behandlungsschritt in der Regel ausreichend. Je nach Lage des Tumors muss zudem ein Teil der Ohrspeicheldrüse entfernt werden.
Bei bösartigen Tumoren wird meist die gesamte Ohrspeicheldrüse entfernt. Falls der Tumor gestreut hat, müssen gegebenenfalls noch weitere angrenzende Knochen- oder Gewebeteile sowie Lymphknoten entfernt werden. Nach Möglichkeit wird versucht, die feinen Verästelungen des Gesichtsnervs, der die Ohrspeicheldrüse durchzieht, zu erhalten. Ist dies nicht möglich, wird probiert, den Nerv in einer anschließenden OP wiederherzustellen.
Um ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern, kann nach der Operation von bösartigen Tumoren noch eine Strahlentherapie erfolgen.
Ohrspeicheldrüse geschwollen – helfen Hausmittel?
Je nachdem, welche Ursache hinter einer geschwollenen Ohrspeicheldrüse steckt, können Hausmittel zusätzlich zu einer ärztlichen Behandlung hilfreich sein. Dies bietet sich vor allem bei leichten viralen oder auch bakteriellen Infektionen an.
Folgende Hausmittel und Tipps können Sie anwenden, wenn die Ohrspeicheldrüse geschwollen ist:
- Kühlende Umschläge können die Entzündung lindern und Nervenzellen betäuben, die Schmerzreize weiterleiten.
- Achten Sie auf eine gute Mundhygiene, um die Vermehrung von Erregern und deren Eindringen in die Ohrspeicheldrüse zu verhindern.
- Verzichten Sie auf saure Lebensmittel, da diese die Speichelproduktion anregen. Eine Ausnahme stellen Speichelsteine dar: Hier kann es helfen, viel zu trinken und durch saure Lebensmittel den Speichelfluss anzuregen, um kleinere Steine auszuschwemmen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, zunächst ärztliche Rücksprache zu halten, um die Größe der Steine feststellen zu können. Auch wenn eine Speicheldrüsenentzündung durch Mundtrockenheit ausgelöst wird, kann dies sinnvoll sein.
- Wenn sich die Beschwerden beim Kauen verschlimmern, achten Sie darauf, vor allem weiche Nahrung zu sich zu nehmen.