Nahaufnahme von Windpocken-Bläschen
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Windpocken: Symptome, Ansteckung, Verlauf und Impfung

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten und sind äußerst ansteckend. Seit 2004 kann ihnen mit einer Impfung vorgebeugt werden. Das typischste Symptom, das auf eine Windpocken-Erkrankung hindeutet, ist ein roter, stark juckender Hautausschlag. Dieser lässt sich gut mit kühlenden Kompressen sowie Lotionen, die den Juckreiz lindern, behandeln. Während die Erkrankung bei Kindern meist einen harmlosen Verlauf nimmt, geht sie bei Erwachsenen oft mit Komplikationen einher. Besonders gefährlich sind Windpocken während der Schwangerschaft. Wie ansteckend sind Windpocken und kann man sie auch zweimal bekommen? Welche Symptome treten auf, wie erfolgt die Behandlung und wie gut schützt eine Impfung? Das und mehr lesen Sie hier.

Windpocken – wie erfolgt die Ansteckung?

Die Windpocken (Varizellen) sind eine äußerst ansteckende Viruserkrankung, die durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen übertragen wird. Einerseits kann man sich mit den Viren folglich durch einen direkten Kontakt mit der hoch ansteckenden Flüssigkeit in den Hautbläschen infizieren. Andererseits ist auch eine Ansteckung beim Husten, Niesen oder Sprechen möglich, da die Varizella-Zoster-Viren in der Luft einige Meter zurücklegen können. In der Luft verlieren die Viren jedoch nach etwa zehn Minuten ihr Ansteckungspotential, deswegen ist eine Übertragung über Bett- oder Spielsachen nicht zu befürchten.

An Windpocken erkranken in erster Linie Kinder im Kindergartenalter – deswegen werden Windpocken genau wie Masern oder Röteln zu den typischen Kinderkrankheiten gezählt. Bis zum 14. Lebensjahr haben etwa 90 Prozent aller Kinder die Windpocken durchgemacht. Doch auch Erwachsene können an Windpocken erkranken.

Als typische Windpockenzeit gelten der Winter und der Frühling.

Kann man Windpocken mehrmals bekommen?

Wer einmal an Windpocken erkrankt ist, ist in der Regel für den Rest seines Lebens gegen die Erkrankung immun. In Ausnahmefällen können Windpocken jedoch auch ein zweites Mal auftreten: Dies ist meist dann der Fall, wenn der erste Ausbruch der Erkrankung nur sehr leicht war oder früh in der Kindheit stattgefunden hat.

Windpocken: typische Symptome

Charakteristisches Symptom der Windpocken ist ein roter, stark juckender Hautausschlag. Meist bilden sich die roten Flecken in mehreren Schüben überall am Körper. Im Zentrum der Flecken entstehen mit der Zeit kleine Bläschen, die mit einer klaren, hoch ansteckenden Flüssigkeit gefüllt sind. Nach einiger Zeit platzen die Bläschen auf und die Flecken verkrusten.

Der Großteil der Bläschen bildet sich an Bauch und Rücken sowie im Gesicht. Auch an den Beinen und Armen entstehen rote Flecken, allerdings meist deutlich weniger als am Rumpf. In seltenen Fällen können auch die Schleimhäute an Mund und Nase sowie der Genitalien und des Afters betroffen sein.

Teilweise treten zusätzlich zu dem Hautausschlag auch noch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein allgemeines Müdigkeitsgefühl auf. Meist machen sich diese Symptome bereits bemerkbar, bevor der Hautausschlag ausbricht.

Wichtig ist, dass gerade bei Kindern darauf geachtet wird, dass diese nicht an den Windpocken kratzen. Denn durch das Kratzen können sich die Bläschen entzünden und es kann zu schweren Hautinfektionen, die bis hin zu einer Blutvergiftung (Sepsis) reichen können, kommen. Deswegen sollten kleineren Kindern die Fingernägel möglichst kurz geschnitten werden. In besonders schlimmen Fällen können dünne Baumwollhandschuhe Abhilfe schaffen.

Windpocken – Dauer und Verlauf

Die Inkubationszeit bei Windpocken beträgt in der Regel zwischen 14 und 17 Tagen – in einigen Fällen kann sie aber auch einige Tage kürzer oder länger ausfallen. Eine Ansteckungsgefahr besteht nicht etwa erst ab dem Ausbruch der Erkrankung, sondern bereits etwa zwei Tage zuvor.

Sind die Windpocken erst einmal ausgebrochen, dauert es meist zwischen fünf und zehn Tagen, bis die letzten Bläschen verkrustet und die Erkrankung somit nicht mehr ansteckend ist. Bevor die Windpocken abgeheilt sind, sollten Erkrankte möglichst nicht mit gesunden Personen, die noch keine Windpocken hatten, in Kontakt kommen.

Windpocken nehmen in der Regel einen harmlosen Verlauf, vereinzelt können jedoch auch Komplikationen auftreten – dies ist insbesondere bei Kindern unter einem Jahr sowie bei Erwachsenen über 16 Jahren der Fall: So kann in seltenen Fällen eine Hirnhautentzündung oder eine Lungenentzündung ausgelöst werden. Vereinzelt kann es durch Windpocken auch zu Todesfällen kommen, betroffen sind dann meist Personen mit Immundefiziten oder Schwangere.

Windpocken in der Schwangerschaft

Windpocken treten während der Schwangerschaft relativ selten auf, da nur etwa drei von 100 schwangeren Frauen keine Antikörper gegen die Erkrankung besitzen. Für diese drei Prozent stellen die Windpocken jedoch eine gefährliche Erkrankung dar, denn sie gehen bei Schwangeren häufig mit Komplikationen einher. Schwangere, die Kontakt mit einer an Windpocken erkrankten Person hatten, sollten deswegen zur Sicherheit Antikörper gegen das Virus gespritzt bekommen (Immunprophylaxe).

Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an Windpocken, können die Erreger über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden – dies passiert allerdings nur in etwa 25 Prozent der Fälle. Das Risiko, dass das Kind dann durch das Virus tatsächlich geschädigt wird, liegt noch deutlich niedriger – es beträgt je nach Zeitpunkt der Übertragung zwischen ein und zwei Prozent.

Besonders gefährlich ist eine Infizierung zwischen der 8. und der 20. Schwangerschaftswoche, da sich in dieser Zeit die Gliedmaßen und Organe des Kindes entwickeln und es durch die Windpocken zu Missbildungen kommen kann. Es können unter anderem Hautdefekte, Schädigungen des Nervensystems, Augenerkrankungen sowie Fehlbildung am Skelettsystem auftreten. Im schlimmsten Fall kann die Infektion eine Fehlgeburt zur Folge haben.

Windpocken bei Babys

Kritisch für Neugeborene ist es besonders, wenn die Mutter kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken erkrankt. Das Kind bekommt von der Mutter dann keine Antikörper mehr übertragen und verfügt so bei einer Ansteckung nicht über einen ausreichenden Immunschutz.

Da das Immunsystem des Neugeborenen noch keine eigenen Antikörper bilden kann, nehmen die Windpocken in solchen Fällen häufig einen schweren Verlauf. Um dies zu verhindern, werden dem Neugeborenen bei einer Erkrankung der Mutter in der Regel Antikörper gegen die Varizella-Zoster-Viren gespritzt (Immunprophylaxe).

Windpocken bei Erwachsenen

Eine Erstinfektion mit Windpoken im Erwachsenenalter ist äußerst selten. Tritt sie auf, nimmt die Erkrankung meist einen schwereren Verlauf als bei Kindern. So treten bei Erwachsenen in der Regel deutlich mehr juckende Flecken auf, die sich über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden können.

Häufig wird der Hautausschlag von Fieber, das auf über 40 Grad ansteigen kann, begleitet. Auch Komplikationen wie eine Leberentzündung, eine Lungenentzündung, eine Gehirnhautentzündung sowie Magen-Darm-Beschwerden treten bei Erwachsenen – besonders bei Erwachsenen mit einem geschwächten Immunsystem – deutlich häufiger auf als bei Kindern.

Behandlung von Windpocken

Bei Windpocken werden üblicherweise nicht die Viren selbst, sondern nur die Symptome, die sie auslösen, behandelt. Der Juckreiz kann durch das Auflegen von feuchten, kühlen Kompressen gelindert werden. Auch mit Kamillentee getränkte Kompressen wirken dem Juckreiz entgegen. Ebenso kann das Auftragen von Lotionen und Cremes, die Zink enthalten, hilfreich sein. Salben sollten dagegen eher nicht verwendet werden, da durch den luftdichten Abschluss ein idealer Nährboden für Bakterien entsteht. Ein besonders starker Juckreiz kann durch die Einnahme von Antihistaminika abgemildert werden.

Bei Fieber sollte auf Medikamente mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen zurückgegriffen werden. Mittel mit Acetylsalicylsäure sollten aufgrund der Nebenwirkungen bei Kindern keinesfalls verwendet werden. Patienten, die ein schwaches Immunsystem haben, kann zusätzlich ein Virostatikum wie Aciclovir verabreicht werden, das die Vermehrung der Viren hemmt.

Windpocken durch eine Impfung vorbeugen

Seit 2004 ist in Deutschland eine Impfung gegen Windpocken verfügbar, die bei Säuglingen ab neun Monaten erfolgen kann. In der Regel wird die Windpocken-Impfung gemeinsam mit der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln durchgeführt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Kinder das erste Mal im Alter von 11-14 Monaten zu impfen. Die zweite Windpocken-Impfung erfolgt dann mit 15-23 Monaten. Auch später ist eine Impfung jederzeit möglich und wird besonders für Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren empfohlen.

Trotz Impfung kein garantierter Schutz

Bei dem Impfstoff handelt es sich um abgeschwächte Varizella-Zoster-Viren, gegen die der Körper nach der Impfung Antikörper entwickelt. Etwa drei bis fünf Wochen nach der Impfung setzt der Schutz gegen die Windpocken ein. In Einzelfällen ist es jedoch möglich, dass die Windpocken trotz Impfung ausbrechen. Dann nimmt die Erkrankung in der Regel jedoch einen milderen Verlauf.

Generell sollte die Windpocken-Impfung nicht durchgeführt werden, wenn akute Erkrankungen mit Fieber vorliegen oder das Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist. Auch während einer Schwangerschaft sollte besser keine Impfung erfolgen. Wenn Sie versehentlich während der Schwangerschaft gegen Windpocken geimpft wurden, sollten Sie jedoch nicht in Panik verfallen: Bislang sind keine Fälle bekannt, in denen es durch die Impfung zu Schäden am ungeborenen Kind kam.

Windpocken und Gürtelrose

Wer einmal die Windpocken durchgemacht hat, ist gegen die Erkrankung in der Regel immun. Doch die Viren bleiben auch nach dem Abheilen der letzten Hautflecken weiterhin im Körper zurück: Sie ziehen sich in die Spinal- oder Hirnnervenganglien zurück und können zu einem späteren Zeitpunkt – meist im Erwachsenenalter– eine Gürtelrose auslösen.

Rund 20 Prozent der Personen, die das Varizella-Zoster-Virus im Körper tragen, erkranken im weiteren Verlauf ihres Lebens an Gürtelrose. Denn durch Stress oder ein geschwächtes Immunsystem können die Viren reaktiviert werden. Wer an Gürtelrose erkrankt ist, kann andere Personen mit Windpocken, nicht aber mit Gürtelrose anstecken. Deswegen sollten erkrankte Personen insbesondere den Kontakt zu Schwangeren meiden. Auch gegen Gürtelrose ist mittlerweile eine Impfung verfügbar.

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