Aloe vera – diese innerliche & äußerliche Wirkung hat sie!
Die äußerlich unscheinbare kakteenähnliche Aloe vera ist ein altes Naturheilmittel und heutzutage den meisten Menschen ein Begriff. Zahlreiche medizinische und kosmetische Produkte sowie einige Nahrungsmittel enthalten Aloe vera. So findet die Pflanze beispielsweise in Form von Gel, Creme oder Saft Anwendung. Äußerlich wie innerlich wird Aloe vera zudem zur Nahrungsergänzung eingesetzt und ihr werden wahre Wunderkräfte zugesprochen: Immunstärkend und schmerzlindernd soll sie sein, ein Balsam für Haut und Haare. Aber welche Wirkung hat Aloe vera wirklich und wie gesund ist sie?
Welche Inhaltsstoffe stecken in Aloe vera?
Verarbeitet werden in der Regel zwei Stoffe der Aloe vera: zum einen die ganzen Blätter der Aloe-Pflanze, zum anderen das in den Blättern enthaltene Blattmark. Die meisten der Wirkstoffe der Aloe-vera-Pflanze liegen im Blattinneren, eingebettet in ein Gel, das zum großen Teil aus Wasser besteht.
Insgesamt enthält das Blattmark der Aloe vera fast 200 Inhaltsstoffe, darunter:
- zahlreiche Vitamine
- Enzyme
- Mineralstoffe
- Aminosäuren
- ätherische Öle
- die schmerzstillende Salicylsäure
- Mucopolysaccharide, also Schleimstoffe aus Kohlenhydraten
- Saponine, also bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe
Die Bandbreite der Inhaltsstoffe ist zwar groß, doch sind ihre jeweiligen Konzentrationen sehr gering, denn der Wasseranteil des Blattmarks liegt bei etwa 98 Prozent. Die meisten Stoffe sind außerdem auch in Gemüse und Obst enthalten.
Aloe vera: Wirkung bei äußerlicher Anwendung als Gel oder Creme
Als wichtigster Wirkstoff gilt das Polysaccharid Aloverose (auch Acemannan). Dabei handelt es sich um eine langkettige Zuckerform. Aloverose wird in die Zellmembranen eingelagert und soll von dort aus den gesamten menschlichen Organismus gegen Fremdkörper und Erreger wie Pilze, Bakterien und Viren stärken.
Das zähflüssige, schleimige Gel aus dem frischen Blatt der Aloe vera wird zudem sehr schnell von der Haut aufgenommen. Es kühlt bei Sonnenbrand, leichten Verbrennungen und Insektenstichen, wirkt entzündungshemmend bei Pickeln und hilft gegen trockene (Kopf-)Haut. In Alltagsprodukten und Kosmetika wie Hand- oder Gesichtscreme, Bodylotion, After-Sun-Lotion oder Shampoo findet Aloe vera deshalb häufig Verwendung und dient dabei als feuchtigkeitsspendende Pflege für die Haut oder die Haare.
Diese hautpflegenden Eigenschaften der Aloe vera gelten als wissenschaftlich belegt. Zudem wird ihr ein lindernder Effekt in Bezug auf Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) und eine heilungsfördernde Wirkung bei offenen Wunden nachgesagt. Hierzu gibt es jedoch lediglich Studien, die den wissenschaftlichen Standards entweder nicht entsprechen oder deren Ergebnisse widersprüchlich sind. Bei offenen Wunden sollte man zudem bei der Nutzung von Aloe vera Vorsicht walten lassen. Denn Keime können über das Gel oder Cremes in die Wunde gelangen und so im schlimmsten Fall Infektionen auslösen.
Innerliche Wirkung von Aloe vera
Auch innerlich wird Aloe vera verwendet. Zu sich genommen wird Aloe vera beispielsweise als Saft, Tee oder Trinkgel. Als Lebensmittel wird der Pflanze eine positive Beeinflussung vieler Krankheiten nachgesagt. So soll die innerliche Anwendung beispielsweise bei den folgenden Beschwerden und Krankheiten helfen:
- Asthma
- Pilzerkrankungen
- Migräne
- Depressionen
- Magengeschwüre
- Diabetes mellitus
Zudem wird Aloe vera von manchen Personen in der Therapie von Krebs und AIDS zur Nahrungsmittelergänzung eingesetzt, weil sie die Abwehrkräfte mobilisieren soll. Außerdem soll sie die Darmflora regenerieren, das stärkste Abwehrorgan des Menschen überhaupt. Bei all diesen Wirkversprechen ist aber Vorsicht geboten.
Wissenschaftliche Belege der gesundheitlichen Wirkung fehlen
Aloe vera wird oftmals als vielseitige Heilpflanze und Wunderwaffe gegen Krankheiten gehandelt, doch den Versprechungen sollte man (besonders bei ernsten Erkrankungen) mit Skepsis begegnen. Im Labor oder in Tierversuchen konnten die heilenden Wirkungen der Aloe vera zwar teilweise nachgewiesen werden. Bisher gibt es aber keine Beweise dafür, dass sich diese Effekte auch auf den Menschen übertragen lassen.
In der Europäischen Union dürfen Produkte mit Aloe vera deshalb auch nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen beworben werden. Wird eine Wirkung auf den Körper auf dem Produkt angegeben, bezieht sich diese häufig eigentlich auf andere Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Vitamin C. Es lohnt sich also, die angegebenen Inhaltsstoffe genau unter die Lupe zu nehmen.
Hat Aloe vera Nebenwirkungen?
Die Anwendung und der Verzehr von Produkten mit Aloe-vera-Gel sind in der Regel gesundheitlich unbedenklich. In der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Hämorrhoiden, entzündlichen Darmerkrankungen oder Darmverschluss sollte man jedoch von der Einnahme absehen. Auch für Kinder unter 12 Jahren wird der Verzehr des Gels nicht empfohlen.
Generell verzichtet werden sollte auf Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit ganzen oder ungeschälten Blättern. Denn in der Blattrinde der Pflanze ist das Hydroxyanthracenderivat Aloin enthalten, ein bitterer Stoff, den die Aloe vera zum Schutz vor Fressfeinden einsetzt und der eine abführende Wirkung hat. Eine Überdosis Aloin kann schwerwiegende Folgen haben – einer Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge kann der Stoff sogar krebserregend wirken und das Erbgut schädigen. Nimmt man längere Zeit Abführmittel mit Aloin ein, kann dies zudem den Kaliumhaushalt im Körper beeinflussen. Auch Darmblutungen sind möglich.
Die US-amerikanische Lebensmittel- und Gesundheitsbehörde FDA beschrieb darüber hinaus im Jahr 1998 vereinzelte Fälle, bei denen im Zusammenhang mit Aloe vera schwere Nebenwirkungen aufgetreten sind. Dazu zählen unter anderem Blutdruckschwankungen und Panikattacken.
Inhaltsstoffe von Produkten prüfen
Wie bereits erwähnt, sollte man keine Nahrungsergänzungsmittel oder auch Lebensmittel wie Drinks mit ganzen oder ungeschälten Aloe-vera-Blättern kaufen. Erkennbar ist dies neben der deutschen Bezeichnung auch an dem Hinweis "Aloe Whole Leaf Extract" in der Zutatenliste. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung handelt es sich dabei dann um keine sicheren Lebensmittel.
Ob in einem Produkt nur das Pflanzenmark enthalten ist, erkennt man an den Worten "Gel" oder "Saft" (beziehungsweise "Aloe Leaf Juice"). Zudem sollte man bei Deklarationen wie "100 Prozent Aloe Vera" genau hinsehen: Angaben fertiger Aloe Vera-Produkte wie Salben oder Säfte bieten oft keine Informationen darüber, ob das Blattgel getrocknet, zu Pulver verarbeitet oder als Konzentrat hinzugefügt wurde. Bei einem Extrakt ist allerdings häufig weniger als zehn Prozent Aloe vera enthalten. Die Art der Verarbeitung spielt also eine Rolle für den Pflanzengehalt des Produkts. Die Etiketten der Aloe-vera-Produkte sollten also alle Inhaltsstoffe vollständig erläutern. Bei einem Hinweis auf den Zusatz "Wasser" (lat. aqua) handelt es sich um ein Extrakt.
Zusatzstoffe und Konservierungsmittel sollten in den Produkten möglichst nicht enthalten sein. Viele Produkte haben ein Gütesiegel des International Aloe Science Council (IASC), das die Reinheit und Qualität des Produkts überprüft.
Aloe-vera-Gel selbst machen
Die heilsamen Wirkstoffe des Aloe-vera-Gels erhält man aus dem frischen Blatt. Allerdings sollte man als Laie*Laiin nur das Gel der Pflanze nutzen, um es äußerlich auf die Haut aufzutragen.
Schneiden Sie dazu ein Blatt der Aloe vera ab und stellen Sie dieses zunächst für etwa eineinhalb bis zwei Stunden in ein Glas. So kann der gelbliche, in der Blattrinde enthaltene und schädliche Blattsaft abtropfen. Nehmen Sie das Blatt anschließend aus dem Glas und entsorgen Sie den Saft im Hausmüll. Das Blatt können Sie nun mittig der Länge nach aufschneiden und das Gel vorsichtig mit einem Teelöffel heraustrennen. In einem sauberen Glas hält sich das Gel etwa eine Woche.
Auf keinen Fall sollte man ganze, ungeschälte Blätter zu Säften oder Smoothies verarbeiten, da man so die möglicherweise gesundheitsschädigenden Stoffe mit verzehrt.
Aloe vera – Aussehen und Herkunft der Wüstenlilie
Die Pflanze Aloe vera zählt zur Gattung der Aloen. Die Sukkulente ist zäh und wenig biegsam, ihre Blätter sind von einer Wachsschicht umhüllt und haben sich am Rand mit dünnen Dornen wie mit Zähnen bewaffnet. Die Pflanze ist unauffällig und nicht gerade schön, so als wollte sie ihr Wesen nicht leichtfertig preisgeben. Sie erinnert äußerlich zwar an Kakteen und sieht aus wie eine Agave, doch sie gehört zur Familie der Liliengewächse – genau wie Zwiebeln oder Knoblauch.
Aloe vera stammt aus den subtropischen Wüstenregionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, wo sie in den Tausenden von Jahren ihrer Entwicklung gelernt hat, ihr kostbares Inneres vor Umwelteinflüssen zu schützen. Die Pflanze bildet ihre Nährstoffe selbst und speichert das Wasser, das sie zum Überleben braucht. Aufgrund ihrer Herkunft benötigt die Aloe vera als Zimmerpflanze auch einen Standort mit sehr viel Sonne. Gießen sollte man sie sparsam. Vor allem Staunässe verträgt die Pflanze nicht.
Von den etwa 300 Arten der Aloe gilt die Aloe vera barbadensis miller als die wirkungsvollste, sodass diese Art in den meisten Aloe-vera-Produkten enthalten ist. Als Aloe vera wird neben der gesamten Pflanze übrigens auch das gelartige Innere der Pflanze bezeichnet.