Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen und zu behandeln ist das Prinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – seit über 4.000 Jahren. Zu ihr gehören ganz verschiedene Behandlungsmethoden wie Kräuterheilkunde, Qigong und natürlich Akupunktur, die sich besonders in der Schmerztherapie und bei Allergien etabliert hat. In Deutschland sind schätzungsweise 40.000 Ärzte und zahlreiche Heilpraktiker in Akupunktur ausgebildet, Tendenz steigend. Was hat die Traditionelle Chinesische Medizin außerdem zu bieten?
Traditionelle Chinesische Medizin: ganzheitlicher Ansatz
Die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz TCM genannt, bekam ihren Namen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, um sie begrifflich von der westlich-naturwissenschaftlichen Medizin – auch Schulmedizin genannt – zu trennen. Sie ist Psychologie, Philosophie und Medizin in einem, von Apparaten so gut wie unabhängig und kostensparend.
Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen im Rahmen von "Modellvorhaben" die Kosten der Akupunktur zumindest teilweise, die privaten Kassen übernehmen sie nach den hierfür vom Gesetzgeber festgelegten Richtlinien.
Qi – die Lebensenergie
Nach alten chinesischen Vorstellungen, nach Beobachtungen an Kranken und Gesunden, gingen die chinesischen Ärzte von einer im Körper fließenden Energie aus, Qi (sprich: "Tschi") genannt, die die unter der Haut liegenden Regionen durchzieht und bis in die tieferen Gewebe des Körpers hineinreicht. Diese Bahnen durchziehen netzförmig den Körper. Es sind energetische Prozesse, die nicht sichtbar gemacht werden können. Einfach ausgedrückt ist das Qi die Lebensenergie des Menschen. Das Qi mit seinen Anteilen Yin und Yang fließt auf den Leitbahnen von der Körpermitte zu den Enden der Extremitäten und zurück.
Yin und Yang sind die beiden lebenserhaltenden Kräfte – sie sind im Körper als Gegenpole gleichzeitig wirksam. Ihr Gleichgewicht stellt den idealen Gesundheitszustand dar, ihr Ungleichgewicht führt zu Beschwerden und Krankheit. Der Arzt will die energetische Situation, in der sich der Patient befindet, erkennen, die Qi-Verteilung verstehen, um sie bei einer Erkrankung richtig beurteilen zu können und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Gute Erfolge mit Akupunktur
"Fast 85 Prozent der Akupunkturpatienten geben an, dass sich ihre Beschwerden nach der Therapie verbessert haben. Fast alle von ihnen litten unter chronischen Erkrankungen, am häufigsten unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Atemwegserkrankungen." So heißt es wörtlich in einer Akupunkturstudie der Innungskrankenkassen – ermutigende Zahlen. Die Auswertung einer Langzeitstudie der Universität Freiburg ergab, dass im Durchschnitt die Patienten bereits sieben Jahre krank waren, als sie mit der Akupunkturbehandlung begannen. Grundlage der Studie sind 11.149 Akupunktursitzungen.*
Angewandt wird Akupunktur zu mehr als 85 Prozent bei chronischen Erkrankungen, unter anderem bei:
- Migräne
- Allergien
- Zahnschmerzen
- Erkrankungen des Verdauungstraktes
- orthopädischen Erkrankungen
Die Akupunktur wirkt sowohl über das Nervensystem als auch über die Hormone und hat erwiesenermaßen eine durchblutungssteigernde, muskelentspannende und schmerzlindernde Wirkung. Außerdem tritt eine Harmonisierung der Psyche und des unbewussten Nervensystems ein.
Die Akupunktur ist eine praktisch risiko- und nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode, sofern sie von entsprechend gut ausgebildeten Ärzten und Heilpraktikern angewendet wird. Idealerweise ergänzen sich Akupunktur und Schulmedizin in Diagnostik und Therapie. Ärztliche Fachgesellschaften für Akupunktur in Deutschland und Österreich haben Ausbildungsstandards gesetzt und seit über 60 Jahren die Ausbildung durchgeführt. In der EU sind es schätzungsweise 80.000 Ärzte und zahlreiche Heilpraktiker, die eine Ausbildung in Akupunktur absolviert haben.
Weitere Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin
Die chinesische Kräutertherapie und die chinesische Ernährungslehre gewinnen zunehmend mehr Anhänger. Tatsache ist, dass diese Methode sogar die wichtigste Therapieform der TCM ist. Fast alle Krankheiten, man spricht von circa 90 Prozent, können mit Kräutermischungen, Tees und Co. behandelt werden. Über 7.000 Arzneien gibt es, die in ihrer Dosierung und Zusammensetzung auf den Patienten abgestimmt werden. Dabei kombiniert der Arzt verschiedene Einzeldrogen.
Oft wirken die Mittel erst nach einer längeren Wartezeit. Die Kräuterheilkunde eignet sich daher eher zur Behandlung chronischer Erkrankungen, bei akuten Beschwerden sind schulmedizinische Medikamente meist empfehlenswerter. Das Erlernen der Kräuterkunde braucht viel Zeit und ihre Anwendung einen Menge Erfahrung.
Tuina
Tuina, eine besondere Kombination aus manueller Medizin und Massage, ist in Deutschland wenig verbreitet. Mit Tuina führt man auf Grundlage des Meridian- und Akupunkturpunktsystems an den Punkten oder entlang der Meridiane eine Behandlung durch. Im Gegensatz zur Akupunktur werden die Reize nicht mit Nadeln, sondern durch unterschiedliche manuelle Techniken ausgeübt.
Qigong und Taiji (Tai Chi)
Besser bekannt bei uns sind Qigong und Taiji, eine Kombination von Meditation und Bewegung. Qigong versucht durch bewegungsorientierte Übungen das Qi zu aktivieren und zum Fließen zu bringen. Die Bewegungen sind sanft, ineinander übergehend fließend und präzise, und werden durch Atmung, Körperwahrnehmung und Meditation unterstützt. So wird zum Beispiel ein wichtiges Energiezentrum im Bereich des Unterbauches durch die Übungen nach und nach gestärkt.
Taiji (auch Tai Chi geschrieben) hingegen ist eine Kombination aus Kampftechnik mit langsam ausgeführten Bewegungsabläufen mit dem Zweck, größtmögliche Entspannung zu erreichen. Auch hier sind die Bewegungen weich und fließend, sie regen den Energiefluss an und verhelfen zu Wohlbefinden und Gesundheit.
Schröpfen als TCM-Form
Das Schröpfen ist eine weitere Form der TCM: Über Glaskugeln auf der Haut, denen Luft entzogen wird – in der Regel liegen sie auf Akupunkturpunkten – entsteht Unterdruck. Dieser wirkt wie eine Bindegewebsmassage, der Fluss von Qi, Blut und Lymphflüssigkeit wird angeregt, die lokale Durchblutung der Haut- und Muskelschichten wird gefördert.