Ernährung bei künstlichem Darmausgang (Stoma)
In Deutschland leben schätzungsweise 100.000 Menschen mit einem künstlichen Darmausgang (Stoma oder Anus praeter). Ist die Anlage eines Stomas unumgänglich, müssen sich die Betroffenen auf eine völlig neue Situation einstellen. Fragen zum täglichen Umgang mit dem künstlichen Ausgang kommen auf. Besonders die Ernährung spielt dabei eine große Rolle.
Keine Stomadiät bei künstlichem Darmausgang
Wie die Zeit nach der Operation verläuft, ist ganz unterschiedlich – je nach Alter und individueller Reaktion, Zustand und Art des Eingriffs. Eine große Bedeutung haben die zugrunde liegende Erkrankung und der Darmabschnitt, in dem sich der künstliche Ausgang befindet.
Nach dem Abklingen der akuten Heilungsphase gilt grundsätzlich: Es gibt keine spezielle Stomadiät! Menschen mit künstlichem Ausgang sollten genauso wie Gesunde eine abwechslungsreiche, vollwertige Mischkost zu sich nehmen. Hierzu gehören viel Obst und Gemüse, Vollkorngetreideprodukte, fettarme Milchprodukte, fettarmes Fleisch und Fisch.
Unverträglichkeiten können individuell sehr unterschiedlich sein, deshalb muss jeder Stomaträger diese durch Beobachtung für sich selbst herausfinden. Helfen kann dabei, ein Ernährungs- und Beschwerdeprotokolls zu führen.
Tipps für die Ernährung bei einem Stoma
Beachten Sie außerdem folgende Tipps:
- Essen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten anstatt drei große – bewährt haben sich fünf bis sechs kleinere Portionen.
- Essen Sie langsam und kauen Sie gut.
- Trinken Sie ausreichend – 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag.
Ernährungstipps bei Dickdarmausgang
Befindet sich der künstliche Ausgang im hinteren Teil des Dickdarms, gibt es in der Regel kaum Einschränkungen bei der Verdauung. Da der überwiegende Teil aller Substanzen in der Nahrung bereits im Dünndarm aufgenommen wird, gehen keine wichtigen Nährstoffe verloren. Anfangs kann der Stuhl noch flüssig oder weich sein, nach kurzer Zeit normalisiert sich der Stuhlgang aber meist.
Verstopfung vermeiden
Manchmal wird er auch zu fest und es kommt zur Verstopfung. Störend können außerdem Blähungen und die Entwicklung von Gerüchen sein. Dies sind zwar keine Probleme, die die Gesundheit beeinträchtigen, aber sie werden von den Betroffenen als sehr unangenehm gegenüber den Mitmenschen empfunden. Einigen Lebensmitteln werden in diesem Zusammenhang besondere Wirkungen zugeschrieben, jedoch reagiert vermutlich jede Person unterschiedlich darauf.
Deshalb testen Sie es am besten selber aus. Hier ein paar Tipps:
- Blähende Lebensmittel: frisches Obst und Gemüse, insbesondere Kohlgemüse, Erbsen, Bohnen, Pilze, Lauch, Knoblauch, Milch, kohlensäurehaltige Getränke.
- Geruchsbildende Lebensmittel: Zwiebeln, Knoblauch, Fleisch, Eier, Spargel.
- Stopfende Lebensmittel: Weißbrot, Kartoffeln, trockener Käse, Sellerie, Schokolade, Rosinen, Rotwein.
- Abführende Lebensmittel: frisches Obst und Gemüse, Bier, Kaffee.
Ernährungstipps bei Dünndarmausgang
Befindet sich der künstliche Ausgang im Bereich des Dünndarms oder am Anfang des Dickdarms, braucht der Darm nach der Operation eine Weile, bis er sich auf die veränderte Verdauung umgestellt hat. In der ersten Zeit kann der Stuhlgang noch dünnflüssig sein, später sollte er dann dickflüssig werden. Da der Dickdarm nicht passiert wird, kann allerdings kein fester, regelmäßiger Stuhlgang gebildet werden.
Dünndarmausgang: 7 Tipps zur Unterstützung des Darms
Besonders in der Anfangsphase ist der Darm noch nicht in der Lage, alle Nährstoffe in ausreichender Menge aufzunehmen. Einige Tipps helfen jedoch, den Darm gerade in dieser Zeit zu unterstützen und den Körper möglichst gut mit Nahrung zu versorgen:
- Trinken Sie ausreichend – ca. 2 Liter pro Tag. Trinken Sie bevorzugt schluckweise zwischen den Mahlzeiten und nur wenig zu den Mahlzeiten. Bevorzugen Sie Tee und Mineralwasser ohne Kohlensäure. Auch Brühe und Sportlergetränke (isotonische Getränke) sind gut geeignet, da sie viele Elektrolyte enthalten.
- Verteilen Sie die Nahrungsaufnahme gleichmäßig über den Tag (5–6 Mahlzeiten). Essen Sie langsam und kauen Sie gut.
- Versuchen Sie möglichst viele Vollkornprodukte zu essen, da diese helfen, den Stuhl einzudicken. Achten Sie dabei aber darauf, dass das Getreide fein gemahlen ist. Grobes Körnerbrot ist meist weniger gut verdaulich. Bei sehr flüssigem Stuhl sind insbesondere gekochter Naturreis oder Breie und Suppen aus Getreideflocken, -schrot oder Grieß empfehlenswert.
- Bereiten Sie die Speisen zunächst fettarm zu und wählen Sie schonende Garmethoden wie Dünsten und Dämpfen oder die Zubereitung im Schnellkochtopf.
- Sollten Sie rohes Obst und Gemüse nicht gut vertragen, dünsten Sie es ein wenig an. Später können Sie dann immer mal wieder versuchen, auf Rohkost umzustellen.
- Meiden Sie schwerverdauliche, schlackenreiche und faserhaltige Lebensmittel. Hierzu gehören beispielsweise Spargel, die Haut von Tomaten, Pilze, Obstschalen, Orangen, Ananas, Nüsse, Popcorn und zähes Fleisch. Diese Fasern können das Stoma verstopfen und zu einer so genannten "Stomablockade" führen.
- Testen Sie sehr säurereiche Lebensmittel und Getränke wie Orangensaft, Tomaten etc. vorsichtig aus - diese können das Stomas reizen.
Verträglichkeit hängt vom eigenen Körper ab
Viele Betroffene erwarten genaue Anweisungen, wie sie sich zukünftig hinsichtlich der Ernährung verhalten sollen. Zwar können Tipps wie die weiter oben hilfreich sein, doch wie der Darm manche Lebensmittel verträgt, kann individuell sehr unterschiedlich sein.
Deshalb sollten Sie selber austesten, was Sie vertragen und was Ihnen weniger gut bekommt. Lassen Sie sich dabei nicht beeinflussen von den Ratschlägen anderer – jeder Körper reagiert anders. Zu viele gut gemeinte Tipps führen häufig zu einer starken Einschränkung der Lebensmittelauswahl. Der Körper wird dann möglicherweise nicht mehr mit allen Nährstoffen versorgt und das Essen macht weniger Spaß.
Sollten Sie dauerhaft Beschwerden wie Durchfälle oder Verstopfung haben oder zunehmend Gewicht verlieren, ist es ratsam, Ihren Arzt oder eine Ernährungsfachkraft aufzusuchen, um durch gezielte ernährungstherapeutische Maßnahmen die Probleme anzugehen.