Penicillin: Wirkung, Nebenwirkungen und Allergie
Penicillin, das bahnbrechende erste Antibiotikum, hat seit seiner Entdeckung im Jahr 1928 die Medizingeschichte entscheidend geprägt. Durch einen Zufall bemerkte der Wissenschaftler Alexander Fleming, dass rund um einen bestimmten Schimmelpilz (Penicillium notatum) in seinem Labor keine Bakterien wuchsen. Er taufte den daraus gewonnen Wirkstoff Penicillin. Erst 1939 begannen Forschende mit der Gabe von Penicillin als Medikament zu experimentieren. Heutzutage ist Penicillin zu einem Standardmedikament bei der Behandlung von bakteriellen Erkrankungen geworden. Welche Wirkung Penicillin im Körper hat, welche Nebenwirkungen der Wirkstoff auslösen kann und was es mit einer Penicillin-Allergie auf sich hat, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Penicillin und welche Wirkung hat es?
Penicillin (auch Penizillin) ist ein Antibiotikum. Diese haben generell die Aufgabe, das Bakterienwachstum und die Vermehrung von Bakterien im Körper zu hemmen. Es gibt viele verschiedene Antibiotika. Je nachdem welcher Erreger eine Infektion ausgelöst hat, wo die Infektion im Körper liegt und wie stark sie ist, wird von dem*der Arzt*Ärztin ein bestimmtes Antibiotikum zur Behandlung ausgewählt.
Penicillin gehört zu der Gruppe der sogenannten Beta-Lactam-Antibiotika. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie die Zellwand von Bakterien zerstören und sie dadurch abtöten (bakterizide Wirkung). Sie wirken vor allem gegen viele Bakterien aus der Gruppe der grampositiven Erreger wie zum Beispiel bei Streptokokken-Infektionen.
Beim Penicillin gibt es verschieden Unterformen, die sich wiederum durch bestimmte Eigenschaften und Wirkweisen voneinander unterscheiden. Zu diesen Klassen zählen unter anderem:
- Benzylpenicillin, zum Beispiel Penicillin G
- Oralpenicilline, wie Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin)
- Aminopenicilline, beispielsweise Amoxicillin und Ampicillin
- Breitspektrumpenicilline mit Wirksamkeit gegen Bakterien der Gattung Pseudomonas, zum Beispiel Piperacillin/ Tazobactam
Antibiotika: Einnahme zu den Mahlzeiten
Für was nimmt man Penicillin?
Penicilline kommen bei einer Vielzahl von Erkrankungen zum Einsatz. Hierzu zählen unter anderem:
- Mandelentzündungen (auch Angina tonsillaris genannt)
- Mittelohrentzündungen (Otitis media)
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Haut- und Weichteilinfektionen
- Blasenentzündung (Zystitis)
- Entzündung der Nieren (Pyelonephritis)
- Impetigo (infektiöse Hauterkrankung)
- Scharlach
- rheumatisches Fieber
- Syphilis
- Gonorrhoe (Tripper)
Diese Liste ist nicht abschließend. Es gibt weitere Infektionen, für die Penicilline eingesetzt werden können. Penicilline sind jedoch nur wirksam gegen bestimmte Bakterien und nicht gegen Viren. Eine virale Infektion, wie zum Beispiel eine Erkältung, kann daher nicht durch die Verordnung eines Antibiotikums geheilt werden.
Anwendung bei Kindern und in Schwangerschaft und Stillzeit
Generell können Penicilline bei Babys, Kindern und Frauen in der Schwangerschaft und während der Stillzeit angewendet werden. Penicilline gelten für diese Gruppen als gut verträglich. Es gibt allerdings auch einige wenige Penicillin-Arten, welche nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden sollen. Eine Einnahme, insbesondere bei Schwangeren und in der Stillzeit, sollte immer ärztlich abgesprochen werden.
Wie erfolgt die Einnahme von Penicillin?
Penicilline werden üblicherweise als Tabletten in einer bestimmten Dosierung verschrieben. Die genaue Dosierung ist abhängig davon, um welches Medikament es sich handelt sowie von der Art und Schwere der Erkrankung.
Kindern, denen es schwerfällt, Tabletten zu schlucken, bekommen häufig Penicilline als Saft verordnet. Bei einer schwerwiegenderen Infektion kann zudem eine intravenöse Gabe von Penicillin, das heißt eine Gabe des Arzneimittels über eine Vene, erforderlich sein.
Bei der Gabe von Penicillin in Tablettenform wird die Einnahme mit einem Glas Wasser empfohlen. Es ist wichtig, die Tabletten zur verordneten Uhrzeit und über die gesamte vorgeschrieben Einnahme-Dauer zu verwenden. Viele Patient*innen setzen ein Antibiotikum ab, sobald sie sich wieder gesund fühlen. Dies kann jedoch zum einen zu einem Wiederkehren der Erkrankung führen und begünstigt zum anderen die Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen. Eine Resistenz bedeutet, dass ein Bakterienstamm lernt, sich gegen ein Antibiotikum zu schützen. In Zukunft kann dieses Antibiotikum dann bei der Behandlung gegen ein bestimmtes Bakterium unwirksam werden. Dies erschwert dauerhaft die Therapie vieler Erkrankungen.
Was sind mögliche Nebenwirkungen von Penicillin?
Eine häufige Nebenwirkung bei der Einnahme von Antibiotika wie Penicillin sind Magen-Darm-Beschwerden, insbesondere Übelkeit, Durchfall und Magenkrämpfe. Diese Durchfälle treten auf, wenn durch das Antibiotikum das Gleichgewicht zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien im Darm gestört wird. Eine zusätzliche Einnahme von Probiotika in Form eines Nahrungsergänzungsmittels kann sinnvoll sein, um diese Beschwerden zu lindern, sollte aber individuell mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin abgesprochen werden.
Eine weitere häufige Nebenwirkung von Penicillinen ist ein Hautausschlag. Neben Rötungen der Haut ist auch ein Juckreiz häufig. Auch ist eine schwarze Färbung der Zunge möglich. Treten diese allergieartigen Symptome auf, sollte in jedem Fall der behandelnde Arzt oder die Ärztin kontaktiert werden. Sie werden dann entscheiden, ob das Antibiotikum abgesetzt werden muss und ob ein Antibiotikum einer anderen Wirkstoffklasse benötigt wird.
Penicillin-Allergie
Reagieren Patient*innen mit einer Unverträglichkeit auf die Penicillin-Einnahme, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass eine dauerhafte Penicillin-Allergie vorliegt. Es ist möglich, dies mittels eines Hauttests (Prick-Test) oder einer Blutuntersuchung zu überprüfen, um zu vermeiden, dass Betroffene statt eines Penicillins ein weniger gut wirksames oder aggressiveres Antibiotikum als Alternative erhalten müssen.
Liegt eine wirkliche Penicillin-Allergie vor, ist es wichtig, den Wirkstoff komplett zu meiden, denn es kann zu starken allergischen Reaktionen bis hin zum allergischen (anaphylaktischen) Schock kommen. Ein anaphylaktischer Schock beschreibt die schwerste Allergieform.
Betroffene weisen in diesem Fall Allergie-Symptome wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder Hals, einen schnellen Herzschlag, niedrigen Blutdruck, Hautausschlag, Übelkeit oder Erbrechen auf. Es ist wichtig, sofort medizinische Hilfe zu suchen, wenn Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks auftreten. Eine so schwere Penicillin-Allergie ist allerdings sehr selten.
Eine viel häufigere Ursache für einen Hautausschlag bei Penicillingabe als eine Unverträglichkeit ist eine zusätzlich vorliegende Virusinfektion. Durch eine Interaktion zwischen Wirkstoff und Virus kommt es zum Ausschlag, besonders häufig ist dies bei der Gabe von Aminopenicillinen der Fall.
Wechselwirkungen von Penicillin
Wie viele andere Medikamente auch können Penicilline mit anderen Arzneimitteln oder Substanzen interagieren und so in der Wirkung abgeschwächt oder verstärkt werden. Es ist daher wichtig, dem*der Arzt*Ärztin vor der Behandlung alle Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel zu nennen, die aktuell eingenommen werden.
FAQ: Wechselwirkungen von Penicillin
Es wird empfohlen, während der Einnahme eines Antibiotikums keinerlei Alkohol zu trinken. Da sowohl Alkohol als auch Penicillin über die Leber verstoffwechselt werden, kann eine gemeinsame Einnahme die Leber stark belasten und zu einem Leberschaden führen.
Es gibt die weit verbreitete Fehlannahme, dass Penicillin und Milch nicht miteinander eingenommen werden sollen. Dies ist bei den allermeisten Penicilline nicht der Fall. Es gibt einige Ausnahmen, bei denen das Mittel tatsächlich nicht mit Milch kombiniert oder sogar nüchtern vor dem Essen eingenommen werden soll. Sollte dies der Fall sein, wird der*die Arzt*Ärztin Sie vor der Einnahme hierauf aufmerksam machen. Auch im Beipackzettel finden sich entsprechende Hinweise.
Es ist bis heute unklar, wie stark durch Penicilline die Wirksamkeit der Antibabypille herabgesetzt wird. Dennoch wird zur optimalen Empfängnisverhütung empfohlen, während der Einnahme eines Penicillins zusätzlich auf andere Verhütungsmethoden wie beispielsweise ein Kondom zurückzugreifen. Frauen, die die Pille verwenden und ein Antibiotikum verschrieben bekommen, sollten bei Unsicherheit ärztlichen Rat suchen, insbesondere beim Auftreten von Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall.
Penicilline können die Wirkung von einigen Blutverdünnern verstärken, was bei den betroffenen Personen das Risiko für Blutungen steigert. Auch hier ist es besonders wichtig, dem*der Arzt*Ärztin mitzuteilen, dass ein Blutverdünner eingenommen wird.
Die Einnahme von Penicillin und Ibuprofen oder anderen freiverkäuflichen Schmerzmitteln ist möglich, um Fieber zu senken und Schmerzen zu lindern. Wenn Unsicherheiten bestehen oder Fragen zur gemeinsamen Einnahme auftreten, ist es aber am besten, sich an das Fachpersonal in der Apotheke zu wenden.