gynäkologische Untersuchung bei der Frauenärztin
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Frauenarzt: Welche Untersuchungen macht der Gynäkologe?

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.03.2021

Der Frauenarzt oder die Frauenärztin – beziehungsweise der Gynäkologe oder die Gynäkologin, wie der Fachbegriff lautet – ist für Frauen in vielen Belangen rund um die weibliche Gesundheit die erste Anlaufstelle. Regelmäßige Untersuchungen dienen der Vorsorge und sind wichtig, um Auffälligkeiten oder Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Deshalb sollte jede Frau spätestens ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gehen. Welche Gründe haben die verschiedenen Untersuchungen aus dem Bereich der Gynäkologie und wie ist der Ablauf? Wie oft sind die Untersuchungen empfohlen und welche Fachbegriffe und Namen sollte man kennen? Das lesen Sie hier!

Welche Aufgaben haben Gynäkologen?

Frauenärztinnen und Frauenärzte haben mehrere zentrale Aufgaben:

  • bei akuten Beschwerden und chronischen Krankheiten entscheiden sie über Diagnostik und Therapie – so beispielsweise bei Geschlechtskrankheiten, Vaginalinfektionen, aber auch bei Zysten oder anderen Erkrankungen der Geschlechtsorgane
  • um früh Krankheiten wie Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs zu erkennen, führen sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durch, beziehungsweise veranlassen weitere Tests und verweisen bei Bedarf an entsprechende Fachleute
  • sie stehen Frauen beratend zur Seite, unter anderem auch bei Fragen der Verhütung, Sexualität oder bei einem Kinderwunsch
  • sie betreuen werdende Mütter und ihr Ungeborenes während der Schwangerschaft, aber auch bei der Nachsorge nach einer Geburt

Anamnese: Gespräch und Beratung

Im Mittelpunkt des Frauenarztbesuchs steht zunächst die Anamnese, also das gezielte Befragen der Patientin zu dem Grund ihres Arztbesuches und zu ihrer Krankengeschichte. Hat eine Frau aktuelle Beschwerden, sollte sie diese möglichst genau schildern: Wo, wann und wie häufig sie auftreten, ob sie plötzlich angefangen haben oder schon länger bestehen und ob weitere Symptome vorliegen.

Besonders wichtig ist die "Regelanamnese", also

  • wann die letzte Blutung war
  • ob die Periode regelmäßig ist oder ganz ausbleibt
  • in welchen Abständen sie einsetzt
  • wie lange sie dauert
  • ob sie schmerzhaft ist
  • ob es Zwischenblutungen gibt

Bei älteren Frauen können auch die Wechseljahre im Zentrum der Fragen stehen.

Daneben sind auch die Art der Verhütung, andere durchgemachte oder bestehende chronische Krankheiten, frühere Geburten, Operationen oder Unfälle, eingenommene Medikamente und (Krebs-)Erkrankungen in der Familie von Bedeutung. Auch sexuelle Probleme oder Missbrauch können und sollten thematisiert werden.

Grunddiagnostik: der gynäkologische Stuhl

Die körperliche Untersuchung erfolgt (mit freiem Unterkörper) auf einem speziellen gynäkologischen Stuhl. Auch wenn seine Form eher abschreckt und er – vor allem durch seine Beinhaltevorrichtungen – vielen Frauen ein Gefühl des Ausgeliefertseins vermittelt, ermöglicht er sowohl der untersuchenden Person als auch der Patientin so die bestmögliche Position in dieser Situation:

  • die Bauchdecke wird durch die leichte Erhöhung des Oberkörpers entlastet und dadurch weich und gut tastbar
  • die Polsterung des Stuhls auch im Rückenbereich wirkt einem Hohlkreuz entgegen und unterstützt die Patientin dabei, möglichst zu entspannen
  • das Spreizen der Beine gibt der Ärztin oder dem Arzt die Möglichkeit, die Vaginalregion gut einsehen und abtasten zu können

Unmittelbar vor Beginn der Untersuchung sollte die Patientin noch einmal die Toilette aufsuchen – nur bei einer entleerten und damit kleinen Harnblase kann die Region richtig beurteilt werden. Auch die Messung des Blutdrucks gehört zu den Standarduntersuchungen in der frauenärztlichen Praxis.

Untersuchungen mit dem Spekulum

Zunächst wird die Ärztin oder der Arzt nach äußerlich sichtbaren Krankheitszeichen suchen, zum Beispiel Rötungen, Wucherungen, kleine Pusteln oder Schleimabsonderungen (Ausfluss) an den äußeren Geschlechtsteilen. Dann spreizt die Ärztin oder der Arzt mit zwei Fingern vorsichtig die Schamlippen und begutachtet die Innenseite der Vagina (Scheide). Der Fachbegriff für diese Untersuchung lautet Inspektion.

Anschließend wird das Spekulum (Scheidenspiegel) eingeführt. Dies ist ein Untersuchungsinstrument aus Metall, mit dem die Scheide etwas aufgespreizt wird. Das Untersuchungsgerät erinnert an eine Zange und existiert in verschiedenen Größen, je nach Größe der Scheide – ist die Patientin noch Jungfrau, wird ein entsprechend kleines Spekulum verwendet. Diese Untersuchungen ist normalerweise nicht schmerzhaft, allenfalls unangenehm. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es der Patientin gelingt, ihren Beckenbodenbereich zu entspannen. Meist wird das Metallstück etwas angewärmt und bei Bedarf mit Wasser oder Gleitcreme angefeuchtet, damit das Einführen nicht unangenehm ist. Mit dem "Werkzeug" können Scheidenwand und Gebärmutterhals, beziehungsweise dessen unteres Ende, der Muttermund, beurteilt und – zum Beispiel im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung oder bei Verdacht auf eine Pilzinfektion – Abstriche für die mikroskopische Untersuchung entnommen werden.

Je nach Fragestellung kann im gleichen Untersuchungsgang ein Kolposkop zum Einsatz kommen, das ist eine Lupe mit Lichtquelle, die vor dem Scheideneingang platziert wird und mit der sich die inneren Strukturen in 10- bis 40-facher Vergrößerung beurteilen lassen.

Bei speziellen Untersuchungen wie dem Essigsäuretest wird die Schleimhaut mit einer Tinktur benetzt und verfärbt sich dann je nach Zellart. So lassen sich verdächtige Bezirke besonders gut darstellen und daraus Gewebeproben entnehmen. Diese Untersuchung kann zum Beispiel beim Verdacht auf Feigwarzen Anwendung finden.

Tastuntersuchung: Abtasten der Geschlechtsorgane

Im nächsten Schritt erfolgt das Abtasten – der Fachbegriff lautet Palpation – der inneren Geschlechtsorgane mit zwei Händen ("bi-manuell"). Dazu werden – je nach Scheidengröße – nur der Zeigefinger oder Zeige- und Mittelfinger der einen Hand (mit Handschuh und Gleitgel) in die Scheide eingeführt, mit der anderen Hand drückt die Ärztin oder der Arzt von außen oberhalb des Schambeins dagegen. So kann man zwischen den Händen die Scheide, den Gebärmutterhals, die Gebärmutter, die Eierstöcke und die Eileiter sowie die Harnblase abtasten. Durch das Abtasten können häufig Beschwerden der Organe, Tumoren oder auch die Gründe für Unterleibsschmerzen entdeckt werden. Diese bimanuelle Palpation empfinden viele Patientinnen als unangenehmen Druck; schmerzhaft sollte sie allerdings nicht sein. Spüren Sie bei der Untersuchung Schmerzen, sollten Sie das unbedingt äußern.

Das Austasten der Scheide mit einer Hand wird als vaginale Austastung bezeichnet. Dabei können Scheidengewölbe, Scheidenwände und Muttermund abgetastet werden.

Im Rahmen der Krebsfrüherkennung in Bezug auf Darmkrebs kann die Frauenärztin oder der Frauenarzt auch noch eine rektale Tastuntersuchung anschließen, bei der durch Abtasten des Enddarms dort lokalisierte Tumoren entdeckt werden können. Auch lassen sich durch die gleichzeitige Untersuchung von Enddarm und Scheide mit jeweils einem Finger die Haltebänder der Gebärmutter und der Beckenwand gut beurteilen. Der Name für diese Untersuchung lautet rekto-vaginale Untersuchung.

Während der Schwangerschaft können medizinisch geschulte Personen mit bestimmten Handgriffen (Leopold-Handgriffe) von außen den Bauch abtasten und so verschiedene Informationen, zum Beispiel über Lage und Größe des Kindes, gewinnen. Daneben untersucht man auch von der Scheide und – später – vom Darm aus.

Brustuntersuchung (Mammadiagnostik)

Anschließend kann die Frau ihren Unterkörper wieder bekleiden, sollte nun aber Oberteil und BH ausziehen. Denn Bestandteil der frauenärztlichen Untersuchung – vor allem im Hinblick auf die Früherkennung von Brustkrebs – ist die Beurteilung der Brüste mittels Anschauen (Inspektion) und Abtasten (Palpation), einschließlich der Achselhöhlen. Geachtet wird unter anderem auf:

  • die Symmetrie der Brüste
  • die Haut
  • die Brustwarzen
  • Absonderungen, Knoten oder Verwachsungen
  • fehlende Beweglichkeit beim Anheben der Arme
  • Druckschmerzhaftigkeit
  • Lymphknotenvergrößerungen

Je nach Bedarf können sich bildgebende Verfahren wie Mammografie, Ultraschalluntersuchung oder Kernspintomografie anschließen.

Weiterführende Untersuchungen beim Frauenarzt

Je nach Fragestellung gibt es noch eine Reihe weiterer Untersuchungen, die in der Gynäkologie durchgeführt werden können. Ob die Untersuchungen erforderlich sind, hängt von den verschiedenen Komplikationen beziehungsweise den Anliegen der Patientin ab.

Sonografie (Ultraschall)

Der Ultraschall spielt in der frauenärztlichen Praxis eine wichtige Rolle – insbesondere in der Schwangerschaft, aber unter anderem auch bei Kinderwunsch oder Verdacht auf einen Tumor. Er kann durch die Scheide eingeführt werden (Vaginalsonografie) oder über dem Bauch (Abdominalsonografie) beziehungsweise der Brust (Mammasonografie) bewegt werden.

Abstriche und Biopsien

Bei der Spekulumuntersuchung können im Rahmen eines Abstrichs Zellen vom Gebärmutterhals und -kanal zur Krebsvorsorge ("Pap-Test") oder kleine Gewebeproben (Biopsien) von verdächtigen Bezirken gewonnen und anschließend unter dem Mikroskop begutachtet werden. Meist werden diese Proben ins Labor geschickt und dort beurteilt. Abstriche sind auch hilfreich, um Infektionen mit Bakterien oder Pilzen festzustellen.

Vom Scheidensekret kann der pH-Wert bestimmt werden – ist er weniger sauer als normal, ist das ein erster Hinweis auf eine Besiedlung mit Krankheitserregern. Entwickelt das Scheidensekret dann einen fischähnlichen Geruch, wenn es auf einem Objektträger mit Kalilauge bestrichen wird (Amintest), verdichtet sich dieser Verdacht. Unter dem Mikroskop lassen sich dann eventuell die Bakterien oder Pilze erkennen. In diesem Fall wird das Scheidensekret ins Labor geschickt und dort genauer mikrobiologisch untersucht (zum Beispiel Anzüchtung der Keime und Test, welche Antibiotika dagegen wirken).

Hilfsmittel, um Abstriche zu entnehmen, sind kleine Spatel, Bürstchen oder auch Wattetupfer. In seltenen Fällen kann es nach der Entnahme eines Abstrichs zu Schmierblutungen kommen, die aber meist schnell wieder von selbst aufhören.

Urinuntersuchung

Die Untersuchung des Urins gehört während der Schwangerschaft zur Routineuntersuchung; ansonsten wird sie zum Beispiel bei Verdacht auf eine Blasenentzündung durchgeführt. Auch zum Nachweis von Chlamydien kann eine Urinuntersuchung zum Einsatz kommen.

Zyklus- und Hormondiagnostik

Besteht der Verdacht auf Hormonstörungen oder sollen Zyklusunregelmäßigkeiten oder ein unerfüllter Kinderwunsch abgeklärt werden, kommen neben den oben genannten Methoden noch andere zum Einsatz. So können zum Beispiel im Blut verschiedene Hormonkonzentrationen gemessen oder der sogenannte Zervixfaktor im Sekret des Gebärmutterhalses bestimmt werden. Dies bedeutet, dass mittels verschiedener Faktoren wie Aussehen und Konsistenz geprüft wird, wie das Sekret auf die unterschiedlichen Hormone während des Menstruationszyklus reagiert.

Endoskopie

Bei Kindern und Jungfrauen kann anstelle der Spekulumuntersuchung auch ein schmales Endoskop (also eine schlauchförmige Kamera) über die Scheide eingeführt werden, der Name dieser Untersuchung lautet Vaginoskopie. In bestimmten Situationen (zum Beispiel bei Sterilität oder Blutungen aus der Gebärmutter) lässt sich – unter Lokalanästhesie – auch die Gebärmutterhöhle mit einem Endoskop begutachten (Hysteroskopie). Zu diagnostischen und häufig auch direkt therapeutischen Zwecken kann ein Endoskop auch über kleine Schnitte in der Bauchdecke eingeführt werden (Laparoskopie).

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Wann und wie oft zum Frauenarzt?

Der richtige Zeitpunkt, das erste Mal einen Gynäkologen aufzusuchen, ist bei jedem Mädchen anders. Manche Frauenärzte und -ärztinnen raten, dass dieser nach dem Einsetzen der ersten Periodenblutung gekommen ist, andere sind der Meinung, dass eine Erstuntersuchung erst ab dem 20. Lebensjahr nötig ist (es sei denn, es gibt vorher spezifische Anlässe).

Gute Gründe für einen gynäkologischen Besuch sind zum Beispiel:

  • eine noch immer nicht eingesetzte Regelblutung im 16. Lebensjahr
  • Zwischenblutungen oder starke Menstruationsschmerzen
  • Beschwerden wie unklare Unterbauchschmerzen, Entzündungen oder stark riechender Ausfluss, Jucken und Brennen in der Scheide
  • das Bedürfnis, sich über Geschlechtsverkehr, Verhütung oder Pubertät beraten zu lassen
  • der Verdacht auf eine Schwangerschaft

Ab dem 20. Lebensjahr wird eine jährliche Untersuchung zur Krebsvorsorge empfohlen. Die Kosten für eine Vorsorgeuntersuchung pro Jahr werden daher von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Im Rahmen der Krebsvorsorge wird dabei unter anderem jährlich ein Pap-Test zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs empfohlen – ab dem 35. Lebensjahr dann alle drei Jahre in Verbindung mit einem HPV-Test.

Ab dem 30. Lebensjahr sollte das Abtasten der Brüste zur Krebsfrüherkennung jährlich erfolgen, wobei Frauenärztinnen und -ärzte auch eine Anleitung zur Selbstuntersuchung geben sollten. Die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs kann zwischen dem 50. und dem 70. Lebensjahr alle zwei Jahre durchgeführt werden.

Beim Frauenarzt entspannen – Tipps gegen die Nervosität

Die meisten Frauen empfinden Besuch und Untersuchung bei Gynäkologinnen und Gynäkologen als eine eher unangenehme Situation, die – mehr noch als die meisten anderen Arztbesuche – eine Grenze zu sehr intimen und eventuell schambehafteten Bereichen überschreitet.

Besonders bei jungen Mädchen, die das erste Mal eine frauenärztliche Praxis aufsuchen, sind deshalb eine entspannte Atmosphäre und ein vertrauensvolles Verhältnis wichtig. Erkundigen Sie sich daher bei der Wahl der richtigen Praxis vorab nach Empfehlungen und überlegen Sie sich, ob Sie grundsätzlich lieber von einer Frau oder einem Mann betreut werden möchten.

Sucht man mit einem bestimmten Anliegen die Gynäkologin oder den Gynäkologen auf, empfiehlt es sich, die Fragen vorher aufzuschreiben und diese Notizen zum Arztbesuch mitzubringen. Das hilft gegen die Angst oder Aufregung und die damit oft einhergehende Schwierigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Bei der Untersuchung selbst ist es wichtig, sich zu entspannen, andernfalls können Verkrampfungen oder Verspannungen der Muskeln dazu führen, dass die eigentlich schmerzlose Untersuchung Schmerzen bereitet. Erfahrene Frauenärztinnen und Frauenärzte plaudern daher oft mit ihren Patientinnen über unverfängliche Themen, um ihnen die Nervosität zu nehmen.

Manchen Frauen hilft es auch, sich zurückzulehnen, langsam und tief durchzuatmen und bewusst zu entspannen. Andere fühlen sich wohler, wenn sie bei der Untersuchung einen Rock oder einen langen Pullover tragen, um sich weniger nackt zu fühlen. Denken Sie daran, dass solche Untersuchungen für Ihr Gegenüber ganz alltäglich sind und daran nichts peinlich sein muss. Sollten Sie sich bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin unwohl fühlen, sollten Sie einen Arztwechsel in Erwägung ziehen.