Diabetes mellitus Typ 1
Diabetes ist eine der Volkskrankheiten, die zahlreiche negative Auswirkungen auf den gesamten Körper nach sich ziehen kann. Eine der Formen des Diabetes mellitus ist der Typ-1-Diabetes, oder auch Diabetes Typ 1 genannt. Die verschiedenen Typen des Diabetes mellitus unterscheiden sich in ihrer Ursache, Diagnose und Therapie erheblich. Demzufolge ist es für Betroffene entscheidend, möglichst viel über die Erkrankung, ihre Symptome, die Chancen der Heilung und mögliche Folgen zu wissen. Hier stellen wir Ihnen die Besonderheiten des Typ-1-Diabetes vor.
Was ist Diabetes mellitus Typ 1?
Der Diabetes mellitus umfasst eine Gruppe von metabolischen Erkrankungen (Erkrankungen des Stoffwechsels). Insgesamt gehören ihr vier verschiedene Typen an, die sich in ihrer Ursache und Therapie unterscheiden. Grundsätzlich gemeinsam haben die Erkrankungen, dass sie durch eine krankhafte Erhöhung des Blutzuckers (Hyperglykämie) gekennzeichnet sind. Wie diese Erhöhung des Blutzuckers zustande kommt, ist bei jedem Diabetes-Typ unterschiedlich.
Der Diabetes mellitus Typ 1 zeigt sich in der Regel bereits bei Kindern und Jugendlichen. Früher wurde dieser Typ daher auch juveniler Diabetes genannt.
Ursachen: Wie entsteht Diabetes mellitus Typ 1?
Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, dass der Körper Stoffe (Antikörper) produziert, die Strukturen des eigenen Körpers angreifen. Beim Diabetes Typ 1 werden von den Antikörpern die Zellen angegriffen, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind.
Insulin ist ein Hormon, das für die Verarbeitung des Zuckers im menschlichen Körper zuständig ist. Es wird ausgeschüttet, wenn der Blutzuckerspiegel, beispielsweise nach dem Essen, hoch ist und sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt. Denn mithilfe des Insulins gelangt der Zucker (Glucose) ins Gewebe und in die Zellen, wo er zur Energiegewinnung benötigt wird.
Gebildet wird das Insulin in den sogenannten ß-Zellen (Betazellen) der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die Antikörper beim Typ-1-Diabetes greifen die ß-Zellen an und zerstören sie. Wenn etwa 80 Prozent der ß-Zellen zerstört wurden, reicht die Insulinproduktion nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Man spricht dann von einem absoluten Insulinmangel. Erhöhte Blutzuckerwerte sind die Folge.
Was ist der Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2?
Vom Diabetes Typ 2 sind in der Regel eher ältere Menschen betroffen, wenngleich auch diese Form des Diabetes ebenso bei jüngeren Menschen vorkommen kann. Der Typ-2-Diabetes hat jedoch keine autoimmune Ursache. Die ß-Zellen des Pankreas werden also nicht zerstört und es kann weiterhin Insulin produziert werden.
Stattdessen steht bei dieser Form des Diabetes eine Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) im Vordergrund. Die Entstehung des Diabetes Typ 2 wird meist auf Übergewicht (Adipositas) und eine Fettstoffwechselstörung zurückgeführt. Außerdem werden erbliche Faktoren diskutiert.
Ausführliche Informationen zu den Ursachen von Typ-2-Diabetes lesen Sie in diesem Artikel
Diabetisches Koma als erstes Anzeichen
Das Krankheitsbild des Diabetes Typ 1 zeigt sich meist in frühem Alter. Als erstes Symptom (man spricht dann von einer Erstmanifestation) kann das sogenannte Coma diabeticum (diabetisches oder hyperglykämisches Koma) auftreten.
Beim diabetischen Koma handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das durch eine Entgleisung des Stoffwechsels bedingt ist. Ursache der Stoffwechselentgleisung ist der Insulinmangel. Er führt zu einer Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie) und diese Hyperglykämie zu einer Steigerung der Wasser- und Mineralstoffausscheidung über den Urin (Polyurie) – Betroffene scheiden deshalb mehr Urin aus.
Dies führt wiederum zu einem Volumenmangel (Hypovolämie) im Blutkreislauf. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass in den Gefäßen Wasser fehlt. Außerdem führt der Insulinmangel zu einem relativen Energiemangel im Gewebe. Dies liegt daran, dass sich der Zucker im Blut befindet, aber nicht in die Zellen aufgenommen werden kann, in denen er benötigt wird.
Der Insulin- und Energiemangel führt zu einem Abbau von Fettspeichern (Lipolyse). Aus den freigesetzten Fettsäuren werden in der Leber sogenannte Ketonkörper gebildet. Bei Ketonkörpern handelt es sich um chemische Verbindungen, die die Körperzellen als Energielieferant nutzen können, wenn kein Zucker verfügbar ist. Diese chemischen Verbindungen reagieren allerdings im Körper sauer (azidotisch). Es kommt also zu einer Verschiebung des Blut-pH-Wertes in den sauren Bereich. Eine sogenannte metabolische Azidose ist die Folge. Sie führt zu Erbrechen, was die Hypovolämie – also den Mangel an Wasser in den Gefäßen – noch verstärkt.
Infolge der Hypovolämie und des Mineralstoffmangels kann es zu Bewusstlosigkeit und Blutdruckabfall. Außerdem charakteristische Symptome für das ketoazidotische Koma sind nach Azeton riechender Atem (der Atem riecht wie überreifes Obst oder Nagellackentferner), Bauchschmerzen, die auch als Pseudoperitonitis diabetica bezeichnet werden, und eine vertiefte Atmung (Kußmaul-Atmung).
Welche Symptome hat man bei Diabetes mellitus Typ 1?
Nicht immer wird Diabetes Typ 1 erst dann entdeckt, wenn es zu einem diabetischen Koma kommt. Mögliche Anzeichen für einen Typ-1-Diabetes sind:
- Durst/erhöhte Trinkmenge (Polydipsie)
- Leistungsminderung/Müdigkeit
- Wadenkrämpfe
- Juckreiz
- Gewichtsabnahme
- Sehstörungen
- erhöhte Wasserausscheidung (Polyurie)
- Übelkeit/Erbrechen
- Austrocknung (Exsikkose)
- niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Bewusstseinstrübung
Wie gefährlich ist Diabetes mellitus Typ 1?
Insbesondere das diabetische Koma als lebensbedrohliches Krankheitsbild ist für Typ-1-Diabetiker akut gefährlich. Hinzu kommen potenziell gefährliche Folgen der Erkrankung. Die möglichen Folgen und Komplikationen sind vor allem durch eine längerfristige Hyperglykämie bedingt und umfassen:
- Mikroangiopathien: Das sind Veränderungen an kleinsten Blutgefäßen. Sie treten etwa nach fünf bis zehn Jahren hyperglykämer Stoffwechsellage auf. Folgeschäden finden sich insbesondere an den kleinen Gefäßen der Niere (Nephropathie), der Netzhaut (Retinopathie) und den Nerven (Neuropathie).
- Makroangiopathien: Hierbei handelt es sich um Veränderungen größerer Blutgefäße, wie zum Beispiel die Bildung von Ablagerungen (Plaques). Folgeschäden können die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder ein Herzinfarkt sein.
Weitere Informationen zu den möglichen Folgen und Komplikationen eines Diabetes erhalten Sie hier.
Diagnose des Diabetes Typ 1
Die Diagnostik des Diabetes Typ 1 und Typ 2 unterscheidet sich nicht grundlegend. Wichtig ist in beiden Fällen der Nüchternblutzuckerspiegel, der anhand einer Blutprobe gemessen wird. Gibt dieser Wert allein keinen Aufschluss, kann der sogenannte orale Glukosetoleranztest (oGTT) zurate gezogen werden. Insbesondere zur Verlaufsbeobachtung bietet sich der Langzeitwert HbA1c an.
Ausführliche Informationen zu den unterschiedlichen Untersuchungen und Tests bei Diabetes mellitus finden Sie hier.
Beim Diabetes Typ 1 kann darüber hinaus nach den Antikörpern, die die ß-Zellen zerstören, gesucht werden. Bei diesen Untersuchungen handelt es sich allerdings nicht um Routine-Diagnostik. Diese Tests werden nur durchgeführt, wenn die Diagnose nach den Routine-Tests noch immer unklar sein sollte.
Wichtig ist die Suche nach Antikörpern bei der Diagnose einer Sonderform des Typ-1-Diabetes, dem sogenannten LADA. Diese Abkürzung steht für Latent Autoimmune Diabetes in Adults. Es handelt sich dabei gewissermaßen um einen Typ-1-Diabetes, der sich aber erst im Erwachsenenalter zeigt. Die Abgrenzung zum Diabetes mellitus Typ 2 ist daher schwierig. Hierbei kann die Suche nach spezifischen Antikörpern helfen.
Therapie des Diabetes mellitus Typ 1
Die Behandlung von Diabetes Typ 1 besteht darin, das fehlende Hormon Insulin zu ersetzen (Substitution). Eine Therapie ohne die Insulin-Substitution, wie sie teilweise beim Typ-2-Diabetes zum Einsatz kommt, ist beim Typ-1-Diabetes aufgrund des absoluten Insulinmangels nicht möglich.
Ziel der Insulintherapie ist es, den Blutzuckerspiegel möglichst in einem optimalen Bereich zu halten und Hyper- sowie Hypoglykämien, also Über- und Unterzuckerung, zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, existieren unterschiedliche Anwendungsschemata mit eigenen Vor- und Nachteilen. Der Arzt entscheidet mit dem Patienten zusammen, welches Schema am besten geeignet ist.
Weitere Informationen zur Insulintherapie erhalten Sie in diesem Artikel.
Eine Heilung des Typ-1-Diabetes ist aufgrund der nicht rückgängig zu machenden Zerstörung der ß-Zellen aktuell nicht möglich. Das Leben mit Diabetes mellitus Typ 1 ist nach einer Eingewöhnungsphase aber sehr gut möglich. Die Lebenserwartung ist bei einer guten Einstellung des Blutzuckers und korrekter Anwendung des Insulinschemas in der Regel nicht beeinträchtigt.
Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 1
Grundsätzlich dürfen Diabetiker alles essen. Verbotene Lebensmittel oder strikte Vorgaben gibt es nicht. Allerdings kann eine abwechslungsreiche, bewusste Ernährung bei der Behandlung der Erkrankung und der Vermeidung negativer Folgen helfen. Dabei gelten die Regeln, die im Großen und Ganzen auch für nicht-Diabetiker gelten. Es wird empfohlen, viele Vollkornprodukte, reichlich Obst und Gemüse und bevorzugt pflanzliche Öle zu verzehren. Zucker sollte nicht mehr als zehn Prozent der Tagesenergie ausmachen. Isst man also 2.000 kcal (Kilokalorien) pro Tag, sollten davon nicht mehr als 200 kcal aus Zucker stammen.
Außerdem sollten nicht mehr als 30 Prozent der Tagesenergie in Form von Fetten aufgenommen werden, dafür aber mindestens 40 Gramm Ballaststoffe.
Diese Zahlen und Regeln sind als Faustregeln und Hilfen zu verstehen, an denen Betroffene sich orientieren können.
Wichtiger ist – insbesondere für Typ-1-Diabetiker – ein ausreichendes Wissen über die Nährstoffe, Nährwerte und ihre Auswirkungen auf den Körper und die Erkrankung. Typ-1-Diabetiker müssen ihre Insulinmenge an die aufgenommene Nahrung anpassen. Daher müssen sie wissen, wie sich die notwendige Insulinmenge durch die aufgenommene Nahrung ändert. Auch im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten kann es nötig sein, die Insulinmenge entsprechend zu reduzieren, um eine mögliche Unterzuckerung zu vermeiden.