Verlauf von Diabetes Typ 1 und 2
Der Ausdruck Diabetes mellitus bedeutet so viel wie honigsüßer (Lateinisch: mellitus = honigsüß) Durchfluss (Griechisch: Diabetes = Durchfluss, erhöhter Harnfluss). Man versteht darunter eine chronische Störung des Zuckerstoffwechsels, ausgelöst durch einen Mangel am Hormon Insulin. Die Folge ist ein zu hoher Zuckergehalt des Blutes. Die beiden wichtigsten Formen des Diabetes mellitus werden mit Typ 1 und Typ 2 bezeichnet, wobei etwa 90 bis 95 Prozent der Diabetiker von Typ 2 betroffen sind. Die beiden Formen unterscheiden sich grundsätzlich in ihren Ursachen und damit auch in ihren Auswirkungen und ihrem Verlauf.
Ursachen von Typ-1-Diabetes
Ursache des Typ-1-Diabetes ist ein kompletter Ausfall der Insulinproduktion (absoluter Insulinmangel). Weil sich bei dieser Form eigene Antikörper (Autoantikörper) gegen die insulinproduzierenden Inselzellen der Bauchspeicheldrüse im Blut des Betroffenen nachweisen lassen, wird Diabetes Typ 1 zu den Autoimmunkrankheiten gezählt.
Auch die familiäre Häufung (etwa bei 20 Prozent der Betroffenen findet sich in der Verwandtschaft ebenfalls ein Typ-1-Diabetiker) scheint dies zu bestätigen. Darüber hinaus nimmt man an, dass gewisse Viren (zum Beispiel Rötelnviren) oder bestimmte Gifte eine Autoimmunreaktion einleiten könnten.
Die unwiderrufliche Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen hat zur Folge, dass sich bereits in jungen Jahren (meist im späten Kindesalter) Symptome eines hohen Blutzuckerspiegels zeigen, man spricht daher auch vom juvenilen Diabetes.
Ursachen von Typ-2-Diabetes
Ganz anders als beim jugendlichen Typ liegt die Ursache bei Diabetes Typ 2 meist im Lebensstil. Obwohl auch hier genetische Faktoren eine ganz wesentliche Rolle spielen, besteht eine sehr enge Verbindung mit einer zu fetten, zu zuckerhaltigen und allgemein zu kalorienreichen Ernährung sowie mangelnder Bewegung und Übergewicht.
Bei der Entstehung spielen zwei Störungen die Hauptrolle:
- eine gestörte Insulinabgabe durch die Bauchspeicheldrüse
- eine verminderte Insulinwirkung an den Zellen und Organen
Das bedeutet, dass auch bei einem hohen Insulinspiegel im Blut (wie er bei Typ-2-Diabetikern vorkommen kann) das Hormon keine Wirkung zeigt, wenn die Rezeptoren nicht mehr oder nur noch vermindert funktionieren. Genauso wenig wie ein ehemals passender Schlüssel (Insulin) ein nun defektes Schloss (Insulinrezeptor) nicht zu öffnen vermag. Man bezeichnet dies als relativen Insulinmangel oder Insulinresistenz.
Gelegentlich können auch Schwangerschaft (Gestationsdiabetes), Hormonstörungen, Stressfaktoren (Infektionen, Verletzungen, Operationen) und gewisse Medikamente (zum Beispiel Kortison) eine diabetische Stoffwechsellage hervorrufen.
Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und 2
Diabetes Typ 2: Verlauf
Im Gegensatz zu Diabetes Typ 1 verläuft ein Diabetes Typ 2 oftmals schleichend. Da der Körper in diesem Fall erst mit der Zeit eine Insulinresistenz ausbildet, kann es oft Jahre dauern, bis verstärkt Symptome auftreten und wahrgenommen werden.
Erste Anzeichen eines Diabetes Typ 2 sind beispielsweise Müdigkeit und Leistungsschwäche. Auch Heißhungerattacken und stärkeres Schwitzen können dazukommen. Vermehrter Harndrang, verstärktes Durstgefühl oder juckende und trockene Haut entstehen oft im weiteren Verlauf der Erkrankung.
Bis diese Symptome richtig diagnostiziert werden, können bereits Organe geschädigt sein. Wird der Diabetes nicht mithilfe von Verhaltensänderungen (zum Beispiel Ernährungsumstellung und Fitness), Insulin oder oralen Antidiabetika therapiert, kann der Verlauf schwerwiegend sein. Schädigungen der Gefäße an Augen, Füßen, Herz oder Nieren können die Folge sein. Dadurch erhöht sich wiederum das Risiko für andere Erkrankungen, wie Schlaganfälle oder Nierenversagen. Auch Nervenschäden können auftreten.
Nähere Informationen zu Folgeerkrankungen bei Diabetes finden Sie hier.
Prognose bei Diabetes Typ 2
Bei einer konsequenten Befolgung der therapeutischen Empfehlungen und regelmäßigen Kontrollen kann der Krankheitsverlauf von Diabetes Typ 2 gemildert oder verlangsamt werden. Das Risiko für Folgeerkrankungen nimmt ab, was sich wiederum positiv auf die Lebenserwartung auswirkt.
Der Verlauf bei Diabetes Typ-2 ist also häufig stark von einer konsequenten Umsetzung der Therapie und der Änderung der eigenen Lebensumstände, vor allem in Bezug auf Ernährung und Bewegung, abhängig. Aus diesem Grund kann eine frühzeitige Diagnose die Prognose verbessern.
Diabetes Typ 1: Verlauf und Prognose
Durch den absoluten Insulinmangel bei Diabetes Typ 1 treten bei dieser Form des Diabetes mellitus sehr schnell erste Symptome auf. Dazu gehören häufiges Wasserlassen und übermäßiger Durst, Magen-Darm-Probleme, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust.
Dieser Gewichtsverlust entsteht, weil die Zellen aufgrund des Glukose-Mangels damit beginnen, Fett zu verbrennen. Durch das dabei entstehende Stoffwechselprodukt Aceton kommt es zu einer Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose). Der Körper versucht, Aceton über die Atemluft abgegeben. Es treten Schnappatmung sowie ein Mundgeruch auf, der an leicht verfaultes Obst erinnert. Da der Stoffwechsel nicht mehr richtig funktioniert, leiden Betroffene an Magenschmerzen.
Unbehandelt ist der Verlauf von Diabetes Typ 1 dramatisch: Durch das häufige Wasserlassen kommt es zu einer Dehydration, die zu Nierenversagen führen kann. Im weiteren Verlauf fällt der Betroffene in ein diabetisches Koma, das im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Richtige Therapie beeinflusst Verlauf positiv
Wird Diabetes Typ 1 rechtzeitig mit Insulin behandelt und der Blutzucker gut eingestellt, ist ein weitgehend normales Leben möglich. Die Lebenserwartung von Typ-1-Diabetikern ist aber dennoch niedriger als bei gesunden Menschen. Laut einer schottischen Studie von 2015 hatte zu diesem Zeitpunkt ein 20-jähriger Mann mit Diabetes Typ 1 eine um 11 Jahre verkürzte Lebenserwartung, bei einer 20-jährigen Frau waren es sogar fast 13 Jahre. Grund dafür sind vor allem Überzuckerung oder das höhere Risiko, eine Nierenerkrankung zu entwickeln.
Einige neuere Studien aus anderen europäischen Ländern weisen jedoch darauf hin, dass die Lebenserwartungen von Betroffenen mit Diabetes Typ 1 in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist. Verbesserte Behandlungsmethoden, ein gut eingestellter Langzeitwert und die passende Therapie können den Verlauf von Diabetes Typ 1 also positiv beeinflussen.