Cluster-Kopfschmerzen: Ursachen und Symptome
Cluster-Kopfschmerzen sind im Vergleich zu anderen Kopfschmerzarten relativ selten: Weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist davon betroffen, wohingegen etwa zehn Prozent an Migräne leiden. Die Kopfschmerzen treten hauptsächlich bei jungen Männern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren auf. Insgesamt leiden Männer dreimal häufiger als Frauen an dieser Kopfschmerzart. Die Beschwerden werden durch Betroffene als besonders stark wahrgenommen und treten in der Regel anfallsartig auf. Zwar ist die genaue Ursache des Cluster-Kopfschmerzes bislang noch nicht geklärt, allerdings sind mittlerweile einige Auslösefaktoren bekannt. Welche das genau sind, welche Symptome bei Cluster-Kopfschmerzen auftreten und wie man die Kopfschmerzart behandelt, erfahren Sie hier.
Was sind Cluster-Kopfschmerzen?
Der Cluster-Kopfschmerz (früher auch Bing-Horton-Syndrom) ist eine schwerwiegende primäre Kopfschmerzerkrankung, das heißt, ihm liegt keine andere Krankheit als Auslöser zugrunde. Die Kopfschmerzart gehört zur Gruppe der Trigemino-autonomen Kopfschmerzerkrankungen. Das bedeutet, die Beschwerden treten im Bereich der Schläfe und Stirn auf, genauer im Bereich des Nervus trigeminus.
In ihrer Schmerzintensität können Cluster-Kopfschmerzen sogar Migräne-Anfälle übertreffen. Die Schmerzen machen sich meist attackenartig im Bereich der Augen bemerkbar. Ebenfalls typisch ist das periodische Auftreten: Akute Schmerzattacken, die über mehrere Wochen oder Monate andauern können (Cluster-Periode), wechseln sich mit kopfschmerzfreien Phasen (Remissionsphase) ab. Eine Remissionsphase dauert mindestens zwei Wochen, kann aber auch bis zu zwei Jahre andauern.
Cluster-Kopfschmerzen: Symptome
Cluster-Kopfschmerzen beginnen plötzlich und betreffen in der Regel nur eine Gesichtsseite. Sie treten meist um ein Auge herum auf, können aber auch in Richtung Nasenwurzel, Kiefer, Schläfe, Stirn und Nacken ausstrahlen. Der Schmerz wird von einigen Betroffenen als ein "glühend heißes Messer im Auge" beschrieben.
Die Dauer einer Schmerzattacke kann von einer Viertelstunde bis hin zu drei Stunden reichen. Die Häufigkeit der Attacken reicht von einer Attacke jeden zweiten Tag bis zu acht Attacken täglich. Cluster-Kopfschmerzen gehen häufig mit den folgenden Symptomen einher:
- Augentränen und Augenrötung
- Verengung der Pupille
- Lidschwellung und hängendes Augenlid
- Schwellung der Nasenschleimhaut
- verstärkter Fluss von Nasensekret
- Schwitzen im Bereich des Gesichts
- Schwindel und Übelkeit
- körperliche Unruhe und starker Bewegungsdrang
Die Kopfschmerzen treten erfahrungsgemäß immer zur gleichen Tageszeit auf: Am häufigsten machen sie sich ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen oder früh morgens bemerkbar. Darüber hinaus zeigen sich jahreszeitliche Häufungen von aktiven Cluster-Perioden im Frühling und im Herbst.
Episodischer und chronischer Verlauf
Cluster-Kopfschmerzen können in einer episodischen oder einer chronischen Form auftreten. Bei einem episodischen Verlauf dauern die Beschwerdeperioden mindestens eine Woche bis hin zu über einem Jahr an. Dazwischen liegen immer wieder symptomfreie Intervalle.
Demgegenüber liegen chronische Cluster-Kopfschmerzen vor, wenn die Kopfschmerzattacken ohne Besserung länger als ein Jahr andauern, keine beschwerdefreien Pausenzeiten vorkommen oder diese kürzer als zwei Wochen sind.
In der Regel treten Cluster-Kopfschmerzen episodisch auf, die chronische Form ist seltener.
Was ist die Ursache von Cluster-Kopfschmerzen?
Die genauen Ursachen des Cluster-Kopfschmerzes sind bislang noch nicht geklärt.
Aktuell vermuten Forschende, dass eine biologische Rhythmusstörung die Entstehung von Cluster-Kopfschmerzen verursachen könnte. Dabei spielt der Hypothalamus eine zentrale Rolle. Dieser bildet einen Teil des Zwischenhirns und reguliert neben Körpertemperatur, Kreislauf und Nahrungsaufnahme auch den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus. Für diese Vermutung spricht das an Tages- beziehungsweise Jahreszeiten gebundene Auftreten der Cluster-Attacken.
Bei chronischen Cluster-Kopfschmerzen könnten lokale Entzündungsprozesse und deren Auswirkungen auf die anliegenden Nervenfasern ein möglicher Auslöser der Kopfschmerzen sein.
Einige Studien zeigen, dass auch die Vererbung beim Vorkommen von Cluster-Kopfschmerzen eine Rolle spielen könnte: Bei Verwandten ersten Grades tritt der Kopfschmerz häufiger auf, wobei sich die Steigerung des Risikos je nach Studie stark unterscheidet – die Angaben reichen von einem fünfmal höheren Risiko bis zu einem 36-mal häufigerem Vorkommen innerhalb der Familie. Die genauen Vererbungsfaktoren sind zudem noch nicht bekannt.
Trigger von Cluster-Kopfschmerzen
Während der aktiven Cluster-Periode können bei manchen Personen bestimmte innere und äußere Reize, sogenannte Trigger, eine Cluster-Attacke auslösen. Bekannte Auslöser sind Alkohol, Histamin und Nitroglyzerin.
Beim Alkohol können paradoxerweise kleine Mengen eine Cluster-Attacken provozieren, während größere Mengen teilweise eine Attacke verhindern können. Die Substanz Histamin ist beispielsweise in Erdbeeren, Tomaten, Schokolade oder Rotwein enthalten. Nitroglyzerin, das in Medikamenten als Wirkstoff für die Ausdehnung von Blutgefäßen verwendet wird, kann ebenfalls Cluster-Attacken begünstigen.
Weitere möglicherweise provozierende Faktoren sind:
- Nikotin
- flackerndes Licht
- Lärm
- extreme Hitze
- Höhenveränderungen
Solche Auslösefaktoren können jedoch nur während der Cluster-Perioden Attacken triggern, während der Remissionsphasen sind sie wirkungslos.
Diagnostik der Kopfschmerzerkrankung
Der Cluster-Kopfschmerz ist eine Erkrankung, die allein auf Basis der Beschwerden diagnostiziert wird. Die Erhebung der Krankengeschichte und der auftretenden Symptome sind demnach das zentrale Mittel zur Diagnostik. Bildgebende Verfahren sind allenfalls dazu geeignet, andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) sind dabei geeignete Maßnahmen.
Bei allen wiederkehrenden Kopfschmerzen ist das Führen eines Kopfschmerztagebuchs sinnvoll. Dies erleichtert dem*der Arzt*Ärztin die Diagnostik, dient der Überwachung der Therapie und kann helfen, mögliche Auslöser ausfindig zu machen. Wichtig für die Diagnose können auch Fotos sein, die während einer Attacke von dem Gesicht der betroffenen Person aufgenommen wurden.
Der Nitroglyzerin-Provokationstest
Der Nitroglyzerin-Provokationstest stellt ein Verfahren dar, um die Diagnose eines Cluster-Kopfschmerzes abzusichern. Allerdings ist diese Methode ethisch umstritten und wird heutzutage kaum mehr praktiziert.
Bei dem Test wird während einer Cluster-Periode absichtlich eine Kopfschmerzattacke durch die Gabe von Nitroglyzerin herbeigeführt. Dies funktioniert jedoch nur, wenn innerhalb der letzten acht Stunden keine spontane Attacke aufgetreten ist, innerhalb der letzten 24 Stunden keine gefäßerweiternden Substanzen eingenommen wurden und keine medikamentöse Prophylaxe betrieben wird.
Cluster-Kopfschmerzen behandeln
Bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen sind herkömmliche Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac nicht wirksam. Auch alternative Therapien wie Entspannungstechniken, Akupunktur, oder Massagen zeigen keine Wirkung.
Grundsätzlich ist es das Wichtigste, während der Cluster-Periode Trigger (zum Beispiel Alkohol, Histamin und Nitroglyzerin) zu meiden. Bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen wird allgemein zwischen einer Therapie der akuten Einzelattacke und vorbeugenden Maßnahmen unterschieden.
Akuttherapie: Was hilft?
Bei einer Akuttherapie hat sich die Gabe von 100-prozentigem Sauerstoff als äußerst wirksam erwiesen. Dabei werden den Betroffenen über eine Hochkonzentrationsmaske 15 bis 20 Minuten lang acht bis 16 Liter Sauerstoff pro Minute zugeführt. Die Inhalation von reinem Sauerstoff beendet in etwa 60 bis 80 Prozent der Fälle innerhalb kurzer Zeit die Cluster-Kopfschmerzattacke und ist zudem nebenwirkungsfrei. Besonders effektiv ist die Anwendung zu Beginn einer Attacke. Bei schwerer COPD sollte die Sauerstofftherapie nicht angewendet werden.
Die Arzneistoffe Zolmitriptan und Sumatriptan werden ebenfalls zur Akutbehandlung von Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt. Sie gehören zur Gruppe der Triptane und greifen in den Stoffwechsel von Serotonin, einem zentralen Botenstoff bei der Schmerzverarbeitung, ein. Jedoch können bei der Einnahme von Sumatriptan und Zolmitriptan Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit oder Blutdruckanstieg auftreten. Sumatriptan wird als Injektion verabreicht, Zolmitriptan in Form von Nasenspray.
Des Weiteren hat sich die Behandlung mit Lidocain, einem Mittel zur örtlichen Betäubung, bewährt. Es kommt zum Einsatz, wenn Triptane nicht angewendet werden können. Die Substanz wird entweder in die Nasenöffnung der betroffenen Kopfschmerzseite gegeben oder in die Nähe einer Nervenbahn gespritzt, um eine Nervenblockade zu bewirken. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem ein niedriger Blutdruck, Übelkeit oder Empfindungsstörungen (Parästhesie).
Medikamentöse Prophylaxe bei Cluster-Kopfschmerzen
Für eine vorbeugende Therapie der Kopfschmerzerkrankung wird bei episodischen Cluster-Kopfschmerzen bevorzugt das Kortikosteroid Prednisolon eingesetzt. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem eine Schwächung der Immunabwehr, Gewichtszunahme und die Verstärkung einer bestehenden Osteoporose.
Alternativ können das Triptan Naratriptan sowie der Wirkstoff Ergotamin aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide angewendet werden. Ersteres kann Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und ein Engegefühl in der Brust auslösen, letzteres unter anderem Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen.
Verapamil aus der Gruppe der Kalziumantagonisten wird zur Prophylaxe chronischer Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen sind auch hier Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Schwindel und Flush, also Rötungen und Hitzegefühl im Gesicht.
Auch Lithium ist für die Behandlung von chronischen Cluster-Kopfschmerzen geeignet. Allerdings gehen mit der Einnahme gelegentlich Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Konzentrationsschwäche oder erhöhter Harndrang einher.
Bei der medikamentösen Therapie ist insgesamt darauf zu achten, dass sich die zur Akuttherapie und Prophylaxe eingesetzten Medikamente miteinander vertragen und kombinieren lassen.
Heilen lässt sich der Cluster-Kopfschmerz bislang zwar nicht, dennoch kann durch das Vermeiden von Auslösefaktoren und durch eine gezielte Therapie die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden.
Hausmittel bei Cluster-Kopfschmerzen
Klassische Hausmittel zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen gibt es leider nicht. Generell kann aber ein Vermeiden möglicher Trigger-Faktoren dazu beitragen, die Kopfschmerzattacken möglichst zu vermeiden.
Ausreichend Bewegung, im Idealfall an der frischen Luft, sowie die gute Belüftung von geschlossenen Räumen erhöhen die Sauerstoffzufuhr im Körper, was sich als hilfreich erweisen kann.