Morbus Crohn
Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Erkrankung. Diese wurde nach ihrem Entdecker (Burrill Bernard Crohn) benannt. Morbus Crohn kann im gesamten Verdauungstrakt (vom Mund bis zum After) an mehreren Stellen gleichzeitig (diskontinuierlich) auftreten, bevorzugt jedoch im Endbereich des Dünndarms (= terminales ileum, deshalb Ileitis terminalis) und Anfangsbereich des Dickdarms. Die Entzündung betrifft alle Wandschichten des Darmes (nicht nur die Schleimhaut wie bei der Colitis ulcerosa).
Morbus Crohn: Ursachen und Auslöser
Trotz intensiver Forschung konnte bis heute noch keine eindeutige Ursache für Morbus Crohn ausfindig gemacht werden. Die deutliche Häufung von Fällen mit Morbus Crohn in den letzten Jahren könnte mit den stark verbesserten hygienischen Bedingungen einhergehen. Man nimmt an, dass mangels Immunstimulation durch Darmparasiten (Würmer) das Immunsystem nicht lernt, eigen von fremd zu unterscheiden. Dies hat zur Folge, dass das Immunsystem eigene Strukturen (zum Beispiel Darmzellen) angreift, was zu einer chronischen Entzündung führt.
Ob man mit dieser Vermutung richtig liegt, wird sich zeigen. Familiäre Häufung weist darauf hin, dass auch genetische Faktoren bei Morbus Crohn eine gewisse Rolle spielen. Bestimmte Krankheitserreger (Bakterien und Viren) haben möglicherweise eine Bedeutung bei der Auslösung des Autoimmunmechanismus. Der Einfluss von psychischen oder physischen Belastungssituationen auf die Entstehung von Morbus Crohn scheint offensichtlich.
Auch Rauchen scheint ein Risikofaktor zu sein, der die Entstehung von Morbus Crohn begünstigt und dessen Verlauf zudem negativ beeinflusst.
Was hinter Morbus Crohn steckt
Morbus Crohn: Symptome und Anzeichen
Obwohl der gesamte Verdauungstrakt von Morbus Crohn betroffen sein kann, ist in der Mehrzahl der Fälle Dünndarm und Dickdarm betroffen. Die Entzündung aller Wandschichten führt zu einer Verdickung mit Einengung des Darmdurchmessers. Als Anzeichen bei Morbus Crohn treten auch Geschwüre und Fissuren in den Darmschichten auf.
Insbesondere während eines Schubes leiden die Patienten häufig an Symptomen wie Bauchschmerzen und Fieber, häufig verbunden mit allgemeiner Abgeschlagenheit.
Auch wenn Morbus Crohn ohne Durchfall vorkommen kann, ist dieser in der Regel ein häufiger Begleiter der Erkrankung. Oftmals kommt es zu wässrigem Durchfall. Blut im Stuhl kommt jedoch sehr selten vor. Schmerzcharakteristik und -lokalisation (meist rechter Unterbauch) können einer Blinddarmentzündung sehr ähnlich sein, weshalb eine gründliche Abklärung von einem Arzt besonders wichtig ist.
Morbus Crohn: Diagnose
Neben den klinischen Hinweisen (der erfahrene Arzt achtet auf Analfisteln, die häufig als erstes Symptom auftreten) haben apparative Untersuchungsmethoden eine große Bedeutung bei der Diagnose von Morbus Crohn:
- Mit der Darmspiegelung sind die typischen Veränderungen sichtbar und können lokalisiert werden.
- Durch die gleichzeitige Entnahme einer Gewebeprobe kann der Morbus Crohn-Befund unter dem Mikroskop gesichert werden.
- Um eine Gesamtübersicht über den Verdauungstrakt zu erlangen, wird nach Kontrastmittel-Einlauf ein Röntgenbild angefertigt. Dadurch können die einzelnen Krankheitsherde besser erkannt werden.
- Auch mittels Ultraschall werden die verdickten Darmwände sichtbar gemacht.
- Im akuten Schub zeigen die Blut-Laborwerte die typischen Entzündungszeichen (viele weiße und wenige rote Blutkörperchen, hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit).
- Um eine bakterielle Ursache der Infektion ausschließen zu können, muss der Stuhl untersucht werden. Ist der Wert des Proteions Calprotectin im Stuhl erhöht, liegt eine Entzündung im Darm vor.
Die Unterscheidung von anderen chronischen Darmerkrankungen, wie Colitis ulcerosa und Divertikulitis oder einer Blinddarmentzündung, gelingt meistens durch eine gründliche Anamnese und Untersuchung des Patienten. Aber auch der Calprotectin-Wert liefert einen wichtigen Hinweis, da dieser beim Reizdarmsyndrom nicht erhöht ist.
Durchblutungsstörungen des Darmes können zudem vor allem bei älteren Patienten eine entzündliche Veränderung hervorrufen. Nach einer Tumorbestrahlung im Bauchraum erscheinen die Darmschlingen auch häufig verdickt und entzündet.
Morbus Crohn: Lebenserwartung und Verlauf
Der Morbus Crohn verläuft schubweise. Zeiten hoher Aktivität sind gefolgt von Pausen, in denen die Erkrankung weniger symptomatisch ist. So beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Wiederaufflammens nach einer Ruhephase von einem Jahr 30 Prozent, nach zwei Jahren Ruhe bereits 40 Prozent. In der Klinik wird die Aktivität mit Hilfe eines Aktivitätsindex ermittelt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Morbus Crohn Patienten liegt bei optimaler Therapie nicht unter derjenigen von Gesunden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Morbus Crohn komplett verschwindet, ist leider ziemlich gering. Das regelmäßige Wiederauftreten von Krankheitsschüben bring oft Komplikationen mit sich und macht einen operativen Eingriff häufig unumgänglich. Eine Heilung ist dadurch allerdings nicht möglich (im Gegensatz zur Colitis ulcerosa).
Komplikationen bei Morbus Crohn
Da diese Autoimmunerkrankung den gesamten Körper betrifft, finden sich Zeichen davon:
- an der Haut (Rötungen, Geschwüre)
- an den Gelenken (Arthritis, Wirbelsäulenentzündung)
- am Auge (Entzündung im Inneren des Auges)
- an der Leber (Entzündung der Gallengefäße)
Die gestörte Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen durch den Darm sowie der häufige Durchfall können zu Gewichtsverlust und Nährstoffmangel führen. Besteht ein Kalziummangel, steigt das Osteoporose-Risiko. Bei Kindern kann es zudem zu einer Wachstumsretardierung kommen.
Bei fortgeschrittener Krankheit besteht die Gefahr, dass sich Verengungen (Stenosen) im Darm bilden, was bis zum völligen Darmverschluss führen kann. Perforationen des Darmes sind im Rahmen von Morbus Crohn seltener. Besonders unangenehm und schmerzhaft sind Fisteln, die vor allem im Bereich des Anus anzutreffen sind. Sie stellen eine Verbindung zwischen Dickdarm und Darmausgang (Umgebung des Schließmuskels) her. Kommt es zu einem Verschluss der Fistel, kann sich ein Abszess bilden.
Nach Jahren der Erkrankung kann Dickdarmkrebs entstehen. Allerdings ist diese Gefahr bei Morbus Crohn geringer als bei Colitis ulcerosa.
Morbus Crohn: Behandlung und Therapie
Die Morbus Crohn Therapie besteht zum einen in der Einhaltung einer speziellen Diät. Ist der Dickdarm befallen, werden Aminosalicylate in Verbindung mit Kortison eingesetzt. Bei Dünndarmbefall wirkt Kortison im akuten Schub. Die Dosierung wird dabei je nach Stärke des Schubs angepasst. Zusätzlich werden in schweren Fällen von Morbus Crohn auch Antibiotika und Immunsuppressiva (Medikamente, welche das Immunsystem unterdrücken) verabreicht. Auch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel können zum Einsatz kommen, um einen Nährstoffmangel auszugleichen.
Aufgrund der relativ häufig vorkommenden Komplikationen (Perforation, Darmverschluss, Fisteln) muss nicht selten chirurgisch behandelt werden. Da eine Heilung von Morbus Crohn nicht möglich ist, wird schonend operiert mit Entfernung lediglich kurzer Darmabschnitte und anschließender Verbindung der Darmenden. Zudem kann es notwendig sein, Fisteln zu verschließen oder Abszesse zu entfernen. Auch kann es durch die chronische Entzündung zur Bildung von Engstellen im Darm kommen. Dann muss der behandelnde Gastroenterologe die Verengung mithilfe eines Ballons weiten.
Um die negative Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch Stress abzumildern und Betroffene besser an ein Leben mit der Krankheit heranzuführen, kann außerdem psychologische Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Angepasste Ernährung bei Morbus Crohn und gute medizinische (auch psychologische) Betreuung können den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, ein Verhindern der Erkrankung ist damit allerdings nicht möglich. Immunmodulierende Maßnahmen (mit Darmparasiten) befinden sich noch in der Testphase, könnten jedoch eine Schlüsselrolle beim Eingreifen in den Entstehungsmechanismus von Morbus Crohn spielen.