Hashimoto-Thyreoiditis: Symptome, Ernährung und Behandlung
Die Schilddrüsenunterfunktion ist in Deutschland sehr weit verbreitet. Etwa jede fünfte Person ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Die häufigste Ursache dahinter ist eine Hashimoto-Thyreoiditis. Bei dieser Autoimmunerkrankung zerstört das eigene Immunsystem nach und nach die Schilddrüse. Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind dabei ständige Müdigkeit, Gewichtszunahme oder eine kühle und trockene Haut. Erfahren Sie hier mehr über die Hintergründe der Hashimoto-Thyreoiditis, wie man sie diagnostiziert und behandelt und welche Rolle die Ernährung spielen kann.
Was ist eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine häufige Autoimmunkrankheit der Schilddrüse. Durch ein überaktives Immunsystem kommt es dabei zur Schilddrüsenentzündung und im Verlauf der Erkrankung schließlich zur Zerstörung der Schilddrüse durch körpereigene Antikörper.
Die Krankheit wurde nach ihrem Entdecker, dem japanischen Arzt Dr. Hakaru Hashimoto benannt. Er veröffentlichte 1912 seine Forschungsergebnisse, bei denen er beschrieb, wie Immunzellen (Lymphozyten) in der Schilddrüse zu einer Entzündung führten. Er nannte diese Krankheit "Struma lymphomatosa".
Heutzutage wird der Name ihres Entdeckers Hashimoto zur Bezeichnung der Schilddrüsenerkrankung verwendet, wobei der Zusatz Thyreoiditis nichts anderes meint als eine Entzündung der Schilddrüse. Weitere Synonyme, wie Autoimmunthyreoiditis oder Morbus Hashimoto existieren, werden jedoch selten benutzt.
Abgrenzung von anderen Erkrankungen
Abzugrenzen ist die Schilddrüsenerkrankung von der Hashimoto-Enzephalopathie. Dies ist ein sehr seltenes Syndrom, bei dem es durch unbekannte Mechanismen zu gravierenden Schäden im Gehirn kommen kann. Im Extremfall dieser Erkrankung fallen Betroffene in ein Koma.
Eine andere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist der Morbus Basedow. Während bei der Hashimoto-Thyreoiditis die Schilddrüse durch Antikörper auf lange Zeit gesehen zerstört wird, kommt es beim Morbus Basedow durch Antikörper zu einer dauerhaften Aktivierung der Schilddrüse mit einhergehender Überfunktion.
Die richtige Ernährung bei Hashimoto
Was sind die Ursachen für eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Auch mehr als 100 Jahre nach der Entdeckung ist die genaue Ursache hinter der Hashimoto-Thyreoiditis noch nicht vollständig geklärt. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass eine Mischung aus genetischen Einflüssen und Umweltfaktoren die Krankheit auslöst. So hat man nachgewiesen, dass in Familien gehäuft Autoimmunthyreoiditiden auftreten.
Auch scheint es eine Häufung in der westlichen/europäischen Bevölkerung zu geben. Frauen sind ebenfalls deutlich öfter betroffen als Männer. Üblicherweise tritt die Krankheit erstmals im mittleren Erwachsenenalter auf, Betroffene sind dabei oft zwischen 30 und 50 Jahre alt.
Umweltfaktoren, die eine Hashimoto-Thyreoiditis bei entsprechender Vorbelastung auslösen können, sind vermehrter Stress, eine Infektion mit einer Viruserkrankung (insbesondere Hepatitis C ist hier ein Risikofaktor) oder ein Selenmangel.
Welche Symptome hat man bei der Hashimoto-Thyreoiditis?
Die Schilddrüse ist zwar nur ein sehr kleines Organ, sie hat aber enorm viele Aufgaben. Häufig wird die Schilddrüse auch als "Dirigentin des Stoffwechsels" bezeichnet, denn durch die Schilddrüsenhormone wird unser Stoffwechsel gesteuert. Somit nimmt dieses kleine Organ Einfluss auf unseren gesamten Körper.
Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sich durch sehr unterschiedliche Symptome äußern. In den meisten Fällen fängt sie asymptomatisch, also ohne Beschwerden, an. Einige Betroffene bemerken bei sich unspezifische Symptome, wie Müdigkeit oder dass sich über die Zeit ein dicker Bauch geformt hat.
Bei manchen Menschen kommt es kurzzeitig zu Symptomen einer Hyperthyreose, also einer Überfunktion der Schilddrüse. Diese kurzzeitige Schilddrüsenüberfunktion hat zur Ursache, dass durch die Zerstörung der anfangs gesunden Schilddrüsenzellen zu viele Schilddrüsenhormone auf einmal freigesetzt werden. Schließlich treten im Verlauf der Erkrankung zunehmend die typischen Beschwerden einer Hypothyreose, also einer Schilddrüsenunterfunktion, auf. Grund dafür ist, dass die Schilddrüse durch das körpereigene Immunsystem bekämpft wird und in der Folge immer mehr verkümmert, sodass sie ihrer Funktion nicht mehr ausreichend nachkommen kann.
Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion
Manche Menschen erleben zu Beginn der Erkrankung Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, die meist nur kurzzeitig und schubweise auftreten. Diese Phase wird manchmal auch als Hashitoxikose beschrieben und kann sich wie folgt zeigen:
- Nervosität und Unruhe
- Schlaflosigkeit
- Heißhunger, dennoch Gewichtsverlust
- Durchfall
- übermäßiges Schwitzen
- verstärktes Herzklopfen
Symptome einer Unterfunktion
Das typische Bild einer Hashimoto-Thyreoiditis ist die Schilddrüsenunterfunktion. Auch hier sind die Symptome extrem vielfältig und variieren von Person zu Person. Einige dieser Symptome können sein:
- ständige Müdigkeit
- Gewichtszunahme
- körperliche Erschöpfung
- Konzentrationsschwäche
- depressive Verstimmung und Persönlichkeitsveränderung
- Verstopfung (Obstipation)
- trockene Haut und Haare
- leichtes Frieren
- Blähbauch
Hashimoto-Thyreoiditis: Wie äußert sich die Krankheit außerdem?
Die Schilddrüsenhormone können sich auf fast alle Organe in unserem Körper auswirken. Beispielsweise können Betroffene Symptome an den Augen entwickeln. Trockene, gerötete und leicht gereizte Augen kommen am häufigsten vor.
Da die Hashimoto-Thyreoiditis eine Autoimmunerkrankung ist, erklärt man sich einige der Symptome mit der gestörten Funktion des Immunsystems. Das Immunsystem ist bei Betroffenen "hyperaktiv" und greift auch körpereigene Strukturen an. Dadurch können neurologische Symptome, wie Kribbeln oder Muskelschmerzen, entstehen. Einige beschreiben dies in schlimmen Fällen als "Schmerzen überall".
Zusätzlich wird geschätzt, dass Patient*innen mit einer Autoimmunerkrankung ein höheres Risiko aufweisen, eine zweite Autoimmunerkrankung zu entwickeln. So können ständiger Durst und ein Unterzuckerungsgefühl ein Hinweis auf Diabetes Typ 1 sein. Auch Zöliakie gehört zu den häufig gleichzeitig auftretenden Erkrankungen.
Frauen sind deutlich häufiger von der Hashimoto-Thyreoiditis betroffen. Die Symptome bei Frauen unterscheiden sich meist nicht von denen bei Männern. Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sich aber auf den Hormonhaushalt und den Menstruationszyklus auswirken. Bei Männern ist ebenfalls eine Beeinflussung des Hormonhaushaltes möglich.
Wie diagnostiziert man eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Spezialisiert auf die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis sind die Fachleute aus dem Bereich der Endokrinologie. Die Hashimoto-Thyreoiditis wird über verschiedene Blutwerte diagnostiziert. In den meisten Fällen führt ein erhöhter TSH-Wert zur Verdachtsdiagnose. TSH steht für Thyroidea-stimulierendes Hormon. Dieses wird in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildet und gelangt über das Blut zur Schilddrüse. Dort regt es die Produktion der Schilddrüsenhormone an.
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis werden die Schilddrüsenzellen nach und nach zerstört, sodass weniger Schilddrüsenhormone (fT3 und fT4) produziert werden. Um diesen Mangel auszugleichen, produziert der Körper mehr TSH.
Ein erhöhter TSH-Wert allein reicht allerdings noch nicht für die Diagnose aus. Für den Nachweis benötigt man die Antikörper, welche die Schilddrüse angreifen. Es werden in der Regel folgende zwei bestimmt:
- Schilddrüsenperoxidase-Antikörper (TPO-AK)
- Thyreoglobulin-Antikörper (Tg-AK)
Es reicht, wenn einer der Tests auf diese Antikörper positiv ist, um die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis zu stellen. Zusätzlich kann man im Ultraschall der Schilddrüse nach typischen Anzeichen der Hashimoto-Thyreoiditis suchen. Meist ist die Schilddrüse dann verkleinert (atrophe Form), in seltenen Fällen kann sich jedoch auch eine Vergrößerung (Struma) zeigen – dies wird als hypertrophe Form bezeichnet.
Wie behandelt man eine Hashimoto-Thyreoiditis?
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Erkrankung. Sie verläuft häufig in Schüben und in verschiedenen Stadien. Gerade zu Beginn der Erkrankung ist oft noch genug gesundes Schilddrüsengewebe vorhanden, sodass Ärzte*Ärztinnen zunächst ohne Behandlung abwarten und alle sechs Monate den TSH-Wert kontrollieren.
Kann der Körper irgendwann nicht mehr genug Schilddrüsenhormone produzieren, oder sind die Symptome der Unterfunktion zu stark, kann man dies durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) in Form von Tabletten behandeln. Diese werden morgens, eine halbe Stunde vor dem Essen auf nüchternem Magen, mit ein wenig Wasser eingenommen. Die genaue Dosierung der Medikamente erfolgt in Absprache mit den Spezialist*innen der Endokrinologie. Die Dosis wird nach und nach gesteigert und muss gegebenenfalls – nach regelmäßiger Überprüfung der Schilddrüsenwerte – immer wieder angepasst werden.
Zusätzlich empfiehlt es sich, die Schilddrüse regelmäßig mittels Ultraschall zu überprüfen, da Hashimoto-Patient*innen ein erhöhtes Risiko haben, Schilddrüsentumore zu entwickeln.
Welche Rolle spielt die Ernährung bei der Hashimoto-Thyreoiditis?
Die richtige Ernährung kann sowohl im Alltag als auch bei der Therapie der Autoimmunthyreoiditis eine Rolle spielen. Zunächst einmal ist durch die Unterfunktion der Schilddrüse das Abnehmen erschwert. Hier kann eine vollwertige, pflanzenbasierte Diät helfen, überschüssige Kilos loszuwerden. Im Zweifelsfall können Ernährungsberater*innen einen spezifischen Ernährungsplan erstellen.
Darüber hinaus gab es in den letzten Jahren einige neue Studien, die auf mögliche Einflüsse der Ernährung bei der Behandlung von Hashimoto hindeuten. In diesen Studien wurde das Hauptaugenmerk auf drei Stoffe gelegt.
Selen
Selen ist ein Spurenelement, welches in Europas Böden eher wenig vorkommt. Natürliche Quellen sind vor allem Paranüsse. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass die tägliche Einnahme von 200 µg (µg = Mikrogramm) Selen zu weniger stark ausgeprägten Symptomen führte. Allerdings galt das nur für Menschen, die zuvor ein Selendefizit hatten und es gibt Hinweise, dass eine dauerhafte Substitution mit Selen eher schädlich für den Körper ist. Daher sollten Nahrungsergänzungsmittel mit Selen nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden.
Jod
Jod finden wir hauptsächlich als Zusatz im Kochsalz, aber auch in Fisch, Meeresfrüchten oder Algen. Unsere Schilddrüse benötigt Jod zur Herstellung der Schilddrüsenhormone. Hier deuten die Studien darauf hin, dass eine übermäßige Jodzufuhr eher von Nachteil bei einer Hashimoto-Thyreoiditis ist. Allerdings sollte man auch nicht komplett auf Jod verzichten, da ansonsten keine Schilddrüsenhormone gebildet werden können.
Vitamin D
Neben Jod und Selen ist die Wirkung von Vitamin D am besten bei einer Hashimoto-Thyreoiditis untersucht. Hier gibt es Ergebnisse, dass eine Supplementierung von Vitamin D von Vorteil sein kann, insbesondere in den dunklen Jahreszeiten. Wahrscheinlich beruht die positive Wirkung darauf, dass Vitamin D essentiell für ein funktionierendes Immunsystem ist.
Wirkt sich eine Hashimoto-Thyreoiditis auf die Lebenserwartung aus?
Hashimoto ist zwar nicht heilbar, aber durch den Ersatz der Hormone sehr gut behandelbar, sodass die meisten ihr Leben lang keine Symptome haben. Dementsprechend haben Betroffene eine normale Lebenserwartung.